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Dienstag, 10. Juni 2008
StudiVZ wollte nicht kommen
Wie ich den Laden und deren Nervosität aber kenne, werden sie sicher jemanden vorbeischicken, wenn ich morgen Abend in Frankfurt an der Freiherr-von-Stein-Schule das eine oder andere zu ihnen, zum Datenschutz, Virtualität, selbstkonstruktion und dem Umgang mit sozialen Netzen zu sagen habe.
donalphons, 18:00h
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Die Erdbeeren der besseren Gesellschaft
Man kann natürlich den Quark - oder wie in diesem Fall, österreichischen Topfen, was aber das gleiche ich - einfach mit Zucker, geschmolzener Butter und Erdbeeren vermischen. Es ist gut so, geschmacklich ist daran nichts auszusetzen, zumal, wenn die Erdbeeren gerade selbst frisch gepflückt wurden.
In Familien jedoch, die eine gewisse Tradition mitbringen, lernen es die Kinder anders. Erdbeerquark ist ja so ziemlich eine der ersten Dinge, die man einem Balg beibringen kann, sobald es ein Messer zu führen in der Lage ist und dabei nicht den Hamster zu Filet verarbeitet. Frau M. jedenfalls, damals das letzte Exemplar der "jungen Witwe", das man aus den Gesellschaftsromanen vergangener Zeiten kennt, hatte eine hohe Rente und zwei wohlgeratene Töchter, B. und V., und klar umrissene Vorstellungen davon, wie das Leben zu sein hat. Es war dort schon bei Kindergeburtstagen unmöglich, einfach zu den Plätzen zu stürmen: Der Herr geleiten die Dame zum Stuhl und schiebt ihr denselben hin. Neben dieser alten Ansichten kamen aber auch neumodische Überzeugungen zum Thema Gleichberechtigung zum Tragen, weshalb ich mich auch irgendwann in Frau M.s Küche einfand und lernte, wie man Erdbeerquark richtig macht.
Grossbild hier, Mittelbild hier
Man wirft nicht einfach alle Erdbeeren in eine Plastikschüssel und schüttet den Quark drüber. Man nimmt den Quark aus dem Kühlschrank, wartet eine halbe Stunde, schneidet die Erdbeeren, zuckert sie mit 4 Teelöffeln, lässt sie Saft ziehen, schmilzt am Herd 40 Gramm Butter, mischt dann Quark und Butter und füllt das über die Erdbeeren in eine Terrine, bis auf 2 Beeren, idealerweise eine hellere und eine dunklere. Die schneidet man in feine Scheiben, legt sie auf den fertigen Quark oben drauf, stellt das Ganze in für 20 Minuten in den Kühlschrank und serviert es. Dann sieht es nämlich auch nach was aus.
Dazwischen hat man noch viel Zeit, die Sache mit dem Einschenken einzustudieren. Hätte ich Kinder, würde ich es vermutlich nicht so machen, aber ganz offen: Es hat mir sicher nicht geschadet, und für so einen Quark erschienen mir die Mühen des richtigen Einschlagens der Flasche in die Serviette gering. Und B. und V. waren ohnehin Mädchen, die man gerne bediente.
In Familien jedoch, die eine gewisse Tradition mitbringen, lernen es die Kinder anders. Erdbeerquark ist ja so ziemlich eine der ersten Dinge, die man einem Balg beibringen kann, sobald es ein Messer zu führen in der Lage ist und dabei nicht den Hamster zu Filet verarbeitet. Frau M. jedenfalls, damals das letzte Exemplar der "jungen Witwe", das man aus den Gesellschaftsromanen vergangener Zeiten kennt, hatte eine hohe Rente und zwei wohlgeratene Töchter, B. und V., und klar umrissene Vorstellungen davon, wie das Leben zu sein hat. Es war dort schon bei Kindergeburtstagen unmöglich, einfach zu den Plätzen zu stürmen: Der Herr geleiten die Dame zum Stuhl und schiebt ihr denselben hin. Neben dieser alten Ansichten kamen aber auch neumodische Überzeugungen zum Thema Gleichberechtigung zum Tragen, weshalb ich mich auch irgendwann in Frau M.s Küche einfand und lernte, wie man Erdbeerquark richtig macht.
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Man wirft nicht einfach alle Erdbeeren in eine Plastikschüssel und schüttet den Quark drüber. Man nimmt den Quark aus dem Kühlschrank, wartet eine halbe Stunde, schneidet die Erdbeeren, zuckert sie mit 4 Teelöffeln, lässt sie Saft ziehen, schmilzt am Herd 40 Gramm Butter, mischt dann Quark und Butter und füllt das über die Erdbeeren in eine Terrine, bis auf 2 Beeren, idealerweise eine hellere und eine dunklere. Die schneidet man in feine Scheiben, legt sie auf den fertigen Quark oben drauf, stellt das Ganze in für 20 Minuten in den Kühlschrank und serviert es. Dann sieht es nämlich auch nach was aus.
Dazwischen hat man noch viel Zeit, die Sache mit dem Einschenken einzustudieren. Hätte ich Kinder, würde ich es vermutlich nicht so machen, aber ganz offen: Es hat mir sicher nicht geschadet, und für so einen Quark erschienen mir die Mühen des richtigen Einschlagens der Flasche in die Serviette gering. Und B. und V. waren ohnehin Mädchen, die man gerne bediente.
donalphons, 16:48h
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Real Life 9.6.08 - Blau
Und Rot. Rot sind die Dächer und die Erdbeeren. Blau ist der Himmel, blau ist das Fahrrad, und blau ist auch Iris. Dunkelblau von aussen dank eines Kostüms, und standhaubitzenblau von innen wegen dem Sekt. Sekt und Erdbeeren hatten schon bei "Brideshead revisited" ernste Folgen, und du weisst weder, wie du sie in diesem Zustand die enge, steile Treppe hinunterbekommst, und wie du den Zustand später, so es ohne Knochenbrüche gelingt, ihren Eltern erklärst.
Ganz einfach, sagt Iris. Die Tarte ist zu dunkel gewesen und ungeniessbar, es waren zu wenig Erdbeeren und den Sekt habe ich in Erwartung besagter Tarte getrunken, die ich nicht essen konnte, und deshalb.
Das wäre aber gelogen, stellst du fest. Nicht die Tarte ist verbrannt, sondern es bremste das Verlangen die Information, dass die darin befindlichen Auberginen vorher in Öl geschwenkt wurden. Auberginen in Öl sind nur eine Zutat, es folgen Lauchzwiebeln, zwei Eier, Parmesan, Zucchini und Egerlinge, das alles ist ein italienisches Rezept, aber mit Auberginen für Iris ungeniessbar.
Iris ignoriert deine Erläuterung, denn sie war ja dabei und weiss, dass sie nicht tapfer war und das Essen verweigert hat. Statt dessen nimmt sie noch eine wirkungslose Erdbeere ins Visier der Gabel und sticht prompt daneben. Es wäre jetzt eine gute Gelegenheit zu fragen, was das eigentlich für ein Jungfrauenbereiter ist, den sie da mitgebracht hat, und woher man ihn bekommt, man weiss ja nie, wozu man ihn brauchen kann, aber das wäre etwas unschicklich.
Erinnerst du dich noch an die F.s?
Natürlich. Marmorflur, Doppeltür, Gemälde der alten Fabrik, offener Kamin aus Naturstein, Freitreppe und Steinwayflügel in der Halle und der Sohn, der an seinem 18. Geburtstag, gerade vor einer Woche aus der Psychiatrischen entlassen, mit der Zigarette im Mund höhnisch grinsend bar jeder Pianistenkunst irgendetwas in die Tasten haute, was trotzdem gut klang. Genie, Wunderkind, ideale Eltern, reich, gebildet, global daheim, perfekt, zu perfekt, Desaster, goldene Jugend in Theorie und eine Praxis zum Verrücktwerden.
Weisst du noch, wie wir alle eingeladen waren, als wir die Grundschule hinter uns hatten? Frau F. hat für uns das Beste von den Reisen ihres Mannes serviert, und wir sassen am langen Tisch vor dem Panoramafenster zum Garten. Rückblickend müssten wir Frau F. dankbar sein, sie hat damals die Tür zu neuen kulinarischen Welten aufgestossen, aber als Herr F. erzählt hat, was diese kleinen, schwarzen Kugeln aus Persien sind -
bist du aufs Klo und hast gekotzt. Ich weiss, Iris. Schon damals warst du Gegenstand unvergesslicher Abende.
Gar nichts weisst du. Ich habe mir damals geschworen, nie wieder etwas zu essen, was mir eklig vorkommt. Nie. Schlazige Auberginen, allein die Vorstellung. Hicks.
Ich komme leider gerade vom See und bin schon wieder auf dem Sprung nach Frankfurt und dann wieder München und dann die Vorbesichtigung in Fürth. Ich habe wenig daheim, allenfalls könnte ich Dir noch Gnocchi mit frischen Kräutern machen. Mit Butter, ohne Öl.
In die Küche mit dir, Bursche! Die langzinkige Silbergabel spiesst gleich drei Erdbeeren auf, und Iris schafft das Kunststück, sie zusammen ohne Verluste und ein rotes Desaster auf ihrem blauen Kostüm in den Mund zu verbringen.
Neben ihr steht das unfertige Rabeneick und hofft, dass du es morgen fertig machst. Draussen verfällt der Tag in tiefes Blau wie all die Erinnerungen an eine Zeit, deren unausgesprochene Schrecken und unwiederbringlicher Überfluss gleichermassen durch den Abstand der Jahre matt und glanzlos werden, aber immer noch so deutlich fortdauern, dass ihr es zwar sicher besser machen könntet, aber es keinesfalls tun werdet. Aussterben ist gar nicht so schlecht, relativ gesehen.
Ganz einfach, sagt Iris. Die Tarte ist zu dunkel gewesen und ungeniessbar, es waren zu wenig Erdbeeren und den Sekt habe ich in Erwartung besagter Tarte getrunken, die ich nicht essen konnte, und deshalb.
Das wäre aber gelogen, stellst du fest. Nicht die Tarte ist verbrannt, sondern es bremste das Verlangen die Information, dass die darin befindlichen Auberginen vorher in Öl geschwenkt wurden. Auberginen in Öl sind nur eine Zutat, es folgen Lauchzwiebeln, zwei Eier, Parmesan, Zucchini und Egerlinge, das alles ist ein italienisches Rezept, aber mit Auberginen für Iris ungeniessbar.
Iris ignoriert deine Erläuterung, denn sie war ja dabei und weiss, dass sie nicht tapfer war und das Essen verweigert hat. Statt dessen nimmt sie noch eine wirkungslose Erdbeere ins Visier der Gabel und sticht prompt daneben. Es wäre jetzt eine gute Gelegenheit zu fragen, was das eigentlich für ein Jungfrauenbereiter ist, den sie da mitgebracht hat, und woher man ihn bekommt, man weiss ja nie, wozu man ihn brauchen kann, aber das wäre etwas unschicklich.
Erinnerst du dich noch an die F.s?
Natürlich. Marmorflur, Doppeltür, Gemälde der alten Fabrik, offener Kamin aus Naturstein, Freitreppe und Steinwayflügel in der Halle und der Sohn, der an seinem 18. Geburtstag, gerade vor einer Woche aus der Psychiatrischen entlassen, mit der Zigarette im Mund höhnisch grinsend bar jeder Pianistenkunst irgendetwas in die Tasten haute, was trotzdem gut klang. Genie, Wunderkind, ideale Eltern, reich, gebildet, global daheim, perfekt, zu perfekt, Desaster, goldene Jugend in Theorie und eine Praxis zum Verrücktwerden.
Weisst du noch, wie wir alle eingeladen waren, als wir die Grundschule hinter uns hatten? Frau F. hat für uns das Beste von den Reisen ihres Mannes serviert, und wir sassen am langen Tisch vor dem Panoramafenster zum Garten. Rückblickend müssten wir Frau F. dankbar sein, sie hat damals die Tür zu neuen kulinarischen Welten aufgestossen, aber als Herr F. erzählt hat, was diese kleinen, schwarzen Kugeln aus Persien sind -
bist du aufs Klo und hast gekotzt. Ich weiss, Iris. Schon damals warst du Gegenstand unvergesslicher Abende.
Gar nichts weisst du. Ich habe mir damals geschworen, nie wieder etwas zu essen, was mir eklig vorkommt. Nie. Schlazige Auberginen, allein die Vorstellung. Hicks.
Ich komme leider gerade vom See und bin schon wieder auf dem Sprung nach Frankfurt und dann wieder München und dann die Vorbesichtigung in Fürth. Ich habe wenig daheim, allenfalls könnte ich Dir noch Gnocchi mit frischen Kräutern machen. Mit Butter, ohne Öl.
In die Küche mit dir, Bursche! Die langzinkige Silbergabel spiesst gleich drei Erdbeeren auf, und Iris schafft das Kunststück, sie zusammen ohne Verluste und ein rotes Desaster auf ihrem blauen Kostüm in den Mund zu verbringen.
Neben ihr steht das unfertige Rabeneick und hofft, dass du es morgen fertig machst. Draussen verfällt der Tag in tiefes Blau wie all die Erinnerungen an eine Zeit, deren unausgesprochene Schrecken und unwiederbringlicher Überfluss gleichermassen durch den Abstand der Jahre matt und glanzlos werden, aber immer noch so deutlich fortdauern, dass ihr es zwar sicher besser machen könntet, aber es keinesfalls tun werdet. Aussterben ist gar nicht so schlecht, relativ gesehen.
donalphons, 02:41h
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