: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 13. November 2008

Wetterumschwünge

So schnell kann es gehen. Gestern noch offen und im Hemd, heute Graupel und knapp über Null Grad.



Es ist das Wetter; zum Glück nur das Wetter. Kälter, viel kälter ist es dagegen in Essen; ich habe keine hohe Meinung vom Journalismus im Allgemeinen, aber sowas wie das, was die WAZ und hier besonders ein gewisser Herr Reitz mit Rückendeckung der Eigentümer abzieht, sowas haben die Kollegen nicht verdient. Durch Einsparungen und dem Fortführen gescheiterter Konzepte bekommt man Schleimer, Arschkriecher und Gefälligkeitsstricher, aber keine Zeitung, die man gerne lesen würde. Man wird sich bundesweit an solche Halsabschneiderspektakel gewöhnen müssen; man lese besonders die Kommentare, dann weiss man, wo die Pressfreiheit 2008 steht.



Und in den UdSSA wird aus 700 Milliarden für toxische Immobilenkreditrisiken eine Hälfte Zuschüsse für Banken und eine andere Hälfte Zuschüsse für Auto- und Kreditkartenindustrie. Die Legislative, die etwas anderes beschlossen hat und diese Form der Notstandsdekrete schluckt, ist keinen Schuss Pulver mehr wert. Glücklich, wer in so einer Welt im trockenen sitzt, ohne Schulden im eigenen Objekt und das eigene freie Journal im Internet besitzt.

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Mörder der Märkte oder Ich mag Rezession

Der Erfolg des Kapitalismus ist seine simple Existenzgrundlage, genauer: Der Markt. Entweder eine Firma hat einen Markt, um Geld zu verdienen. Dann ist es gut. Oder sie hat keinen Markt. Dann muss sie dem Markt etwas Besseres bieten, sich einen anderen Markt suchen, oder die Märkte verlassen. Auch das ist gut, denn es garantiert Fortschritt, Anstrengungen und das Gedeihen der besten Lösungen. Ob das überall funktioniert und umfassend gerecht ist, darf diskutiert und per Eingriff notfalls reguliert werden, aber insgesamt ist Marktwirtschaft eine so gute Sache, dass man sich global darauf verständigen konnte. Bis vor kurzem.

Aber aktuell haben es die Marktteilnehmer übertrieben und Märkte erfunden, auf denen erfundene Assets zu erfundenen Preisen gehandelt wurden, mit denen Wirtschaften ohne realen Gegenbwert expandierten und Übertreibungen in Gang gesetzt wurden, deren logische Kösung eine Rezession sein muss. Rezession ist kein Übel und kein Verbrechen, sondern die Antwort des Marktes auf den Versuch seiner Aushebelung. Rezession muss sein, Rezession ist gut - denn wer die Rezession durch ein weiteres Aufblasen des Systems aufhalten will, wird früher oder später in der Depression, im Staatsbankrott oder Wirtschaftszusammenbruch enden. Wenn ein Haus auf der einen Seite durch eine Gasexplosion eingestürzt ist, macht es wenig Sinn, in der anderen Hälfte gleich nochmal die nächste Flasche ins Feuer zu stellen.



Nun haben wir in den USA einen neuen Präsidenten und Demokraten, die wie schon das alte Arschloch von Präsidenten keinen Sinn darin sehen, zu sparen und die Wirtschaft zu reorganisieren. Statt dessen werden Steuern praktisch gestrichen, Staatsgelder weiter an Banken verteilt, und ein neuer Bailout für den Versicherungskonzern AIG ist auch kein Problem - der Staat zahlt. Demnächst bekommen die amerikanischen Autohersteller massenhaft Geld von den Demokraten. Vor Weihnachten wird sich auch Boeing melden. Der Markt ist schlichtweg unlukrativ im Vergleich zu dem, was man gerade mit ein wenig Winseln vom Staat bekommt. Mit diesem Geld kann man genau so weiter machen. Schlechte Autos, zu viele Flugzeuge, teure Parties für AIG. Das ist gut für die Rentner, die ihre Vorsorge in Aktien haben, für die Arbeiter, die nicht gefeuert werden, für die Manager, die weiter Maseratis kaufen, für den Import und überhaupt alle; zumindest erst mal besser als eine schwere Rezession. Prima für das ganze Land - ausser dem amerikanischen Defizit und den Markt.

Das Problem ist, dass dieses Land, das die Demokraten und ihr Präsident auf dem Stand von 2006 mit einem auf andere abgewälzten Dauerkrieg im Mittleren Osten einfrieren wollen, schon 2006 ein Anachronismus war. Dieses Amerika der niedrigen Zinsen, eines vollkommen unproduktiven Finanz- und Juristenmolochs, einer katastrophalen Umweltbilanz und eines künstlich erzeugten Hypes verdankte seine Existenz einem Staatsdefizit, das erst jetzt allgemein erkennbar wird, weil es in den Büchern des Staates landet. Die 2006er Marktwirtschaft war schon damals nichts mehr, was dem realen Markt entsprach. Sie wird auch nicht besser, wenn man mit Staatshilfe Kreditlinien für Leute verlängert, die sich noch immer die Häuser nicht leisten können, in denen sie wohnen. Oder mit immer neuen Bailouts Firmen am Leben hält, die als Insolvenzfall vermutlich billiger wären.

Die Hoffnung, die dem marktfeindlichen Irrsinn zugrunde liegt, ist ein schneller Neustart "der Wirtschaft", der mehr als nur unwahrscheinlich ist. Allein schon, weil die Wirtschaft, um die es geht, schon vor Jahren eigentlich nicht mehr marktwirtschaftlich funktional war, und nur durch das Fetter, Breiter und Dümmer des American Way of Bushismus von Konsumenten und ihren Schulden am Leben gehalten wurde. Die Alternative - die Schwächen zu suchen, einzugestehen und auch unter Schmerzen zu beheben - ist angesichts der Fehlentwicklung seit dem Ende des Kalten Kriegs alles andere als spassig, oder gar erfolgsversprechend.

Trotzdem wäre es eine feine Sache, wenn sich die Idioten der Demokraten jetzt nicht auf die Spur der republikanischen Psychopathen setzen würden, sondern überlegen, was ihnen lieber ist: Eine Rückkehr zu echten, dann aber kleineren Märkten durch das Tal einer bitterbösen Rezession, oder ein weiteres Befeuern der marktfeindlichen Mechanismen der Verschwendung und des Protektionismus, an deren Ende jenseits von Tauschhandel und Schwarzmarkt jede andere Marktfunktion schon eine optimistische Annahme wäre.

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