: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 22. April 2007

Real Life 21.04.07 - Kekse in Ligurien

Du Ärmster, sagt Susi mit einem Tonfall, der nahelegt, dass ihr Mitgefühl fast so gross ist wie mit einer ertrinkenden Fliege und weitaus geringer als mit dem Mann von Iris. Den wiederum hat sich, zu Ostern munkelt man, seine Tippse gekrallt. Fast so schön wie in der Telenovela. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass Iris keinerlei Anzeichen von Eifersucht zeigt. Einen Manager im Familienunternehmen, der mit der Sekretärin ins Bett steigt, kann man nicht mal mehr als Ex-Mann ernst nehmen. Jedenfalls ist keine Regung hinter den grossen, dunklen Gläsern der Sonnenbrille zu erkennen. Die sich hier vor dem Cafe auch empfiehlt, so, wie der Sommer hereingebrochen ist.

Eine Taube marschiert an den Stühlen vorbei, begutachtet ein Stück Essensabfall von mehreren Seiten, kommt zum Entschluss, dass es das nicht gewesen sein kann, und geht weiter auf der Suche nach was Besserem. So ist das. Man darf nicht alles sofort nehmem, man muss auch mal nein sagen können. Wie Susi. Und sich dann darüber beschweren, dass sich kein Mann um sie kümmert. Aber mit dem "Du Ärmster" hat sie dein Angebot ausgeschlagen, den Beifahrersitz zu zieren. Und Iris hat ohnehin keine Zeit.

Du verweist darauf, dass eine Nacht mit Bassani mit Blick auf den See oder das Meer auch sehr nett sein kann, besonders, wenn es dann nördlich des Brenners regnet und in verona 27 Grad vorhergesagt sind. Teuer ist das Reisen natürlich, drei neue kurzärmlige Hemden, Bücher, dann in Italien noch dünne Autohandschuhe und Schuhe, Schuhe, Schuhe, da ist Mitleid schon angebracht. Die Zahnschmerztabletten, 4 Packungen Hustenbonbons und das Atemspray, Dinge, die man als Roadsterfahrer auf langen Strecken gewohnheitsmässig einpackt wie Journalist den Umschlag mit der Bestechung, verschweigst du natürlich. Zumal in der Erinnerung nur der Fahrtwind bleibt, das Ziehen im Nerv jedoch vergessen ist. Es sei denn, der Spass endet mit einer Kieferendzündung bei dem Arzt am Gardasee, von dem Frau W. bis heute ein Lied zu singen weiss. Dieser spezielle Urlaub war ohnehin traumatisch, mit schlechtem Wetter und einer marodierenden kleinen Schwes...

Dir fällt bei der Gelegenheit wieder ein, woher und warum du Susi kennst. Susi war eine Freundin deiner kleinen Schwester, und mit 17 beschlossen beide, dass es Zeit sei, die ligurische Küste zu erkunden. Bei der Gelegenheit, so die Version der kleinen Schwester, liess sich Susi von ein paar Italienern aufgabeln, die dann mit ihnen auf einen Berg fuhren, sie mit Wein und Keksen namens "Morbide" abfüllten, worauf Susi zusammen mit der Fahrerei das grosse Kotzen bekam, bevor das passieren konnte, was die Italiener im Sinn hatten. Woraufhin die Kerle davonbrausten, deine kleine Schwester dann sehr wütend zum nächsten Telefonautomaten über viele Kehren im Tal unten ging und daheim anrief, um ihre Freundschaft mit der Susi da zu kündigen, und jetzt wollte sie abgeholt werden. So bist du damals das erste mal in deinem Leben hinter dem Steuer des grünen Audi 100 deiner Mutter an die ligurische Küste gefahren. Und wieder zurück, und hinten lag Susi mit den Tüten.

Ich werde euch beide vermissen, es wäre schön mit euch in den Gärten Ferraras, sagst du, zahlst für alle, und machst dich auf den Weg, während Susi noch zwei Ramazotti bestellt. Ohne Kekse.

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Das ganze Elend von Vanity Fair in zwei Sätzen.

1. Die Unterhaltungsfrau geht wieder zurück zur Bild.
2. Und Pleitier Peter Turi bleibt.

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Was ich so nur aus Bayern kenne

Ich war gestern ja CDs kaufen. Und da redete ich auch über eine CD, die ich kurz zuvor erworben hatte. Wobei ich nicht darüber redete, sondern...

Ich sagte: Wissens, de is... - und dann formte ich einen Schmollmund, schloss Daumen- und Zeigefinger zu einem Ring, legte sie an die Lippen, schloss die Augen, spreizte die anderen Finger, machte Mmmmmmh - und mit einem satten schmatzenden Kuss zog ich dann die Hand weg, als würde ich damit einen Silberlöffel halten, der seine süsse Last einer famosen Götterspeise auf der Zunge abgeliefert hätte, was einen verträumten Gesichtsausdruck zurückliess. Die Geste besagt in etwa: Bis zum Löffelablecken, über jede Zurückhaltung hinaus gut.

Kurz, diese CD ist famos, ein Leckerbissen. So umschreibe ich die, so ist das hier üblich, selbst unter Unbekannten wie einem Kellner, wo ich und viele andere Bayern zumindest die Handbewegung als Lob für den Küchenchef auch in feinsten Restaurants ausführen. Ich kenne das aus Frankreich, Österreich, Italien und der Schweiz.

Aber ich kann mich nicht erinnern, das je im Norden gesehen zu haben.

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