: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 1. Juni 2006

Lest diesen Text

Diesen Text hier bei Rainer sacht. Ihr werdet feststellen, dass in dieser Glosse über Darsteller der Werbekampagne vom Media Markt einige Stellen mit ********* gelöscht wurden, weil es von Anwälten gefordert wurde. Ich wisst schon, dieser grosse Laden, der auch schon mal wegen fremdenfeindlicher Werbung aufgefallen ist, und der mit Metro und der Kette Saturn verbandelt ist. Wenn Ihr der Meinung seid, dass Texte mit ******* irgendwie nicht Eurem Verständnis von Meinungsfreiheit entsprechen und eher an China, Nordkorea und Syrien erinnern, dann könnt Ihr einiges tun. Zum beispiel Euer Geld zu Elektromärkten um die Ecke tragen, die sowas nicht tun. Und ebenfalls darüber berichten, wenn Ihr ein Blog habt. Man darf in Deutschland darüber reden, wenn Megakonzerne und ihre Werbefiguren gegen einen Blogger vorgehen. Es kann - und sollte - jeder wissen, für was die das Geld verwenden, das ihre Kunden dorthin schleppen.

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Kränker als krank

Blogwerbemarketing mit so hohem Niveau, dass es ohne Anheben unter den Perserteppich passt, brought to you by Coca Cola & Burda.

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Aus News Frankfurt wird Business News

Also, da ist ein Typ, der ein Projekt machen darf. Nach 20 Monaten stellt man fest:

- Es gab die für das Projekt anvisierte Zielgruppe nicht
- Es bringt nichts, wenn man die bekannten Titel des eigenen Hauses kannibalisiert
- Auch ein Schleuderpreis von 50 cent ist kein zwingender Kaufanreiz
- Für publizistischen Printramsch ist es schwer, Anzeigenkunden zu finden
- Die Inhaltebeschaffung über Klau bei Blogs lohnt sich nicht
- Die Auflage war unter aller Sau
- ganz im Gegensatz zur Konkurrenz, der man das Wasser abgraben wollte
- Das Vertriebssystem, das sich auf Blöde stützen sollte, die vom Zeitungsjungen zum Redakteur werden wollten, ging nicht auf
- Nur das Beschäftigen von Billigjournaille unter Tarif, das hat funktioniert, weil es genug Verzweifelte gibt

Eigentlich sollte man jetzt erwarten, dass der Holtzbrinck-Konzern, dem all das mit seiner Billig-Tabloid-Zeitung "News Frankfurt" passiert ist, jetzt das tut, was die eigene neoliberale Hauspresse wie Wirtschaftswoche oder Handelsblatt in den Kommentaren raten würde: Ein umfassendes Gemetzel unter denen, die es verbrochen haben. Da kann der Laden noch so sehr von wertvollen Erkenntnissen reden, die Grunderkenntnis lautet, dass die Idee vom ersten Moment an völlig idiotisch war und das Ergebnis so miserabel geworden ist, wie es bei New Economy Dropouts häufig ist. Es ist ja nicht so, dass die grundlos auf die Fresse gefallen sind. Und immer wegen dem gleichen Grundproblem: Es sind Rebellen ohne Markt. Sie wollen etwas Neues, haben aber keinen Peil von dem, was da kommen wird und was gekauft wird.

Nun könnte man sagen, dass Holtzbrinck die paar Millionen Verluste schon verschmerzen kann, denn Frankfurt war ein Markt, in dem man bis dahin als Lokalpresse nicht präsent war und gegen übermächtige Gegner keinen Ruf zu verlieren hatte. Also alles halb so schlimm, es ging ja um die Leserschaft der anderen. Man könnte jetzt sagen, auch ein Vollversager kriegt noch zwei Monate, bis man ihn stillschweigend entsorgt. War halt ein Versuch, war nicht gut, nächstes Spiel, neues Glück.

Aber dass Holtzbrinck mit "Business News" jetzt mit der Mannschaft, die es erwiesenermassen nicht geschafft hat, mit dem selben Macher an der Spitze nach Berlin geht, ausgerechnet in den insolventen Slum, um dort wieder eine 50-Cent-Ramschzeitung für Wirtschaft zu machen, diesmal aber das eigene Kernpublikum ins Visier nimmt, das Handelsblatt liest und gleichzeitig das Handelsblatt für die Ramschpostille inhaltlich ausnimmt, dass man diesen Schaden in Kauf nimmt, solange man der FTD Leser wegnimmt -

Das alles zeigt meines Erachtens, wie verzweifelt man im Hause Holtzbrinck an der Spitze sein muss. Natürlich muss man als Zeitung neue Wege finden, an die Leser und Nutzer zu kommen. Aber dass Ausbeutung, Dumping und Übernahmen noch nicht mal bei müden U-Bahn-Lesern Erfolg haben, hat man bei der News Frankfurt erlebt. Wie das bei einer jungen Zielgruppe mit Interesse an Wirtschaft gelingen soll, die sich sowieso ihre Informationen als Bröckcheninhalte schon längst im Netz holen kann, bleibt das süsse Geheimnis von Leuten, die vermutlich auch nicht wissen, wie man dafür Werbung akquirieren soll. Mal schaun, ob Holtzbrinck dem elenden Gewackel jetzt wieder 20 Monate wie bei News Frankfurt zuschaut.

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Dirt Picture Contest - Bei den Aufsteigern

BMW, SUV, Roadster, willkommen in einer der besseren Gegenden des Slums. Wir sind am Rand des Kerns des Prenzlauer Bergs, von hier ist man mit dem Rad in einer viertel Stunde an der Schönhauser Allee, aber es ist ruhiger und komfortabler in dieser kleinen Seitenstrasse, wo vieles restauriert ist und die Preise dennoch nicht durch die mit Jugendstilstuck verzierte Decke gehen. Automobil ht man sich hier bereits runderneuert, und jetzt, wie es scheint, kommen die Möbel dran.



Hinunter auf die Strasse also mit dem lila Sofa, das einen als billige Gelegenheit seit der Verbringung von Tante Erna ins Altersheim begleitete - man hatte damals ja nichts. Und hinweg auch mit der Schlafcouch, die Gäste sollen bitte ins Hotel, die sind alt genug und brauchen nicht am Morgen das Bad verstopfen. Und morgen geht es dann mit dem SUV in einen Möbelladen in Schöneberg, wo es jetzt tolle chinesische Hochzeitsschränke aus Polen gibt, und hübsche rote Kronleuchter aus Plastik. Endlich schön einrichten! Wenn nur nicht das viele Beige vor den Fenstern wäre, in Beigeberlin.

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