: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 16. April 2007

Im Gleichgewicht

Eine Kurve links, eine Kurve rechts, gerade, ein paar Kurvenfolgen, mehr oder weniger geschlängelt, ein Zwischenhalt auf halber Strecke für den Ankauf einiger Asiatika und dann irgendwann, im Dachauer Moos, nur noch die Gerade, bis irgendwann das hier auftaucht:



Schloss Schleissheim, eine weitere grandiose Fehlivestition des sog. "blauen Kurfürsten" Max Emmanuel, der sich im spanischen Erbfolgekrieg feige nach Holland davonmachte und Bayern den Ösis überliess. Wie andere bayerische Gewaltherrscher und Despoten hatte er eigentlich den Plan, ein höheres Amt anzustreben, aber am Ende landete er dann wieder in Bayern. Wo er das Geld des verwüsteten Landes in diesem grosskotzigen Bau verpulverte, dessen Ansprüche er nie einlöste.



Schleissheim ist Barock, noch vor dem Rokoko, und so ist hier zwar viel verschnörkelt, aber alles letztlich noch gerade und symmetrisch. Mitunter fast veraltet sind die diversen Deckengemälde, die eigentlich noch der Renaissance entspringen. Hätte hier wirklich emand längere Zeit residiert, hätte man das Pärchen bald übermalt.



Wir befinden uns zu Beginn des 18. Jahrhunderts, die Reformation und der 30jährige Krieg sind vorbei, und die Fürsten widmen sich wieder der Ausbeutung der durch Monopolreligion verblödeten Menschen und der Auswahl ihrer Bettgenossinnen. Draussen wird unter dem Kreuz geknechtet, drinnen hat sich die barbusige Dame für einen Satyr offensichtlich schon entschieden.



Es herrscht Überfluss, zumindest in gemalter Form. An die Schmach des Auftraggebers erinnert wenig, hier ist alles im Lot, die Brüste quellen und die Ranken laufen über, als hätte der Österreicher nicht jahrelang das Land ausgeplündert und den Grundstein dafür gelegt, dass sein Ansehen hierzulande weit unterhalb des Slowaken und Rumänen zu finden ist. Ex Austria nihil bene, dieser Spruch wurde 200 Jahre nach der Fertigstellung noch einmal bewiesen, und nur 5 Kilometer vom Überfluss entfernt sind an der Bundesstrasse die Wachtürme, Mauern und Stacheldrähte des Ortes, der Dachau noch lange mit einem wenig erquicklichen Ruf beschwert.



Dessen ungeachtet wimmeln nackte Putti durch die Szenerie, während der arrogante Pfau unter ihnen auch nur mit Wasser spuckt, während seinem Vorbild jemand, wie damals üblich, den Kragen umdreht und als Höhepunkt des Festmahls gebraten und ausgestopft serviert. Gerade sind hier alle Wege, die Symmetrie bestimmt den Platz, an dem man zu sein hat, da kommt man nicht aus im voraufklärerischen Barock, und so treibt es uns dann dorthin, wo Schluss ist mit Unterordnung, Tyrannei und einer Geschichte, deren schlechte Wurzeln auch durch die Ordnung des Schönen, durch die Pracht der Frauen und den Überfluss, den ihre Lippen verheissen, nicht verdeckt werden kommen. Kurz, "Qualität ist unsere einzige Werbung", verheisst die Schlosskonditorei.



Und was soll ich angesichts des Erdbeertörtchens, das mit seiner gerollten Bisquitfüllung optisch der etwas späteren Zeit der Aufklärung, von Diderot und Voltaire entspricht, schon sagen: Recht haben sie.

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Abendstern

Ich setzte mich raus, sah dem letzten Licht des Tages zu, zündete die Kerzen an und wartete, bis um den Abendstern herum die Galaxie erschien, erst ein paar schwache Lichter und dann über mir der ganze, weisse Planetenstaub. Das ist gross, sehr, sehr gross und unfassbar.



Manch anderer Punkt im hier unten ist dagegen klein, und unverständlich.

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