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Montag, 5. Januar 2004
Warum Sie nie ein Buch machen werden.
von hier: http://convers.antville.org/stories/641615/
Seit 2 Tagen geht nun das lustige Treiben wegen unseres Buches. Es macht schon Spass zu sehen, dass viele der Kombattanten schon mal gesagt haben: Mensch, so ein Buch über Blogs, das sollte man doch mal, und so, und ich könnte das doch. Nicht alle, versteht sich, aber manche. Erlauben Sie dazu ein paar Hinweise und Erläuterungen, nur für diejenigen, die sich mit dieser Idee beschäftigen.
Man ist nach meiner Beobachtung recht von oben herab, hier, hält Internet für ein ideales Medium, aber innendrin würden viele doch gern ihren Namen auf dem Rücken eines Buches sehen – was ich sehr gut verstehe... Die Ergebnisse konnte ich auf der Buchmesse in Frankfurt erleben. Der Literat Don Alphonso kennt viele Agenten, Lektoren und PR-Personal, das dort die ganzen Irren mit ihren Manuskripten abfangen muss. Nachdem ich selbst ein Autor aus dem Netz bin, wurde ich sehr oft gefragt, was das mit diesen Blogs auf sich hat, das einige Leute den Verlagen angeboten haben. Ich weiss also von fast einem Dutzend Leuten oder Teams, die Bücher rund um das Thema im Gepäck hatten.
Keiner von denen hatte eine Chance. Der Markt gilt für jeden Aspekt jenseits der Technik als viel zu klein und zu heterogen. Meines Erachtens ist das nicht richtig; es gibt fraglos eine Reihe von Zielgruppen für Bücher aus der "Blogosphäre". Aber das muss man einem Verleger erst mal schlüssig erklären - wer das nicht kann, hat keine Chance. Verleger und Lektorat wiederum müssen es selbst so geil finden, dass auch sie die Vertreter wiederum begeistern können. Es muss ein positiver Flow da sein, sonst geht´s nicht. Gerade die oft anzutreffende Weltentsagungshaltung in Blogs, dass es ja so unwichtig ist, wirkt da höchst bremsend.
Dass es durchaus geht, beweist übrigens jetzt.de: Die bringen ihre Autoren regelmässig in Bücher, ganz normal und ganz ohne den angeblichen Hype. Aber die Blogosphäre? Ausser Lyssa? Fehlanzeige. Und der Grund? Weil die meisten Verlagsmenschen nach einem Blick in die Blogosphäre den Eindruck haben, dass die Hauptbetätigung Flame Wars, Dissen, Beleidigungen, Arroganz und Grössenwahn sind. Qualität, so dass man sie wirklich in die fraglos anderen Bedürfnisse des Medium Buch einpassen kann, muss man dagegen lange suchen. Diese Leute sind, vorsichtig gesagt, einen anderen Umgangston gewöhnt. Und fürs Suchen haben die keine Zeit.
Aber selbst wenn sie Qualität finden, ist in diesem Geschäft Konflikt nur ab einer Auflage von 100.000 lohnend. Erst dann bringt es Publicity. Alles andere, so Flames wie hier, fallen durch den medialen Rost, da mag man die debatte noch so ernst nehmen. Aber es ergibt eine giftige Atmosphäre. Verlage schauen zuerst mal nach, was sich im Umfeld des Buches so tut. Was die Leute sagen, wie es ankommt. In unserem Fall war das so, dass der Verlag die Verantwortlichkeit an uns als Herausgeber abgetreten hat, weil sich dort niemand mit den negativen Erscheinungen des Umfelds abgeben möchte - ich kann es verstehen. Für jede klassische Öffentlichkeitsarbeit wäre das hier im Netz eine Katastrophe, und da braucht es eben Leute vorn dran, die sich ihrer Haut zu erwehren wissen.
Aber das ist nur die eine Seite. Selbstreferenzielle Geschichten wie Blogawards, Blogwart oder diese hier sind ideal, wenn es um das Vergraulen von Interessenten jenseits des Ghettos der selbsternannten Superblogger geht. Ich vermute mal, dass der besonders im Antville-Umfeld gepflegte Stil a la Heise-Flame einer der Gründe ist, warum sich Newbies bei jetzt, blogger, 20six, livejournal und diary-z so wohl fühlen, und dort ihr eigenes Ding machen. Und da kann hier krakeelt werden, bis die Tastatur platzt: Das sind viele. Mehr als antville. Und die wollen wahrscheinlich auch was gutes schreiben. Das sind überraschend aufgeschlossene Leute, mit denen kann man reden, denen kann man vielleicht spielerisch und schön zeigen: Guck mal, es gibt dies und jenes, was Du tust hat eine gewisse Bedeutung, es gibt keine Medienmonopole mehr, mit jedem Posting verändert sich die Wahrnehmung für Dich und Deine Leser. Oder überleg mal, ob nicht auch so eine Schreibe was für Dich wäre. Das ist nämlich etwas, was ich ganz erheblich vermisse, dieses hin und wieder mal ein nettes Wort, oder ein wirklich gut gemeinter Tip.
Und nach draussen kann man zeigen: Guckt mal, was es an neuen Gesichtern und Geschichten hier in den Blogs gibt. Sie sind gut, im Netz und im Buch, und Qualität hat mit dem Medium nichts zu tun, aber das Netz ist eine grossartige Sache, diese Qualitäten zu entwickeln. Man kann Menschen nur dort abholen, wo sie sind. So geht das mit dem Buch.
So wie hier in letzter Zeit geht es nicht. Deshalb mag das hier für Sie ja durchaus unterhaltsam sein, aber ich garantiere Ihnen: Kein Verleger, der die letzten Texte hier liest, wird mit Ihnen ein Buch zum Thema Blog machen. Wahrscheinlich noch nicht mal zu irgendwas anderem. Verlagsleute sind ganz scheues Wild. Wieso sollte sich ein Verleger Typen ans Bein hängen, die instinktiv losgeifern und das Thema, um das es geht, augenblicklich schlecht machen? Wer will sich mit solchen, mit Verlaub, nörgelnden Autoren abgeben, die selbst aber nichts konstruktives beizutragen haben, oder sich bestenfalls in ihre Metadiskussionen für 3, 4 Freunde verkrümeln? Und bei dessen Buch jeder andere auch erst mal so einen Zinnober veranstaltet? Wer bitte braucht sowas, noch dazu, wenn es um so ein spezifisches Thema geht?
Und deshalb sage ich Ihnen - mit Verlaub, nicht persönlich zu nehmen und nichts für ungut: Von denen, die sich für die grossen Zampanos halten und denken, das Buch da machen die Falschen und sie wissen, was abgeht - Sie alle werden jenseits eines Book on Demands niemand finden, der Ihnen eine ISBN-Nummer gibt.
Seit 2 Tagen geht nun das lustige Treiben wegen unseres Buches. Es macht schon Spass zu sehen, dass viele der Kombattanten schon mal gesagt haben: Mensch, so ein Buch über Blogs, das sollte man doch mal, und so, und ich könnte das doch. Nicht alle, versteht sich, aber manche. Erlauben Sie dazu ein paar Hinweise und Erläuterungen, nur für diejenigen, die sich mit dieser Idee beschäftigen.
Man ist nach meiner Beobachtung recht von oben herab, hier, hält Internet für ein ideales Medium, aber innendrin würden viele doch gern ihren Namen auf dem Rücken eines Buches sehen – was ich sehr gut verstehe... Die Ergebnisse konnte ich auf der Buchmesse in Frankfurt erleben. Der Literat Don Alphonso kennt viele Agenten, Lektoren und PR-Personal, das dort die ganzen Irren mit ihren Manuskripten abfangen muss. Nachdem ich selbst ein Autor aus dem Netz bin, wurde ich sehr oft gefragt, was das mit diesen Blogs auf sich hat, das einige Leute den Verlagen angeboten haben. Ich weiss also von fast einem Dutzend Leuten oder Teams, die Bücher rund um das Thema im Gepäck hatten.
Keiner von denen hatte eine Chance. Der Markt gilt für jeden Aspekt jenseits der Technik als viel zu klein und zu heterogen. Meines Erachtens ist das nicht richtig; es gibt fraglos eine Reihe von Zielgruppen für Bücher aus der "Blogosphäre". Aber das muss man einem Verleger erst mal schlüssig erklären - wer das nicht kann, hat keine Chance. Verleger und Lektorat wiederum müssen es selbst so geil finden, dass auch sie die Vertreter wiederum begeistern können. Es muss ein positiver Flow da sein, sonst geht´s nicht. Gerade die oft anzutreffende Weltentsagungshaltung in Blogs, dass es ja so unwichtig ist, wirkt da höchst bremsend.
Dass es durchaus geht, beweist übrigens jetzt.de: Die bringen ihre Autoren regelmässig in Bücher, ganz normal und ganz ohne den angeblichen Hype. Aber die Blogosphäre? Ausser Lyssa? Fehlanzeige. Und der Grund? Weil die meisten Verlagsmenschen nach einem Blick in die Blogosphäre den Eindruck haben, dass die Hauptbetätigung Flame Wars, Dissen, Beleidigungen, Arroganz und Grössenwahn sind. Qualität, so dass man sie wirklich in die fraglos anderen Bedürfnisse des Medium Buch einpassen kann, muss man dagegen lange suchen. Diese Leute sind, vorsichtig gesagt, einen anderen Umgangston gewöhnt. Und fürs Suchen haben die keine Zeit.
Aber selbst wenn sie Qualität finden, ist in diesem Geschäft Konflikt nur ab einer Auflage von 100.000 lohnend. Erst dann bringt es Publicity. Alles andere, so Flames wie hier, fallen durch den medialen Rost, da mag man die debatte noch so ernst nehmen. Aber es ergibt eine giftige Atmosphäre. Verlage schauen zuerst mal nach, was sich im Umfeld des Buches so tut. Was die Leute sagen, wie es ankommt. In unserem Fall war das so, dass der Verlag die Verantwortlichkeit an uns als Herausgeber abgetreten hat, weil sich dort niemand mit den negativen Erscheinungen des Umfelds abgeben möchte - ich kann es verstehen. Für jede klassische Öffentlichkeitsarbeit wäre das hier im Netz eine Katastrophe, und da braucht es eben Leute vorn dran, die sich ihrer Haut zu erwehren wissen.
Aber das ist nur die eine Seite. Selbstreferenzielle Geschichten wie Blogawards, Blogwart oder diese hier sind ideal, wenn es um das Vergraulen von Interessenten jenseits des Ghettos der selbsternannten Superblogger geht. Ich vermute mal, dass der besonders im Antville-Umfeld gepflegte Stil a la Heise-Flame einer der Gründe ist, warum sich Newbies bei jetzt, blogger, 20six, livejournal und diary-z so wohl fühlen, und dort ihr eigenes Ding machen. Und da kann hier krakeelt werden, bis die Tastatur platzt: Das sind viele. Mehr als antville. Und die wollen wahrscheinlich auch was gutes schreiben. Das sind überraschend aufgeschlossene Leute, mit denen kann man reden, denen kann man vielleicht spielerisch und schön zeigen: Guck mal, es gibt dies und jenes, was Du tust hat eine gewisse Bedeutung, es gibt keine Medienmonopole mehr, mit jedem Posting verändert sich die Wahrnehmung für Dich und Deine Leser. Oder überleg mal, ob nicht auch so eine Schreibe was für Dich wäre. Das ist nämlich etwas, was ich ganz erheblich vermisse, dieses hin und wieder mal ein nettes Wort, oder ein wirklich gut gemeinter Tip.
Und nach draussen kann man zeigen: Guckt mal, was es an neuen Gesichtern und Geschichten hier in den Blogs gibt. Sie sind gut, im Netz und im Buch, und Qualität hat mit dem Medium nichts zu tun, aber das Netz ist eine grossartige Sache, diese Qualitäten zu entwickeln. Man kann Menschen nur dort abholen, wo sie sind. So geht das mit dem Buch.
So wie hier in letzter Zeit geht es nicht. Deshalb mag das hier für Sie ja durchaus unterhaltsam sein, aber ich garantiere Ihnen: Kein Verleger, der die letzten Texte hier liest, wird mit Ihnen ein Buch zum Thema Blog machen. Wahrscheinlich noch nicht mal zu irgendwas anderem. Verlagsleute sind ganz scheues Wild. Wieso sollte sich ein Verleger Typen ans Bein hängen, die instinktiv losgeifern und das Thema, um das es geht, augenblicklich schlecht machen? Wer will sich mit solchen, mit Verlaub, nörgelnden Autoren abgeben, die selbst aber nichts konstruktives beizutragen haben, oder sich bestenfalls in ihre Metadiskussionen für 3, 4 Freunde verkrümeln? Und bei dessen Buch jeder andere auch erst mal so einen Zinnober veranstaltet? Wer bitte braucht sowas, noch dazu, wenn es um so ein spezifisches Thema geht?
Und deshalb sage ich Ihnen - mit Verlaub, nicht persönlich zu nehmen und nichts für ungut: Von denen, die sich für die grossen Zampanos halten und denken, das Buch da machen die Falschen und sie wissen, was abgeht - Sie alle werden jenseits eines Book on Demands niemand finden, der Ihnen eine ISBN-Nummer gibt.
donalphons, 23:38h
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