: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 26. März 2009

Ich sollte Hellseher werden.

Am Dienstag schrieb ich über die Finanzprobleme grosser Medienkonzerne, ihre dünnen Kapitaldecken und die Probleme, auch weiterhin an Kredite zu kommen, angesichts der Bewertungsprobleme von Startups und anderen überteuerten Zukäufen.

Und heute gibt es die Neuigkeit, dass der Holtzbrinckkonzern aufgespaltet wird, und der alte Chef Dieter von Holtzbrinck die Handelsblattgruppe, den Tagesspiegel und die Hälfte der Zeit übernimmt. Damit fallen übrigens auch für die StudiVZ-Gruppe massenhaft Synergien weg. Überhaupt frage ich mich, wie der Rest des Medienkonzerns jetzt noch den ganzen Internetkrempel stemmen will, den man sich ans Bein gebunden hat. Wenn man weiss, dass die Holtzbrinckgruppe zwischenzeitlich mehr als nur haltlos verdächtigt wurde, Teile der Printsäule an andere Medienkonzerne verscheuern zu wollen, klingt das alles nicht nach einem Geschäft grösster Freiwilligkeit und problemloser Transaktion.

Ich glaube nicht, dass das Leben bei den verkauften Zeitungen lustiger wird. Aber wenn ich bei der VZ-Gruppe wäre, würde ich mich jetzt nach einem neuen Job umschauen, bevor jemand anderes den Stecker zieht.

Ach so. Es gibt keine Jobs in Berlin. Na dann. Betteln ist auch eine Option.

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Die neue Mauer

Es wird Zeit, die Erste Welt zu teilen. In eine Erste Welt erster und zweiter Wahl. Die Erste Welt erster Wahl hat gute Chancen, erklassig zu bleiben. Die anderen Länder dagegen verlieren an Optionen, sich oben zu halten. Und ich denke, man hat in den letzten Tagen gesehen, wo die Mauer verläuft.

Da haben wir also Mervyn King, den Chef der Notenbank ihrer Majestät. Der liess den Premierminister ihrer Majestät vorgestern knallhart wissen, dass für irgendwelche Geschenke, Steuersenkungen oder Förderungen kein Geld da ist. Also nichts von wegen Schulausbau, Strassenbau oder Abwrackprämie, was die Freunde günstiger klassischer Automobile sehr erfreut. Der Staat demzufolge zwar nicht wirklich pleite, aber doch zumindest investitionsunfähig. Pleite wäre er natürlich erst, wenn die Kreditgeber für die schon bisher bekannten Programme nicht mehr zahlen würden. Das passierte dann allerdings schon gestern, als eine Auktion von Staatsanleihen auf eher geringes Interesse stiess. Weil, wer kauft schon Anleihen eines Staates, der elektronisch wie blöd Geld druckt. Wäre die wegen ihrer Silberkannen so geschätzte Insel eine Firma, würde sie wegen insolventer Staatsbanken - ihre Finanzabteilungen - mehr Schulden aufnehmen, gleichzeitig weniger Umsatz machen und obendrein eine Kreditlinie gekündigt bekommen. Was bliebe der Firma? Auf die Knie gehen und um Gnade winseln? Oder, weil der Laden ohnehin überschuldet ist, einfach die Währung killen und die unwilligen Kreditgeber bestrafen? An mir liegt es ganz sicher nicht:



Da wird die Nachbarinsel Irland aber jede Menge Freude haben, wenn sie versucht, die 9.5% Neuverschuldung tatsächlich auch zu machen. So etwas in den Haushalt schreiben ist die eine Sache, es tatsächlich irgendwo zu bekommen, die andere. Wenigstens haben die den halbwegs stabilen Euro. Aber Optionen sehen trotzdem anders aus, wenn man schon gezwungen ist, Studenten auszunehmen. Andererseits ist es ein katholisches Land, da ist Bildung nicht so wichtig, und das Frauenbild kann damit auch gleich revidiert werden.

Gleiches Problem in den USA: Billionendefizit, Billionenschulden, aber nicht mal in der Lage, ein paar Milliarden erwartungsgemäss auszuborgen. Offensichtlich haben Chinesen und Araber genug amerikanische Währungsrisiken, um damit selbst in Schwierigkeiten zu kommen. Auch hier stellt sich dann die Frage: Zinsen wie in der Dritten Welt zahlen? Das Volk auf das Niveau der Dritten Welt fallen lassen? Wie in der Dritten Welt Geld drucken? Eine Mischung aus allen drei Ansätzen? Oder wie eine afrikanische Diktatur China um Hilfe anbetteln? Bisher lautete die Antwort auf Finanzlöcher: Schulden machen und zahlen, wenn die Wirtschaft wieder läuft. Welche anderen Antworten ausser Geld drucken gibt es sonst noch?

Man verstehe mich nicht falsch, auch Deutschland steht nicht rasend gut da. Aber man muss Steinbrück zugestehen, dass er immer noch eine Reihe von Optionen hat. Einen etwas längeren Atem. es mag nicht viel sein, aber es könnte den Unterschied zwischen Absturz und Rettung sein, zwischen den neuen Schwellenländern und der Ersten Welt, zwischen Währungszusammenbruch und relativer Sicherheit gegen Abwertung.

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