: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 22. Juni 2006

Das gelbe Kleid

Gelb ist nicht ununstritten. Gelb war in Europa oft die Farbe des Anderen, des Stigmatisierten, Juden trugen sie und Huren. Das leitet sich ursprünglich aus einer besonderen Rechtsposition ab, die durchaus nicht negativ sein musste; Juden etwa waren reichsunmittelbar, Prostituierte hatten einen besonderen Schutz in dem von ihnen bewohnten Bereich. Wer gelb sah, wusste, woran er war - ehrliche, auf Sauberkeit achtende Leute, keine stinkenden, bigotten Moralapostel, die Wasser predigen und Wein saufen, am liebsten durch ein Pogrom oder einen Überfall auf die Fidelgasse erworben. Der Lauf der Geschichte war nicht gut zu Hebräern und Freudenmädchen und Gelb, was die Farbe in unserem Kulturkreis bis heute negativ aufgeladen hat. Gelb ist auch der Neid, gelb wird Judas dargestellt, und der Rest wurde der Farbe gegeben, als sie von den sog. Liberalen tatsächlich als Veranschaulichung ihres billig-bürgerlichen Hobbyhurentums und ihrer Gier verwendet wurde.

Dabei ist Gelb eine wirklich famose Farbe, wie jeder wissen dürfte, der eine Weile in Italien in Strassencafes gesessen hat. Dunklere Frauen werden durch Gelb nachgerade perfekt ergänzt, und wer erinnert sich nicht an die Jugendzeit, als Young MCs bei Bust a move diese Textzeile predigte:

"you spot a fine woman sittin' in your row.
She's dressed in yellow, she says hello,
come sit next to me ya fine fellow."

Und wir wären wohl auch aufgestanden und rübergerannt, denn das Mädchen, nun... es ist seltsam, da läuft beim Polstern und Beziehen die Missa solemnis C-Dur, KV 337, wir haben den festen Seidenstoff in der Hand, treiben die Nägel in das Holz, und was fällt uns in diesem Moment ein? Dieses Video. Und dieser Text.



Weil der Stuhl eben auch ein gelbes Kleid bekommt, das ganz wunderbar mit dem sattbraunen Holz eine Symbiose eingeht. Verständlich, aber dennoch etwas peinlich.

a propos young mc: es gab da auch eine textzeile, die lautete: "got no money and got no car, then you got no woman and there you are." - einem opel-pr-schreiber wurde gerade die karre abgeschleppt, und das wird teuer. ja, da geht die aufwandsentschädigung dahin...

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