: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 21. Februar 2010

Freuden des Erstwohnsitzes im Urlaubsgebiet

Natürlich ist es nicht billig, drei Wohnungen zu unterhalten, selbst wenn eine davon nur die Gästewohnung ist. Bei mir jedoch ist es so, dass ich es seit anderthalb Dutzend Jahren gar nicht mehr anders kenne, und zeitweise sogar drei Wohnungen in drei Städten gleichzeitig hatte. Die höheren Kosten und das Einfrieren des Kapitals sind nichts, was einem der Vermögensberater empfehlen würde, aber in der Realität erwirbt man damit einfach Lebensglück: Man kann an einem strahlend schönen Wintertag gemütlich ausschlafen, frühstücken, und zum Auto gehen, während der Münchner daheim schon drängeln muss, um halbwegs vor dem grossen Stau in Richtung Berge zu kommen. Während er gerade mal an der ersten Ampel steht, bin ich schon in Gasse, wo noch Dutzende Parkplätze zu haben sind. Wenn ich die halbe Strecke auf den Berg überwunden habe, steht der Münchner im Stau bei Wallgau. Wenn er unten auf dem überfüllten Parkplatz lange Zeit vergeblich nach einer Lücke sucht, bin ich schon oben und stelle mit Freude fest, dass sonst noch kaum einer da ist.



Alles ist noch leer und ruhig, kein Gewühl wie sonst oft am Sonntag, wenn die blassen Münchner raus dürfen. Alles eine Frage des richtiges Startpunktes. Wenn der Münchner den Rodel aus dem Auto zieht -



kann ich mir schon das beste Stück Birnentopfenstrudel heraussuchen. Der ist immer zuerst weg, wer da nicht schnell ist, muss etwas anderen nehmen. Wie der Münchner, der dann erst mit tausenden anderen, von der Fahrt gestresst, hier hochkeucht. Dann geniesse ich noch etwas die Aussicht - so richtig übel wird es ja erst ab 12, und ich bin schon ab 11 hier oben (auf der Uhr sieht man, dass ich tatsächlich nicht nur lottern, sondern auch früh in die Berge kann).



Erst wenn zu viele Münchner hier hochkeuchen, bringe ich mein Geschirr in die Hütte, und schwatze noch etwas mit meiner Lieblingsbedienung, die wissen möchte, wo meine Lieblingsaufstiegsbegleiterin ist. Danach muss sie sich um die Münchner Horden kümmern, und ich schaue so über das Tal und denke mir:



Hier wohnen, den Rodel immer parat, immer hinauf können und stets den Massen entgehen, das ist es, so muss es sein. Dann stürze ich mich in die Tiefe, jauchze über Weidegitter und schaffe es im Slalom durch die Münchner, die Gästezahl oben nicht zu reduzieren. Ich gehe dann ins Tal, kaufe Torte, bewundere den See, und erst am Abend, wenn der Münchner nach einem Stau auf der Rodelstrecke schon wieder heim in den Stau nach München muss, kurz vor vier, werde ich nochmal gehen. Bis zum Sonnenuntergang, und wenn man mich sieht, wird man sagen: Da geht ein zufriedener Mann.

... link (26 Kommentare)   ... comment