: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 29. November 2008

Die Angleichung

Come and trim my Christmas tree,
With some decorations bought at Tiffany's,
I really do believe in you,
Let's see if you believe in me.

Eartha Kitt, Santa Baby


Ah, der Herr Porcamadonna, ah Kirweihnudl? Do, nemmas glei zwoa, bittsche.

Grias di, Oivons, a Olivntschabbada? I gib da no ans, de san heid ned ganz afganga wiara sunsd. Jo, I woass, in Italien san de olle so floch, owa I konns bessa. Nua heid hob i d´Hefn zua schpäd niedoa.

A Schtickal Opfekuacha? I gib eana glei des resdliche Viadl mid, se vadrong des scho. Ah geh. Sie miassn mea essn, Herr Porcamadonna, sunst schaugn´S aus wiara Haaring.

Jo, Orchiette homma heut a, gonz frisch. I dua dia a bissel mea nei.

Herr Porcamadonna? Herr Porcamadonna! Do, den Kranz schenk I eana, denkan´S an uns und a schens Wochnend.



So also kommt es dazu, dass es auch bei mir in gewissen jahreszeittypischen Details so aussieht, wie bei manch anderen Leuten auch. Nur falls sich jemand wundern sollte, warum ich - ausgerechnet - einen Adventskranz habe, und für die nächste Woche keine Einkäufe mehr brauche. Der Fressstress dieser Tage beginnt bei uns nicht Ende Dezember, sondern bereits Ende November, wenn man auf den Markt geht und allseits bekannt ist. Es ist hart, ich habe zu kämpfen, es ist eine Herausforderung - schliesslich muss der Apfelkuchen frisch gegessen werden - aber ich liebe es. Es gibt ja die Theorie, dass die menschliche Geschichte vor allem vom Essen und seiner Abwesenheit getrieben ist, was wir uns heute im grossen, gesamtgesellschaftlichen Rahmen nicht mehr vorstellen können, schliesslich spuckt in der Regel die Tiefkühltruhe irgendwelche Brocken aus, und Frischkäse lagert wochenlang in Plastikschachteln, aber wer weiss, ob das Thema der Nahrungsknappheit nicht bald wieder umfassend auf der Tagesordnung steht. Man spricht zwar allgemein von der Gefahr einer Deflation, aber mit etwas Pech gibt es einfach gegenläufige Entwicklungen: Der Grundbedarf wird so teuer, dass die Luxus spottbillig wird. DVD-Player, Digitalkameras, Computer, Handies und anderes Zeug, was man nicht jedes Jahr neu kaufen müsste, aber in unbegrenzten Mengen produziert wird, könnte bald billigst zu haben sein für den, der es braucht. Nahrungsmittel, wie die die Mehrheit konsumiert, sind dagegen in Deutschland künstlich extrem verbilligt, weil es einen scharfen Wettbewerb der Discounter und der TK-Abfallverwerter gibt. Sobald sich mit Billigkrusch aussenrum nichts mehr verdienen lässt, könnte sich das sehr schnell ändern. Trotzdem würde es den Anschein machen, als würde der Warenkorb, der der Inflationsberechnung zugrunde liegt, kaum teurer werden. Oder gar billiger.



Natürlich sind die Archetypen der finanziell Potenten immer noch die Leitbilder der Konsumanbieter, die Götzen, die "retreats for those invested in living" brauchen, wie es die Werbung einer nicht wirklich billigen Immobilienfirma anpreist. Nebenan werden zwei französische Blumenständer für 200,000 Dollar offeriert. Da ist noch viel Luft nach unten, die andernorts Luft nach oben lässt. Ich finde es erstaunlich, dass man diese Veränderung nicht in den Medien debattiert - vielleicht, weil die letzte derartige Krise der gegenläufigen Assetpreise die unmittelbare Zeit nach 45 war, an die man sich ungern erinnern mag. Vielleicht auch gar nicht erinnern muss, wenn man einen Retreat, einen Rückzugsort nicht braucht, sondern sowas wie eine, immer noch leicht unwillig gesagt, Heimat hat, die einen mit Speckschichten aufpolstert, als wäre man ein Plüschsofa für den Gebrauch am Kamin.

Morgen ff. werde ich dafür das Treppenhaus streichen. Für das Streichen von 50 Meter Gang kann man schon mal etwas mehr essen.

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