Geldkläffer oder die Psychologie der Pudel

Seit ein paar Wochen frage ich mich: Muss ich mich mit denen auseinandersetzen? Mit diesen Leuten, die mir nicht mal vorgestellt wurden, und die meinen, dass man den Erfolg von Blogs vor allem daran messen kann, ob man davon leben kann?

Ich verstehe, dass es sie gibt. Die allermeisten dieser Jammerlappen sind Blogversager, die in anderen Bereichen mal gross waren und hier draussen nach Belieben unter die Räder genommen werden: Mehrfachpleitiers, Ex-PR halbbetrügerischer Pleiten-IPOs, Agenturen, für die sich trotz Einkauf von "Top-Bloggern" keine alte Sau interessiert, wenn sie selbst was ins Internet schreiben, und windige Startups, die sich an die Linknutten und Tonnenraussteller dieser und der Schweizer Republik wenden, sowie ein paar Adabeis, die es optisch nicht zu Big Brother geschafft haben und jetzt geil darauf sind, in andere beworbene Container zu ziehen. Kurz:

Hier kläffen Pudel die Wölfe an, weil die niemanden brauchen, der ihnen das Chappi in die Fressnäpfe tut.

Es ist völliger Schwachsinn zu behaupten, die Blogosphäre wäre antikommerziell oder antikapitalistisch. Es ist lediglich so, dass viele Blogger - durchaus auch Leute mit Namen - keine Lust haben, sich in ihrem Hobby nochmal kommerziellen Erwägungen unterzuordnen. zum Beispiel, weil sie anderweitig Geld verdienen - was in gewissen bloggenden Prekariatskreisen nicht vorstellbar ist, aber doch, es gibt Leute, die auch so an ihr Geld kommen. Antikommerziell sind eher die Pudel, die eine Folge daraus nicht begreifen: Wer Geld nimmt, muss auch Gegenleistungen bringen. Und zwar echte Leistungen, und nicht nur devotes PR-Bekriechen seiner Auftraggeber. Dass man sich mit solchen Verhaltensweisen bei den Wölfen keine Freunde macht, ist selbstverständlich. Denn genau dieses Verhalten hat die kommerzielle Blogosphäre inzwischen dahin gebracht, wo sie elendiglich vor sich hinstinkt: Zu Billig-PR, Social Media Optimierungsspam, Aufkleberabzocker, Sektenbejubler, in White-Trash-Container mit Mietbarsystem und zu den Powerpointschubsern der Agenthuren.

Und dann wundert sich dieser Abschaum auch noch, wenn manche Medien inzwischen den Eindruck bekommen, dass in der Blogosphäre was faul ist - was ihnen das Geschäft erschwert, weil sie die Galubwürdigkeit verwerten wollen, die andere aufgebaut haben. Das ändert aber überhaupt nichts daran, dass der grösste Teil der Blogger irgendwo ohne jeden Hintergedanken ihr Ding aufschreiben. Für sich, für ihre Freunde, manche auch für ein ordentlich grosses Publikum und das alles nur, weil sie schreiben wollen. Das allein für sich hat einen absoluten Wert für Schreiber und Leser. Wer meint, dass man darauf ein effizientes Geschäftsmodell aufsetzen kann, hat jetzt nicht wirklich Ahnung vom real existierenden Werbemarkt.

Diese Leute nennen solche Auffassungen "fundamentalistisch" oder "orthodox". Mich erinnern sie an H., den Kollegstufensäufer, der mir damals jeden zweiten Tag blau wie eine Strandhaubitze über den Weg lief. Einer, der eine Anlagen in Alkohol ertränkte und mich irgendwann, stinkend, übermüdet und fast schon besinnungslos anlallte: Sagma wisso dringsn du eignlich kein algohol. Ich mag halt nicht. Ich kaufe auch keine grünen Elefanten, ich brauche keinen Rausch und auch kein Geld für das Bloggen. Mein Leben läuft wunderbar ohne Kotze im Bad, Elefantenscheisse im Hof und Deppen, die scharf sind auf 86% Googlebesucher, weil die doof auf Werbung klicken. Interessiert mich alles nicht. Interessiert mich nur dann, wenn es darum geht, "to keep the bastards out of my backyard".

Es ist ja nicht so, dass man, wenn man auf so etwas angesprochen wird, sich nicht seine Gedanken macht. Aber das Problem, das ich sehe und für das es keine Lösung geben wird, ist die Beziehung zwischen Blogger und Leser. Es ist nicht so, dass ich hier jeden Leser toll finde, aber ich respektiere sie erst mal als Menschen, die sich für das interessieren, was ich schreibe. Das ist angesichts meiner und der Leser Freiheiten weitaus besser, als das, was Journalismus bringt. Im Journalismus jedoch, wie ich ihn betreibe, gibt es eine klare Trennung zwischen Anzeigenabteilung und Redaktion. Und genau das würde wegfallen, wenn ich dieses Blog vermarkten würde. Wollte ich mehr Geld verdienen, müsste ich nach deren Regeln spielen. In der Textform, in den Überschriften, in der Googleoptimierung, ich müsste zu bestimmten Zeiten bloggen, wenn viele Leser kommen, kurz -ich müsste mich anpassen. Ich würde zu deren Pudel werden, ohne dass ich inhaltlich etwas verändern würde. Ich könnte mich vielleicht noch als Wolf fühlen, aber de facto wäre ich auchauf dem Weg zu so einer stinkenden Sofatöle wie MCNilobonvanoligasimoneckuber - um hier keinen persönlich anzusprechen.

Ich bin nicht antikapitalistisch. Ich nehme Aufträge an, wenn sie gut bezahlt sind und ich meinen Spass habe. Und wie bei allen anderen Hobbies ist Spass das treibende Element hier draussen. Die Blogosphäre ist ein riesiger, lustiger, amüsanter Vergnügungspark, ein Bacchanal der Textsinne, und es wird mir hier nie langweilig. Es ist das Schlaraffenland, wo einem die gebratenen Textgänse, Forellen und mitunter auch Enten in den Mund fliegen - man muss nur danach schnappen. Ich glaube, die einzigen, die hier nie Spass haben werden, sind die kläffenden Pudel, die hier wegen den verschimmelten Schlachtabfällen der Medienindustrie auflaufen, nach denen sie süchtig sind. Verhungern oder langsam an diesem Frass krepieren - das sind ihre Alternativen.

Ich sagte ja: Es ist ein Heidenspass hier draussen. Für Wölfe.

Dienstag, 20. März 2007, 10:42, von donalphons | |comment

 
Passend dazu, trudelte dass bei uns in der Firma ein:
Sehr geehrte Frau ....,

in Zeiten des Web 2.0 wandeln und erweitern sich die klassische
PR und das Marketing rasant. Mit unseren Seminaren "Weblogs" und
"Newsletter" im April in Berlin bringen wir Sie auf den neuesten
Stand zum Thema.

Wir laden Sie herzlich ein:

Weblogs I – Steigerung der Online-Reputation dank Web 2.0 (10-13 Uhr)
---------------------------------------------------------------------
In diesem Seminar wird eine anschauliche Einführung gegeben, die sich
nicht nur auf Weblogs beschränkt. Wie können E-Mails, RSS, Newsletter,
Blogs und Podcasts zielgerichtet eingesetzt werden? Wie und mit welchem
Aufwand werden sie produziert und welche Vorteile bieten sie? Wann
können sie die klassische Medienansprache ergänzen oder gar ersetzen? Wie
erreiche ich über die Neuen Medien eine persönliche und gezielte Ansprache
meiner Pressekontakte? Wie erziele ich Aufmerksamkeit für ein einzelnes
Produkt bzw. das Unternehmen? Wie funktioniert das Monitoring von Blogs?
Diese und andere Fragen werden beim Seminar beantwortet. Lernen Sie
zahlreiche interessante Blogs kennen. Diskutieren Sie die verschiedenen
Möglichkeiten, Weblogs als Teil Ihrer Öffentlichkeitsarbeit einzusetzen.

Weblogs II – Identifizierung, Profiling und Monitoring
von Weblogs/Entwicklung der Blog-Strategie (14-18 Uhr)
---------------------------------------------------------------------
In diesem Intensiv-Seminar wird an verschiedenen Beispielen veranschaulicht,
wie sich relevante Weblogs ermitteln und in das PR Risk Management integrieren
lassen. Die Handhabung von RSS und die Nutzung eines RSS-Readers werden konkret
gezeigt. Ideen für Corporate Blogs werden praxisnah ausgearbeitet. Eine Guideline
Policy für die Blog-Autoren sowie Marketing-Maßnahmen für das Blog werden
erarbeitet und über gängige Web 2.0-Anwendungen und deren Einsatzmöglichkeiten
gesprochen. Die Schwerpunktthemen: Community-Bildung, Reputationsmanagement,
virales Marketing. Zielgruppe der Veranstaltung sind (ehemalige) Teilnehmerinnen
und Teilnehmer des Weblogs I-Seminares sowie alle, die sich schon mit Weblogs
beschäftigt haben, Corporate Blogs kennen und stärker in das Thema einsteigen
möchten.


Unten dann noch ein Sparangebot, wenn man Beide nimmt wird es billiger usw..

Sie kapieren es einfach nicht.

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wer
macht denn sowas?

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So es in diesem Zusammenhang einen dafür zur Verfügung strichstehenden Blogger gibt, würde es mich nicht stören, seinen Namen hier zu lesen.

Rede bitte keiner von Pranger - wir monitoren hier nur die Monitoren. Klingt für mich nach dem Eck.

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Der Thomas Knüwer und ich haben in der vergangenen Woche auch einen Workshop zum Thema Blog (im Auftrag von maassen + partner, die eine Software namens Convento für Presseaussendungen und Kontaktmanagement anbieten) abgehalten. Allerdings haben wir in der Einladung und vor allem im Workshop selbst peinlich darauf geachtet, die üblichen Web2.0-Floskeln zu vermeiden und die Teilnehmer darauf hinzuweisen, dass man - nicht nur im Krisenfall - mit ernstzunehmenden Bloggern am besten in einen ehrlichen Dialog einzutreten versucht, wenn es dazu Anlass gibt. Außerdem habe ich zur Frage "Sollen wir auch ein Unternehmens-Blog machen?" als wichtigste Empfehlungen gegeben "Schmeißen Sie alle Berater raus, die Ihnen sagen, ja, Sie müssen sowas machen." Dafür - das zeigen die Reaktionen - waren die 20 anwesenden Damen und Herren dankbar.

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Der Thomas Knüwer und ich haben in der vergangenen Woche auch einen Workshop zum Thema Blog (im Auftrag von maassen + partner, die eine Software namens Convento für Presseaussendungen und Kontaktmanagement anbieten) abgehalten. Allerdings haben wir in der Einladung und vor allem im Workshop selbst peinlich darauf geachtet, die üblichen Web2.0-Floskeln zu vermeiden und die Teilnehmer darauf hinzuweisen, dass man - nicht nur im Krisenfall - mit ernstzunehmenden Bloggern am besten in einen ehrlichen Dialog einzutreten versucht, wenn es dazu Anlass gibt. Außerdem habe ich zur Frage "Sollen wir auch ein Unternehmens-Blog machen?" als wichtigste Empfehlungen gegeben "Schmeißen Sie alle Berater raus, die Ihnen sagen, ja, Sie müssen sowas machen." Dafür - das zeigen die Reaktionen - waren die 20 anwesenden Damen und Herren dankbar.

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Spass haben ist das richtige Wort. Auch und besonders für die vielen B- und C-Listen-Blogger wie mich, die vielleicht nicht zu den Wölfen zählen, aber auch als graue Mäuse ihren Spaß haben. Pudel mochte ich noch nie, weder als Hund noch als Blogger.

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Da gewünscht,
Referentin ist Melanie Ruprecht.

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bäh.
Chancenlos Web2.0

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hahahahahhahaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhh

twinkle twinkle little star

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Im Rahmen des PR Risk Management
müsste Melanie Ruprecht jetzt langsam hier auflaufen und erklären, dass Bespitzelung und Überwachung nur halb so dreckige Methoden sind, wie man gemeinhin vermutet.

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Aber sie hat das Prinzip verstanden:

z.B. das Prinzip AAL:

Wants: Freiberufliche Mitarbeiter, Praktikanten, Diplomanden, Raum Frankfurt a. Main, die sich mit Weblogs und andere Web 2.0-Themen auskennen, Erfahrung im Texten und bei der Projektkonzeption haben.
https:// www.xing.com/profile/Melanie_Ruprecht/

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Das waren die mit dem Chance Web2.0-Kongress, bei dem es 20 Freikarten für Blogger gab, die sich dann entsprechend hündisch auf ihren Blogs bewerben mussten. Gleichzeitig wurde der Frühbucherrabatt immer weiter verlängert, und am Ende war die Hälfte der Anwesenden Blogger... Ich weiss nicht, wieviele zahlende Gäste es gab, aber dass dieses Web2.0 auch nicht lukrativer ist als mein Blog, dürfte sich erwiesen haben.

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Naja, es muß schon für Monetärfixierte etwas androides an sich haben, wenn ein Anderer etwas für „ohne Geld“ tut nur zum Spaß – und das auch noch in seinem Sinne erfolgreich. Das wirkt so gar nicht humanoid, das muss doch Angst machen …

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Mit ein Grund, warum manche Menschen zum Beispiel Open Source für etwas Gefährliches und Subversives halten.

Weil ... es kann ja nicht sein, dass hier jemand ohne Bezahlung Zeit, Energie und Kraft in etwas steckt, dass hinterher frei und kostenlos verteilt wird. Da stimmt doch was nicht ...

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das ist auch genau der grund - warum ich aufhöre zu bloggen.
davor hatte ich nichts installiert, keine antispyware - nothing, nada und war genauso oft im internet wie jetzt - nur an anderer stelle - anders platziert. (jetzt - seit fünf monaten -meine rechnerabstürze - zwei hände?)

ich war früher halbwegs anonym - und jetzt?
das hat nichts mit inhalten zu tun - sondern der kontrollierbarkeit - bzw. - dem willen etwas kontrollieren zu wollen.

was glaubt ihr denn? das ist doch alles routine.
wie sollten denn sonst ausgetrockenete redakteure/moderatoren auf neue ideen kommen?

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Ich hatte gerade ein Gespräch mit einem Googleoptimierer, der uns seine Dienstleistungen für unsere Homepages und Portale anbot. Als ich ihn fragte, ob er auch Dienstleistungen im Bereich web2.0 anböte, blickte er mich leicht irritiert an und fragte, was denn Bloggen oder Streaming Video mit der Verbesserung kommerzieller Webseiten zu tun hätten. Da wusste ich, dass ich einen seriösen Partner vor mir hatte.

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Googleoptimierer
und seriös? Haha - der ist gut!

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Der Pudel...
... ist genetisch dem Wolf am ähnlichsten von allen Hunderassen.
*hüstel*

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Ich mag echt keine Wortklauberei betreiben, aber jetzt sag einmal, Alphonso, was macht bittschön ein vegetarischer Wolf in Textgänseschlaraffien?

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