: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 11. Januar 2004

Medienstandort

Da hinten, in einer Baracke, die so hellbraun ist wie alle anderen Gebäude hier, ist ein Sender. Immer noch, auch wenn das vor zwei Jahren niemand gedacht hätte. Aber von der Dummheit der Menschen lässt sich gut leben. Warum auch nicht.

Die Chefin hat einen Titel qua Geburt und einen weiteren qua hoher Gebühren einer Akademie, die zu nichts taugt ausser zu überzogenen Lohnforderungen.

Die Mitarbeiter sehen aus wie Kokser, wenn sie mal in der Kantine aufkreuzen, die für viel mehr Menschen gedacht war. Sie haben auch immer diesen nervösen Tick. Wenn man stundenlang schwafeln muss, ohne was sagen zu können, und alles wiederholt sich, dann bleibt nur der Weg zu so einem Zeug.

Es sei denn, man ist naturprall. Vielleicht nehmen sie auch nur Puderzucker und bilden sich ein, gut drauf zu sein. Schwächen kann man sich da nicht leisten. München ist voll von arbeitslosen Medienvölkchen in suizidnah und burnout. Also lieber daran klammern, auch wenn es nicht das ist, was man sich mal gedacht hat, beim KW-Studium.

Oder so. Eigentlich dürfte man niemand mehr für diesen Job ausbilden. Die nächsten 5 Jahre warten, bis die Alten in Pension sind und die jungen in der Psychiatrie. Dann geht wieder was. Vielleicht.

Jetzt nach Hause. Klinkerbrauner Alptraum, das hier.

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Blau

Draussen vor dem Fenster friert ein Mädchen in einem surreal leuchtendblauen, gesteppten Daunenmantel. Ihr Gesicht hat den fraktalen, ausgedörrten Teint der Drogensüchtigen. Sie ist viel zu dünn. Ihre kinnlangen, blauschwarzen Haar fallen wie tote Raben. Sie ist höchstens 22, 23 Jahre alt, aber in ihren Augen ist die Zeitlosigkeit der enttäuschten Hoffnung.

Hier in der Startup Zone, in diesem gescheiterten New Media Cluster, gibt es viele Gestalten, die so aussehen. Bei ihr sind es wahrscheinlich Pillen, weil sie auch etwas schwankt und hyperventiliert. Vielleicht ist sie auch nur bei einem Casting rausgeflogen. Alles an ihr sagt, dass nichts, wirklich nichts in Ordnung ist. Und dass sie nicht darüber reden kann.

Woanders als hier wäre sie wunderschön. Wenn sie ein paar Tage durchschlafen würde, und eine Weile die Finger von dem Zeug, ganz gleich ob die blauen Pillen oder die Fernbedienung, lassen könnte.

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