: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 23. Februar 2010

1:15

Ich bin nicht schreibfaul. Ich bin am Sonntag nur zweimal auf den Berg gegangen. Einmal am Morgen, und einmal am Abend.



Am Abend, um zu überprüfen, ob ich wieder auf normalem Leistungsniveau bin: Schaffe ich die Neureuth über den erst schweren und dann langen Weg in 75 Minuten mit Rodel, Gepäck und schwerer Winterkleidung über Schnee, dann geht das im Normalfall auch in unter einer Stunde (normal sind 90 Minuten, aber ich kann erstaunlich ehrgeizig sein, wenn ich will). Natürlich ist es bei sowas gut, Opfer vor sich zu haben, an denen man sich abarbeiten kann.



Trotzdem schien es oben nur ein halber Sieg zu sein: 75 Minuten sind machbar, so lange brauchte ich, aber die Sonne war weg. Hinter Wolken. Aber es gbt einem die Sicherheit, dass man zwei mal 500 Höhenmeter am Tag mit dieser Ausrüstung schafft. Deshalb müssen im Sommer auch 1400 Höhenmeter drin sein, die grosse Runde zwischen Schliersee und Tegernsee etwa, oder vom Predigtstuhl auf den Wallberg, oder Hirschberg und Leonhardstein an einem Tag und in akzeptabler Zeit.



Alles, was hinter mir zu sehen ist. Das sind natürlich nur Rentnertouren, aber als alter, verhuzelter Asthmatiker macht man eben keine Alpenüberquerungen mehr, oder allenfalls noch mit dem Mountainbike, aber das ist eine andere Geschichte.



Und dann, um 17:40 Uhr, gab es doch noch den dramatischen Sonnenuntergang, für den ich hier hochgerannt, gekeucht und gestolpert bin, diesen Moment der Fassungslosigkeit über die Schönheit der Natur. Es sieht nie gleich aus, es ist immer anders, aber diesmal war es sagenhaft.



Hinter mir überschüttete die Sonne die Eisschuppen mit einem rosa Glanz, die Hütte leuchtet auf, und alle Berge erschienen mit ihren Schneepanzern in sanften Rot- und Blautönen, ein delikater Abschiedsgruss des Bergwinters, der hier oben keine graue, abstossende Jahreszeit ist, sondern von einer Pracht und Grösse, die man nicht verstehen kann, wenn man im Flachland lebt.



Und dann blinzelte der Eisdrache mit dem Feuerauge ein letztes Mal herüber, und ich raste auf dem Rodel durch die anbrechende Nacht ins Tal, über das sich Finsternis gelegt hatte. Ich war zweimal oben, ich schaffte es am Ende in 75 Minuten, aber am nächsten Morgen spürte ich einen leichten Schmerz in den Schenkeln und in den Schultern. Trotzdem ging ich erneut hinauf, ab der Hälfte des Weges brannte der Feueratem des Drachen in allen Gelenken, und ich war den restlichen Tag kaum mehr in der Lage, die Arme zur Tastatur zu heben. Es war fraglos zuviel.

Und trotzdem würde ich es nicht anders wollen.

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Oh, Gravenereuth, Freiherr von, ist von

uns gegangen, und zwar von eigener Hand. Es ist nicht nett, aber ich kenne ein paar Leute, die heute heftig feiern werden.

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