Sonntag, 20. November 2005
Sehr zu empfehlen - Für lange Winterabende
Ein weiteres Zeichen für einen tiefgreifenden kulturellen Wandel ist das Ende von Gesellschaftsspielen wie beispielsweise Rommee. Man kann auch gerne meine mit Schafkopfen angereicherte Jugend als wenig sinnstiftend erachten, aber ich wage zu behaupten, dass sie weitaus spannender und billiger war als die Zeit irgendwelcher asozialer Vollpfosten, die sich mit ihren Handies photographieren und die Bilder im gleichen Raum zuschicken, was manche dann als cutting edge der personalised information elite auffassen. Mit irgendwelchen handwerklichen Hobbies muss man erst gar nicht rechnen - ein paar Suchabfragen in der Blogosphäre zeigen schnell, dass fast nichts aus eigener Arbeit und so gut wie alles von H&M und Ikea kommt. Selbermachen, das war mal. Und das, obwohl sich der Winter ideal dafür anbieten würde, dauert er in Deutschland doch von November bis März.
Wie auch immer: Mir kann das nicht passieren. Mindestens eine Woche Nachtarbeit, eher zwei, stecken im heute erbeuteten, links abgebildeten Stuhl:

Wiener Biedermeier, so um 1830, erstklassiges Nussbaumwurzelholz, wunderbar geschnitzt, mit einer langen Geschichte immer an Städten an der Donau, und in grauenvollem Zustand. Allein schon der Bezug. Vieles erkennt man auf dem Bild nicht: Furnierschäden, zwei schlechte Restaurierungen, das Polster ist kaputt, der Schellack ist ruiniert, und momentan ist die Sitzhöhe für den ausgewachsenen Mitteleuropäer zu niedrig. Allerdings: Der Stuhl rechts sah vor 20 Jahren auch nicht besser aus. Es ist nie ganz verloren, wenn man ein Fach mit starkem historischem Realienbezug studiert. Nicht, dass man damit Autos reparieren könnte, aber alles, was vor der Industrialisierung war, bekommt man irgendwie hin. Und Holz ist nun mal eine Leidenschaft, gerade, wenn es um so ein Stück geht - 1830 konnte ein normaler Arbeiter für den Preis dieses Stuhles drei Monate eine Wohnung für sich und seine Familie mieten.
Eigentlich ging es bei dieser Jagd um Geschenke für andere - daraus wird jetzt nichts. Ich weiss zwar noch nicht, wo ich ihn hinstelle, er ist ja auch nicht zum Benutzen und ein Einzelstück, aber: Ein Platzerl find sich immer, für diesen Zeitgenossen Heines. Komme mir keiner mit Metternich, bittschön, in diesen langen Winternächten, wenn nebenbei Rossini läuft und der Rechner leise schnurrt, um denen da draussen zu erzählen, wie es mit dem Prachtsück weitergeht, und ob sich nicht a Gschpusi findet, die darauf eine Champagnertorte* löffelt.
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Jagdsaison
Jetzt, nach einem halben Jahr, stellt die Sache sich aber etwas anders dar. Vieles aus dem V-Häufchen wurde abgezweigt von der eigenen Familie. Ganz natürlich, da gab es eine Einladung, die Gäste blieben bis zum Abend, und statt das eigene Silber aus dem Schrank zu holen, griff man der Abwechslung wegen in den Silberschrank, und am nächsten Tag war es 123 hastdunichtgesehen enteignet. Und als ich letzte Woche die von vielen, auch von meiner Frau Mama zu Beginn als Geschmacksverirrung angesehene Leuchtenträgerstatue abholen wollte, wurde ich von wütenden Protesten empfangen. Die Haute Volée der kleinen Provinzstadt ist schnell zu überzeugen, wenn sie dergleichen Figuren plötzlich in den Grünwalder Häusern sieht, in denen am Freitag Abend im TVermittelt wird.
Und was dann vom V-Häufchen nach diversen Gastgeschenken, Geburtstagen, 1 Hochzeit und einigen Scheidungen noch da ist, hat hier Verwendung gefunden. Sprich, ich bin ausgeblutet, ich habe nichts mehr zu geben, und das ausgerechnet in dieser Jahreszeit. Doch draussen, da nieselt es, es ist kalt, und im Süden ist heute grosser Antikmarkt mit kleinen Besucherzahlen - da werde ich jetzt hinfahren, und das ewige Spiel um Geld, Besitz und
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 19. November 2005
Die Stunde der Abrechnung
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 18. November 2005
Die chinesische Kommode und das Kartellamt
Zusammen befreiten wir die Kommode von den darauf stehenden Stühlen - der Laden ist ziemlich voll - da klingelte sein Handy. Auf der anderen Seite war sein Bruder, dem er erkennbar erfreut vom Verkauf erzählte. Dann gefror sein Gesicht voller Enttäuschung. Er legte auf und sagte, dass die Kommode bereits verkauft sei.
Insofern weiss ich ansatzweise, wie beschissen es heute manchen Leuten im Springerkonzern, ihren Büchsenspannern beim Spiegel und gewissen rechtskonservativ gesteuerten Gossenmedien gehen muss. Das Kartellamt mag den Kauf von Pro7Sat1 durch Springer so einfach nicht genehmigen. Und das, obwohl Springer bereits über 75% der Anteile besitzt. Die Begründung ist schon ziemlich happig. Da wird sich Springer ziemlich schlank machen müssen, um das noch über die Runden zu bekommen. Vielleicht killen sie ja endlich die Bildextension Die Welt, wenn die ohnehin Inhalte bei Bloggern klaut. Oder sie machen eine Kampagne für eine Gesetzesänderung und drohen mit dem Verkauf an Heuschrecken. Halt nein, das geht ja nicht, sie haben die Mehrheit ja gerade von Heuschrecken gekauft. Oder sie kriegen die Sender ebenso wenig wie ich damals die Kommode. Wobei mir die Vorstellung des Flennens bei Springer über meine Trauer hinweghilft.
Was machen die eigentlich mit den Aktien, wenn sie sie nicht behalten dürfen?
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Real Life 18.11.05 - A room with a view
Wie es morgen aussieht, will Iris wissen. Ganz schlecht, ist die ehrliche Antwort, und damit schon wieder ein ausgefallenes Konzert. Gut, meint sie, dann geht sie auch nicht, das ist ihr ohnehin zu früh und auch sonst passt das Programm nicht. Aber du solltest dir mal überlegen, warum du überhaupt hier bist, wenn du nicht am Leben teilnimmst. Draussen bricht die Sonne zum ersten Mal seit Tagen durch die Wolken, zumindest so, dass alles im herbstlichen Sepia erscheibt, und du fragst dich, ob es so eine gute Idee ist, sich zu sehr auf das alles hier einzulassen.

Schliesslich hast du erst gestern nein gesagt zu einem Antrag, ein paar Wochen ab Januar wieder Richtung Südwesten zu gehen, in ganz anderem Auftrag und mit einer Arbeit, der es nicht egal ist, ob du erst um 5 ins Bett gehst. Aber die nächsten Monate werden hier nicht ganz unhart, so klein ist diese Stadt und so übel werden die neujahrsempfänge zwischen Betonfrisuren und lebensgrossen Keramiktigern in der Vorstadt, bei den Ferrarisammlern und den Vätern unverheirateter Töchter. Alle werden fragen, ob man sich auch für das zweite Abo angemeldet hat, das 2006 Mozart im Überfluss bietet, und wenn du es vergisst, wird man dich kurz vor dem ersten Konzert anrufen und sagen, dass man extra für dich ein Abo zurücklegen hat lassen, du weisst ja, wie gut ihre Verbindungen sind, da kannst du gar nicht nein sagen.
Da draussen vor dem Fenster, in den Kirchen, den Collegien, den Bruderschaften und besseren Kreisen wird sich nie was ändern. Warum auch, es funktioniert, es ist unfassbar stabil und wahrscheinlich auch richtig so. Niemand ahnt etwas von dem Leben da draussen, die kurzen Tage vergehen schnell und lassen viel Raum für den Schlaf, der ihr Leben beherrscht bis zum Übergang in das Nichts, das sie von Geburt an in sich tragen. Die Litaneien, für die all das vor dem fenster aufgetürmt wurde aus dem Morast der Tiefebene, haben ihre wahre bedeutung nicht verloren, einer nach dem anderen wird alterm und hinscheiden, und das einzige bestreben kann sein, sie zu überleben mit ihren Chorälen der Entsagung und der Dummheit.
Du sagst noch ein paar Nettigkeiten, bietest ein Essen am Montag an und vielleicht auch einen Trip zum Einkaufen nach München, und legst auf. Von weiteren gedanken hält dich ein Haifisch ab, der grosses verkündet, den Fall eines Giganten, der gerade jetzt schon lautlos stürzt, keiner vermag es zu hören, doch er fällt, und wenn er in Trümmern explodiert, versichert der haifisch, wird auch Dein Dasein wieder spannend. Dann liest Du, dass die grosse Koalition in Berlin besiegelt ist, und empfindest Erleichterung ob des Umstands, jemand anderen an Deiner Stelle in Berlin auf den krummen Wegen der Bundespolitik zu wissen.
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Au-Stalinismus - Pjön Jang in Hamburg
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 17. November 2005
Sehr zu empfehlen - Chiaroscuro del MMV

Denn im Putz zeichnet sich deutlich eine vermauerte, breite Renaissancetür ab, zweiflüglig und mit einem Segmentbogen, der in Höhe und Rundung genau zu den eindeutig datierten Fensterlaibungen passt. Schluss mit Kratzen und Spachteln, jetzt steht Bauaufnahme an. Und vorsichtiges Abtragen alter Putz- und Malschichten, denn da drunter könnte ja noch was kommen. Seccomalerei, imitierte Steinquader wie im Erdgeschoss. Oder auch noch was Besseres. Was die Arbeiten allerdings um ein, zwei Monate zurückwerfen kann.

Der Glanz ist lang vergangen. In die Mitte hat man dann eine normale Tür eingesetzt, irgendwann in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Ganze ist insofern eine Überaschung, als alle bisher davon ausgegangen sind, dass der erste Stock nach 1650/60 eine einzige grosse Halle für die Bibliothek des Collegiums war. Offensichtlich hat man aber doch Teile der Innenbebauung stehen gelassen. Einen ähnlichen Bogen haben wir auch im Erdgeschoss, dort durchbricht er die originale Mauer des Vorgängerbaus und die Wandmalerei des späten Mittelalters.
Seit 10 Jahren beschäftige ich mich jetzt mit dem Haus, aber ich komme nie aus dem Staunen heraus. Es ist nicht ganz leicht, mit so einem Befund umzugehen; im ersten Moment ist da natürlich der Impuls, den imposanten 1600er Originalzustand wiederherzustellen. Allerdings hiesse das, spätere Veränderungen zu vernichten, zugunsten eines Zustandes, der ohnehin im ganzen Haus nicht mehr realisierbar ist. Es bleibt also bei der Bewahrung des aufgehenden Mauerwerks zu dem Zeitpunkt, da der Clan das Haus übernommen hat.
Trotzdem, so eine grosse Flügeltür ins kommende Schlafzimmer in Richtung Lotterbett, das wäre schon was gewesen.
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Dirt Picture Contest - Es gibt kein Recht auf Hässlich

Ein Click auf das Bild klärt auf. Manches kann man beklagen oder bedauern, aber die Berliner sollte man nur verachten für das, was sie aus ihrem Slum machen.
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Mittwoch, 16. November 2005
Wie Web2.0 die deutschsprachige Blogosphäre schöner machen wird
hier geht´s weiter an der Blogbar. Und es wird wirklich lang.
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Stolpe darf nicht Stasi-IM genannt werden
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Sehr zu empfehlen - Ich habe einen Plan

Wer jetzt die - in Relation zur Mauerdicke - kleinen Räume sieht, sei auf den Umstand hingewiesen, dass die Aussenmauern hier so zwischen 70 und 90 cm dick sind. Im Erdgeschoss sind es an einer Stelle 1,20 Meter. Wer jetzt sagt, dass man sowas doch nur in Burgen braucht, hat nicht unrecht: So gegen 1400irgendwas stand an der Stelle ein befestigter Hof eines Landadligen, und zwischen seiner Sorte und den Stadtbürgern kam es immer wieder zu Rebereien. 1,20er Mauern sind das, was man innerstädtisch im Mittelalter vor der Einführung der Kanone nicht kleinbekommen hat. Katapulte sind mit ihrer ballistischen Schussbahn in der Stadt einfach zu ungenau und brauchen zu viel Platz, auch wenn man es mitunter versucht hat. Mit Rammböcken braucht man Anlauf, den man in der engen Stadt kaum hat. Und Naturstein ist bis auf 1,20 Meter Höhe Dein Freund.

Damals, in der guten alten Zeit, als man pfuschenden Handwerkern die Nasen abgeschnitten hat und ein Brandmal in den Rücken drückte. Ich will ja nichts sagen, aber so mancher Fertighausschwindler wäre damit schnell zur Raison gebracht, und RTLII und Spiegel-TV könnten sich ihre Horrorgeschichten vom Hausbau sparen.
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Nicht 2.0

Weil, recht viel weiter dürften wir m.E. nicht sein mit all dem Socialgequatsche. Am Rande: Die Bagage ist plötzlich sehr still geworden, was den früher hochgelobten Web-2.0-Vorreiter Friendster angeht. Denn Friendster hat inzwischen reichlich massive wirtschaftliche und konzeptionelle Probleme. Nun kann man natürlich sagen, dass Friendster Web 2.o nicht verstanden hat - nur sollte man nicht unbedingt zu den Hellsehern Marke Grottenolm gehören, die 2003 Friendster entsprechend gehyped haben.
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Dienstag, 15. November 2005
Bitter Night für Knight Ridder Mitarbeiter
Und? Wo bleibt der Jubel, etwa bei der FTD?
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Heul doch!
*Spackenbloggen - mein Neologismus. Und wenn schon als Wirtschaftszeitung bloggen, dann so.
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Sehr zu empfehlen - Achsenkrieg
Damit wurden die alten Bibliotheksräume, die so gegen 1650 eingerichtet worden waren, überflüssig. Die Gesellschaft mit ihrem Repräsentationsfimmel baute ganze Geschosse in Wohnungen für ihre Berühmtheiten um, und zwar genau so, wie man das im 18. Jahrhundert gerne tat: Mit langen Blickachsen durch die Türen in alle Räume. Ein wenig inspriert ist das von der Raumaufteilung, die es schon im Papstpalast von Avignon gab: Eine Abfolge von Zimmern, die je nach Zutrittsberechtigung Ausdruck der Hierarchie der Besucher war. Wer möglichst weit kam, konnte sich was drauf einbilden. Am Ende waren dann die Privatgemächer der lokalen Oberen der Congregation. Keine Tür ist zufällig an ihrem Platz, die Blickachsen durch die Raummitten von Tür zu Tür sind Ausdruck einer bewussten Konzeption.

Heute, mit 4 Meter breiten Schrankwänden oder einem Haufen Ikea-Regale, würde man das nicht mehr so machen. Die Schränke dominieren die Räume und drängen die Türen an die Ränder. Das 18. Jahrhundert hingegen kannte keine grossen Möbel, alles war mobil und wurde nach Bedarf umgeräumt - da waren die Symmetrie des Raumes und mittige Türen als Gliederung für die optische Gestaltung weitaus wichtiger.
Nun kam meine Frau Mama auf die grandiose Idee, dem mit dem Umbau beauftragten Architekten einzureden, die Blickachse zu schliessen, damit an der Wand vorne und hinten Schränke Platz haben würden. Und die Tür im Hintergrund um 2 Meter zu versetzen. Weil, was ist schon so eine grosszügige Blickachse des 18. Jahrhunderts gegen den passenden Platz für eine weitere Schrankwand aus Pressspan mit Eschefurnierimitat. Von einer Besprechung mit solchen, nun, Argumenten komme ich gerade.
Die Türen bleiben offen und da, wo sie sind. Und wer´s nicht mag und seine Schrankwand liebt, der soll doch in einen Block weit draussen ziehen.
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Sehr zu empfehlen: Alles eine Frage der Propaganda

Und tatsächlich gibt es auch solche Tage. Mitunter sind solche Abende unvergleichlich, gerade im Herbst. Aber nicht immer. Eigentlich sogar nicht wirklich oft. Jetzt im Moment, zum Beispiel. Denn neben der sichtbaren Realität gibt es auch noch eine andere, die sich kaum abbilden lässt. Nennen wir es mal: Allergische Reaktion auf den Staub und den Dreck, der sich in den zu entfernenden Tapeten angesammelt hat. Vielleicht auch das Zeug, das aus dem gerade entdeckten Riss an der Decke bröselte - der treibt die Kosten übrigens nochmal um 2000 Euro nach oben. Noch kein Bluthusten, das kommt noch, wenn es an die Dielen geht. Aber immerhin ist die Reaktion nach einem Nachmittag in einer zu restaurierenden Wohnung so übel, dass man sich drei Stunden im Bett wälzt, bevor man entnervt aufsteht und der werten Leserschaft mitteilt:
Alte Häuser sind wie verzogene Luxusweibchen. Teuer, undankbar, mitunter auch grandios, man wird sie nie vergessen, es wird nie langweilig, aber manchmal, viel zu oft ist es die Hölle. Und das Verhüten mit Handschuhen und Atemmasken sollte man nie vergessen - man weiss nie, von welchem anderen Lover sie welche Krankheiten mitbringen. Pflaster, eine Pinzette für die Schiefer und schnell wirkende Antiallergika sind Deine Freunde.
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Montag, 14. November 2005
In Situ

mit grosser Begeisterung den schweren, alten Kronleuchter rausschmeissen und diese goldene "gefickte Bordellbrotspinne" (Insiderjoke) dafür an die Rosette hängen. Hier bei uns in der Provinz läuft das andersrum - da kommt ein Berliner Kronleuchter hin.
falls jemand interesse hat: donalphonso | äd | gmail | dot | com
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Sehr zu empfehlen - Spukhausgeschichten
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Morgendliches Mahagoni Massaker
Ich: (umdrehend): Jaja.
Frau Mama (geht in den zweiten Raum, in welchem die aus dem Slum Berlin geretteten, neuen Trouvaillen stehen, zurückkommend und nicht wirklich ob des Entdeckten erfreut): Sag mal, was ist denn das schon wieder für ein Mahagonitisch? Noch einer? Wie voll soll der Raum denn noch werden?
Ich: (mit aufschwirrenden Lebensgeistern ob der Bedrohung): Naja, für meine Coffeetablebooks brauche ich ja auch einen Coffeetable.
Frau Mama (leicht irritiert): Aha.
Ich: Ja.
Frau Mama (mit fallendem Groschen): So gesehen, könnte ich den ja eigentlich auch brauchen, der würde auch bei mir ganz gut passen, bei Dir ist er jedenfalls ganz sicher zu viel, meinst Du nicht auch?
Manchmal sieht man in konservativen Trash predigenden TV-Serien ja so ein paar Mythen über die sog. "Besseren Familien". Eine dieser Legenden sind die Kinder, die ihre Wohnungseinrichtungen, die alten Möbel und die Kronleuchter im mysteriös lichtdurchfluteten Speicher des elterlichen Hauses zusammensuchen; deren Eltern sagen, nimm es mit, Kind, und froh sind, dass die kommende Generation ein Gefühl für Traditionen hat. Wie so viele andere Vorurteile hat das nichts mit der Realität zu tun. Eltern kommen in die Speicher der Kinder und beschliessen, dass Dinge, die ihre Urgrosseltern vor 100 Jahren weggeworfen und die Kinder wieder zusammengetragen haben, doch was für sie wären.
Denn reich werden sie durch das Sparen, und nirgendwo spart man besser als beim Abtransport der Möbel der eigenen Brut, die sich schlecht dagegen wehren kann.
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Sonntag, 13. November 2005
Provinzielle USP

Und als wäre das noch nicht genug, bleibt auch noch folgendes zu konstatieren: Das Geschäft existiert mit diesen oder vergleichbaren Produkten und ohne E-Commerce nunmehr schon seit 251 Jahren. Der Kauf der Figuren weiterhin ist ohne Risiko: Wer Auktionen besucht, weiss um die nachgerade unglaubliche Preisstabilität der teilweise viele hundert Euro teueren Keramikfiguren. Da kann kein Computer, keine Playstation mithalten. Geschenke für eine Ewigkeit, die kein Display, auf dem dieser Text heute gelesen wird, je erleben wird. Und mit den kommenden Jahren und den ergrauenden Haaren wird jeder Beschenkte das Präsent mehr zu schätzen wissen.
So geht das Geschäft in der Provinz.
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Austhelfen
Gewinner der Kabale dürfte Stefan Aust sein, der das Magazin seit elf Jahren erfolgreich führt. [...] Gerade die Heftigkeit der gegen ihn erhobenen Vorwürfe führt nun jedoch dazu, daß Aust fester im Sattel sitzen dürfte als zuvor.
Das komische ist nur: Stefan Austs Schützenhilfe angesichts der Augsteinschelte, der mauen G+J-Verteidigung und des Gesudels der Aust-Untergebenen kommt - ausgerechnet vom Spingerblatt Welt am Sonntag. Das in der Beurteilung von Austs gestärkter Position so ziemlich allein dasteht. Aber warum auch sollte man die zukünftigen Chef des hauseigenen Fernsehsenders beschädigen?
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Sponhohn
Es dauerte aber nur ein paar Wochen, und sie beendete die Geschichte. Keiner wusste warum, Fakt war aber, dass sie wieder mit dem Bus aus dem Vorort kam. Allerdings blieb uns auch der Typ im MR2 erhalten, der weiterhin fast jeden Morgen vor der Schule seinen Wagen abstellte und den Mädchen hinterherschaute. Die Schulleitung drückte ob der Fama seines Clans beide Augen zu, und meistens war ohnehin sinnlos, denn auch das roteste Flitscherl konnte den einsetzenden körperlichen Zerfall nicht mehr kaschieren. Nur selten hatte er genug Möglichkeiten, mit den Schülerinnen ins Gespräch zu kommen. Die Suada ging dann in etwa so, dass er furchtbar reich sei, alle glücklich machen könne, aber die meisten hier seien völlig unreife, blöde, eingebildete Dinger, er verstehe auch nicht, warum die Eine nichts mhr von ihm wissen wolle. Sie aber, die stehen geblieben sei, könne sich gern ein Bild davon machen, wie fortschrittlich und mutig er am Steuer seines Wagens sei, das wäre was ganz Tolles und viel besser als die Cratoni- und KTM-Rennräder der Kids hier.
Irgendwann war es dann tiefster Herbst, der Nebel kroch aus dem Fluss und die Schüler beeilten sich, die Kälte auf der Strasse in die Schulräume zu flüchten. Niemand hatte mehr Zeit für ihn, und dann war er verschwunden mit seinem krassen, geilen roten Flitscherl. Für mich war es nur eine kleine Episode in einem turbulenten Jahr; hätte ich heute eine Tochter und würde so ein Schwein auf der Strasse vor ihrem Gymnasium sehen, wäre er schneller in die angrenzende Botanik gerammt, als er die Playboy im Handschuhfach hätte verstauen können. Lange war das alles jedoch im fernen Grau eines völlig anderen Lebens verschwunden.
Bis gestern. Gestern las ich das hier und das hier. Da stellt sich in meinen Gedanken so ein älterer Betriebstyp mit seinem verlotterten rotlackierten, inwendig schwarz verdreckten Gossenmedium, seiner Bloghasserglatze und millionenverfressener Brandstwieteschwarte vor die Blogger hin und sagt, eigentlich issa ja auch son cooles Blog, über das jetzt alle reden. Und Punk ist es auch ey, und sie probieren da was aus und deshalb sind sie die Coolsten. Und da ist mir der dumme, erfolglose Aufreisser damals vor meiner Schule wieder eingefallen.
Kennt man einen, kennt man alle.
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