: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 8. November 2008

Erster Schnee

Ich komme von ganz oben. So hoch man gerade noch kommt. Umbrail und Stilfser Joch sind seit ein paar Tagen zu, Lawinengefahr, der Jaufenpass liegt schon verwaist im Schnee.



Nie war die Auffahrt so frei, nie war es da oben so einsam, allein mit den Wolken, dem Wind und den eisgepanzerten Bergen. Ich war in der Zukunft, und was von dort ins Tal kommt, ist kalt, lebensfeindlich und bitter.



Und es war eine Fahrt zum Tod; der lange Zug der Frauen aus Reschen durch das Dorf in die kleine, braungraue Kirche hinter dem Sarg, danach die Kapelle ohne Musik, und eine, die umkehrte, den Hut in der Hand und die Kirche nicht betrat, wer weiss, was sie mit dem Toten an Hass oder Liebe hatte. Da oben stirbt man nicht einfach, man bleibt unter den anderen, so oder so. 1000, 2000 Kurven später ist es nur kalt im offenen Wagen, nur kalt, aber schön, lebendig und voller Erinnerungen.



Ich war in vier Ländern, ich habe Tuorta da Nusch aus Müstair geholt. Bergkäse und Coppa aus Naturns, wo nebenan in St. Prokulus die Heiligen geröstet werden, Öl, Grana und Vinschgauer aus Meran und dort noch einmal unter den Lauben gegessen, Kaffee und Salz aus Österreich mitgebracht und Torte aus Gmund. Das meiste wird halten, manches wurde schon gekocht, und wer weiss, wann ich wieder wie der Wind über die Pässe fege, die im Tal dunkel und an den Spitzen vereist sind. Der Winter kann kommen, für mich und die Gäste.

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