: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 16. Juni 2004

Vorbildlich

Irgendwann, mit dem Begriff der Gleitzeit, gingen die sogenannten geregelten Arbeitszeiten über Bord. Den Begriff kannte keiner mehr.



Bei der Gelegenheiten verschwand irgendwann auch die Stechuhr. Während jeder Bandarbeiter jede zusätzliche Viertel Stunde peinlich genau mit 25% Zuschlag und in der Spätschicht nochmal mit 25% Nachtzuschlag versah, war und das alles nicht so wichtig. Mal 10 Stunden, mal 6, manchmal auch 12, denn Projekte kennen keinen Feierabend, nur Deadlines und Echtzeit.

Stunde ist Stunde. Arbeit ist Arbeit. Dafür gab es Obst und Gummibärchen umsonst. Und es war schon somewhat geil, Nachts um eins noch aus dem Glasbeton-Büro auf die Stadt runterzuschauen. Den Puls zu fühlen, und das Brausen im beschleunigten Herz der Metropole, die sich im Digitalen über die Welt und darüber hinaus erstreckte. In NY war es immer erst 6 Stunden früher.

No rules. Scheiss auf die gewerkschaften. Die Welt gehört denen, die was leisten. Oder später denen, die leistungsfähiger waren, oder mit der HR gut konnten. Immerhin wurden dann die Büros schon gross und leer. Die Arbeit blieb bei weniger Leuten. Die fanden es cool, um 6 nach Hause zu kommen. 6 Uhr morgens natürlich.

Und das Essen haben sie bei der Tanke gegenüber gekauft. Sie waren vorbildliche Arbeitnehmer der eigenen Sache.

Sie haben die Nacht zum zusätzlichen Arbeitstag gemacht. Und diese Veränderung des gesellschaftlichen Bewusstseins und der sozialen Anforderung wird bleiben.

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Real Life 15.6.04 - Frau zu haben

Der Ukrainer, der Frauenhandel und die Prostitution organisierte, und als dessen Berliner Kunde ein gewisser Michel Friedmann bekannt wurde, muss für fast 5 Jahre in den Knast.



Ob es dann noch diese Galerie gleich neben der Volksbühne gibt, ist eine andere Frage. Kunst ist Luxus, den man sich leisten können muss, genauso wie schlechten Geschmack. Wenn beides zusammenkommt, gibt es keinen Rabatt, und deshalb auch nicht mehr Umsätze.

Keinen Rabatt auch gegenüber, hinter der Tür eines rot bemalten Erdgeschosses. Live Sex Erotic steht in den Fenstern, Frauenbeine zeigen eine Dynamik, die dem Bild in der Galerie gänzlich fremd ist. Zeigt der Hengst die kleinste Schwellung, geht die Stute gleich in Stellung, verkündet ein rotleuchtendes Laufband.

Gleich daneben ist Eggers und Landwehr, die Kneipe der Agenten, die Rechte an kaum volljährigen Mädchen verkaufen. Demnächst tingeltangelt hier Jana Hensel, noch so ein "junges Talent". Eine werbende Umschreibung, die sich der Ukrainer für die Wierderaufnahme seiner Geschäfte merken könnte.

Zwei seiner Landsleute kommen aus demn Cafe Burger, sturzbetrunken und stinkend. Sie torkeln Arm in Arm über die Strasse. Hinter ihnen hat ein Mädchen das Lokal verlassen, aber sie kommt nur ein paar Meter weit. Dann setzt sie sich auf den kaputten Berliner Asphalt, steckt die Beine aus und hält sich den Kopf. Sie hat zuviel. Zuviel Alkohol, schlechte Luft, zuviel Hoffnungen, dass es cool werden könnte und zuviel erlebt, als dass sie sich noch vormachen könnte, das hier wäre das tobende Leben.

Jemand sollte ihr ein Taxi beschaffen, damit sie sicher heim kommt. Ein Pulk grölender Fussballfans zieht achtlos an ihr vorrüber.

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