: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 28. März 2010

Hässliche Männer und eine hässliche Geschichte

Seit Jahr und Tag fahre ich nun in Mantua an einem Fahrradgeschäft vorbei, in dem die üblichen italienischen Renner im Schaufenster stehen. Nicht dass ich einen bräuchte, und so schaue ich nicht genau hin, und gehe froh meines Weges. Diesmal aber war zufällig in der Nähe ein Parkplatz frei. Diesmal blieb ich stehen. Diesmal las ich das Schild Occasione unter einem Rennrad. es war ein gebrauchtes Moser Leader AX, ein muffenlos verlöteter und verschliffener Traumrahmen der frühen 90er mit einer billigen Campagnologruppe, und für 250 Euro zu haben. Allein der Rahmen kostete damals 1800 DM. Und wäre der Rahmen nicht definitiv 2 Zentimeter zu hoch gewesen - hätte ich es genommen. Ich überlegte und dachte nach, ich unvernunftete in Gedanken und tatete rational. Und liess ihn hässlicherweise stehen.

Am Wochenende hatte ich etwas Zeit, und jemand meinte, ich sollte mir mal die Ebay-Kleinanzeigen anschauen, die gerade dabei sind, dem Auktionshaus in manchen Bereichen den Rang abzulaufen, weil viele Nutzer von den hohen Gebühren genervt sind. Idealerweise betrachtet man das bei Dingen, mit denen man sich auskennt. Warum nicht Räder? Und ganz oben stand, gleich bei mir um die Ecke, ein 97er Müsing Cayo, in weinrot und trotz Alurahmen immer noch in schlichter Anmutung, für 13% des Neupreises, eher selten und nur bei gutem Wetter gefahren, leicht verbessert und zufällig in meiner Rahmengrösse. Und diesmal dachte ich mir: Siehste, es ist manchmal doch gut, enthaltsam zu sein. Zumindest im ersten Moment.



Abgesehen von meinem Entsetzen darüber, wie wertinstabil inzwischen auch hochwertige Räder in erstklassigem Zustand sind: Ich bin noch immer kein Fan der verbauten Shimano-Ultegra-Gruppe, es ist mir irgendwie zu einfach und zu normal, aber es ist das, was ich für die Berge gut brauchen kann. Tuningmassnahmen lohnen sich da nicht mehr wirklich, das Gerät wiegt schon unter 9 Kilo. Für den Hausgang brauche ich dagegen diese Sammlung von wenig erbaulichen Gestalten des 16. und 17. Jahrhunderts:



Irgendwer hatte da ein Faible für die Täter und Betreiber der grossen Religionskriege von 1520 bis 1648. Ich weiss, warum ich mir den Wallenstein und den Gustav Adolf ins Haus hänge, sie passen perfekt in eine grössere Lücke und thematisch zum Gebäude, aber manchmal frage ich mich schon, was den Vorbesitzer so antrieb, ausgerechnet solche Herrschaften zu rahmen.

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