: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 25. März 2009

Real Life 24.3.08 - Vom Kreuze kriechen

Oh, sagt Iris leicht enttäuscht. Apfelkuchen. Gesunder Apfelkuchen. Mit Zimt. Ich mag es, wenn sich Männer Gedanken um meine Figur machen. Bin ich sehr fett oder nur fett?

Du erklärst all die kleinen, gegeneinanderlaufenden Katastrophen des Tages, und wie froh du bist, es überhaupt rechtzeitig mit einem hausgemachten Kuchen nach Hause geschafft zu haben, und nicht sie sei fett, nein, du selbst müsstest jetzt endlich dieses Lotterleben mit Sahne und Baiser beenden und zumindest ein klein wenig reduzieren. Apfelkuchen ist ein guter Anfang.



Im übrigen, berichtet die mit derlei Dingen stets vertraute Iris, habe der J. es auch beim letzten Konzert - wo seiest du eigentlich da gewesen? Ach so, Frankfurt - nicht überwunden, den Mann mitzunehmen, der nun schon seit einem Jahr bei ihm wohnt. Statt dessen habe er sich auch diesmal mit einer Alibischulfreundin von damals beholfen, und nun tuschle man nicht mehr über seine Neigung, sondern eher über diese komische Zurückhaltung über eine Sache, die doch jeder wisse. Zumal doch der Prälat schon seit zwei Jahren tot sei, und damit auch kein Geistlicher mehr in der Familie lebe, dem man damit einen Skandal anhängen könnte. Kann es sein, mutmassen alle, die es wissen - und gibt es jemand, der es nicht weiss? - dass er vielleicht doch wieder den anderen Weg einschlägt?

Vielleicht, sinnierst du.liegt es auch an der traditionellen Nähe der Familie zur Staatspartei. Oder sie machen noch Geschäfte mit der Kirche? Da wäre es natürlich schlecht, wenn der einzige Stammhalter dergetalt die Tradition...

Die Kirche, schnaubt Iris, hör mir auf mit der Kirche, alles und dann ein Wort, das auch Margarete von Navarra verwendet haben könnte, wenn es gegen die Mönche ging: Da gibt es nämlich diesen Prozess, den ein höchst unfähiger Sohn eines Congregationsheinis verloren hat. Gerettet wurde die Kirche aus dem von ihrer eigenen Gier verschuldeten Elend dann durch Iris Cousin, der zwar Atheist, aber wenigstens ein guter Anwalt ist. Und wen nehmen die Leute, für die sie ein Wort aus der antipapistischen propaganda des 18. Jahrhunderts verwendet, für den nächsten Fall? Wieder dieses schleimige Bübchen. Und wieder geht es schief. Und wieder wenden sie sich an den Cousin. Doch soll der den Schleimbatzen nun in die nächste Instanz mitschleifen, damit der das lerne. Und nun überlege man in ihrem Haushalt, ob solche Cretins, solche gscherden, weiterhin mit Kirchensteuer unterstützt werden sollten.

Keinesfalls, sagst du. Jeder Grund ist gerade recht, die Kirche zur Refinanzierung durch Kunstverkäufe zu bringen. Und du brauchst nun wirklich einen zweiten Putto, der eine wird sonst nur ein verzogenes Einzelkind. Wie Iris.

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Dinge, über die man nicht spricht

Die dünne Kapitaldecke von Medienunternehmen. Wenn ich das richtig verstanden habe, was heute so an Informationen kam, dann steckt hinter den nächsten Kündigungswellen gar nicht so sehr der Einbruch am Werbemarkt oder die sinkenden Verkäufe, sondern eher die Anforderungen der Banken für Kredite an Medienunternehmen. Natürlich gibt kein Verleger gerne zu, dass er schlecht gewirtschaftet hat, oder in den letzten Jahren Geschäftsfelder erwarb, die nicht im Mindesten den Wert haben, den man zu bezahlen glaubte. Also wird es wie immer auf die Mitarbeiter und die Krise geschoben. Tatsächlich jedoch sind auch diesmal viele Pleiten und Probleme im dummen Risikohunger aufmerksamkeitsgieriger Verleger zu finden, die alles kauften, was spassig und jung wirkte und kein Geschäftsmodell hatte. 2.0 halt.

Und nun kommen die Banken daher und bewerten das nach den Marktpreisen. Zukäufe werden damit zum Kreditrisiko, besonders, wenn die Verluste bald noch ansteigen. So gesehen ist es noch erstaunlich, wie sich manche an ihr verkommenes und missratenes Internetportfolio klammern. Verlegerische Eitelkeit. Aber im kommenden Sommer wird das auch in die Schusslinie geraten, wie ein verpennter Lokalredakteur.

Eigentlich könnte man in diesem Marktumfeld mal wieder über ein Blogportal nachdenken, wenn es sowas wie Blogger noch gäbe. Also mehr als Twitterspielkinder, die sich ihre Twittersandburgen zeigen und warten, dass ihnen ein Verleger dafür Geld gibt, das sie sich aber erst mal leihen müssten, was gerade nicht so einfach ist.

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