: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 8. Februar 2006

Ode auf die Amalienstrassen-Antiquariate

Zu den Phänomenen, die gerade wieder aus den Löchern kriechen, gehört die Behauptung, das Buch als solches hätte eine Zukunft wie jeder andere Inhalt vom Range der Musik und des Films: Digitalisiert, p2p-verbreitet, digital konsumiert, also bald ähnlich tot wie die Schallplatte. Denn Bücher sind teuer, und Bücher brauchen Platz. Mit einem E-Book oder E-Paper und einem Download ist das alles kein Poblem mehr. Und so erwartet mancher schon die Einladung zum Totenmahl im Internetrestaurant am Ende der Gutenberg-Galaxis.

Das Buch, der Codex, ist in Europa jetzt gute 2000 Jahre heimisch, und hat immer gute Dienste geleistet. Mit einer kleinen Problemphase ab Mitte des 19. bis zu den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts, in der das Papier schlecht war, hat sich das Buch als extrem robuster, zuverlässiger "Datenträger" erwiesen. Und dank der technischen Entwicklung sind die Entstehungskosten der materiellen Basis auch verschwindend gering - das Buch als solches kostet selten mehr als 10% dessen, was es nachher im Laden kostet. Dafür ist es allerdings fast unbegrenzt haltbar und entsprechend robust - ein Begiff, was jeder versteht, der mal einen Laptop aus 1,5 Meter Höhe auf den Boden hat fallen und sich dann das Gegenteil dessen vergegenwärtigt, was das Gerät dann noch an Daten ausspuckt.

Dazu kommt noch ein anderer Vorteil - dessen, was man heute als Interface bezeichnet. Viele derer, die das digitale Buch promoten, haben mitmasslich kein Buch geschrieben und werden das auch nie tun - weil sie sonst wüssten, wie entsetzlich das Lesen eines grösseren Textes am Bildschirm ist. Ich weiss, wovon ich rede. Und, nicht zu vergessen: Auf Papier wirken längere Texte anders. Besser. Hochwertiger. Schöner. Unbegrenzt aufgelöst. Sie summen nicht, sie brauchen keinen Strom, sie werden nicht heiss. Ganz ohne DRM-Scheisse.



Und sie sind - alles zusammengerechnet - sicher auch nicht teurer. Denn während digitale Bücher niemals ins Antiquariat kommen und immer die gleichen Preise haben werden, weil es nichts kostet, digitale Güter zu spreichern, gelangen Bücher irgendwann wieder in den Handelskreislauf, sei es als Gebrauchtbuch, sei es als Ramsch. Ob das digitale Buch von heute in 20 Jahren noch dem technischen Standard entspricht, wird man bezweifeln dürfen, wenn man sich vergegenwärtigt, was aus Microfilm-Bibliotheken, der Zukunftstechnologie der 70er Jahre geworden ist.

Natürlich ist also das Einscannen und der Vertrieb von Büchern über das Netz kein Problem. Auch mit p2p-Technologien, egal ob geklaut oder selbst geschrieben. Es mag mitunter für gewisse Fachliteratur sogar sinnvoll sein, sei es für belanglose Dissertationen oder Texte, in die man nur einmal für ein Kapitel reinschauen muss, oder für schnell veraltende Gesetzestexte. Aber das Buch als solches, das verschenkbar ist, das man widmen kann, das die schönste aller Tapeten liefert, das immer und überall lesbar ist, auch in der Sonne, das ein Statussymbol der Bildung ist, wird für immer dominieren, solange der Mensch Texte über 10 Seiten liest.

Eine Sache vielleicht noch für die, die an einen Wandel der Kundschaft glauben: Das Buch hat den Wandel in seiner Käuferschicht längst hinter sich. Die meisten Bücher werden ohnehin von denen gekauft, die viele Bücher, über 50 pro Jahr kaufen. Das ist der Kernmarkt, das sind die, die das Buch als solches wollen. Mal ganz abgesehen davon, dass die Jagd im Antiquariatenviertel in München, das heimschleppen der Beute und der Verzehr der Bücher in der Höhle und das Einsortieren der Papiertrophäen vielleicht das letzte grosse Abenteuer für echte Männer und Frauen ist.

Und mal ehrlich: Wer weniger als 2.000 Bücher hat, kriegt doch keinen ordentlichen Geschlechtspartner.

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Nunc est bibendum für Neoconnards,

denn Paul Spiegel schenkt ihnen was ein. Nachdem gestern schon die Puppen nach dem hier versucht haben, Rabbiner, Immanme und Priester in einen Topf zu schmeissen und sich so ihre vulgärliberale Freiheit des Sozialdarwinismus zu erhalten, würde mich interessieren, was sie heute zu tun gedenken. Und welche Angriffe sie gegen den Zentralrat vorbringen möchten, die es jetzt eigentlich geben müsste - schliesslich ist der Zentralrat so moderat, überlegt und ausgewogen wie viele andere, die von den Hass-Schmierern am rechten Rand tagein tagaus diffamiert werden. A propos diffamieren: Hier ist was über die angeblichen dänischen Freunde der Freiheit. Kein Wunder, wenn der braune Blogsumpf meint, dass das ihre Freiheit ist.

Wichtiges Update: Bei der Jyllands Posten denkt mancher über den Abdruck von iranischen Holocaust-Witzen nach.

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Umfrage des Tages: Sex in der Blogosphäre

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Und damit ihr Euch auch anonym trauen könnt, gibt es dafür einen Extra-Mitgliegsnamen: Blogfick, und das Password lautet: auja.

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