: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 17. Juni 2004

Real Life 16/17.6.2004 - Scholz and Feinds

Ich erzählte ihr eine dieser miesen Geschichten aus der Munich Area, die keine New Economy sind und deshalb nicht bei Dotcomtod landen. Ganz klassisch: Unterschlagung, betrügerische Insovenz, ein Kickback-System, bei dem sich alle bereicherten, ausser den Investoren. Die ganz Miesen hatten ein Netz von 1-Personen-GmbHs um sich herum aufgebaut, die es zuerst erwischt hätte. Durch gezieltes "Risiko-Management", besser bekannt als Umdrehen eines Vertrauten, war das Netz am Ende sinnlos. Die ganz Miesen verlieren gerade ihr gesamtes Vermögen an Investoren, die ebenfalls nicht gerade zu den netten Menschen dieser Republik zählen. Alltag, früher auch mein Alltag in der wachstumsorientierten Munich Area. Die New Economy ist tot, aber die new Economy Deals laufen weiter.

Sie meinte, dass ihr das ziemlich fremd ist. Weiter unten in der Hierarchie bekommt man von diesen Geschichten nichts mit. Und überhaupt, es ist nicht alles so schlimm. Es gibt ja manche, die sich ganz locker gehalten haben. Eine Delle vielleicht, ein paar Jahre etwas Rückgang, aber sonst eigentlich alles ok. Eine Freundin von ihr arbeitet zum Beispiel gleich hier die Strasse runter bei Scholz & Friends. Natürlich sind das stressige Jobs, aber es läuft bei denen im Moment. Ohne solche riskanten Deals. Gute Aufträge.

Dann kamen die Enchilladas, und in der nächsten halben Stunde wurde das Wetter so schön, dass wir es doch ganz gut getroffen hatten, mit dem Platz draussen im Garten.

Heute regnete es wieder. Und sie sagte mir für heute Abend telefonisch ab. Wegen ihrer guten Freundin, die bei Scholz & Friends ist. Die braucht heute Abend jemand zum Quatschen. Es geht ihr nicht so besonders.

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Spearhead

Offenheit, Transparenz und grenzenloser Austausch zwischen innen und aussen war die architektonische Maxime, Glas und Stahlbetonrahmen ersetzten den Stein, denn "brick and mortar" waren verpönt, veraltet, überflüssig. Der neue Stil der späten 90er griff zurück auf die Neue Sachlichkeit. In den öffentlichen Raum bohrten sich die Kristallkanten mit schonungsloser Luminiszenz. Jeder sieht jeden. Container und Webcam waren nur mediale Folgen der schimmernden Avantgarde über den Städten.

Die grenzenlose Öffentlichkeit des Internets als architektonische Metapher. Mobilität, Flüchtigkeit und Flexibilität durch wenige, ausgesuchte Möbel. Auch hier der Glanz des Chroms und das grünliche Funkeln geschliffener Gläser. Powerbook-Area, 24/7.



Manche klammern sich an diese Räume fest. Bis heute. Denken nicht daran, sie aufzugeben. Auch wenn sie im Winter ringsum nur das ganze matschige Elend der Umgebung zeigen, und im Sommer die Klimaanlage die Hitze mühsam wegsurrt.

In diesem Glaskasten wird sich niemand ausziehen. Niemand wird auf dem Boden ficken, nach dem schnellen Aufriss unten im angesagten Viertel. Deshalb auch keine Freundin, falls es gut war. Die dann sagen könnte, dass sie doch lieber was mit Garten hätte. Und normalen Mauern. Und Vorhängen. Zum Beispiel in der westlichen Vorstadt.

Mit dem Volvo wären es auch nur 20 Minuten in die Stadt. Welcher Volvo? Na der, den er sich kaufen soll. Der alte SLK ist einfach hässlich, seitdem es den neuen gibt.

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