: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 7. März 2009

Waum ich Twitterfans in Katastrophen zum Kotzen finde

"Mann verarbeitete Frau im Fleischwolf. Bilder vom Hackfleisch bei Twitter."

Auf diese prägnante Form könnte man meine Abscheu gegen Technikfetifaschisten zusammenfassen, wenn ich wollte. Will ich aber nicht. Ich will ausfühlich und überdeutlich diesen Typen sagen, dass Leute, die bei einer Katastrophe zuallererst wissen wollen, ob sich dazu was bei Twitter findet, in meinen Augen in ihrer Technikverblendung kein Jota besser sind als Gaffer, der unterirdischste Menschenschlag jeneits gemeinen Kriminellen und Bildzeitungskampagnenmacher, den man sich vorstellen kann.

Ich mein: Da sterben Menschen. Das absolut Unwichtigste, was es in solchen Situationen gibt, sind Arschlöcher, mit Verlaub, die unbedingt spektakuläre Bilder von Toten sehen wollen. Die mit der Aufblasung ihrer Hirndärme andere anstacheln, das zu tun, damit sie in aller Munde sind und Follower bekommen. Es ist er gleiche geistige Abschaum aus den Kopfdärmen, der auch einen Bildleser zum "Reporter" werden lässt. Und ich frage mich schon, wie verfickt asozial man drauf sein muss, was das bitte für eine Erziehung war, wenn man in Momenten des Leides an nichts anderes als an die Story denkt. Nicht die Story des Leidens, sondern die Story, mit der man die Scheisse, die aus den Handies der Follower - ein fröhliches Heilszurufen aus dunkler deutscher Geschichte an dieser Stelle, Ihr Führerfolger, ihr übelriechenden Lemminge - zur Avantgarde der Information hochgeschrieben wird.

Bei jedem dieser Beiträge und speichelleckenden Verlinkungen wünsche ich mir nichts mehr, als dass diese Typen schleunigst selbst mal erleben, wie das ist: Auf die Schnauze fliegen, Hilfe brauchen, und im Internet geht nur den baugleichen Handhandywichsern einer ab, weil sie als erste sehen, wie da einer krepiert. Der Unterschied zwischen Twitter und Berichterstattung ist so gross, wie er nur irgenwie sein kann, und die Geschwindigkeitssaugerei, die manche da betreiben, hilft nur der Sensationslust, dem Herabwürdigen eines Unglücks zur blossen Show, zum Handyentertainment, zum Furzklingelton der Pausenclown der digitalen Grossmäuler, zum neuesten Hit des mobilen Arschgeigenorchesters. Twitter soll im Gefängnis geholfen haben, oder beim Unfall: Wer helfen will, geht halt zu Amnesty oder zur Freiwilligen Feuerwehr und hilft denen, deren Leid man nicht findet, statt sich an den paar Ausnahmen aufzugeilen.

Ach so, da kann man ja nicht twittern. Na dann.

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