: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 27. Juli 2004

Innehalten

Es ist ein wenig wie sterben. Man sieht noch, nimmt aber nicht mehr wahr, die Geräusche verlieren jede Bedeutung, bis sich fast ein Gefühl, ein Nichtgefühl der Taubheit einstellt. Man hat damit nicht gerechnet, man rechnet nie damit, warum auch, aber dann ist es so weit. Mal wieder.

Und in die Stille hinein kommt eine Mail aus einem ganz anderen, lange vergessenen Leben, die Fähigkeiten abruft, die man nicht mehr haben will. Aber weil das Innehalten nichts bringt und da draussen die Probleme und die Schlachten weitergehen, fängt man automatisch wieder an. Schritt für Schritt. Eigentlich ganz einfach. Weil es logisch ist. Weil es das einzige ist, was man tun kann. Weil man den Kampf schon vor Jahren geführt hat, und man dem gleichen Gegner nach vier Jahren wieder gegenüber steht. Das gleiche Spiel wie damals in der einzigartigen Munich Area mit ihren best-of-breed-Entrepreneuren, leistungswilligen New-Media-Workern und erstklassigen Entgiftungsstationen.

Es hat sich nichts, nichts, nichts verändert. Ich werde nie begreifen, warum so etwas überlebt hat. Warum so etwas weiter existiert und weitermacht.

Aber das kann man ja ändern. Das schon. Immerhin. Kein Trost, aber genug Ablenkung, um nicht mehr nachzudenken.

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Ich soll das geschrieben haben?

Dieses blutrot triefende Ding, das mir der Verlag mit den Worten "Viel Spass" in die Hände drückte?



Das sind insgesamt, grob überschlagen, irgendwas zwischen 600 und 1000 Fehler, die rot angestrichen wurden und jetztals Korrekturen freigegeben werden müssen. Bis Mittwoch Mittag. Dann ist Abgabe im Verlag. Und ab Sonntag ist es im Druck. Dann ist alles zu spät.

2 Tage bleiben also. 2 Tage. In 2 Tagen gehen Firmenimperien zugrunde, Kriege werden entschieden, Rossini hat in zwei Tagen Opern und Thomas Mann im gleichen Zeitraum 5 Zeilen geschrieben, in 2 Tagen werden Lieben gelebt und scheitern...

Aber all das wird keine Rolle spielen, denn ich werde in einer Parallelwelt sein, auf den Pfaden zwischen Bett, Balkon und dem Schreibtisch in der Nacht, es wird still sein und leer. Und es wird genug Zeit sein, manches Wort zu bereuen, aber jetzt darf kaum mehr was geändert werden.

2 Tage. Und ich sollte eigentlich schon jetzt an den Fahnen sitzen und endlich loskorrigieren, den Tee in der einen und den grünen Stift in der anderen Hand.

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