Bedingungsloses Grundarmbleiben

Man kommt natürlich in Zeiten wie diesen, mit ihrer Angst und Verarmung breiter Schichten, nicht umhin, ab und an auch über das bedingungslose Grundeinkommen zu reden, das jedem Menschen erst mal die Existenz sichert. Und ich kenne nette Menschen, die mir dann versichern, es würde sie und viele andere dazu bringen, ganz tolle Sachen zu machen. Kreativ, frei, weil sie wollen und nicht müssen. Bei meinen Freunden klingt das gar nicht so schlecht, obwohl ich bezweifle, dass es dadurch mehr Altenpfleger gäbe. Oder weniger Hundekot auf der Strasse. Generell mag ich so ein Menschenbild, selbst wenn mir meine Erfahrung sagt, dass viele dieses Grundeinkommen schnurstracks zum Alkohol tragen würden, und kein Prügler deshalb zum netten Menschen wird. Aber einem gewissen Teil der Bevölkerung könnte es helfen, Die Frage müsste also eher lauten: Was kostet uns der Spass und wieviel echter Nutzen kommt dabei wirklich rum. Viel, sagen meine Freunde und denken an gleich denkende Bekannte. Ab und an kommt die Sonne durch und malt die Wand gelb, so nett sollte es in etwas mit dem BGE auch zugehen.



Das alles ist mir noch im Ohr, meine entsprechend eingestellten Bekannten sind weg, und ich klicke moch durch Twitterstreams und Blogs zu Streetview. Soweit ich sehe, sind jene, die gegen "Spiesser" pöbeln, die ihren Häusern eine "Burka" verpassen (den gepflegten Rassismus in dieser Aussage lassen wir mal beiseite), durchaus bereit, kreativ zu werden, zugunsten der Gesellschaft: Ihrer Vorstellung von Gesellschaft, genau genommen. Sie wollen Häuser anderer Leute zwangsweise in die Datenbank eines amerikanischen Konzerns überspielen, damit sie im Internet mehr schauen können, und sie wollen über ein Webangebot Leute und Hausbwohner denunzieren, die anders denken - dort kann man die entsprechenden Häuser melden. Dass die Sammlung durch die Tätigkeit anderer Leute nicht allzu effektiv sein dürfte, steht auf einem anderen Blatt. Sehr, sehr oft finde ich auch, dass diese Leute ein BGE sehr befürworten.

Und das ist es, was mich so zweifeln lässt, an dieser Idee: Ich glaube, dass das BGE für viele einfach deshalb so attraktiv ist, weil es ein ideologisch neues Modell für den alten, aber in dieser Gesellschaft schlecht durchzusetzenden Wunsch ist, vorne dran zu sein anstelle der anderen, von denen zu kassieren und dann das zu tun, was man selbst für richtig hält. Mich, es tut mir leid, wenn ich das so sage, erinnert das an abgefuckte Punks vor dem Supermarkt, die Leute aggressiv um Geld angehen, sie hintenrum als Idioten auslachen und dann ihre Köter beim Geschlechtsverkehr bejohlen. Die einen geben, die anderen haben ihren Spass und können genau so weitermachen. Ich will hier keinesfalls in eine "geht arbeiten und rasiert Euch"-Schiene geraten, aber wer vom anderen etwas möchte, um sein Ding machen zu können, sollte den anderen nicht im gleichen Moment verachten, schlecht machen und denunzieren, nur weil der anders ist, denkt und handelt.



Ich hatte Zeit zum Nachlesen, suchen, zwischendrin zum radeln, ich hatte Zeit am See und will gar nicht alle über einen Kamm scheren: Wolfgang Blau von der Zeit, der lobend das Denunziationsangebot von Jens Best als "Crowdsourcing" verlinkt, braucht sicher weniger BGE, als ein Michael Seemann, der flennte, weil ihn die FAZ nicht mehr für Urheberrechtsverletzungen bezahlte. Ich glaube, es gibt bei der ganzen Geschichte sehr unterschiedliche Motivationen, psychische Defizite oder renitentes Verhalten, Blau kotzt vermutlich immer noch ab, weil er nach der Jeff-Jarvis-Geschichte bei Zeit Online trotz Hilfshetze seiner Mitarbeiter in den Kommentaren nicht auf die volle Zustimmung bei Lesern und Redaktion gestossen ist, und die lautesten Schreier der Bewegung hoffen wohl noch immer, dass er ihnen die Tür und den Geldbeutel öffnet. Bei anderen ist es Lust an der Randale und das Gefühl, es den anderen endlich mal zeigen zu können, bevor sie am nächsten ersten wieder die Miete überweisen müssen. Sie alle aber machen das, was sie für richtig und gut für ihre Gesellschaft halten, es ist über weite Strecken ein ekliges, egomanes und geiferndes Dreckspack, das sich in den Gassen des Internetdorfes breit macht und es zum Glück nie zu mir an den See schaffen wird, und wenn sie was wollen: Ich gebe gern, aufs schmutzige Maul können sie vieles haben, auf Wunsch gern die Faust oder Villons schweren Eisenhammer -

aber von mir aus auch ein Danke: Dafür, dass sie zeigen, wie es dauerhaft wäre, wenn man ihnen mit einem BGE die Möglichkeit geben würde, etwas nach ihrer Neigung und für das zu tun, was sie für richtig halten, egal was andere denken. Nicht für die Gemeinschaft, sondern für das, was sie als ihre wünschenswerte Gemeinschaft erachten, die andere gerne auch überrollen darf. Lieber verliere ich eine Menge Geld an sauertöpfische Bürokraten, bevor ich solchen Leuten Transferleistungen zur eigenen Belustigung und Weltgestaltung überlasse.

Montag, 22. November 2010, 00:34, von donalphons | |comment

 
Grund- und anderes Einkommen
Welche Kasper nun dafür und dagegen sind, ist mir eigentlich relativ egal. Ebenso wie es mir egal ist, ob ein Seemann von Harz4 lebt oder von BGE. Schlimmer wäre, wenn Schwätzer von Buchverkäufen leben könnten.

Aber dass eine ausgebildete Krankenpflegerin in Zukunft wohl noch ca. 1 Euro als Stundenlohn erhalten wird und dann noch froh sein kann - "wieso, sie haben doch Ihr Grundeinkommen?" - das kotzt mich allerdings an.

Wie Arbeitgeber das meistens tun, wenn sie ihre Gewinne für sich maximieren und Ausgaben am liebsten komplett sozialisieren möchten.

Ansonsten - huch, erster?!?

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Weil die Krankenpflegerin nicht mehr durch die Drohung mit Hartz4 dazu gezwungen werden könnte, zu jedem Preis zu arbeiten, würde das beschriebene Szenario eben nicht eintreten.
Die Berufe, bei denen nicht die berühmten 100 Anderen draussen stehen, die es für die Hälfte machen würden, würden in einem BGE-System die besser bezahlten werden.

Das Problem, das Du mit der Krankenpflegerin beschreibst, sehe ich eher bei vielen Medienberufen. Aber Krankenpfleger sind auch wichtiger als beispielsweise Radioansager.

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Arbeitgeber, die Lohnkosten auf die Gesellschaft abwälzen, gibt es jetzt schon zur Genüge - siehe Minijobs und Zuzahler und dergleichen Stichworte. Meines Wissens läuft es da gerade in der Pflegebranche am prekärsten. Wieso sich daran etwas ändern sollte, wenn das Grundeinkommen da wäre, ist mir schleierhaft. Nur weil es höher wäre, und keiner mehr arbeiten müsste? Das BGE wird immer gerade für das notwendigste reichen, und wer etwas mehr will, wird eben doch arbeiten müssen.

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Ich kann leider auch nicht mehr machen, als dir als zu erklären, dass jemand, für dessen Lebensunterhalt - und sei es auch auf sehr niedrigem Niveau - garantiert gesorgt ist, nicht mehr gezwungen werden kann, unter prekären Bedingungen zu arbeiten und dieser Umstand den Arbeitgeber unter Druck setzt, einen so hohen Lohn zu bezahlen, dass er überhaupt Personal findet - sonst bleibt die Arbeit halt liegen.

Auf welche Weise dieser Umstand ein Abwälzen von Lohnkosten auf die Gesellschaft sein soll, müsstest Du allerdings noch erläutern.

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Ist eigentlich bekannt, ob IM Best über ein eigenes Einkommen verfügt?

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Bei Xing

Jens Best Premium Member Group moderator
Leiter Büro Berlin
work

(The company name is only visible to registered members)
10119 Berlin, Germany

Tztz, so privacy-bedürftig?

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"Leiter Büro Berlin"

Also eher nein.

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Jens Best
Der IT-Berater arbeitet als Senior Strategy Consultant, Redner und Autor in den Bereichen Digitaler Wandel, Social Media und eCommerce. Best berät Unternehmen, Institutionen und zivilgesellschaftliche Gruppen beim Einsatz des Internets im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kontext.

Definitiv eher nein

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xingLinkId ...
ich mag mich irren, aber bei derlei Marktanpreisungen muß man doch immer Mitglied sein, um den Arbeitgeber zu erfahren.

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Wie wäre es denn nun, wenn man dessen Profil bei Xing und Linkedin mal "befreien" sprich entpixeln würde?

Der Mann will unsere Häuser veröffentlichen und wir sollen noch nicht mal wissen, wo er arbeitet?

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Ich habe mal meinen alten Fake-Account bei Xing reaktiviert.

"01/2009 - heute
(1 Jahr, 11 Monate)
Leiter Büro Berlin (Freiberufler)
.
Branche: Internet
Social Media Strategie, Development & Implementierung, Guerilla Marketing
01/2009 - heute
(1 Jahr, 11 Monate)
Social Media Analyse & Implementierung (Inhaber)
the venture culturalist
Branche: Unternehmensberatung
1999 - heute

CCO (Inhaber)
Liquid Movies - Crossmedia Entertainment
Branche: Medienproduktion
bis heute
Autor, Social Media Strategist and Entrepreneur (Freiberufler)
selbständig
Branche: Verlagswesen"

Ich bleibe bei eher nein.

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"Der IT-Berater arbeitet als Senior Strategy Consultant, Redner und Autor in den Bereichen Digitaler Wandel, Social Media und eCommerce. Best berät Unternehmen, Institutionen und zivilgesellschaftliche Gruppen beim Einsatz des Internets im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kontext. "
Wenn ich das ins Deutsche übersetze: "Er macht Reklame", ...hab ich dann Unrecht?

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nichts als heiße Luft...
Ein Gschaftlhuber ohne was dahinter.

Heute hat doch schon jeder kleine Bahnhofskiosk eine eigene website mit allen notwendigen und überflüssigen Angaben.
Und der hier will IT Berater sein und hat nur ein billiges xing Profil mit nichtssagenden Anglizismen.
beati pauperi spiritu!

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Nett ist noch (auch aus seinem Xing-Profil):

"Status: Unternehmer"

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Schön zu sehen, wie Seeman und Best die Diskussion fördern:

http: //www.derwesten.de/staedte/essen/Google-Fans-werfen-Eier-auf-Haeuser-id3967614.html

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Die Kommentare sind aufschlussreich:

Richtig so! Denn bei den meisten "milchglasscheiben" bzw. deren Antragssteller handelt es sich um irgendetwas zu verbergen habende eingebildete Bonzen... Wärend andere leute Hunger leiden ruhen sich unsere Ausbeuter (nicht alle) aus und haben natürlich dann auch die Zeit für die Antragsstellung auf Unkenntlichmachung.

Jetzt wissen wir zumindest wo diese Schweine zu finden sind.
#10 von Markus Theren , am 21.11.2010 um 19:49

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Ein Grund mehr, sein Haus zu verpixeln:

"Immobilienmakler sauer über verpixelte Häuser"

www.welt.de/finanzen/immobilien/article11104841/Immobilienmakler-sauer-ueber-verpixelte-Haeuser.html

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Ich erinnere mich an den Beitrag in den Stützen oder hier beim Rebellmarkt zu diesem Buchschränkchen, der mir außerordentlich gut gefallen hat und seit dem ich nach etwas ähnlichem die Augen offen halten (auch wenn ich mir es wahrscheinlich nicht leisten könnte).

Kommentar meiner Mutter zu Streetview: "Ich habe da jetzt so einen Antrag losgeschickt, dass die hier keine Fotos machen dürfen. Nachher bepflanzen wir gerade den Balkon neu, und wie würde das denn dann aussehen?!"

PS: Seit wann ist Plakatekleber eigentlich ein Beruf?

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"Meedia" wird auch immer besser:

Ein Mann sitzt an einem heißen Tag mit nacktem Oberkörper und, deutlich erkennbar, mit Khaki-Shorts in seinem Kofferaum, offenkundig um an den schwer zugänglichen Rückleuchten seines Cabrios zu hantieren, und dann erscheint sein Bild mit Adressangabe (unter dem Link) als Meedia-Topstory ("Rätsel um den Nackten im Kofferaum").

meedia.de/nc/details-topstory/article/street-view--rtsel-um-nackten-in-kofferraum_100031635.html

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Offensichtlich reicht ihnen xhamster oder youporn etc. nicht mehr. Sie wollen m e h r sehen.

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Jemand den ich kenne (und der arbeitet, also Geld verdient) war Sylvester auf einer Party wo alle Anderen, also mehrere Personen zwischen 30 und 40 Jahren, Hartz4 in Anspruch nehmen und lustige schwarze Einkommen nebenbei haben. Also: Wohnung, Krankenkasse und Nahrungsmittel sind bezahlt, für den Rest hat man seine kleinen Tätigkeiten. Superpraktisch sowas und hat für mich was von Grundeinkommen, natürlich auf Kosten der Anderen. Und wenn der Ackermann die Regierungen in die Kniee zwingt um für Irland zu bezahlen geht mir das Messer in der Tasche wieder zu, das ist nämlich noch viel teurer und unsozialer als der Sozialhilfebetrüger an sich.

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Ohne Schattenwirtschaft an der Steuer vorbei, kreatives Nutzen von Transferleistungen sowie dem Wissen um öffentlich subventionierte Dienstleistungen wäre sowas wie Prenzlauer Berg nicht möglich - zumindest in Berlin.

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Was meinst'n mit "Prenzlauer Berg"? Knutschende, saufende, kiffende Pubertierende, die die Plätze vollmüllen, wenn sie nicht gerade gröhlend um die Häuser marodieren oder mal wieder ne Halligallidrecksauparty im dritten Stock in Torbens Wohnung veranstalten während Torbens Eltern in der Sommerfrische weilen, so dass Familie Häberle im Stockwerk drunter sich fragt, wie sie jemals auf die Idee kommen konnten, EUR 3800,- pro Quadratmeter für eine pfuschsanierte Altbauwohnung zu bezahlen, wenn man nichtmal seine Ruhe hat?

Achnee... ist ja erst in zehn Jahren so weit... :D

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graefrather, man muss sich da nichts vor machen, das Grundeinkommen gibt es längst. Ich war mal eine Zeitlang in die Zurverfügungstellung von Wohnraum an nicht berufstätige Mitbürger involviert. Das ist nicht nur die Wohnung inkl. Heizung, sondern Einbauküche, Waschmaschine, Herd usw.

Nach geraumer Zeit ist die ganze Bude heruntergerumpelt, statt die Miete an den Vermieter zu bezahlen, verwendet man sie für die Verschönerung des eigenen Daseins, vor allem für die Mobilfunkgebühren. Irgendwann fliegt man raus und weil die Behörden gesetzlich der Obdachlosigkeit Einhalt gebieten müssen, beginnt das Spiel von vorne. Neue Wohnung und zu den knapp 400.- Euronen Hartz IV-Bares gibt's schwarz weitere 400.- aus dem Job in der Kneipe.

Ach ja, innerhalb einer Woche zwei emails erhalten von Leuten die pleite sind und von Stütze leben:

"Gesendet von meinem iPhone".

Ich weiss, dass das jetzt reichlich pauschal klingt und vermeintlich einen touch von sozialer Kälte hat, aber je nähert man im Alltag an so etwas dran ist, um so mehr erkennt mehr, dass das keine Ausnahmen sind, es auch nicht wie früher ein paar ältere Alkis betrifft, sondern sich ein Lifestyle herausbildet. Das geht leider bis hinein in den eigenen Freundeskreis, wo Einzelne in den zehn, fünfzehn Jahren nach Studiumsabbruch noch nie irgendetwas Offizielles gearbeitet haben.

Gibt dazu auch ein paar schöne Liedzeilen vom Peter Fox:

"Von Neukölln bis rauf zum Ku’damm
macht er den Affen und ihr wollt Zugaben
Ein Primat muss keinen Beruf haben
Ein Stadtaffe muss die Stadt im Blut haben"

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Die Anspielung auf einen Mindestlohn weiter oben war doch vielleicht eine nähere und sozialere Option.

Wegen denen, die drinnen bleiben wollen und sich nicht mit Sozialspagatschwarznebentätigkeitsmodellen aufgeben wollen . . . .

Bezöge sich auch nicht nur auf Berlin

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aber je nähert man im Alltag an so etwas dran ist ...

Kreuzbube, ich bin im Alltag auch sehr nah dran, nicht nur in meiner Nachbarschaft (es gab dort mehrere Familien, bei der einen arbeitete der Vater bei einer Firma als Dachbegrüner, das ist Saisongeschäft), als auch in meinem Freundeskreis. Davon, dass sich auch nur einer von denen einen schönen Lenz gemacht oder Nebeneinkünfte nicht angegeben hätte, kann aber keine Rede sein.

Was Sie da beschreiben, nennt man Trittbrettfahrerproblem.

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Punk
Das mit dem Punk ist ein guter Vergleich. Ich habe mal einen Punk getroffen, der lag sehr malerisch zwischen den beiden Eingangstüren des Kieler Hauptbahnhofs, so dass er optimalen verbalen Zugriff auf alle Passanten hatte.

Er fragte mich, ob ich mal einen Euro hätte. Als ich verneinte, brüllte er hinter mir her: "He, Du weißt, dass das nicht viel ist!"

Das fand ich schon faszinierend, obwohl ich damals als Student insgeheim vielleicht nicht anders dachte.

Aber ich kann mir erstens nicht vorstellen, dass die oben beschriebene Klientel wirklich so dummdreist ist, aus diesem Grunde so eine agressive Stimmung zu machen.

Zweitens müssen die doch langsam auch merken, dass das mit den Daten im Netz eine äußerst zweischneidige Sache ist.

Es sei denn, sie hassen wirklich alles, was anders ist oder mehr zu sein scheint als sie. Und auch das, was sie nicht verstehen und was sich ihrem Zugriff am iPhone entzieht. Die Grenzen der eigenen "Macht" zu sehen, ist äußerst frustrierend, gerade auch dann, wenn man eh schon Schwierigkeiten mit der Orientierung hat, ob geistig oder geographisch.

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arboretum, es ist immer so eine Sache, Einzelfälle zu nehmen und daraus allgemeine Schlüsse zu ziehen. Weder der einzelne Trittbrettfahrer noch der einzelne unverschuldet in Not geratene lässt das zu. Ich kann nur von mir berichten und mir begegnet manches zu häufig, als dass ich von einem marginalen Problem der Trittbrettfahrer reden möchte. Und wenn ich von mir selbst berichten soll, ich kenne das zur Genüge, Studium mal unterbrochen, immer irgendwelche Jobs gehabt. Immer Bares in der Tasche, zu diesen und jenen Veranstaltungen eingeladen worden, hier und dorthin verreist. Zum Glück habe ich irgendwann die Kurve gekriegt, denn das geht nur, so lange man jung ist. Schaut man sich jene an, die es nicht mehr sind und die die Kurve nicht gekriegt haben, dann weiß man, warum. Um aber zum Grundeinkommen zu gelangen: Hätte man man mir 1500.- EUR netto in die Hand gedrückt, hätte ich wohl nie mehr irgendetwas getan, außer meinem eigenen Vergnügen nachzugehen. Die Sachen, die mir Spass machen, kosten ja wenig. Radfahren, Lesen, mit dem Hund spazieren gehen. Nur hat weder mein Radfahren noch sonstiger Sport, weder mein Lesen noch mein Ausführen des Vierbeiners irgendeinen Nutzen für den Rest der Gesellschaft.

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Sie meinen also, all die Fälle, die ich kenne, sind nur Einzelfälle, aber die Fälle, von denen Sie mal gehört haben, sind die Regel? Aha.

Das "Trittbrettfahrerproblem" beschreibt keine Einzelfälle, sondern ein Problem kollektiven Handelns. Ich weiß nicht, wieso Sie glauben, es ginge dabei zwangsläufig um eine Marginalie. Verkehrsbetriebe, Gewerkschaften, die Gebühreneinzugszentrale, Kommunen und all die anderen Organisationen, die sich im Alltag mit dem Trittbrettfahrerproblem konfrontiert sehen, könnten Ihnen sicherlich eindrucksvolle Zahlen und Fakten nennen.

Genau dieses Trittbrettfahrerproblem dürfte sich auch beim bedingungslosen Grundeinkommen ergeben - eine ganze Reihe Leute würde sich auf die von Ihnen beschriebene Weise verhalten und nur ihrem eigenen Vergnüngen nachgehen, ohne dass dabei etwas zum Nutzen oder Wohle der Gesellschaft herauskäme.

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Dafür gibt es auch einen Fachbegriff: "Moral Hazard". Moral Hazard Verhalten droht, wenn es einen Widerspruch gibt zwischen dem, was für die Allgemeinheit (für das Kollektiv) und dem, was für das Individuum vernünftig ist, wenn also ein Widerspruch zwischen Kollektivrationalität und Individualrationalität vorliegt. Wenn eine höhere Instanz, z. B. eine Regierung, oder eine kollektive Instanz, z. B. eine Versicherung, eine Kollektivrationalität durchsetzen will, dies aber von den Individuen zugunsten ihrer eigenen Interessen ausgenutzt und damit womöglich unterlaufen wird.

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arboretum, wie kommen Sie nun zu dieser Eisnchätzung:

"Sie meinen also, all die Fälle, die ich kenne, sind nur Einzelfälle, aber die Fälle, von denen Sie mal gehört haben, sind die Regel? Aha."

Ich hatte doch geschrieben:

" Weder der einzelne Trittbrettfahrer noch der einzelne unverschuldet in Not geratene lässt das zu."

Im Übrigen spreche ich nie von Fällen, von denen ich "mal gehört" habe, sondern ausschließlich von Fällen, die Gegenstand meiner eigenen, ob privaten oder beruflichen Wahrnehmung sind. Ich räume aber ein, dass der Blick verzerrt sein mag, je nachdem, wie häufig man mit solchen Sachverhalten konfrontiert ist - und wenn man sich der eigenen, nicht immer untadeligen Neigungen bewusst ist.

Noch einmal an die eigene Nase fassend: Müsste ich meinen Lebensunterhalt nicht verdienen, hörte sich sofort auf zu arbeiten. Von heute auf morgen. Mit würde nichts fehlen und ich würde mich nie langweilen. Ich sage auch zu bedingungslosen 1500.- netto im Monat sofort ja. Her damit.

Und ich befürchte, es gäbe eine nennenswerte Anzahl von Mitbürgern, die es mir gleich täten.

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@ kreuzbube: Weil Sie schrieben mir begegnet manches zu häufig, als dass ich von einem marginalen Problem der Trittbrettfahrer reden möchte - das klang so. Offenkundig habe ich Sie falsch verstanden, tut mir leid.

Wäre ich auf einen Schlag reich oder gäbe man mir auch nur jeden Monat einfach so 1.500 Euro, würde ich trotzdem weiterarbeiten. Nicht, weil ich mich nicht zu beschäftigen weiß - das kann ich wunderbar -, sondern weil ich meinen Beruf gern mache. Vielleicht würde ich dann aber ein bisschen häufiger bloggen. ;-)

Wie Ihnen fällt es mir aber schwer, daran zu glauben, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen funktionieren könnte. Unter anderem aus dem von Ihnen genannten Grund. strappato hat uns ja dankenswerter Weise schon auf eine Ursache hingewiesen.

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arboretum, bei mir ist das beruflich so, dass einfach einige Bestandteile nicht schön sind. Sie müssen gemacht werden, das ja. Aber ich könnte (wenn finanziell versorgt) mich im Nu fragen: Warum eigentlich von mir?

Und genau so ist das in vielen Bereichen: Vor mir liegt die private Aufgabe, restliche 30 Quadratmeter Putz von einer Decke zu stemmen. Schutt zu entsorgen. Eisenpfeiler zu entrosten. Das ist einfach nur anstrengend und unangenehm. Muss gemacht werden, mache ich auch. Aber wer sollte solche Arbeiten beruflich verrichten, wenn er nicht müsste?

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Don. :-)

Wie wir alle wissen, macht er sowas doch gern.

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Nur hat weder mein Radfahren noch sonstiger Sport, weder mein Lesen noch mein Ausführen des Vierbeiners irgendeinen Nutzen für den Rest der Gesellschaft.

Nun ja, genügend andere Erwerbsarbeit hat ja auch nur einen zweifelhaften Nutzen für die Gesellschaft, wird aber auch trotzdem gesellschaftlich subventioniert. Ich verweise nur auf bestimmte Bauvorhaben (nein, ich denke nicht mal unbedingt an S21). "Wir halten die Menschen beschäftigt" gilt wohl grundsätzlich als akzeptabel...

Nach meiner Sicht ist eine grundlegende Voraussetzung für die Einführung des BGE, dass über diesen Komplex mal diskutiert wird: Wie viel "Arbeit" braucht unsere Gesellschaft eigentlich? Und wie teilen wir diese Arbeit halbwegs sinnvoll auf?

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Ach so, und gäbe man mir jeden Monat 1500 EUR "einfach so", würde ich auf jeden Fall den "Arbeitgebern" den Mittelfinger zeigen, die seit Jahren jegliche Honoraranpassung unter der Begründung "es ist ja schließlich eine Ehre, für uns arbeiten zu dürfen" verweigern.

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Aber wer sollte solche Arbeiten beruflich verrichten, wenn er nicht müsste?

Derjenige, der dafür bezahlt wird - und nicht mehr derjenige, dem damit gedroht wird, ihm auch noch das Wenige wegzunehmen, das er für solcherlei Arbeiten bekommt.

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"Derjenige, der dafür bezahlt wird"

Okay, was wäre ein angemessener Stundenlohn für Schubkarre voll machen, zum Container fahren, Schubkarre leer machen und das ganze wieder von vorn? Wie viel sollte dafür bezahlt werden?

Die Frage ist ernst gemeint, die Antwort interessiert mich, weil ich so was gegen Bezahlung schon sowohl selbst gemacht habe als auch als Arbeit vergeben wollte bzw. will.

Und dann allgemein auf den Monat gerechnet: Bei 1500.- netto BGE, wie hoch muss der monatliche Nettolohn sein, damit jemand solche Arbeiten macht?

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Okay, was wäre ein angemessener Stundenlohn für Schubkarre voll machen, zum Container fahren, Schubkarre leer machen und das ganze wieder von vorn? Wie viel sollte dafür bezahlt werden?

Soviel, wie "der Markt" hergibt. Und der sieht mit BGE sicher anders aus als ohne.

Ich bringe mal ein Beispiel: Es gibt ja genügend private Briefdienste, die zum Teil Gehälter zahlen, die deutlich unter dem Existenzminimum liegen. Ich glaube mich zu erinnern, dass ein Geschäftsführer eines solchen Betriebes einen Mindestlohn mit der Begründung ablehnte, dass das Geschäftsmodell einen Lohn in dieser Höhe nicht zulassen würde...
Das BGE würde ziemlich sicher solchen Machenschaften einen Riegel vorschieben. Eventuell (!) könnte man zu einem Punkt kommen, an dem der Wert einer Ware oder Dienstleistung eben nicht quasi erpresserisch vom Arbeitgeber bestimmt wird, sondern sich aus der Balance zwischen den Ansprüchen des Arbeiters und denen des Arbeitgebers ergibt. Und da würden sich dann neue Konstellationen ergeben, ganz sicher.

Insofern ist eine Aussage darüber, wie hoch der angemessene Stundenlohn in diesem Falle (existierendes BGE) wäre, so nicht möglich.

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Danke, Oberlehrer! Ich nehme immer das Beispiel Kloputzen. Dafür bekäme ich heutzutage fünf Euro, mit etwas Glück vielleicht auch sieben. Wenn ich eh schon 1500,- im Monat hätte, würde ich dein Klo auch putzen. Dann müsstest Du mir aber schon mindestens einen 50er geben, damit ich deine Scheiße wegmache.

Ich weiß auch nicht, auf welches Niveau der Markt die Bezahlung für eine solche Arbeit regeln würde. Die Arbeiten, um die sich niemand reißt, würden aber garantiert teurer werden und die anderen gleichzeitig sehr günstig.
In solcherlei Diskussionen habe ich sehr oft den Eindruck, dass genau dieser Umstand allzugerne ignoriert wird. Gerade von den Medien. Denn heute gut ausgestattete Medienschaffende wären die Verlierer eines solchen Systems. Und viele andere auch.

Was würde eigentlich mit den Mieten passieren? Steigen, oder?

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Gut, nehmen wir das Beispiel Kloputzen. Fiktiv 50.- EUR die Stunde. Macht 400.- EUR am Tag, bei durchschnittlich 23 Arbeitstagen monatlich etwa 9.200.- EUR.

Würden die hier Anwesenden ihrer Putzfrau 9200.- EUR im Monat bezahlen?

Ich mag begriffsstutzig sein, aber ich verstehe den Ansatzpunkt nicht: Warum wird über ein bedingungsloses Grundeinkommen diskutiert und nicht darüber, endlich einen einheitlichen gesetzlichen Mindestlohn für alle Branchen einzuführen?

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Ich mag begriffsstutzig sein, aber ich verstehe den Ansatzpunkt nicht: Warum wird über ein bedingungsloses Grundeinkommen diskutiert und nicht darüber, endlich einen einheitlichen gesetzlichen Mindestlohn für alle Branchen einzuführen?

Weil die Lebenslüge dieser Gesellschaft ist, dass genug (anständig bezahlte) Arbeit für alle da wäre, wenn sich nur diejenigen, die keine (oder schlecht bezahlte) Arbeit haben, etwas mehr anstrengen würden. Der Mindestlohn ändert daran nichts: Es ist einfach nicht genug Arbeit für alle da. Oder etwas präziser: Es wäre eigentlich schon genug zu tun, nur möchte das keiner bezahlen.

Die von Dir angesprochene Putzfrau würde wahrscheinlich eben keine 8 Stunden am Tag bzw. 23 Tage im Monat arbeiten. Ich jedenfalls täte es nicht.

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Ein BGE würde das Leben in der Stadt teurer machen, da Dienstleistungen sich verteuern würden, vom BVG-Bus bis zu Handwerkerleistungen. Profitieren würden Leute im ländlichen Raum mit einem gewissen Grad an Selbstversorgung, informellen Netzwerken für "Freundschaftsdienste" und soliden Strukturen fürs ehrenamtliche Engagement.

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Würden die hier Anwesenden ihrer Putzfrau 9200.- EUR im Monat bezahlen?

Wohl kaum. Aber welche Putzfrau putzt auch schon an 23 Tagen jeweils 8 Stunden in ein und demselben Haushalt? Sie würde in mehreren Haushalten arbeiten, für den einzelnen Haushalt fiele also weniger Lohnzahlung an. Sagen wir, die Putzfrau käme einmal in der Woche für 4 Stunden, dann wären das im Monat rund 800 Euro - immer noch ziemlich viel Geld, mehr als die Hälfte des hier diskutierten BGEs. Keine Ahnung, ob sich da ohnehin nur noch Unternehmen Putzpersonal leisten würden.

Die hier Anwesenden, die eh bei 1.500 Euro BGE nicht mehr ihrer Arbeit nachgehen würden, würden vermutlich Ihre Wohnung selbst putzen. Sonst müssten Sie ja arbeiten gehen, um sich eine Putzfrau leisten zu können. ;-)

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Als ich schrieb, Du müsstest mir 50,- Euro dafür geben, deine Scheiße wegzumachen, meinte ich auch tatsächlich, dass Du sie mir geben müsstest, wenn Du willst, dass ich das mache :D Es mag durchaus möglich sein, dass Du trotzdem ein Putzi für 15,- Euro findest.

Was Du heute kannst, ist jemanden - mit Unterstützung des Arbeitsamtes - dazu zwingen, deine Scheiße für 4,50 wegzumachen. Und das finde ich ziemlich asi, denn eigentlich sollten uns gerade solche Arbeiten wesentlich mehr wert sein. Immerhin stinkt das Zeug.

Und nur so nebenbei: Ich finde die BGE-Idee aus verschiedenen Gründen zwar äußerst charmant, bin aber weit davon entfernt, daran zu glauben, das sowas funktioniert. Vor allem ist mir die Finanzierung unklar.
Mir geht nur dieses ewige Zukurzdenken auf den Keques, das grundsätzlich an dem Punkt stehen bleibt, an dem man stammtischesk behaupten kann, "dass dann ja keiner mehr die Drecksarbeit macht"™. Passt ja so schön. Pars pro toto. Hat ja schliesslich jeder nen Faulen im Bekanntenkreis, also muss das stimmen.
Dabei lautet die Frage doch eigentlich: Unter welchen Bedingungen werden jene Arbeiten verrichtet, um deren Verrichtung sich niemand reißt?
Heutzutage lautet die Antwort darauf: Zwang. Wie lautete die Antwort darauf, wenn wir ein BGE hätten?

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Wie lautete die Antwort darauf, wenn wir ein BGE hätten?

Ausländer, legale oder illegale

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Hat hier jemand "Jehova" gesagt?

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