Sehr zu empfehlen - Spukhausgeschichten

Während ich mich jetzt mit den 405 Jahre alten Dielen beschäftigte, die von einer chistlistischen Terrororganisation in einem ihrer Hauptquartiere eines damaligen Gottesstaates eingebaut wurden und auf denen ihr berühmtester Kriegsverbrecher und Berufsterrorist, der Schlächter von Magdeburg aus zerschossenen Beinen sein letztes Blut vergoss, kann sich die werte Leserschaft an dieser wirklich famosen Geschichte des Südtirolers Mek Wito (merke: der Südtiroler ist der Bayer sowohl der Italiener als auch der Österreicher) über das Bewohnen eines alten Hauses erfreuen, das auch so seine Geschichten hat. Bei sowas wird mir immer ganz wohlig.

Montag, 14. November 2005, 11:14, von donalphons | |comment

 
War der Mann wirklich soviel schlimmer als all die anderen, oder wurde er von den Schweden nur so dargestellt?

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Der war so schlimm. Man hat in den letzten Jahren so einiges über diese zeit herausgefunden, was den Restaurationsversuchen des 19. Jahrhunderts entgegenläuft. Mit heutigen Terroristen verglichen muss man konstatieren, dass er und seine Gegner zumindest zu Beginn des Krieges nichts weniger gemacht haben, aber vieles mehr. Die Motivation war die gleiche - wer sich nicht bekehren lassen will, kann auch gleich umgebracht werden, denn das, was nach dem Tod mit ihm geschieht, ist ungleich schlimmer. Gefangene wurden nur gemacht, um Lösegeld zu erpressen, wer nichts einbrachte, wurde gewohnheitsmässig umgebracht, um die andere Seite einzuschüchtern.

Danach lösen sich die religiösen Fronten ja auf, dann wird man nachlässiger, was den Glaubenseifer angeht - ohne dass es besser werden würde.

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Dazu passt ja dann auch, dass er dieses Jahr in Altötting mit einem Reiterstandbild geehrt wurde.

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Der Begriff "magdeburgisieren" - Magdeburg wurde von Tillys Truppen so gründlich abgefackelt wie erst im Zweiten Weltkrieg wieder, wo meine Mutter die Stadt von Braunschweig aus (!) brennen sehen konnte - wurde damals sprichwörtlich für blinde Zerstörung. Tilly war für das 17. Jahrhundert quasi Bin Laden und General Mladic in einer Person.

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Der Unterschied: Die Jungs waren nicht Köpfe von kleinen Terrororganisationen, sondern Generäle der Grossmächte. Hätte es damals schon Massenvernichtungswaffen gegeben, sähe Europa heute noch ganz schön alt aus.

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Zumindest die CSU in Altötting ist der Meinung, der Zweck heilige auch in diesem Fall die Mittel, und außerdem sei das eh alles nur böswillige protestantische Propaganda.

http://www.br-online.de/bayern-heute/artikel/0502/19-tilly/index.xml

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Das ist nicht "die" CSU, das ist die Marianische Congregation. Und das sind auch die, die hier ab und an nebenan feiern müssen, eben weil ihr altes Hauptquartier jetzt fest in unserer Hand ist.

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OK, vielleicht sticht auch der Vergleich mit Himmler oder ähnlichen Bestien. Und auch ohne Massenvernichtungswaffen hat der Dreißigjährige Krieg etwa ein Drittel der deutschen Bevölkerung vernichtet. Was die Gottespest nicht alles anrichtet...

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Bekommt Granada jetzt ein Torquemada-Denkmal und Rom einen Gedenktempel für Caligula und Commodus?
Hey, wo bleibt das Denkmal für Idi Amin Dada? Oder eine Statue vom Hänge-Peters in Bremen und Windhuk? Ein Denkmal für Sanson würde sich doch gut auf der Place de la Bastille machen....

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Der MC ist ein einflussreicher Männerbund, mit heute bayernweit 12.000 Mitgliedern, den so genannten Sodalen. Sie haben sich zur Verklärung der heiligen Jungfrau verpflichtet.

Wow. Viel mehr Mitglieder kann die SPD in Bayern auch nicht haben.

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Da müsste ich mal was drüber schreiben, über diese Jungs... Wer die nicht kennt, kennt Bayern nicht.

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Dann schreib. Ich kenne die zum Beispiel überhaupt nicht.

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Sei froh, Che.
Die gibts nicht nur in Bayern. In Badisch Sibirien, wo meine Mutter herkommt, könnte man als unvoreingenommener Betrachter durchaus den Eindruck kriegen, Maria wäre eigentlich die Hauptgottheit dieser seltsamen Christensekte.

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Tja, als säkulares Nordlicht bin ich zum Glück sehr weit von solchem Mittelalter entfernt.

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Klerikalfaschistenpack, die deutsche Version von Opus Dei und Falange.

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Klerikalfaschisten?
Tja, wenns so einfach wäre. Im Dorf, wo meine Mutter herstammt, war der einstige Dorfnazi, der später mit schöner Regelmäßigkeit die einzige NPD-Stimme abgab, der intelligenteste Kerl im ganzen Kaff.

Es ist mir zwar peinlich, das zugeben zu müssen, und ich sehe sehr wohl die Gefahr, dass ich hier granatenmäßig missverstanden werden könnte: Aber in diesem Fall ist es wirklich so gewesen, dass der Onkel Leo damals als junger Typ in der Partei den Weg für sich gesehen hat, der dumpfen Bigotterie im Kaff was entgegensetzen zu können.

Allein wegen der Aktion, dass der Leo dem bescheuerten katholischen Dorfpfarrer mal die Luger 08 unters Kinn gehalten hat mit den Worten, halt Dein verlogenes Pfaffenmaul, sehe ich die weltanschauliche Verfehlung des entfernten Onkels in einem etwas milderen Licht...

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Starke Szene, ohne Frage. Joseph Vilsmaier macht aus dem Stoff einen Kinoerfolg.

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Ganz dolle Füße
Dollfuß war auch gegen die Nazis. Man kann Faschist sein, ohne Nazi zu sein. Dass die dörfliche Tristesse selbst die NSDAP als Fluchtweg erscheinen ließ, mag im Einzelfall biografisch verständlich sein, die Attraktivität eines von den Massen getragenen Unrechtsregimes muss ja irgendwo her kommen. Wenn ich aber die Wahl zwischen Pest und Cholera habe, bleibe ich lieber gesund.

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Genau.
A propos gesund: Vergessen wir auch nicht den Ökofaschismus. ;o)

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Für meinen Vater war die HJ der Weg aus der dörflichen Enge, der hat bis zu den Bombennächten aber die ganze Veranstaltung als so ne Art Jugendfreizeit mit Geländespielen wahrgenommen. Was der NS wirklich bedeutet hat, wurde ihm erst nach der Befreiung klar. Bewusstseinsbildend war, dass er einem amerikanischen Juden sein Leben verdankte.

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"Weltanschauliche Verfehlung"
Was ein Pech für die 60 Mio. Kriegs- und KZ-Opfer, daß man man es beim 'Anschauen' der Welt nicht beließ, sondern zur anschauungskompatiblen Tat schritt.

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Das wollte ich mit
dieser Einzelepisode auch nicht relativiert haben, lieber Noergler, insofern kannste Dir Deinen politisch korrekten Beißreflex für angemessere Anlässe sparen.

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Was man will, und was man objektiv tut, muß nicht immer dasselbe sein.
Du hast Dich nun mal in die Scheiße gesetzt, und da sitzt Du jetzt drin.

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Tja,
und was gedenkst Du jetzt zu tun? So lange "Mark ist ein Nazi" zu brüllen bis ich weinend kollabiere?

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Bis "entgegensetzen zu können" war Dein Posting OK. Aber dann verließ Dich die Sensibilität für sprachliche Valeurs, die Du bislang auch nicht wiedergefunden hast.

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Es ist Dein gutes Recht,
es so zu empfinden, Noergler. Es so zu äußern auch. Allerdings halte ich es mit Pontius Pilatus, der den Pharisäern in einem ähnlichem Zusammenhang entgegnete quod scripsi, scripsi.

Ich habe das Risiko, falsch verstanden zu werden, durchaus gesehen. Aber in Deinem Fall kann ich mich des Verdachts nicht ganz erwehren, dass Du mich bewusst missverstehen wolltest.

Ich sage es gerne nochmal jedem, der es hören will: Natürlich ging es mir weder darum, die NS-Diktatur mitsamt ihren ganzen Verbrechen zu verharmlosen noch darum, für antikirchliche Exzesse des Regimes um Verständnis zu werben. Alles was ich sage, ist, dass ich für diesen einen individuellen Fall, dessen dörflichen und familiären Hintergrund ich nun mal recht gut kenne, ein gewisses Maß an Verständnis aufbringe. Freilich ist es nicht die feine englische Art, dem Dorfpopen die Knarre unters Kinn zu halten, aber Du musst fairerweise auch sehen, dass in der Gegend auch nach dem Jahr 1800 noch Hexen brannten.

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