: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 27. November 2007

Strukturen aufbrechen

Das wollte jemand aus der Nachbarschaft meiner Eltern. Das Paar zog aus dem Norden hierher, gleich in die beste Gegend der Stadt, mit dem Vorsatz, es diesen zurückgebliebenen Bayern mal ordentlich zu zeigen. Wie das mit Kultur und Keramikbrennofen heute geht. Was wissen die Bayern schon von der Schönheit ursprünglicher Handwerkerkunst, meinten sie und überschwemmten die Gegend mit Handgeformtem. Das sich neben der üppigen Ansammlung altbayerischer, handbemalter Gebrauchskeramik immer etwas, nun, sagen wir mal, unförmig ausnahm.

Strukturen aufbrechen. Am besten da, wo es einem selbst nicht weh tut und man keine echten Konflikte riskiert. Sich an Äusserlichkeiten festmachen, denen da unten mal ziegen, wie das mit dem modernen, nachhaltigen Lebensstil so geht. Mal richtig Bio, denn das steht hier nirgends, keine Siegel, nichts, da muss man denen mit ihren Stofftüten mal zeigen, wie man das im Einkauf macht. Sie einen grossen Korb, und er eine Tasche, die ihre Botschaft in den nebelverhangenen Morgen über dem Markt hinausschreit:



Und dann immer genau nachfragen. Schon bio, oder? Und welches bio? Hm. Ah ja. Derweilen wächst dahinter die Schlange derer an, die sich die Augen durch das Orange rausbrennen lassen müssen. Und der da, ist der auch bio? Solche Quälgeister mit Logo und Botschaft, die Strukturen aufbrechen wollen, haben heute einen Namen, Lohas, und werden sicher bals als Lotralalas verspottet. Die besserverdienende schwarzgrüne Koalition, Globalisierungs- und Umverteilungsgewinner, die ihr Privatleben entsprechend hübsch branden. Hitler hat in seinen Luxusresidenzen auch ab und zu angeordnet, dass man aus Solidarität mit den Frontsoldaten den ein oder anderen Abend nur deren Ration bekommt.

Dass bei anderen Einkäufen alle Daten mit Kundenkarten erfasst werden, dass sie natürlich die Prozente der Datenschnüffelei einstreichen wollen - keine Überraschung. So ist das mit denen: Vorratsdatenspeicherung ist denen egal, aber der Einbau eines Filters in den Kachelofen für 1200 Euro ist ein Skandal. Das neue grüne Bewusstsein im Lifestyle pfeift5 auf Konsequenz, scheiss den Flug und seine Abgase an, wenn es im Beautyressort auf Menorca von Jungfrauen im Mondlicht gesammelte, biologisch angebaute Aloe Vera gibt. Für den Ausgleich meldet man sich bei irgendeinem der CO2-Ablasshändler an, und guckt dann in der Lifestyle-Community, was es an neuer Biokosmetik gibt. Die Dove-Werbung findet man super, um den Konzern Unilever dahinter kümmert man sich nicht.


Grossbild, extra für Franz Brandtwein diesmal mit Kalbfleisch!

Das macht man nur auf dem Markt, um das Bewusstsein zu zeigen. Kein Biomarketing hier, also auch kein Bio. Stimmt. Hier gibt es kein Bio. Warum soll jemand über Biosiegel reden, wenn er sowieso nie spritzt und die Sachen selbst anbaut? Warum sollte man hier Bapperl aufkleben, wenn man sich schon seit Jahrzehnten kennt und weiss, wo die Hühner rumlaufen? Hier gibt es keine Biostrukturen, die man aufbrechen muss. Schau, probier, kauf und geniesse - aber halt Dein deppertes Breissnmei. Bittsche. Sakra.

Manche halten Loahs für einen Markt. Ich denke, sie sind einfach nur die Pest, und dass sich Burda und Werbefratzen aus München um sie prügeln, zeigt den Weg aller irdischen Marken, Brandings und Claims, den diese Leute gehen.

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Wer diese Aussage über die unerfreulichen Schweizer PR-Vermittler nicht glauben mag, schaue an die Blogbar.

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