: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 28. Februar 2010

Barocke Ruinen, einmal anders

Wie es so mit dem Sammeln ist: Kaum habe ich mich entschlossen, wie eine Wand zu bestücken ist, ändert sich das Angebot zu meinen Ungunsten. Konkret geht es um die Wand über meinem Sofa, die ich gerne mit Gemälden behängen würde; spätestens zu Beginn des 19. Jahrhunderts sollten sie entstanden sein, und Italien, am besten mitsamt Ruinen und/oder Mythologie, zum Thema haben. Sechs bis acht Exemplare kann ich brauchen, drei habe ich schon, aber die Aufhängung ist nicht so leicht, wenn unklar ist, welches Format die noch fehlenden Stücke haben. Dem Umstand abzuhelfen war mein erklärtes Ziel auf dem üblichen Markt am üblichen Ort, und was soll ich sagen: Es gab barocke, italienische Ruinen! Allerdings nicht auf Leinwand, sondern als richtige Trümmer, genauer, als Majolicafliessen aus Capodimonte, entstanden so um 1740 oder früher, und vor einiger Zeit vermurlich beim Abbruch eines Hauses gerettet:



Nun bin ich ja spätestens seit meiner Zeit in Portugal ein grosser Verehrer der Kunst auf Keramikkacheln, ich mag Azulejos und ich bewundere den Mut der Italiener, Häuser mit Produkten aus Capodimonte so bunt und prachtvoll zu gestalten. Sie waren auch gar nicht teuer - man muss schon ziemlich speziell gebildet sein, um so etwas auf den ersten Blick zuordnen und in einer verlotterten Kiste einschätzen zu können - aber eben nicht wirklich genau das, was ich suchte. Um ehrlich zu sein, habe ich absolut keine Ahnung, wohin ich das hängen soll; in meine Bibliothek passt es nicht, in meinem grossen Wohnzimmer würden sie vollkommen herausfallen, am Tegernsee sind nur Asiatika und Schnitzereien. Kurz, ich habe ein neues, loses Ende, und selbst in der Küche ist kein Platz mehr dafür. Aber sie einfach zurücklassen, das geht auch nicht. In Lissabon wollte ich alte Azulejos kaufen und wurde mit meinem schmalen Budget ausgelacht, hier nun konnte ich zugreifen, und tat es denn auch. Es wird sich schon ein Platzerl finden, sagte meine Grossmutter immer, und sie hatte damit wie immer recht.

Das jedoch, was ich wirklich suchte, fand ich natürlich nicht, und jene Tempelszene, die trotz christlichen Ursprungs vielleicht in Frage gekommen wäre, kaufte mir ein Händler vor der Nase weg. Also kaufte ich weiter Keramik, Qing-Periode und Delft, und dann wollte ich noch einen Spiegel haben, dessen Besitzer aber wenig Verständnis für realistische Preise hatte - um dann nochmal ein wenig zu streifen und eine weitere Majolica zu erstehen.



Das Exemplar sieht unspektakulär aus, hat aber in Realität einen halben Meter Durchmesser, und man frage mich jetzt bitte nicht, weshalb ich das brauche. Brauchen tue ich gar nichts, jeder Foodpr0n wird darin untergehen, aber vielleicht nächstes Jahr, bei der Traubenernste. Und wenn ich dann vielleicht auch die Bilder habe, die ich wirklich brauche.

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Rezensionen, wie sie sein sollen

Nach der ganzen Hegemann-Klauaffäre bin ich etwas schlecht auf das Besprecherunwesen zu sprechen, und wenn dann auch noch einem Text ein "Beat" unterstellt wird, muss ich kurz japsen. Aber trotzdem hat sich Susanne Engl (mir bekannt aus Bloggerlesungen) sehr verdienstvoll mit dem Erstling von Elisabeth Rank (hatte einen von Jetzt.de ausgewählten Text im von mir mitherausgegebenen Blogs-Buch) auseinander gesetzt, und das in dieser ruhigen Art, wie ich sie sehr schätze.

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