Keine Wahlempfehlung II
Statt einem theoretischen Text: ich war heute in Regensburg. Wer noch nicht dort war, setze sich in den Zug und fahre hin; Regensburg ist das deutsche Siena und das Beste, was die ansonsten wenig erbauliche Oberpfalz zu bieten hat. Ich verstehe so ziemlich jeden bayerischen Dialekt, aber beim Oberpfälzer bin ich oft überfordert, selbst wenn die extrem langsam sprechen. Regensburg ist zum Glück anders. Oft. Aber nicht immer.
Regensburg hat eine phantastisch erhaltene Altstadt und Unmengen an historischer Bausubstanz des hohen und späten Mittelalters, als es ein Zentrum des Orienthandels war. Bis ins 14. Jahrhundert hatte die hiesige Kaufmannschaft quasi ein Monopol für den Handel mit byzantinischen und asiatischen Seidenstoffen, und die Nachfrage der Kirchen und Fürsten war immer grösser als das Angebot. Ab Mitte des 13. Jahrhunderts entstand hier ein Dom, der den Weltruhm der Stadt dokumentieren sollte. Im späten Mittelalter ging es dann wirtschaftlich bergab, die Türme des Doms wurden erst im 19. Jahrhundert vollendet.
Um auf dem zur Donau abfallenden Gelände eine vernünftige Basis zu haben, wurde der Dom auf einem Sockel errichtet. Aus diesem Sockel wachsen die Streben empor, die das Kirchenschiff tragen, und so bildet die Basis Vor- und Rücksprünge. Hier, zwei Meter über dem engen Domplatz, ist auch am späten Nachmittag noch Sonne, und der helle Kalkstein gibt seine Wärme ab. Seit Jahrhunderten, das belegen alte Stiche, sassen Menschen auf dem Sockel, um zu rasten, dem Trubel zuzuschauen oder miteinander zu reden. Die Kirche als sakrosanktes Monument ist eine Erfindung der Gegenreformation, davor war sie eine Art Mehrzweckhalle, in der auch Tanz, Markt oder Strassenstrich häufige Erscheinungen waren.
Es ist also nichts dabei, wenn sich zwei junge Menschen, im leichten Grufti-Look auf so einen Vorsprung in das späte Sonnenlicht des Tages setzen, etwas trinken, reden, und im goldenen Schimmer ein wenig küssen. Sie machen keinen Dreck, sie sind nicht laut, sie sind einfach da und geniessen ihr Leben, und ich stehe ein paar Meter weiter an einem Tor und mache eine Aufnahme eines Türdrachens der frühen Gotik. Das Leben ist schön, im Spätsommer.
Bis dann ein mittelaltes Paar aufkreuzt, das erkennbar seit Jahrzehnten keinen Sex mehr hatte - wünscht man zumindest beiden Partnern, die etwas aus den Fugen sind. Korrekt und bieder angezogen, sicher nicht billig, aber auch nicht schick. Passt zu Eiche rustikal, Rundbogen mit Butzenscheibenimitat und Kachelofen. Der Inbegriff des bayerischen Vollspiessers, CSU-Wähler par Excellence. Sie könnten einfach weitergehen, sie hätten mehrere Möglichkeiten, sich über auf dem Sockel befindliche Leute zu beschweren, aber SIE bleibt zielsicher unter den Grufties stehen, stemmt die Fäuste in die ausgelaufenen Hüftenregion und schüttelt heftig den Kopf. ER bleibt auch stehen, schaut hoch und sagt sehr laut: Oiso na. Und sie: De hom koa Benehma, de Leid. Bleiben stehen, gaffen hoch, und das Mädchen wendet sich verlegen ab.
Ich sage etwas. Von der Basis herunter sage ich etwas Deutliches auf bayerisch, und von meiner kleinen Seifenkiste im Netz sage ich: Ich wähle SPD. Ich wähle eine Partei, die mir als Garant einer offenen Bürgergesellschaft gilt. Ich bin in Bayern aufgewachsen und kenne den Stil-Totalitarismus, den rechte Lehrer und Beamte hier durchsetzen wollen, ich kenne das Menschenbild dieses Packs, dem ich äusserlich vielleicht mehr als entspreche, aber nicht weil die es so wollen, sondern weil es meine freie Entscheidung ist. Ich wähle eine Partei, die den alten Säcken unten und den jungen Grufties oben es überlässt, was für sie der richtige Weg ist, und die es keinem verbieten wird, in der Sonne auf einem Baudenkmal zu sitzen, nur weil es jemand anderem nicht gefällt.
Ich weiss noch, wie die CSU-Hirnverhehrer bei uns an der Schule versucht haben, politische Symbole zu verbieten und Leute auszugrenzen, die anders waren. Es war für den Punk genauso hart wie für den Anzugträger; alles, was anders war, wurde kleingemacht. Wir haben uns gewehrt, wir haben das aufgebrochen. Ich bin längst ein alter Sack und Grufties sind mir als Jugendkultur ziemlich fern, aber ich will verdammt sein, wenn ich jemals eine Partei wähle, die den pöbelnden Spiessern Recht gibt.
In dem Moment, in dem jemand wegen seinem Äusseren und wegen seiner Kultur nicht mehr in der Sonne sitzen darf, in dem Moment, in dem man so etwas erlaubt oder sich nicht wehrt oder für den anderen eintritt, beginnt die Unfreiheit und die Unterdrückung. Es ist verdammt wenig kulturelle Kruste da, und sich dafür zu ehtscheiden ist wichtiger als irgendwelche angebliche Wirtschaftskompetenz, die ich eigentlich mit dem hier vorgesehenen Beitrag heute shitcannen wollte. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag.
Regensburg hat eine phantastisch erhaltene Altstadt und Unmengen an historischer Bausubstanz des hohen und späten Mittelalters, als es ein Zentrum des Orienthandels war. Bis ins 14. Jahrhundert hatte die hiesige Kaufmannschaft quasi ein Monopol für den Handel mit byzantinischen und asiatischen Seidenstoffen, und die Nachfrage der Kirchen und Fürsten war immer grösser als das Angebot. Ab Mitte des 13. Jahrhunderts entstand hier ein Dom, der den Weltruhm der Stadt dokumentieren sollte. Im späten Mittelalter ging es dann wirtschaftlich bergab, die Türme des Doms wurden erst im 19. Jahrhundert vollendet.
Um auf dem zur Donau abfallenden Gelände eine vernünftige Basis zu haben, wurde der Dom auf einem Sockel errichtet. Aus diesem Sockel wachsen die Streben empor, die das Kirchenschiff tragen, und so bildet die Basis Vor- und Rücksprünge. Hier, zwei Meter über dem engen Domplatz, ist auch am späten Nachmittag noch Sonne, und der helle Kalkstein gibt seine Wärme ab. Seit Jahrhunderten, das belegen alte Stiche, sassen Menschen auf dem Sockel, um zu rasten, dem Trubel zuzuschauen oder miteinander zu reden. Die Kirche als sakrosanktes Monument ist eine Erfindung der Gegenreformation, davor war sie eine Art Mehrzweckhalle, in der auch Tanz, Markt oder Strassenstrich häufige Erscheinungen waren.
Es ist also nichts dabei, wenn sich zwei junge Menschen, im leichten Grufti-Look auf so einen Vorsprung in das späte Sonnenlicht des Tages setzen, etwas trinken, reden, und im goldenen Schimmer ein wenig küssen. Sie machen keinen Dreck, sie sind nicht laut, sie sind einfach da und geniessen ihr Leben, und ich stehe ein paar Meter weiter an einem Tor und mache eine Aufnahme eines Türdrachens der frühen Gotik. Das Leben ist schön, im Spätsommer.
Bis dann ein mittelaltes Paar aufkreuzt, das erkennbar seit Jahrzehnten keinen Sex mehr hatte - wünscht man zumindest beiden Partnern, die etwas aus den Fugen sind. Korrekt und bieder angezogen, sicher nicht billig, aber auch nicht schick. Passt zu Eiche rustikal, Rundbogen mit Butzenscheibenimitat und Kachelofen. Der Inbegriff des bayerischen Vollspiessers, CSU-Wähler par Excellence. Sie könnten einfach weitergehen, sie hätten mehrere Möglichkeiten, sich über auf dem Sockel befindliche Leute zu beschweren, aber SIE bleibt zielsicher unter den Grufties stehen, stemmt die Fäuste in die ausgelaufenen Hüftenregion und schüttelt heftig den Kopf. ER bleibt auch stehen, schaut hoch und sagt sehr laut: Oiso na. Und sie: De hom koa Benehma, de Leid. Bleiben stehen, gaffen hoch, und das Mädchen wendet sich verlegen ab.
Ich sage etwas. Von der Basis herunter sage ich etwas Deutliches auf bayerisch, und von meiner kleinen Seifenkiste im Netz sage ich: Ich wähle SPD. Ich wähle eine Partei, die mir als Garant einer offenen Bürgergesellschaft gilt. Ich bin in Bayern aufgewachsen und kenne den Stil-Totalitarismus, den rechte Lehrer und Beamte hier durchsetzen wollen, ich kenne das Menschenbild dieses Packs, dem ich äusserlich vielleicht mehr als entspreche, aber nicht weil die es so wollen, sondern weil es meine freie Entscheidung ist. Ich wähle eine Partei, die den alten Säcken unten und den jungen Grufties oben es überlässt, was für sie der richtige Weg ist, und die es keinem verbieten wird, in der Sonne auf einem Baudenkmal zu sitzen, nur weil es jemand anderem nicht gefällt.
Ich weiss noch, wie die CSU-Hirnverhehrer bei uns an der Schule versucht haben, politische Symbole zu verbieten und Leute auszugrenzen, die anders waren. Es war für den Punk genauso hart wie für den Anzugträger; alles, was anders war, wurde kleingemacht. Wir haben uns gewehrt, wir haben das aufgebrochen. Ich bin längst ein alter Sack und Grufties sind mir als Jugendkultur ziemlich fern, aber ich will verdammt sein, wenn ich jemals eine Partei wähle, die den pöbelnden Spiessern Recht gibt.
In dem Moment, in dem jemand wegen seinem Äusseren und wegen seiner Kultur nicht mehr in der Sonne sitzen darf, in dem Moment, in dem man so etwas erlaubt oder sich nicht wehrt oder für den anderen eintritt, beginnt die Unfreiheit und die Unterdrückung. Es ist verdammt wenig kulturelle Kruste da, und sich dafür zu ehtscheiden ist wichtiger als irgendwelche angebliche Wirtschaftskompetenz, die ich eigentlich mit dem hier vorgesehenen Beitrag heute shitcannen wollte. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag.
donalphons, 01:55h
Sonntag, 11. September 2005, 01:55, von donalphons |
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workingclasshero,
Sonntag, 11. September 2005, 02:42
Ach Don, ach, das Problem hatte ich auch mal, als im linken Göttingen ein altbewährter polnische Kriegsgefangenenausbeuternachkömmling ein junges Paar von den Bordsteinen vor seinem Palast verscheuchen wollte, weil die punkige Mutter dort ihr Kind gestillt hat. Er pöbelte was von Asozialen, wir setzten ihm dann so zu, dass er in seinen Cadillac stieg und abbrauste. Das Angebot, mit einem Tonfa Bekanntschaft zu machen, stand auf dem Boden der Tatsachen.
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donalphons,
Sonntag, 11. September 2005, 11:12
Man darf denen keinen Freiraum geben, sonst ist man das nächste Mal selbst dran, immer noch. Das Schlimme ist: Die ändern sich nie, insofern gibt es auch kein Recht, die nur 1 Mal davonkommen zu lassen. Aber trotzdem versauen einem solche Auftritte den ganzen Nachmittag.
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woweezowee,
Sonntag, 11. September 2005, 02:45
sehr schön. Aber komm und gibt dir nen Ruck: Wähl grün.
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donalphons,
Sonntag, 11. September 2005, 11:08
Wir hatten auch ein paar Ökofratzen als Lehrer. Komischerweise waren die kaum besser, wenn man es wagte, nicht in Jeans und Pullover zu kommen. Popper hatten bei denen sofort ein Malus, denn dafür haben sie damals nicht die Köpfe hingehalten. Einer von denen spiekt hier heute eine grosse Rolle.
In meinen Augen sind die Grünen inzwischen über weite Strecken eine Klientelpartei für die, die durch die Institutionen marschiert und oben angekommen sind. Ein grosser Teil ihrer Politik ist eine folkloristische Veranstaltung ohne echte Inhalte, und es ist kein Wunder, dass sie heute stagnieren. Wenn die FDP bei jungen Leuten heite wieder wählbar wird, ist das auch eine Schuld er Grünen, die eine Partei der alten SäckInnen ist. Zumindest habe ich deren Spitzen und deren Freunde in den Medien so in Berlin so erlebt.
In meinen Augen sind die Grünen inzwischen über weite Strecken eine Klientelpartei für die, die durch die Institutionen marschiert und oben angekommen sind. Ein grosser Teil ihrer Politik ist eine folkloristische Veranstaltung ohne echte Inhalte, und es ist kein Wunder, dass sie heute stagnieren. Wenn die FDP bei jungen Leuten heite wieder wählbar wird, ist das auch eine Schuld er Grünen, die eine Partei der alten SäckInnen ist. Zumindest habe ich deren Spitzen und deren Freunde in den Medien so in Berlin so erlebt.
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au lait,
Sonntag, 11. September 2005, 03:20
Potzblitz! Toller Text. Und bei den Regensburgbeschreibungen werd ich fast ein wenig nostalgisch... war schon lange nicht mehr da... Daumen klar nach oben!
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donalphons,
Sonntag, 11. September 2005, 11:00
Deutschland hat sich in den letzte 7 Jahren enorm verbessert. Wir sind eines der reichsten Länder der Welt, und haben bei allen Mängeln eines der stabilsten Systeme und genug Menschen, die bereit sind, sich dafür zu engagieren. Ich mag dieses Land und kriege die Krätze, wenn ich das gelaber der Miesmacher höre. Dass es in den letzten 7 Jahren besser geworden ist, dass wir eine Homoehe haben, einen lockereren Umgang mit weichen Drogen und nicht jeder sofort kriminalisiert wird, dass es grosse Programme für Toleranz gibt, haben wir alles der aktuellen Bundesregierung zu verdanken, und nicht denen, denen Mölln und Solingen bestenfalls egal waren. Wir arbeiten dran, und es wird besser.
@ au lait - dann fahr doch mal wieder hin und übernachte im neuen Hotel Orphee über dem Restaurant, das ist jetzt fertig und ganz wunderbar geworden.
@ au lait - dann fahr doch mal wieder hin und übernachte im neuen Hotel Orphee über dem Restaurant, das ist jetzt fertig und ganz wunderbar geworden.
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strappato,
Sonntag, 11. September 2005, 11:20
Dieses "Deutschland wird immer tiefer sinken, egal wer regiert" kommt vorzugsweise immer von Leuten, die meinen, sich materiell von der Entwicklung abgekoppelt zu haben. Nach unten, weil sie nichts zu verlieren haben, aber öfter noch nach oben, weil sie ihr Schäfchen im Trockenen haben. Das einzige, wo sie sich wirklich abgekoppelt haben, ist jedoch die intellektuelle Entwicklung.
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donalphons,
Sonntag, 11. September 2005, 11:49
Bezeichnenderweise hatten die alten Säcke gar nichts gegen das hier
einzuwenden. Pah!
Übrigens - mir geht es viel besser als vor 7 Jahren. Allein dem Kohl seine Stimme nicht mehr ertragen zu müssen...
einzuwenden. Pah!
Übrigens - mir geht es viel besser als vor 7 Jahren. Allein dem Kohl seine Stimme nicht mehr ertragen zu müssen...
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daisy,
Sonntag, 11. September 2005, 18:11
Zustimmung
Ich stimme Dir zu, wenn Du schreibst, man könne niemanden daran hindern, in der Sonne zu sitzen, nur wegen seines Äußeren (Der Dativ ist ja auch bei Dir dem Genitiv ...).
Diese Einstellung ist auch genau der Grund, warum ich nicht in Bayern leben wollte. Im Rest der Republik habe ich solche Erfahrungen ehrlich gesagt noch nicht gemacht. Nur in Bayern wird quasi verlangt, dass man zum mainstream gehört. Am besten mit BMW 3er Cabrio, EFH, zwei Kinder, Frau am Herd, Schnauzbart ist auch gerne gesehen, Partei- und Vereinsarbeit ist Ehrensache und damit quasi Pflicht etc. etc. Den Leuten fehlt einfach die Gelassenheit, den anderen so zu lassen, wie er ist. So genannte Mercedes-Christen halt.
Dass es Deutschland in den letzten 7 Jahren besser ergangen ist, mag bzgl. der Stimme von Herrn Kohl stimmen. Im Übrigen kann das nur jemand sagen, der offenbar nichts in die BfA einzahlt. Gerade Deine Generation wird da doch 30 Jahre einzahlen und dann nix mehr aber auch wirklich nix mehr rausbekommen. Hast Du Dir den Satz dieser verkappten Steuer mal überlegt?
Diese Einstellung ist auch genau der Grund, warum ich nicht in Bayern leben wollte. Im Rest der Republik habe ich solche Erfahrungen ehrlich gesagt noch nicht gemacht. Nur in Bayern wird quasi verlangt, dass man zum mainstream gehört. Am besten mit BMW 3er Cabrio, EFH, zwei Kinder, Frau am Herd, Schnauzbart ist auch gerne gesehen, Partei- und Vereinsarbeit ist Ehrensache und damit quasi Pflicht etc. etc. Den Leuten fehlt einfach die Gelassenheit, den anderen so zu lassen, wie er ist. So genannte Mercedes-Christen halt.
Dass es Deutschland in den letzten 7 Jahren besser ergangen ist, mag bzgl. der Stimme von Herrn Kohl stimmen. Im Übrigen kann das nur jemand sagen, der offenbar nichts in die BfA einzahlt. Gerade Deine Generation wird da doch 30 Jahre einzahlen und dann nix mehr aber auch wirklich nix mehr rausbekommen. Hast Du Dir den Satz dieser verkappten Steuer mal überlegt?
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donalphons,
Sonntag, 11. September 2005, 18:28
Als Bayer muss ich nun mal die CSU wählen, aber was ich von der CDU in Restdeutschland so gesehen habe, inclusive politischer Führung, war auch nicht besser. Schon mal in Baden-Württemberg gelebt? Nach Tübingen hatte ich immer den Eindruck, in eine weltoffene Gegend zu kommen, obwohl ich das meiste dort ohnehin nicht verstanden habe.
Was die BfA angeht: Wer hat denn die ganzen Dinge wie Ostrenten gemacht? Nicht zufällig Herr Kohl? Wer hat denn jahrelang mit "Die Rente ist sicher" Wahlen gewonnen? Die SPD? Wer hat denn das System für die Stammwähler geplündert und Geschenke auf Kosten der Zukunft gemacht? Und ist die Riesterrente ein Teil der Kohlschen Rentenpolitik? Ind was kann bitte die SPD dafür, dass es ein demographisches Problem gibt? Sollen die Sozialdemokraten die Sonjas und Tanjas dieser Welt persönlich durchkarnickeln, damit sie wieder werfen und am Herd bleiben? Und, nebenbei, gibt es nicht in Deutschland at large einen Rentenkompromiss, den alle so lala mittragen?
Merkelsche Dummpropaganda geht in diesem Punkt ja wohl am Problem ziemlich vorbei. Die BfA wird in dem Moment nichts mehr ausspucken, wenn die Altersvorsorge komplett "privatisiert" ist, aber das ist dann bitte die Schuld der Knalltüten, die hier partout amerikanische Verhältnisse wollen. Mit Gesellschaften, die dann an der Börse mal wieder eine Bubble Economy verschulden. Vielleicht sollte jemand mal ein hübsches Buch über Dachfonds und ihr Versagen in der NE schreiben, dann würde mancher hier die BfA wieder schätzen.
Was die BfA angeht: Wer hat denn die ganzen Dinge wie Ostrenten gemacht? Nicht zufällig Herr Kohl? Wer hat denn jahrelang mit "Die Rente ist sicher" Wahlen gewonnen? Die SPD? Wer hat denn das System für die Stammwähler geplündert und Geschenke auf Kosten der Zukunft gemacht? Und ist die Riesterrente ein Teil der Kohlschen Rentenpolitik? Ind was kann bitte die SPD dafür, dass es ein demographisches Problem gibt? Sollen die Sozialdemokraten die Sonjas und Tanjas dieser Welt persönlich durchkarnickeln, damit sie wieder werfen und am Herd bleiben? Und, nebenbei, gibt es nicht in Deutschland at large einen Rentenkompromiss, den alle so lala mittragen?
Merkelsche Dummpropaganda geht in diesem Punkt ja wohl am Problem ziemlich vorbei. Die BfA wird in dem Moment nichts mehr ausspucken, wenn die Altersvorsorge komplett "privatisiert" ist, aber das ist dann bitte die Schuld der Knalltüten, die hier partout amerikanische Verhältnisse wollen. Mit Gesellschaften, die dann an der Börse mal wieder eine Bubble Economy verschulden. Vielleicht sollte jemand mal ein hübsches Buch über Dachfonds und ihr Versagen in der NE schreiben, dann würde mancher hier die BfA wieder schätzen.
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oberlehrer,
Sonntag, 11. September 2005, 21:36
Don, es ist ja schön, dass es Dir besser geht als vor sieben Jahren. Leider werden Dir wohl etliche Menschen da nicht folgen.
Darüber hinaus: Steht das Land als solches besser da als vor sieben Jahren? Die Lage der öffentlichen Haushalte ist - gelinde gesagt - prekär. Das hat nun wiederum Folgen für mich und mein Wohlbefinden, da ich einen erheblichen Teil meines Einkommens aus diesen Haushalten beziehe. In manchen Bereichen liegen da die Kürzungen de facto bei 20% des Gehalts.
Nein, ich laste das nicht unbedingt rot/grün an (obwohl es da teilweise heftige handwerkliche Fehler gegeben hat); aber angesichts dieser Entwicklungen fällt es mir schwer, von Verbesserung zu reden.
Darüber hinaus: Steht das Land als solches besser da als vor sieben Jahren? Die Lage der öffentlichen Haushalte ist - gelinde gesagt - prekär. Das hat nun wiederum Folgen für mich und mein Wohlbefinden, da ich einen erheblichen Teil meines Einkommens aus diesen Haushalten beziehe. In manchen Bereichen liegen da die Kürzungen de facto bei 20% des Gehalts.
Nein, ich laste das nicht unbedingt rot/grün an (obwohl es da teilweise heftige handwerkliche Fehler gegeben hat); aber angesichts dieser Entwicklungen fällt es mir schwer, von Verbesserung zu reden.
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hiddensee,
Montag, 12. September 2005, 12:22
@ oberlehrer:
Auch der Beruf des Lehrers, ich vermute mal das dein nick Programm ist, ist gewissen Schwankungen unterworfen.
Ohne Kinder wird es zunehmend schwer werden, grosse oder kleine Ansprueche aus dieser Position zu stellen.
Und ein Jammern darueber halte ich fuer muessig, wenn Du Dir mal die Situation der Lehrerschaft in Resteuropa ansiehst (befristete Vertraege, Ferien unbezahlt etc.).
Auch der Beruf des Lehrers, ich vermute mal das dein nick Programm ist, ist gewissen Schwankungen unterworfen.
Ohne Kinder wird es zunehmend schwer werden, grosse oder kleine Ansprueche aus dieser Position zu stellen.
Und ein Jammern darueber halte ich fuer muessig, wenn Du Dir mal die Situation der Lehrerschaft in Resteuropa ansiehst (befristete Vertraege, Ferien unbezahlt etc.).
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oberlehrer,
Montag, 12. September 2005, 19:32
Mein nick ist im übertragenen Sinne Programm - ich bin teilweise Freiberufler, aber auch nebenberuflich Gymnasiallehrer.
Und ein Jammern darueber halte ich fuer muessig, wenn Du Dir mal die Situation der Lehrerschaft in Resteuropa ansiehst (befristete Vertraege, Ferien unbezahlt etc.).
Als Lehrbeauftragter an zwei Hochschulen ist das für mich der Normalfall. Wenn dann z.B. eine Hochschule die (ohnehin schon bescheidenen) Honorare um 4% kürzt und gleichzeitig die Fahrtkosten streicht...
Es sind doch genau diese Klimmzüge im öffentlichen Dienst, die einem vor Augen führen, wie dünn das Hemd geworden ist. Im letzten Jahr wurde z.B. der Auszahlungszeitpunkt für die Gehälter von Monatsmitte auf Monatsende verlegt. Dass so etwas letztlich nicht viel bringt, dürfte klar sein, oder? Für Lehrbeauftragte sieht es teilweise noch übler aus - die Verträge schreiben bereits vor, dass die Honorare erst nach Ablauf des Semesters gezahlt werden. Die Lehrbeauftragten arbeiten also das ganze Semester quasi auf Kredit.
Und das sehe ich eben als Problem: Die öffentliche Hand hat kein Geld mehr; und das hat sich auch in den letzten sieben Jahren ganz sicher nicht verbessert.
Und ein Jammern darueber halte ich fuer muessig, wenn Du Dir mal die Situation der Lehrerschaft in Resteuropa ansiehst (befristete Vertraege, Ferien unbezahlt etc.).
Als Lehrbeauftragter an zwei Hochschulen ist das für mich der Normalfall. Wenn dann z.B. eine Hochschule die (ohnehin schon bescheidenen) Honorare um 4% kürzt und gleichzeitig die Fahrtkosten streicht...
Es sind doch genau diese Klimmzüge im öffentlichen Dienst, die einem vor Augen führen, wie dünn das Hemd geworden ist. Im letzten Jahr wurde z.B. der Auszahlungszeitpunkt für die Gehälter von Monatsmitte auf Monatsende verlegt. Dass so etwas letztlich nicht viel bringt, dürfte klar sein, oder? Für Lehrbeauftragte sieht es teilweise noch übler aus - die Verträge schreiben bereits vor, dass die Honorare erst nach Ablauf des Semesters gezahlt werden. Die Lehrbeauftragten arbeiten also das ganze Semester quasi auf Kredit.
Und das sehe ich eben als Problem: Die öffentliche Hand hat kein Geld mehr; und das hat sich auch in den letzten sieben Jahren ganz sicher nicht verbessert.
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privatfernsehen,
Sonntag, 11. September 2005, 20:39
Von wegen Wahl
... und dem Hauptthema Arbeit
herrlicher Artikel auf brand1.de (selbst wenn man die sonst zum ******* findet)
herrlicher Artikel auf brand1.de (selbst wenn man die sonst zum ******* findet)
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donalphons,
Sonntag, 11. September 2005, 20:48
Es gibt die ernstzunehmende Theorie in meinem Fach, dass trotz der theoretischen Kenntnis eines rudimentären Ackerbaus im Mesolithikum niemand Lust darauf hatte, weil durch Jagen und Sammeln der Erwerb des Lebensnotwendigen innerhalb von ein, zwei Stunden täglich möglich war. Mehr Arbeit war einfach nicht da.
Will sagen: Historische Vergleiche wie der im Text hinken immer ein wenig.
Will sagen: Historische Vergleiche wie der im Text hinken immer ein wenig.
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donalphons,
Sonntag, 11. September 2005, 20:52
Ausserdem findet bekanntlich und nachweisbar Frau Fischer mehr mich denn ich sie zum Kotzen - nicht mal verreissen wollte sie Liquide. Insofern ist sie auch einem bekannten NE-Autoren des Manager-Magazins ähnlich.
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privatfernsehen,
Sonntag, 11. September 2005, 21:20
"Wollen wir die Leute, die in zehn, zwanzig Jahren bei Siemens arbeiten, mit Polizeischutz zur Arbeit bringen, damit sie nicht ausgeraubt werden?“ Es gehe vor allem auch um die Rechte der anderen."
Jetzt wäre es doch lustig wenn Lafo zukünftig die WASG-Idee der Mindestsicherung auch so erklärt. Alternativ ginge natürlich auch: "Ich will auch in Zukunft ungestört im Garten meiner Vialla Champagner trinken können".
Wer ist eigentlich der kommende Mann nach Merkel? Milchbubi Wulff, die Narbe aus Hessen, oder gar ein Comeback vom guten alten Helmut? Warten wir es ab ....
Jetzt wäre es doch lustig wenn Lafo zukünftig die WASG-Idee der Mindestsicherung auch so erklärt. Alternativ ginge natürlich auch: "Ich will auch in Zukunft ungestört im Garten meiner Vialla Champagner trinken können".
Wer ist eigentlich der kommende Mann nach Merkel? Milchbubi Wulff, die Narbe aus Hessen, oder gar ein Comeback vom guten alten Helmut? Warten wir es ab ....
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donalphons,
Sonntag, 11. September 2005, 21:26
Wulff. Grosse Koa mit Koch wird es kaum geben, wenn nicht hnehin die Liberalen umkippen oder die SPD die CDU kassiert. Was tut so ein Liberaler nicht alles für zwei Ministerposten....
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daisy,
Montag, 12. September 2005, 12:48
Da geb' ich Dir Recht
Ich habe auch nur gesagt, dass ich es ebenfalls nicht nachvollziehen kann, dass es uns nach 7 Jahren rot-grün besser geht. Dass die CDU es vorher besser gemacht hat oder unter Merkel alles besser wird, habe ich nicht gesagt. Dennoch sind die Probleme, wie sie sind. BfA war ja nur ein Beispiel. Dass Kohl da in die Kasse gegriffen hat stimmt. Dass Blühm uns angelogen hat, stimmt auch. Dass wir wussten, dass er lügt, stimmt aber auch.
Alles Vergangenheit, nur die Probleme bleiben immer noch. Frage also, was macht man in Zukunft? Klein-klein mit "private Vorsorge stärken", Riesterrente? oder den großen Schnitt und einen Systemwechsel. Angesichts der Probleme, die da sind und die in den nächsten 30 Jahren sich nur verschärfen können, wäre ich für den Systemwechsel. Den will aber die große Rentenkoalition nicht, da hast Du recht.
Der Punkt bleibt aber: Ich sehe nach 7 Jahren rot-grün genausowenig wie nach 16 Jahren Kohl eine nachhaltige Verbesserung in den großen Problemfeldern, die nunmal unbestreitbar sind.
P.S. Als kommenden Mann nach Merkel tippe ich auf Koch. Der wird sich brutalstmöglichst an ihr vorbeidrängen. Ich frage mich aber immer, warum die Leute überhaupt in die Politik gehen? Warum tun die sich das an, sich da so zu verbiegen und durch den öffentlichen Fleischwolf drehen zu lassen? Merkwürdiger und an sich schon ein suspekter Charakterzug.
Alles Vergangenheit, nur die Probleme bleiben immer noch. Frage also, was macht man in Zukunft? Klein-klein mit "private Vorsorge stärken", Riesterrente? oder den großen Schnitt und einen Systemwechsel. Angesichts der Probleme, die da sind und die in den nächsten 30 Jahren sich nur verschärfen können, wäre ich für den Systemwechsel. Den will aber die große Rentenkoalition nicht, da hast Du recht.
Der Punkt bleibt aber: Ich sehe nach 7 Jahren rot-grün genausowenig wie nach 16 Jahren Kohl eine nachhaltige Verbesserung in den großen Problemfeldern, die nunmal unbestreitbar sind.
P.S. Als kommenden Mann nach Merkel tippe ich auf Koch. Der wird sich brutalstmöglichst an ihr vorbeidrängen. Ich frage mich aber immer, warum die Leute überhaupt in die Politik gehen? Warum tun die sich das an, sich da so zu verbiegen und durch den öffentlichen Fleischwolf drehen zu lassen? Merkwürdiger und an sich schon ein suspekter Charakterzug.
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donalphons,
Montag, 12. September 2005, 13:12
Nein, meine Beste, "WIR" wussten gar nix. "WIR" ist ein Wort, das ich nicht leiden kann. "WIR" ist Generation Golf, hier ist Generation Wolf gegen die Pudel. Sag "ich", wenn Du Dich meinst und hier eine angenehme Zeit haben willst. Sonst komme ich mal auf die blendende Idee, mich bei meinen Freunden in Berlin mal umzuhören, welche Partei ihre Internetprovos eigentlich auf diesen "WIR"-Trip gebracht hat.
Versuch mal, mitzureden ohne zu saugen. Das geht. Was anderes geht hier nicht.
Versuch mal, mitzureden ohne zu saugen. Das geht. Was anderes geht hier nicht.
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daisy,
Montag, 12. September 2005, 14:25
Ach
Ach, Du wusstest es damals nicht? Naja, Du zahlst ja eh nicht in die BfA ein, kann Dir ja egal sein.
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donalphons,
Montag, 12. September 2005, 14:36
Daisy, dieses Dauergenöle und Andissen nervt. Mich und wahrscheinlich auch noch einige andere hier. Weil es absolut substanzlos ist. Ich hoffe, das war die letzte dämliche Einlassung für einen längeren Zeitraum, sonst ziehe ich den Stecker.
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daisy,
Montag, 12. September 2005, 14:42
Ist es so,
dass ich mich andissen lassen muss, aber selbst mich nicht wehren darf??
Dein Kommentar zu dem "wir" war ebenso substanzlos, hat nichts mit der Diskussion zu tun, hat ebenso genervt. Wo bitte ist Dein Problem?
Dein Kommentar zu dem "wir" war ebenso substanzlos, hat nichts mit der Diskussion zu tun, hat ebenso genervt. Wo bitte ist Dein Problem?
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