: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 14. Februar 2010

Ultimativ

Ich habe schon ein Mountainbike. Und noch ein zweites. Allein am Tegernsee. Im Hof steht ein Drittes, das noch transportiert werden muss. ich wohne zwar allein, aber wenn es wieder taut und Freunde kommen, ist es prima, ein paar Räder zu haben, mit denen man in den Biergarten fahren kann, zum Beispiel nach Finsterwald oder Ostin. Oder auf den Hirschberg. Oder nach Bozen. Es sind gute Räder, die das alles mitmachen. Und im Speicher steht auch noch ein Damenrad. Manche weibliche Bekannte würden sich NIE auf ein Mountainbike setzen, da muss ich eben Rücksicht nehmen. Bezeichnenderweise sind das auch jene Bekannten, die kein Rad mitnehmen könnten. 4 Räder, das sollte reichen. Ich brauche kein Rad mehr, sondern ein Faltboot, Typ Pionier 520Z.



Aber gestern ging ich auf die Jagd nach alten Bilderrahmen im bevorzugten Altwarenladen der Stadt. Rahmen gab es keine, aber unten stand ein Rad der Marke Marin, die nicht zu den Schlechtesten gehört. Ich kenne Marin ganz gut, Mitte der 90er gab es das Team marin, eine famose Rennmaschine, leicht, steif, elegant und aus dem Laden rennfertig mitzunehmen. Nicht billig, Marin war eher teuer, aber definitiv das Geld wert. Ein Freund hatte ein Team Marin. Ein wirklich feines Gerät, auf dem man sich sofort wohl fühlte. Entworfen von Leuten, die sich Gedanken machten. Und mit den besten Rohren dieser Epoche. natürlich Stahl. Natürlich Tange Ultimate. Und wenn ich den Aufkleber von Tange Ultimate Superlight an einem Rahmen sehe, gehe ich nicht einfach weiter. Man musste was können, um mit diesen hochfesten, mehrfach konifizierten Rohren einen Rahmen zu bauen. Es gibt keine schlechten Rahmen aus diesem Satz. Das hatten nur wenige.



Es war kein Team Marin, sondern "nur" ein Zig Zag Trail, eine abgespeckte Version des Edelrenners. Es ist der gleiche Rahmen, aber eine leicht billigere Ausstattung mit Komponenten. Die Idee war, dass der Rahmen im Laufe der Zeit, wenn sich die anderen Teile auflösten, aufgewertet werden sollte. Nach 10, 15 Jahren hätte es ein tolles Rad sein können. Aber der Vorbesitzer entschied anders, und baute es zum Stadtrad um. Hinten ein schwerer Reifen mit Mittelsteg, vorne ein schlechteres Laufrad, ein Ständer und hässliche Plastikschutzbleche, und als Krönung ein dick gefederter Gelsattel. Das alles wurde ein paar Jahre lang nicht gepflegt und zu Schrott gefahren, und war am Ende auch noch lange Zeit draussen, so dass der Rahmen an den Lackschäden rostete, und die Aufkleber ausbleichten.



Eine Schande. Eine verfluchte Schande. Gebaut, um schmale Bergpfade hinauf zu fliegen, und umgebracht in der Stadt. Eines der letzten wirklich guten Stahlräder - danach war und ist alles Aluminium. Noch steifer, und gefedert, und schwerer. Ich brauche es natürlich nicht, ich habe genug Räder.

Aber es ist Winter, und die Abende sind lang. Also werde ich es retten, den Rost ablösen und ein paar kaputte Komponenten austauschen, es putzen und ein wenig schärfer machen. So, wie es 1994 gedacht war. Dann kann eben noch ein Gast mehr an den See zum Radeln kommen.

PS: Den Pionier habe ich auch gerade bekommen.

... link (12 Kommentare)   ... comment