: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 26. Oktober 2010

Weihnachten für Atheisten

Es ist nicht immer einfach mit mir. Meine Definition von "gemütlich" schliesst 40 Büsten, Reliefs und Statuetten ebenso ein, wie einen ab und an nicht unerheblichen Vorrat an Staub auf dem Boden, auf meinen Spiegeln könnte eine kleine Investmentbank Koksparties veranstalten, und wenn der Strom ausfällt, ist es mit den Kerzen kaum dunker als mit den Kronleuchtern, die hier auch in Küche und Bad baumeln.

Kurz, ich halte vom Minimalismus genauso viel wie vom Katholizismus. Das ist nicht ganz gerecht, denn auch Letzterer mag die Entsagung nicht und liebt den Prunk, aber ich finde, er verdient ein wenig öffentliche Ungerechtigkeit, nachdem das heute wenigstens mal möglich ist. Die letzten 1200 Jahre war das noch anders, da musste man sich anpassen und die Schnauze halten. Ohne Beichtzettel keine Heirat, ohne Christbaum keine Integration. heute sage ich: Ich kann nicht zulassen, dass mir Tannnennadeln den Staubbelag durcheinander bringen! - und so auf derlei Baummorde verzichten.

Die Umwelt wird mich dafüür nicht steinigen, aber dennoch bin ich guter Hoffnung, dass ich dieses Weihnachten, oder besser, die Tage danach, nicht zwingend allein hier sein werde, und es ist nicht auszuschliessen, dass der ein oder andere Gast trotzdem mault, er hätte gern irgendwas mit Lametta und Glitzer und Gold und Kerzen, das hoch aufragt und Platz für Geschenke darunter hat. Das war früher immer ein gewisses Problem, aber in Pfaffenhofen fand ich jetzt die Lösung - und es ist, oh Wunder, eine katholische Lösung:



Und weil sie katholisch ist, passt sie auch so hier rein, denn sie ist so üppig, wie nur wirklich geschmackslose und barocke Katholiken glauben, ihren Herrgott erfreuen zu können. Über einem neuromanischen Goldfuss erhebt sich ein Pflanzenzwitter aus Weintrauben (gelobtes Land und der Vater), Kornähren (das Volk Gottes, das aus der Saat Christi ensteht) , die Kerzen (das Licht der Welt, der heilige Geist) und in der Mitte die Lilie (Zeichen der unbefleckten Empfängnis, und Symbol für Maria). Irgendwer hat es da um 1880 in Nordfrankreich aber so richtig krachen lassen mit der Symbolik, aber besser so ein Monstrum, als der Erwerb judenfeindlicher Schmierereien dieser Zeit.

Ich habe so etwas noch nie gesehen, aber weil ich es mangels anderer Alternativen auch krachen lassen wollte, griff ich zu. Keine 40 Meter weiter versuchte mir schon der erste Händler das Monstrum wieder abzukaufen, aber nichts da! Für diese bestimmte Zeit und das Bedürfnis der Gäste nach Heimeligkeit ist er genau das richtige, Geschenke passen drunter, in das Ambiente passt er auch, und den Rest des Jahres kommt er in die Abstellkammer.

Oder ich gehe damit - Bronze ist schwer - Einbrecher und Besoffene erschrecken und verprügeln. Ein Fest für mich! Euch mach ich katholisch!

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