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Donnerstag, 16. September 2010
Man kann sich schnell täuschen
Für den Schluss habe ich mir die Strecke nach Valepp aufgehoben. Valepp ist nahe am Tegernsee, nur ein paar Kilometer entfernt, und trotzdem ahnt man schon bei der Anfahrt über Enterrottach, dass es nicht ganz leicht sein wird.
Um es ehrlich zu sagen: Die Strecke ist brutal. Das meiste am See ist ähnlich wie die schwereren Strecken im Altmühltal, aber die Mautstrasse hat es in sich: Schmal, schlecht betoniert, zwischen die Berge und einen Wildbach eingeklemmt, dem sie über alle Wassefälle hinweg folgt.
Mit bis zu 18%, und das nicht nur auf ein paar Metern. Bis zur Wasserscheide hinauf sind es nur ein paar hundert Höhenmeter, aber die Strecke ist kurz, und die Rampen wollen trotzdem nicht enden.
Es ist gut, ein Blog zu haben, für das man zwischendrin kurz anhalten kann, um ein Bild zu machen. Es ist gut, wenn man das Hochmoor mit den alten Bustouristen erreicht und sich denken kann, dass es etwas Schlimmeres als die Schmerzen in den Beinen gibt. Schlimmer als diese Strecke kann auch Italien nicht sein.
Auf der anderen Seite geht es dann fast bis zur Grenze nach Österreich, wohin man über Feldwege aufklärerische Schriften und Anleitungen für das Herunterklettern von braunen Bäumen schmuggeln könnte. Aber wenn man erst mal wieder unten im nächsten Tal ist, braucht man eine Pause am Wildbach.
Dann geht es den gleichen Weg wieder nach oben. Hier ist es allerdings weniger steil, unter den Blicken von Kühen kommt das Selbstvertrauen zurück: 300 Höhenmeter sind locker, wenn es weniger als 10% nach oben geht.
Da ist einerseits das Gefühl, nun wirklich auf dem Weg der Besserung zu sein, wenn das Rad den Pass hochfliegt, oder wenigstens das Keuchen die Lungen nicht mehr an die lädierten Rippen presst. Gleichzeitig ist es aber auch traurig, denn anderes verschwindet: Die Beine gehen noch, der Sommer dagegen, der ist schon gegangen.
Dann ist die Wasserscheide erreicht, unten, hinter dem Wald ist die verlassene Liftstation, die an solchen Tagen kaum Touristen auf die Berge schaufelt, denn kaum jemand ist hier, und die Strasse ist frei. Ganz langsam anrollen. Nichts übereilen. Dann die Bremse loslassen. Es wird steiler, steiler und schneller, und der Wind brüllt in den Ohren.
Bäume, Asphalt, Gebüsch, Bäche, alles fliegt nach hinten weg, ein paar Mountainbiker scheinen festbetoniert zu sein, so knallen die Reifen daran vorbei, mit 18% geht es bergab, und die Kurven halten das auch aus, 18% sind die Hölle auf dem Weg nach oben und die Flügel Satans auf dem Weg nach unten, schwarz wie der Wald und verlockend wie ein Geldkoffer für den Schatzmeister, man sollte das nicht tun und man würde selbst seine Kinder enterben, aber es geht so leicht und so schnell, 18% könnte man immer brauchen, und dafür hat man ja auch vorher gelitten und die Zähne zusammengebissen, für den Höllensturz entlang des tosenden Wassers, Minuten für Sekunden, Tritt und Tritt für den tosenden Orkan, der um einen herum stillsteht.
Der Körper ist wieder gesund, und das Hirn war schon immer etwas krank, vielleicht einigen wir uns auf diese Formel. Mit immer noch knapp 50 Sachen - 46 misst das Radar - geht es Richtung Enterrottach, da hinten sind noch viele Berge und Strecken, aber keine ist so eng zwischen Fluch und Erlösung gebaut, wie diese kurze, brutale Schneise in den Bergwald Richtung Valepp.
In Rottach wieder alte Leute, Feinkost, Hausbetreuung, Busse, Frauen mit obszön goldenen Handtaschen, die vielleicht etwas von den überzogenen Konten, aber nichts von der Süsse der Hingabe wissen.
Um es ehrlich zu sagen: Die Strecke ist brutal. Das meiste am See ist ähnlich wie die schwereren Strecken im Altmühltal, aber die Mautstrasse hat es in sich: Schmal, schlecht betoniert, zwischen die Berge und einen Wildbach eingeklemmt, dem sie über alle Wassefälle hinweg folgt.
Mit bis zu 18%, und das nicht nur auf ein paar Metern. Bis zur Wasserscheide hinauf sind es nur ein paar hundert Höhenmeter, aber die Strecke ist kurz, und die Rampen wollen trotzdem nicht enden.
Es ist gut, ein Blog zu haben, für das man zwischendrin kurz anhalten kann, um ein Bild zu machen. Es ist gut, wenn man das Hochmoor mit den alten Bustouristen erreicht und sich denken kann, dass es etwas Schlimmeres als die Schmerzen in den Beinen gibt. Schlimmer als diese Strecke kann auch Italien nicht sein.
Auf der anderen Seite geht es dann fast bis zur Grenze nach Österreich, wohin man über Feldwege aufklärerische Schriften und Anleitungen für das Herunterklettern von braunen Bäumen schmuggeln könnte. Aber wenn man erst mal wieder unten im nächsten Tal ist, braucht man eine Pause am Wildbach.
Dann geht es den gleichen Weg wieder nach oben. Hier ist es allerdings weniger steil, unter den Blicken von Kühen kommt das Selbstvertrauen zurück: 300 Höhenmeter sind locker, wenn es weniger als 10% nach oben geht.
Da ist einerseits das Gefühl, nun wirklich auf dem Weg der Besserung zu sein, wenn das Rad den Pass hochfliegt, oder wenigstens das Keuchen die Lungen nicht mehr an die lädierten Rippen presst. Gleichzeitig ist es aber auch traurig, denn anderes verschwindet: Die Beine gehen noch, der Sommer dagegen, der ist schon gegangen.
Dann ist die Wasserscheide erreicht, unten, hinter dem Wald ist die verlassene Liftstation, die an solchen Tagen kaum Touristen auf die Berge schaufelt, denn kaum jemand ist hier, und die Strasse ist frei. Ganz langsam anrollen. Nichts übereilen. Dann die Bremse loslassen. Es wird steiler, steiler und schneller, und der Wind brüllt in den Ohren.
Bäume, Asphalt, Gebüsch, Bäche, alles fliegt nach hinten weg, ein paar Mountainbiker scheinen festbetoniert zu sein, so knallen die Reifen daran vorbei, mit 18% geht es bergab, und die Kurven halten das auch aus, 18% sind die Hölle auf dem Weg nach oben und die Flügel Satans auf dem Weg nach unten, schwarz wie der Wald und verlockend wie ein Geldkoffer für den Schatzmeister, man sollte das nicht tun und man würde selbst seine Kinder enterben, aber es geht so leicht und so schnell, 18% könnte man immer brauchen, und dafür hat man ja auch vorher gelitten und die Zähne zusammengebissen, für den Höllensturz entlang des tosenden Wassers, Minuten für Sekunden, Tritt und Tritt für den tosenden Orkan, der um einen herum stillsteht.
Der Körper ist wieder gesund, und das Hirn war schon immer etwas krank, vielleicht einigen wir uns auf diese Formel. Mit immer noch knapp 50 Sachen - 46 misst das Radar - geht es Richtung Enterrottach, da hinten sind noch viele Berge und Strecken, aber keine ist so eng zwischen Fluch und Erlösung gebaut, wie diese kurze, brutale Schneise in den Bergwald Richtung Valepp.
In Rottach wieder alte Leute, Feinkost, Hausbetreuung, Busse, Frauen mit obszön goldenen Handtaschen, die vielleicht etwas von den überzogenen Konten, aber nichts von der Süsse der Hingabe wissen.
donalphons, 01:58h
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