: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 1. Mai 2011

In Grigio

Oh, sagte der Kurzzeitbesucher. Oh. Das ist aber mal ein schönes Rad. Vor uns schwang sich ein Italiener in grauem Anzug auf ein graues Rad, das zwar neu war, aber auf alt machte.

Also, sagte der Kurzzeitbesucher, wenn Du so etwas mal siehst - das würde ich wirklich gerne haben wollen.

Und natürlich sieht man das oft, man muss nur etwas herumlaufen, es steht an jeder Strassenecke, das klassische Gefährt der Mantuaner ist entweder so ein Rad in Alt oder eben in Nachtgebaut. Nur steht leider selten drauf, wo dafür die Quelle ist.



Der Kurzzeitgast ist wieder über die Berge zurück nach Berlin gegangen, ich hatte eine aufregende Zeit mit einem gesperrten Mailaccount, und so geriet die Sache schnell wieder in Vergessenheit. Das Wetter war durchwachsen, ich war am Gardasee und in einigen Orten, die hier aus der Auffassung heraus, dass die Leser auch nicht alles wissen müssen, hier nicht erscheinen. Teilweise habe ich aber auch nur die Tage vertrödelt, was durchaus auch ein Hobby sein kann. Am Samstag aber war Markt, wo ich mir Diverses beschaffte:

1. Tortelli con Zucca.

Liebe Restaurantbesitzer in Mantua, ich schätze Eure Kochkünste wirklich, und die Tortelli sind famos, aber: Die Portionen. Die Portionen sind sicher sättigend, aber etwas, das so fein schmeckt - das muss in Mengen her. Im Restaurant bekommt man 150 Gramm. 250 Gramm sind besser. Und deshalb gehe ich nicht nur in Restaurants, ich koche auch daheim. Denn auf dem Markt gibt es sie kiloweise. Da komme ich gar nicht auf die Idee, etwas nachzubestellen. Und ansonsten: Butter und Parmesan sind im Kühlschrank, und der Salbei wächst vor der Haustür.

2. Salami und Antipasti als Mitbringsel

Es sieht immer nach so viel aus, bei den Bedachten. ist es aber nicht, wie sie bald merken, wenn sie sich alle halbe Stunde denken, sie wollen gerade nicht arbeiten und sie könnten ja schnell mal zum Kühlschrank und... gerade jene Würste, die hier unter der Präambel "morbido" laufen, sind gefährdet. Also lieber noch schnell ein paar Kleinigkeiten erworben. Bei einer jungen Dame, mit der ich plauderte, und den Anlass zu einem bis dahin allenfalls angedachten Beitrag der Stützen lieferte, in dem es auch mal um den Unterleib geht.



3. Il Giornale generalmente del Francoforte, prego

Ich drängle mich überhaupt nicht in die gedruckte Zeitung, denn bei Print fehlt mir die Leserreaktion. Wenn ich dann aber mal drinnen stehe, kaufe ich sie sofort. Ich will wissen, welche nicht im Duden stehenden Worterfindungen es in das Blatt, speziell DIESES Blatt geschafft haben, und damit quasiamtlich werden. Wie ich also in mein Frappe vertieft den Beitrag las, erklang von hinten Geschrei. ich drehte mich um, und pardauz, sah, wie mein Rad im Ständer einem grauen Transporter vom Wochenmarkt im Weg stand.

Wochenmarkt. Grauer Transporter. Rad.Über diese Kette erinnerte ich mich des lieben Freundes und seines Wunsches, doch so ein Rad in Grigio zu haben. Das wiederum erschien mir als eine gute Aufgabe für den restlichen Tag, und so lenkte ich erst Schritte und später das Auto in Richtungen, wo es auch ein paar Radgeschäfte gab. Dass ich für mich selbst versage, mag noch angehen, aber für einen Freund? Niemals.

Es war wie bei den schwarzen Rädern: Vergeblich.

Man geht in so einen Radladen und fragt nach usate, dann kommt der Capo, führt einen nach hinten in den Hof, und da steht nur Plastikmüll: De Rosa King aus Carbon, Look und so Zeug, mit dem die Italiener sich ihre Rad- und Stahlindustrie ruinieren

Ganz hinten ist dann doch etwas Graues, in Grigio, Hoffnung keimt auf, doch welch Enttäuschung: Ein Colnago, wenigstens teilweise aus Alu, Dream von 2003, aber kein Altherrenrad. Um den Capo nicht zu beleidigen, lässt man sich das Colnago rauskramen, und denkt sich erst mal, naja, 7800er Dura Ace am Ernesto ist ja fast schon die klassisch richtige Variante, die Plastikkurbel könnte man austauschen, mit dem grossen Schaltwerk könnte man hinten auch eine schöne grosse Kasette für den angehenden Rentner einbauen - aber dann kommt die Vernunft und sagt, komm, Carbonflaschenhalter für 50 Euro, Plastiklenker für 150, Plastiksattel für 250, dann noch diese brüllend teuren Laufräder - der ganze Klimbim, was soll das, du bist schon so alt und keine 20 mehr. Also fragt man höflicherweise nach dem Preis, in der Erwartung, dass der wie üblich völlig überzogen ist, und beide Seiten sich gesichtswahrend zurükckziehen können. Sagt der Capo doch glatt die übliche Leier: Rad ist praktisch neu, noch das erste Lenkerband: xxx statt Neupreis 4000+yyy.

Wucher. Zumindest für ein Viertcolnago eines Tegernseeanwohners. Sagt man also - erheblich weniger. Weil, man braucht es nicht, man braucht ein Altherrenrad in Grigio für den Freund, und das, was man gesagt hat, ist so unpassend, dass man sich nicht einig wird, und dann muss man es nicht nehmen und kann weiter ein Oparad suchen gehen. Und was sagt der Capo?



OK, sagt der Capo. Einfach so. Und dann steht man da mit so einem Aluplastikdingens, das auf den italienischen Strassen voller Geröll und mit dem eigenen Bauch nicht fahrbar ist, und kann irgendwie noch froh sein, dass man, weil man im Lager des Capo auch noch die uralten NOS-Cinellilenker mit dem Wappen kennt, die Schwester des Capos nicht geheiratet hat und den Rest des Lebens in einem Radlgeschäft dem Pegoretti hinterhertelefoniert, wo die Scheissware bleibt, und Ernesto noch einen Prototypen abschwatzt wie hinten schon drei rumstehen. Weil der Capo das Carbon an die Russen verkauft, aber die besseren Sachen im Lager lässt.

Und auch die bitterste aller Ironien bleibt einem nicht erspart. Bei Mantua, auf dem Rückweg, erwirbt man neues Lenkerband in einem kleinen Radladen, den man bislang übersah.

Da stehen Dutzende von neuen, auf alt gemachten Herrenrädern.

In Grigio.

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Wie

bekomme ich Geschichten, die ich mache, und vor allem eine Serie von Bildern und kleinen Texten (nicht Pr0n, zumindest kein echter) in so eine App für Iphone und Ipad? Idealerweise so, dass ich es nur einmal einpflege, und es überall auftaucht. Es soll nichts mitz Kostenpflicht und Abrechnung werden, einfach so ein bildlastiges Appdingens.

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