: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 18. Oktober 2010

Franz und Johann haben gefehlt

Trotz langjähriger Vergebenheit in für unsere Epoche doch recht feste Hände bin ich überzeugter Anhänger der eigenen Wohnung. Sollte sich das je ändern, würde ich im Sinne des 18. Jahrhunderts und seiner Herrschaftsarchitektur zumindest zwei Flügel haben wollen, so dass man sich wirklich aus dem Weg ist, wenn man sich aus dem Weg gehen will. 6 Zimmer dazwischen ist in der Hinsicht vermutlich ausreichend - und im Übrigen in diesem Komplex sogar bautechnisch möglich.

Will ich aber dereinst wirklich vergrössern, Türen wieder öffnen lassen und dabei vielleicht das Dienstbotenhaus seiner ursprünglichen Bedeutung zuführen - brauche ich Ausstattung. In diesen tristen Zeiten kann man nicht einfach nach Fürth fahren und sagen: 10 Prunkvenezianer bitte, den, den, den und dann noch ein paar spezielle Exemplare. Man muss beizeiten mühsam zusammenkaufen, sich auf Auktionen mit Zahnärzten herumschlagen und viel Glück haben. Nach meiner Beobschtung kauft man besser 5 Jahre vor der Erweiterung schon mal ein, damit man 5 Jahre nach der Erweiterung alles beisammen hat, und man sich mit der Frage der Gemälde beschäftigen kann (suche übrigens dringend noch drei mittelgrosse Capriccios mit italienischen Motiven, 18. Jahrhundert).

Zu den Problemen des Alleinlebens jedoch gehört der Umstand, dass man nicht mal eben sagen kann: Schatz, ich halte mal den neuen Prunkvenezianer hin, schau mal, ob es passt. Es hat auch seine Vorteile, denn beim Heben von 40 Kilo Glas und Holz sieht man für den Schatz nicht wirklich begehrenswert aus, zumal so ein Spiegel ganz jämmerlich glitscht und zappelt und dem Boden entgegen strebt, und man nur selbst ahnt, wie lächerlich man aussieht, unzumutbar für den Schatz - kurz, auch das Gesindehaus hätte bereits in diesem frühen Stadium seine Vorteile. So könnte man sich zum Schatz gesellen, einen Kuss auf sie geben und sagen: Johann, ein wenig höher bitte, und Franz, etwas niedriger, und alles etwas mehr nach rechts. Schatz, was meinst Du? Passt er?

Das geht noch nicht, noch bin ich allein, und deshalb sieht der neue Venezianer an Stelle des alten Venezianers auch - wie soll ich sagen: Ich glaube, ich muss mich erst mal daran gewöhnen:



Auf jeden Fall hängt er zu hoch. Was ein wenig doof ist, weil das Anbringen eines wirklich guten Hakens immer eine Mordsarbeit ist, und das Verkitten seines alten Lochs dieser Dimension auch nicht gerade die Wand verschönert. Eventuell kann ich aber etwas an der Aufhängung machen - nur sollte es sicher sein, denn wenn dieses Monstrum fällt, darf niemand darunter sitzen, der nicht zumindest nordkoreanischer Diktator oder Kernkraftwerklobbyist ist.

Dafür habe ich noch etwas anderes gefunden, was ich lange suchte: Ein alter Rennkompressor, der nicht im üblichen, langweiligen Schwarz ist, und der mir hilft, auch weiterhin CO2-neutral durch das Bayernland zu rollen.



Was ich im Übrigen morgen nicht tun werde, da bin ich in anderen Dingen mit dem Auto unterwegs, stets hoffend, dass der neue Spiegel hält. Und bei mir die Gewöhnung an seine Übergrösse einsetzt.

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