: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 19. Juni 2006

Italienische Verhältnisse

Natürlich ist es nicht optimal, noch um 10 Uhr Küchenmöbel zu streichen, aber was bleibt einem bei dem Wetter schon anderes übrig.



Die Tage wiederholen sich ohne Varianten, selbst Sonntage und Werktage sind ähnlich still, heiss ist es und eigentlich sollte man ohnehin die Aktivitäten zwischen Mittag und Abend ruhen lassen. Angenehm wird es erst, wenn die Sonne untergeht. Schlimme Vorstellung, wie es jetzt in einer verbauten Grossstadt sein muss.

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Real Life 18.06.06 - Der Pralinenstuhl

Wie konntest du, faucht sie dich an, mich mit diesen Leuten allein lassen? Es ist heiss, die Sonne knallt gnadenlos auf den Asphalt, und es war sicher eine Qual, heute in der Kirche mit ihren riesigen Fenstern, fast ein Gewächshaus, beim Konzert zu schmoren. Noch dazu, wenn man allein ist und niemanden zum lästern hat. Und deshalb eben bei diesen Leuten sitzen muss, als wäre man versetzt worden. Und tatsächlich ist nicht ganz von der Hand zu weisen, dass Du nicht, wie versprochen, erschienen bist. Also tust du das, was sich historisch immer noch am zweitbesten nach Geschenken bewährt hat und immer funktioniert: Du weichst aus.

Also bitte, Iris, ich muss schon sagen, diese Leute sind immerhin deine Eltern...

Weich nicht aus, sagt sie, wieso um alles in der Welt kommst du nicht? Du wohnst direkt gegenüber, du brauchst keine Minute hier rüber, wie kann es sein, dass du es nicht schaffst? Und nicht mal anrufst?

Nun, sagst du, ich war, ehrlich gesagt in Pfaffenhofen und habe eingekauft, mein Handy hatte ich nicht dabei, und da habe ich mich eben verspätet und konnte ja schlecht nach dem dritten Satz noch reinschlüpfen, also habe ich die Sachen schon mal in die Wohnung getan und brav, wie du siehst, hier auf dich gewartet. Entschuldige. Bitte.

Streiten macht keinen Spass, wenn der andere nicht mitstreitet, ausserdem ist es zu heiss. Was für Sachen? fragt Iris, und du nutzt die Gelegenheit, mit ihr davonzurennen vor den Verpflichtungen, die hier schlecht angezogen mit Blümchenblusen und zu langen Hosen auf euch eigentlich warten. Schnell die Tür aufgesperrt, Iris in den 2. Stock bugsiert und



Oooooooooh, sagt Iris, ist der, der ist ja, oh ja, der ist ja sowas von, und hopst sofort drauf. Oh. Sag mal, Don, der ist aber sehr niedrig. Sicher zu niedrig für einen Brocken wie dich, ich passe da eher drauf. So kurze Beine. Der ist sicher für kleine Leute. Ist der echt?

Schaut so aus. Der Machart nach zu schliessen so um 1780, die Fassung ist aber relativ neu, 19. Jahrhundert, und der Bezug ist so um 1930. Und er ist nicht so niedrig, der gehört so, das ist ein Pralinenstuhl.

Ein Pralinenstuhl? Was soll das sein?

Naja, sagst du und setzt das hochgebildete Kunsthistorikergesicht auf, im Zuge de 18. Jahrhunderts wurden die Sitten dank Diderot und Voltaire in etwa so, wie wir uns das heute wünschen. Die Aufkläung schritt voran, und man entwarf Stoffe und Möbel, die den menschlichen Bedürfnissen und Leidenschaften entgegenkamen. So auch den Pralinenstuhl. Wie du gerade merkst, ist er eher unbequem, wenn man kerzengerade drauf sitzt. Lümmelt man sich aber hinein, schiebt das Becken nach vorne und spreizt die Beine - komm, mach mal - ist er enorm bequem, weil das ganze Becken auf dem breiten Vorderteil aufliegt, und der Rücken von der Lehne umfasst wird.

Iris tut, wie ihr befohlen, und sagt: Stimmt. So ist er wirklich sehr bequem. Aber was hat das mit Pralinen zu tun?

Ach so, richtig, die Praline sagst du und näherst dich ihr, bis du fast an ihr dran bist. Nun, das mit den Pralinen ist bekanntlich so, dass sie erst gut, wenn sie gefüllt sind...

Dohooon...

jaja, gleich, und um das Füllen der Praline nun geht es bei dem Sessel. Es ist nämlich so: Wenn nun eine Dame auf dem Stuhl sass, wie du gerade sitzt, drückte es den Reifrock nach oben. Ein echter Kavalier nun konnte sich vor sie hinknien, denn der Rock war oben und deine Beine sind gespreizt, und wenn er da kniet, muss er nur noch den Hosenverschluss à la bavaroise aufmachen, der um 1780 ebenfalls modern wurde, die Dame legt dann, wenn die will, die Beine um seinen Rücken, ihre Becken sind auf gleicher Höhe und perfekt ausgerichtet,

DON!

er ergreift die massive Stuhllehne, und dann geht es ans Pralinenfüllen, und das geht da wahnsinnig gut, denn die Dame kann sich zwar fast nicht mehr mit dem Oberkörper und das Becken bewegen, sie ist zwischen Stul, Lehne und seinen Armen fast wie festgeschnürt, sie kann nur noch vor Lust bis aufs Blut kratzen und beissen, so nah ist er, er hingegen kann die Kraft der Arme und Beine zusammennehmen, sie wie ein Wiener Schnitzel durchklopfen und ist beim Pralinenfüllen so nah an ihrem Gesicht dass

DON, hör auf!

Na gut, dann gehen wir eben Torte kaufen.

Gut.

Und schon gefüllte Pralinen.

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Kauft mal für die nächsten vier Wochen keine Platten,

auch keine MP3, CDs, alles, was irgendwie mit den grossen Labels zu tun hat. Einfach nicht kaufen. Es gibt so viele schöne andere Dinge. Lasst sie einfach mal hungern, die Freunde von der sog. Musikindustrie. Wenn ihr meint, wieso, dann lest Euch mal das hier durch. Vielleicht kauft ihr dann auch gar nicht mehr. Man muss ja nicht jeden Dreck unterstützen.

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