: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 16. Februar 2006

Der Frühling ist da!

Hier zumindest ist es offensichtlich. Es geht los.



Auf der nach Norden gerichteten Dachterasse ist endlich wieder Sonne

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Sehr zu empfehlen - BYZANCE

Es gibt ja Leute, die halten einen schon für einen Exzentriker, nur weil man seine Möbel nicht alle fünf Jahre gegen die neueste Pressspan-Mode austauscht, Tee aus feinem Porzellan statt aus einem Werbegeschenkbecher trinkt und einmal alle sechs Wochen einen Nachmittag nutzt, um das Silber zu putzen. Nun, ich finde es ja eher exzentrisch, mit dem Auo vor die Stadt zu fahren und das zu kaufen, was Millionen anderer auch haben, bevor es nach drei Jahren wieder auf dem Müll landet. Das ist angeblich "normal", sei´s drum.

Interessanterweise gibt es für Leute wie mich keine Renovierungssendungen auf RTL II, in denen fette Blondinen das Ikea-Allerlei auch noch mit Pastell und Lila in vorurbane Höllen verwandeln. Für unsereins gibt es eine Reihe ganz ausgezeichneter, internationaler Einrichtungszeitschriften, die den deutschen AD-Ableger wie die Fachzeitschrift "Le Puff tres chick - Wohntipps für Luden, Huren, Anwälte und andere Camarofahrer" erscheinen lassen. Diese Gazetten des Guten und Wertvollen beschäftigen sich vor allem mit dem alten Europa und den USA, teilweise auch mit dem momentan immer noch schicken Fernen Osten.

Die französische Zeitschrift Byzance setzt einen gelungenen Contrapunkt zum westlichen Allerlei. Schon der Untertitel verkündet:



"Maisons d´orient et d´occident". Es ist voll mit Einrichtungen zwischen Paris und dem Libanon, und es windet ich im überschwenglichen Luxus, es geht an die Üppigkeit der Formen und Farben mit fast kindlicher Freude heran, und erkennt das Einigende in den Privaträumen zwischen Ost und West. Das macht durchaus Sinn, denn die Verbindung zwischen Orient und Okzident, zwischen Asien und Europa ist im Bereich der Architektur selbst in unserer Region über 7.000 Jahre alt, die ersten Ackerbauern bauten "anatolisch", und das Einigende durch alle Zeiten war viel stärker, als uns das die Bellizisten auf beiden Seiten glauben machen wollen. Beide hatten ihre jeweiligen Moden mit Erzeugnissen des anderen, und während Mozart alla Turca komponierte, durfte der anatolische Mann nicht ohne Ohrringe mit Münzen, auf denen das Abbild eines französischen Herrschers geprägt war, vom Markt nach Hause kommen.

Byzance nimmt sich der modernen Nachfolger dieses kulturellen Austausches unter den allumfassenden Themen der Ästethik, des Farbenrausches, der Freude am Leben an. Jede Ausgabe widmet sich einer Farbinspiration; in der aktuellen Ausgabe stehen byzantinische Kuppeln, arabische Minarette und christliche Illuminationen selbstverstndlich als Ausdruck des immer gleichen Empfindens nebeneinander. In traurigen, hasserfüllten Zeiten wie diesen ist Bycance ein echter Genuss und eine Freude.

Eine Website gibt es nicht, das Heft ist in Deutschland nur an Flughäfen zu bekommen.

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