Ich find den Michi gut

Drüben bei Thomas und an anderen Stellen amüsiert man sich in nicht wirklich netter Weise über Wirtschaftsminister Michael Glos und seine Bemerkung, dass er Leute habe, die für ihn das Internet machen. Obwohl ich alles andere als ein Fan der CSU im Allgemeinen und Michael Glos im Besonderen bin - I beg to differ.

Ich habe bekanntlich ein paar Jahre in der Munich Area mitgamacht, wo ähnliche Ignoranten nicht nur behaupteten, das Internet zu können, sondern sich auch einreden liessen, wie toll das sei. Internetdeppen gab es auch in Nordrhein-Westfalen bei den Sozis, die sich allen Ernstes von einer Handelsblatt-Tochter ein PR-Projekt namens GH100 aufschwatzen liessen, und in Bremen mit einem E-Commerce-Professor, dessen Uni von einem Telefonunternehmer gesponsort werden sollte, der dann pleite ging, und was da an Irrsinn mehr war. München, und ich bitte mir da zu glauben, München jedoch war der Platz, wo die grösste politische Unvernunft auf die grössten Finanzmittel und zugleich die ruchlosesten Gründer traf. Nichts, noch nicht mal Sophia Antipolis oder die Tel Aviv Area, war mit dem Morast vergleichbar, den die Privatisierungserlöse des Freistaates in Zusammenarbeit mit einer komplett versagenden Ministerialbürokratie und ihres Umfeldes verursachten; angefangen bei zwei konkurrierenden Ansiedlungsagenturen bis zum Niedergang von EMTV, Kirch, und aberhundert Firmen.

So ein Typ wie der Glos, der den Sparifankerln ohne Nachsicht ins Mikro sagt, dass ihn der Schmarrn nicht interessiert und damit verdeutlicht, dass sie nie so nah an ihn rangeschleimt kommen werden wie ein normaler Mittelständler aus dem bayerischen Wald, einer, bei dem klar ist, dass sich daran nie wieder was ändern wird und er das Geschmeiss da draussen im Netz zutiefst verachten würde, wenn er es wahrnehmen täte - so ein Mann ist der Richtige am richtigen Ort just zu der Zeit, als es sich zeigt, dass man den 2000er Abschaum doch besser auf die Galeeren geschickt hätte - und falls jetzt jemand sagt, dass Galeeren heute erheblich unter dem Wasserspiegel liegen: Egal! Auch nicht tiefer als die Aktienkurse ihrer bombensicheren Investments.

So ein Michi wird nie so dumm sein, dieses Land nochmal in eine Aktienhysterie zu treiben. Er wird keine Pleitiers zu Internetbeiräten machen, er wird keine Staatsmillionen zur Förderung von Onlinedreck rausrücken, an denen sich der Agenthurendreck bereichert, er wird sie mit ein paar Brocken abspeisen, damit sie ihm den Kot von den fränkischen Reitstiefeln lecken, kurz: In all seiner Beschränktheit sorgt er dafür, dass sie bekommen, was sie verdienen.

Und unser Internet noch lange frei bleibt von expansionsirren Ministerialdirigenten und anderen bedrängnissen, die wir schon mal hatten. Es geht prima ohne sie. Wer etwas anderen meint, mag sich den Glos-Podcast vorstellen, beraten von den Haffa-Brüdern, getextet von Bernd Kolb und produziert von SinnerSchrader, und Ihr alle müsst ihm dann unter dem Lobpreis von Mark Pohlmann bei der Next07 den Staub vom Rocksaum lutschen.

Will jetzt noch jemand einen interneterfahrenen Wirtschaftsminister?

Montag, 19. März 2007, 22:12, von donalphons | |comment

 
Ja, ich will den immer noch.

Weil ich nicht solchen "Entscheidungsträgern" ausgeliefert sein will.

Aber ich bin nur der Wähler. Das Ende der Nahrungskette.

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Inkompetenz zu einem Gebiet hat einen Mächtigen noch nie davon abgehalten, etwas darüber zu entscheiden. Und zu wünschen, jemand würde nicht reden können, mit der Begründung, dann müsste man sein Gewäsch nicht hören, ist zwar manchmal verständlich, aber schießt IMO doch über das Ziel hinaus.

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Im Prinzip ist so ein Wirtschaftsminister doch bedeutungslos. Die Wirtschaft braucht ihn nicht. Schlimm wird er erst, wenn er meint, die Wirtschaft in eine Richtung schieben zu müssen. Das macht der sicher auch, aber eben nicht in eine Richtung, die mich stört. Und ich meine, dass gerade gebrannte bayerische Bauernkinder und andere Politikdarsteller inzwischen wissen, dass es nicht klug war, etwas zu fressen, was sie nicht kennen.

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er wird keine Staatsmillionen zur Förderung von Onlinedreck rausrücken

Schlimmer noch

(via)

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MobilTVVereckerlis sind mir egal, solange es nicht das Internet betrifft.

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Beachtlich ist ja dennoch der üble Stuss, den er [bzw. die ihn beratende PR-Arschentur] verbreitet. So hält er die bald verhonkte geplante Volksverblödung mittels Handy-TV für einen:
"wichtigen Baustein der Lissabon-Strategie"
Außerdem sieht er Folgendes kommen - dank Handy-TV:
Während die konventionellen TV-Märkte überwiegend national geprägt seien, werde sich mobile-TV auf europäischer Ebene ausbreiten, hieß es. Dadurch könne die Medienwirtschaft Größenvorteile in beträchtlicher Höhe realisieren.
Kleines Handy => hohe große Größenvorteile. Ja, klar. Dann entfallen wohl auch TV-Sprachgrenzen, z.B. bei BILD/CSU-kompatiblen, europaweiten Ledertrachtendirndlsoftpornosendungen u.ä.

" Größenvorteile in beträchtlicher Höhe" oder so...

Ehrlich, ich glaube, Glos ist ein ziemlicher Vollpfosten.

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Ich denke, bei der aktuellen Regierung fallen richtige Entscheidungen öfters aus Dummheit denn aus Gehirn, dann darf auch mal ein wenig Lobhudeln für die Pläne deutscher Medienkonzerne dabei sein. Bitte, ich wünsche mir nichts sehnlicher als diese Leute im HandyTV, 2nd Life, Twitter - nur nicht mehr hier.

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Nun doch die Diskussion verfolgt: genau genommen sorgt mobiles Internet (meinetwegen damit auch tv) doch nur dafür, dass du bloggen kannst, egal wo du bist.

Keine Ahnung allerdings, wie das mit der Strahlung aussieht...

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Also wenn ich mir so die Diskussionen um die unsägliche "Online-Durchsuchung" ansehe, dann wünschte ich mir schon ein wenig Sachverstand.

Wirtschaftsminister sind allerdings ohnehin grundsätzlich und überhaupt überflüssig.

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Man könnte Michael Glos z.B. durch "cute Knut" ersetzen. Mein Vorschlag: Jeden Freitag ein Videopodcast (produziert von SinnerSchrader) und die Leute wären zufrieden.

Das Beste: Die hart erbuckelten Steuermilliarden der Arbeitnehmer werden dann nicht für Wirtschaftsministeriumsquatsch verballert.

Knut wäre billiger. Die traurige Wahrheit aber ist: Es werden im Wirtschaftsministerium allerhand Milliarden Euros verbraten, z.B. in Form von "Förderprogammen", bei denen sich seine Staatssekrete Staatssekretäre* inkl. deren Beraterstäbe ungehemmt austoben dürfen. In der Verantwortung von Glos - und unter Beteiligung mancher seiner Amigos.

Dass da keine Internetmilliarden rollen, finde ich prima, nur verbrät er unser Geld halt auf andere Weise,- und genauso sinnlos.

* Namen der Steuermilliarden verschleudernden Staatssekrete gefällig? Bitteschön:
J. Wuermeling, B. Pfaffenbach, P. Hintze, W. Adamowitsch, H. Schauerte, D. Wöhrl.

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Wuermeling? Ist das etwa ein Verwandter von dem CDU-Familienminister Wuermeling mit dem gleichnamigen Pass? So einen hatte ich früher. Also Pass, nicht Minister.

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Hey, Hey. Man mag von den genannten Personen halten, was man will. Ja, ich will einen interneterfahrenen Wirtschaftsminister! Ich will einen, der das Netz als das nutzt, was es ist: ein Kommunikationsmittel. Weil die Bewohner eines Landes noch nie so sehr die Möglichkeit hatten, mitzureden. M.E. braucht man dazu aber nicht viel mehr als funktionierende Blogsysteme mit von den Nutzern gesteuerten Analyseprogrammen, Inhaltehoster, die nötige Rechtsprechung statt Überwachung und Politiker, die hören wollen was ihre Auftraggeber wollen und mit ihnen zusammenarbeiten.

Ich entschuldige mich fürs eventuelle nicht weiter Verfolgen der Diskussion, ich hab nämlich noch einen Rest nichtvirtuelle Realität. ;-)

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und natürlich tauschsysteme.

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Durchblick ...
Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen den Hütchenspielertricks am Markt 2.0 und der Ignoranz eines Wirtschaftsministers. Im Gegenteil, ich wünschte mir politische Verantwortungsträger, die das Spiel durchschauen würden ...

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Gab es da nicht mal so ein Video mit das Merkel und dem Globus, weil es wissen wollte, wo es Soldaten zum Krepieren hinschickt?

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Agenthurendreck
ist gut!

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Internetstaatssekretär?
Als Ahnungsloser in bayerischer Wirtschaftspolitik frage ich mich noch immer , wer eigentlich der "Internetstaatssekretär" ist/war. Ist die Zeit reif das Geheimnis zu lüften?

Grüße aus Franken,
ManInABox

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Ach so.
Es war die damals gängige Abkürzung für "Bayerischer Staatssekretär für Infrastruktur und Technologie"

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Mensch, da haben's aber ein paar lustige Wortspiele in den Artikel einfließen lassen. Und ja, ich hätte gerne einen interneterfahrenen Wirtschaftsminister. Das Dingens ist ein Selbstläufer, darüber wird Geld produziert, gewaschen, noch und immer mehr werden Figuren mit illegalen Projekten hier dummreicher und reicher. Ein Typ in der Funktion sollte wenigstens soviel Ahnung haben, dass es ihm nicht begeistert den politischen Hohlschädel wegbläst und der auch schon mal den gewebten 2.0-ministrantischen BWL-Diplomanten auf die Finger haut. Der Konsens sollte begriffen worden sein, um tapfer und mutige Herzens contra 2.0 und 3.0 beta zu sein.

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sorry, doch du rufst laut "contra 2.0", bloggst aber? ein widerspruch in sich, meinst du nicht? wärs nicht erstrebenswert, wenn ein minister, der fürs internet zuständig ist, sich mit dem auseinandersetzen würde, was zum beispiel hier an kritik über den missbrauch solcher technologien geschrieben wird? nun gut, das schreibst du. trotzdem passt das irgendwie nicht zusammen mit dem letzten satz.

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Nö, kein Widerspruch in sich. Ich blogge und kommuniziere im bzw. via Internet. Das habe ich aber schon zu Zeiten von Wildpark vor mehr als zehn Jahren getan (meine Güte, meine erste private HP war technisch natürlich statisch aber inhaltlich schon so wenig, als dass sie nicht auch locker schon als Blog hätte durchgehen können.) Gebloggt wurde schon lange vor dem, was uns heute als traumhafte Web 2.0-Blase verscherbelt werden soll. Zu behaupten beides ist ein und dieselbe Sache, da würde ich widersprechen. Mir wäre auch nicht klar, warum ich nicht als Blogger gegen dieses oder jenes sein dürfte. Ich bin ja damit nicht grundsätzlich gegen das Internet als Kommunikationsform.

Blogs werden jetzt nur als Mittel zum Zweck missbraucht (werden) für die nächste Internet-Bubble. Und wer das schon mal bei der ersten Internet-Blase mitbekommen hat und jetzt wieder die Fuzzis vor dem Investor dramatisch unlogisch die Zahlen hochrechnen sieht, der möchte denen gerne auf die Finger hauen. Ja, an der Stelle bin ich Contra 2.0 und C0. Ich sage nicht, alles ist schlecht. Aber vieles davon ist Müll, das allermeiste davon wird immer Müll sein und bleiben. Und ich sage, mir ist jemand an richtiger Stelle lieb, der einen Hauch Ahnung hat von dem Dingsda, das am Ende wieder nur „plopp“ machen wird. Und der sich, bevor er z. B. tolle Datenschutzgesetzte verabschiedet, im Vorfeld überlegt, was da tatsächlich en Masse (regarding web 2.0 verdammt viel unrelevante Masse) an Daten auf ihn zukommen könnte und sich nicht von ein paar Pappnasen die Möglichkeit der 100%igen Kontrolle des Webs vorgaukeln lässt.

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juti. das unterschreib ich. wobei ich noch lieber jemanden hätte, der sich gar nicht erst die 100%ige Kontrolle des netzes vorgaukeln lassen möchte, sondern die meinungsfreiheit, die die blase ja indirekt allen aufdrückt, mit fördert und schätzt.

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