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Samstag, 16. Juli 2011
Die Zukunft
Als man noch rote Etikettierbänder nahm und weisse Buchstaben hineinstanzte, als noch nicht in jedem Büro ein Drucker stand und das Hämmern der Schreibmaschinen, der über das Papier rasenden Kugelköpfe die Räume erfüllte, war die Zukunft noch gross und weit. Irgendwie richtige Zukunft, mit Fortschritt und Lösungen und Wendungen zum Besseren, verrichtet durch Industrie und Forschung. Was sie sagen, konnte man glauben und niederschreiben. In jener Epoche der roten Eikettierbänder waren all diese Entwicklungen ein probates Mittel, um in die Zukunft zu marschieren, ohne sich ideologisch neu zu orientieren. Man konnte Sonntags in die Kirche gehen und danach zum Schweinsbraten mit dicker Sosse und dann in der Redaktion etwas über Schnelle Brüter schreiben und das gefühl haben, alles sei richtig. Im Blatt, im Kopf, in den Resopalfächern mit dem roten Band.
Zukunft bedeutete damals grosse Maschinen und gigantische Kräfte, ein stetes Mehr und Weiter. Mehr Strom, mehr Energie, mehr Ausbeute, sagte der Kugelkopf dem Papier und presste seine Signatur elektrisch hinein. In den Fächern landete postalisch die Zuversicht und die Erwartung, das Nichts des Weltalls und die Lauge von Asse, und alles würde gut werden. Irgendwann vielleicht bräuchte man grössere Fächer, man wächst ja auch ein wenig mit dem Thema, das auch wächst, so ist das eben in der Zukunft, die man da beschreibt und die alle mitnehmen wird, ob sie wollen oder nicht. Mag sein, dass unten ein paar Leute zusammengeschlagen werden, dass ein Salzstock verfüllt wird und der Ozon leidet, aber wo wäre man ohne das alles.
Und irgendwann ist man auch so weit, dass man gar keine Entsorgung mehr braucht, denn die Wissenschaft findet Wege, sie zu entsorgen, und die PR findet, falls es nicht klappt, Wege, sie vergessen zu machen. Immer nur hinein in die Fächer der Zukunft. Manchen mag es nicht gefallen, aber das war doch schon immer so, und geändert hat es nichts. Niemand möchte im Mittelalter leben. Jeder möchte schöne, neue Büros, und praktische Resopalmöbel mit Fächern, die das Sortieren erleichtern. Das ist die Zukunft. Sie wird siegen, unter der Erde, im Himmel, ganz egal, und die relevanten leute, die in der Wissenschaft, die sehen es ja auch so.
Der Schrank ist noch da, der Mann mit dem roten Etikettierungsband jedoch ist in Pension gegangen. Und wenn der Schrank, was zu hoffen ist, erhalten bleibt, wird er in 30 Jahren ein höchst spannendes Stück zeitgeschichte sein, an dem man sehen kann, was man erwartete, was tatsächlich kam - und sich dann als nicht dauerhaft machbar herausstellte. Nur Resopal, das geht heute noch. Aber die Fächer sind längst in den Rechnern, jenen unbeachteten Abfallprodukten der Forschung, und in ihnen werden ganz andere Dinge als auf der Kugelkopfschreibmaschine niedergeschrieben. Es gab eine Ideologie, einen Glauben, eine Gewissheit, eine Zukunft.
Und das alles ist nur noch rotes Etikettierband auf einem alten Resopalschrank.
Zukunft bedeutete damals grosse Maschinen und gigantische Kräfte, ein stetes Mehr und Weiter. Mehr Strom, mehr Energie, mehr Ausbeute, sagte der Kugelkopf dem Papier und presste seine Signatur elektrisch hinein. In den Fächern landete postalisch die Zuversicht und die Erwartung, das Nichts des Weltalls und die Lauge von Asse, und alles würde gut werden. Irgendwann vielleicht bräuchte man grössere Fächer, man wächst ja auch ein wenig mit dem Thema, das auch wächst, so ist das eben in der Zukunft, die man da beschreibt und die alle mitnehmen wird, ob sie wollen oder nicht. Mag sein, dass unten ein paar Leute zusammengeschlagen werden, dass ein Salzstock verfüllt wird und der Ozon leidet, aber wo wäre man ohne das alles.
Und irgendwann ist man auch so weit, dass man gar keine Entsorgung mehr braucht, denn die Wissenschaft findet Wege, sie zu entsorgen, und die PR findet, falls es nicht klappt, Wege, sie vergessen zu machen. Immer nur hinein in die Fächer der Zukunft. Manchen mag es nicht gefallen, aber das war doch schon immer so, und geändert hat es nichts. Niemand möchte im Mittelalter leben. Jeder möchte schöne, neue Büros, und praktische Resopalmöbel mit Fächern, die das Sortieren erleichtern. Das ist die Zukunft. Sie wird siegen, unter der Erde, im Himmel, ganz egal, und die relevanten leute, die in der Wissenschaft, die sehen es ja auch so.
Der Schrank ist noch da, der Mann mit dem roten Etikettierungsband jedoch ist in Pension gegangen. Und wenn der Schrank, was zu hoffen ist, erhalten bleibt, wird er in 30 Jahren ein höchst spannendes Stück zeitgeschichte sein, an dem man sehen kann, was man erwartete, was tatsächlich kam - und sich dann als nicht dauerhaft machbar herausstellte. Nur Resopal, das geht heute noch. Aber die Fächer sind längst in den Rechnern, jenen unbeachteten Abfallprodukten der Forschung, und in ihnen werden ganz andere Dinge als auf der Kugelkopfschreibmaschine niedergeschrieben. Es gab eine Ideologie, einen Glauben, eine Gewissheit, eine Zukunft.
Und das alles ist nur noch rotes Etikettierband auf einem alten Resopalschrank.
donalphons, 00:22h
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