: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 20. April 2007

Zu dumm & faul zum suchen

Wo kriege ich welche Skins für ein Antville-Photoblog her, und welche gibt es?

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Semesterbeginn

oder POS-Marketing für Elitessen.

Gegenüber im neuen Wohnheim, das an Stelle der alten Bäume errichtet wurde und jetzt zumindest in meiner unteren Wohnung die Sicht auf Dom und Collegium versperrrt, ziehen jetzt zum Semesterbeginn frische Elitessen ein. Unten ist es noch lang nicht fertig, die billige Fassade aus Platten fehlt noch, die die Strasse hat man auch gleich abgezogen, um sie neu zu betonieren. Kurz, sie zeigen dadurch Härte und Effizienz, dass sie in Umständen leben, wegen denen sie später mal als fancy benannte Sachbearbeiterinnen die Miete mit Hilfe ihrer Jura studierenden Freunde kürzen würden.

Aber noch ist es nicht so weit, noch schleppen sie ihre armselige Habe hinauf in ihre kleinen, schmucklosen Zellen, so ist das, wenn man nicht die Traute hat, gegen Studiengebühren zu kämpfen, dann zahlt man eben 500 Euro pro Semester und kan sich nur so ein Basisloch leisten. Und ausserdem könnten sie auch einfach mit dem Rauchen aufhören. Womit wir beim Thema wären.

Das Thema ist ein orange-blauer Metallkasten, der schon mal besseere Zeiten gesehen hat. Seit ich mich erinnern kann, ist an der Mauer des zum Stadtpalast gehörenden Hofes ein Zigarettenautomat und damit ein Lockmittel, dem ich viele Begegnungen mit der zukünftigen, im niederen Management verharrendenNichtelite dieses Landes und seiner feinsten Mütter verdanke. Nachts, wenn alle Profile der Stalkersite abgesurft sind und der Berg der Lernmaterialien immer noch so hoch ist wie die unerfüllten Hoffnungen an das Dasein, holen sie sich hier die Medizin für die Ablenkung, direkt unter meinem Fenster, manche besoffen, andere frustriert und in den letzten Jahren auch einige, die ich nicht in dem Zustand nach Hause wanken lassen konnte. Einmal fand ich auch eine von ihnen bewusstlos und von Jägermeister angeschossen vor der Haustür. Aber ich bin nicht der einzige, der von der einzigen Suchtmaschine in der Nähe der Elitessen weiss:



Sauber mit Tesafilm hat jemand neben dem Schlitz, der für manche der hiesigen bleichen Jungs auf Jahre der einzige ist, in den etwas zu stecken ihnen vergönnt sein wird, das zweite Plazebo gehängt, das ihnen die Illusion von Surfen, Strand und Springbreak verspricht. Es gibt hier keinen Strand ausser dem am Baggersee und keine Surferwadeln, Wellen erleben sie nur im Vollsuff beim Heimtorkeln - gestern etwa in der Kellerborze bei der Semesteranfangsparty, war das wichtige Werbemittel Tequila für 1,50. Aber immerhin, wen es um 3 Uhr hierher verschlägt, der wird im fahlen Licht der Strassenlaterne jeden angenehmen Traum dankbar mitnehmen, der in dieser Nacht und so vielen anderen vor dem Rechner ausbleibt.

Sollte es je im schönen Bayernland eine Freigabe von leichten Depressiva für den Automatenverkauf geben, ich wüsste einen guten Ort für das Pilotprojekt. Wir hätten da noch ein wenig Platz neben der Fluppenkiste.

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Vielen Dank

für die Anregung, FAZ.

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Donnerstag, 19. April 2007

Erledigt

Betreffende haben es inzwischen mitbekommen.

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Auslösungsverzögerung

ist auch nicht mehr das, was sie mal war: Beim Abflug kam die Taube mit Reaktionszeit und vorheriger Scharfstellung keine 40 Zentimeter weit.



Und das mit einer Digiknipse für 200 Euro aus 14 Meter Entfernung, im Originalbild ist das Tier gut 1100 Pixel breit. Nicht schlecht. Wirklich nicht schlecht.

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Früher

Zwei Blogger, die als Journalisten durch mangelndes kritisches Bewusstsein und Unabhängigkeit dem Stand keine Ehre machen, zwei Personen, bei denen Sein und Schein weiter auseinanderklafft als hier bei Kunstfigur und Person dahinter - ein Pleitier und ein Freund netter Fragen also streiten um die Frage, warum unsere heutigen Gründer keinen Glamour und Stil mehr haben, und ob das für Web2.o besser oder schlechter ist.

Mein Vorteil nun ist nur, dass ich weder Pleitier noch Medienpreiszuschubser bin, und sowohl New Economy als auch Web2.0 von einer kritischen, unabhängigen Warte aus erlebt habe, und das nötigenfalls mit Dotcomtod, einem Roman und diesem Blog hier auch beweisen kann. Und deshalb sagen kann: Beide haben, wie bei verkappten PR-Machern zu erwarten, unrecht.

Denn die New Economy hatte erst mal absolut keinen Glamour. Als es losging, so ungefähr 1997, mussten die VCs manche Gründer erst mal zum Friseur schicken. Ganz frühe Bilder zeigen Intershop-Gründer Schambach noch mit Schnauzbart und Anzug, der wie Quelle sitzt. Und VCs waren meist ältere Herren, die ihr Mobiliar noch aus dem Konferenzraum der Firma mitgebracht hatten, die sie verkauften. Mit Internet hatte der Neue Markt zu Beginn nicht viel zu tun. Gründertreffen, T-Shirtgründer und 20-Jährige in Zegna gab es damals (tm) einfach nicht. Und Pit Kabel war damals gerade erst seinen Versuchen als Medienkünstler entwachsen.

Vor 1999 war von Glamour so gut wie nichts zu sehen. Vor 1999 war schlichtweg nicht genug Geld da, die Börsengänge bewegten sich im überschaubaren Rahmen, und das Geld reichte allenfalls dazu, die Geschäfte auszubauen. Der Irrsinn kam 1999, als plötzlich lauter neue VCs mit prallen Fonds auftauchten, die nicht wussten, wohin mit ihrem Geld. 1999 war das Jahr, in dem Gründer aus den Unis und den Business Plan Wettbewerben rausgekauft wurden. 1999 war das Jahr, in dem sehr uncoole Webentwickler in München aus einem Stammtisch eine Lobby gegründet haben. 1999 war plötzlich Geld da, vom Staat, von den Firmen, von Privatleuten. 1999 waren alle plötzlich toll. Oder versuchten es zu sein.

Von Mitte 1998 bis Frühjahr 1999 waren es Ankündigungen in Magazinen, Mitte 1999 sprachen alle davon, Ende 1999 war man blöd, wenn man nicht mitmachte. So richtig irrsinnig war es gerade mal ein Jahr lang, vom April 1999 bis April 2000. Da gab es dann Glamour - ironischerweise von Leuten wie dem Web2.0-Vorzeigling und Bäckerssohn Lars Hinrichs, dem Verlagserben Alexander Falk oder Florian Langenscheidt, dessen Gründerträume sogar eine "Transatlantische Luftschifffahrtsgesellschaft" umfasste.

Bodo Schnabel dagegen, der Gründer von Comroad, war nicht im Mindesten glamurös. Die Haffas waren es auf eine sehr münchnerische Art, aber EM.TV war Glotze, die waren schon immer so. Es gab solche und solche. Die Samwers nervten durch penetrante T-Shirts, Cartrennbahnbetreiber dagegen rannten plötzlich Versace die Bude ein. Glamurös? Alles zusammen in seiner halbseidenen, vergänglichen Art sicher. Der Höhepunkt aber war erst erreicht, als alles vorbei war. April 2000 gingen die Lichter aus. Das war das Ende. Aber keiner wollte es glauben. Niemals wurde mehr investiert als in dem Jahr nach dem Crash. Die New Economy hatte ihren dekadenten Höhepunkt von April 2000 bis September 2001. Ich habe am 1. September 2001 die Reissleine gezogen. Keine Sekunde zu früh. Für manche meiner Freunde ein paar Tage zu spät.

Es war vorbei.

Aber genauso wie Anfang 1999 ist es heute wieder. Wer glaubt, dass ein Barcamp grossartig anders abläuft als ein First Tuesday, war damals nicht dabei. Die FTs gaben sich alle Mühe, die Besucher einzubinden und zu Wort kommen zu lassen. Webmontage haben weniger VC-Besucher als die 1999 üblichen Pitchtreffen, schreiben aber deren Geschichte bis in Details fort. Wir hatten auch damals unsere Darianis mit komischen Meinungen über Frauen und Hitler. Wenn heute eine Seite wie Deutsche Startups.de gemacht wird, fällt mir nur GH100 ein. In vielen Bereichen ist das Personal genau das gleiche. Man lese sich die Confessiones von Lobo durch und vergleiche das mit seinem heutigen Auftreten: Iro, älter, dicker, aber sonst? Nichts gelernt.

Web2.0 und New Economy mangelte es an einem Gefühl der Nachhaltigkeit bei den allermeisten Beteiligten. Jeder wusste, dass man in einer Welt der Lüge lebte, alles war iegendwo geklaut und hastig zusammengemörtelt für die Deppen der Investoren, es war ein elendigliches Rattenrennen, und wenn der Scheiss noch 2 Jahre weiter geht, werden auch die Buffets wieder besser, wie früher. Und dort stehen dann die Pleitiers und Preiszuschubser und reden über Tarife für nette Geschichten, wie damals, wie immer, und mit jedem Wort aus ihren Rechnern kommt dann auch der Glamour, denn eigentlich ist es genau das, was die meisten wollen: Windige Geschäfte, schnelle Gewinne, billige Erfolge ohne Basis. Und diesmal vielleicht etwas kürzere Durststrecken bis zu den nächsten zahlenden Vollidioten, denen man einredet, dass sie sich mit solchen Investments einen zweiten Frühling, eine Vorrreiterposition als Medienunternehmer oder ein Leben ohne Arbeit erkaufen könnten.

Über den Kaufpreis wird Stillschweigen vereinbahrt, aber nach einer Flasche und drei Pillen ist er dann so hoch, dass einen alle bewundern und fragen, ob man nicht das nächste Projekt mitmachen will. Für die Grösse des Schmutzes, für die Ehre der Mörder, den Fortbestand des goldenen Zeitalters. Wie früher. Wie immer.

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Designtradition

150 Jahre liegen zwischen dem Kerzenhalter des Empire und der Kamera der Neuen Sachlichkeit. In beiden Fällen kamen die Designer bei der Aufnahme und der Schale - sei es nun für die Kerze oder den Finger beim Auslöser - auf die gleiche gleiche Form. Der Rand ist in beiden Fällen geriffelt, damit man beim Putzen oder Auslösen ein präziseres Gefühl hat.



Und jetzt erkläre mir mal bitte einer, wieso die meisten neuen Kameras aus "Designgründen" Auslöserknöpfe haben, die flächig in das Gehäuse integriert sind oder auf runden Warzen sitzen, so dasss es erheblich schwerer ist, den Druckpunkt zu erfühlen.

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Dienstag, 17. April 2007

Werbung

Whether you are looking for a pistol for affordable training or simply the excitement of shooting, the P22 is the pistol for you. The WALTHER P22 is fascinating in its compact size, while still maintaining all of the features of a full-size pistol. Constructed using a modular manufacturing concept, the P22 offers several different equipment configurations. The barrel can be changed out or a red dot sight can be mounted--almost instantly.

Werbetext für die Walther P22 Pistole in den USA.

The GLOCK 17 in caliber 9x19 is the most widely used law enforcement pistol worldwide. Because of its unsurpassed reliability, above-average magazine capacity of 17 cartridges in the standard magazine and its low weight, it is trusted by law enforcement officers in their daily duties throughout the world. It is safe, easy and quick to use through the revolutionary “Safe Action” trigger system. GLOCK 17 – designed for professionals.

Werbetext für die Glock 17 Pistole in den USA.

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Dienstag, 17. April 2007

We couldn't find any photos matching Kythereía.

Eine der hassenswertesten Eigenschaften des Netzes ist seine gnadenlose Kulturlosigkeit. Als wären brauner Abschaum, gekaufte Blogger, Johurnaille und Podcasts von das Merkel nicht genug, als würde sich nicht jeder Irre hier rumtreiben - als Krönung kommt dazu, dass unter all diesem Datenmüll nicht einmal das Grosse und Schöne verschüttet liegt. Das Internet beginnt irgendwann Ende des letzten Jahrtausends und ignoriert das meiste, das vorher kam.

Ausgefallene pornographische Wünsche wie Inzest, Sex mit Tieren, jede Form von Bondage und gerne auch mit Sperma gesprenkelt, das alles zu beschaffen ist für das Netz kein Problem. Nun ist die Entstehung des Topos der Aphrodite Kythereía an ebenso eine Praxis gebunden; entsand sie doch, als Kronos dem Titan Uranos das Gemächt mit einer Sichel abtrennte und in das Meer warf. Blut und Sperma des Titanen vermengten sich mit den salzigen Fluten, und daraus wurde Aphrodite geboren, die ein gnädiger Wind splitterfasernackt zur Insel Kythera trieb. Das Netz jedoch hat nie davon ein Bild gesehen. Bis jetzt.


Klicken macht gross.

Im Internet wird so viel Geld für Unsinn verbrannt, es gibt zahllose hirnbefreite Communities für jede wertlose Form der Unterhaltung, es gibt Gruschelluden und bei Flickr jedes Photo, das man nie in ein Photoalbum stellen würde, wir haben verwaschene Videofilme und digitale Pausenclowns. So viele bauen mit an der Hässlichkeit des Mediums, und die Besitzer der Schönheit begreifen nicht, dass sie dagegen halten müssten. Man darf denen nicht das Feld überlassen. Man muss Aphrodite befreien aus dem Myrthenstock der Museen, oder zumindest mal ein einziges Bild online stellen von einem Motiv, das durch Jahrhunderte so die Phantasie der Kunst und Menschen anregte, dass selbst ein Bischof nicht widerstehen konnte und sich das satte Fleisch der damals noch reinen Liebe in seine Gemächer holte.

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Wie bitte? Oder Oldschool Datenklau.

Ich bin doch nicht nach Italien gefahren, denn zum Heuschnupfen kündigt sich jetzt auch noch Grippe an. Aber vielleicht ist es ja den fiebererhitzten Synapsen zu verdanken, dass mir da eine Sache aufgefallen ist.

Holgi ruft zur Hilfe für Tim Pritlove, ein Mitglied des Chaos Computer Clubs auf. Dem wurde auf der Bloggererotikmesse "Re:Publica" das Mac-Notebook und noch so ein paar andere Sachen gestohlen. Mit dabei: Viele unersetzliche Daten der letzten Jahre. Und das Backup funktioniert nicht. So weit, so schlecht.

Aber da ist noch eine andere Sache. Tim Pritlove. Zufälligerweise der gleiche Tim Pritlove, der auf der gleichen Konferenz damit geprahlt hat, wie viele unverschlüsselte Passwörter er sich mutmasslich mit eben jenem Equipment inzwischen besorgt hat?

“Was ich hier in den paar Stunden bereits an POP3-Passwörtern aus dem Netz gefischt habe ist unglaublich.”

Ahäm. Ich will ja nichts sagen, aber zwei Anmerkungen seien gestattet: Wenn man schon ander Leute Passwörter ausspäht, egal ob nun zum Hinweis auf Sicherheit oder zur Darstellung des eigenen, leicht aus dem Lot geratenen Egos, sollte man vielleicht besser auf das Gerümpel aufpassen, wo die Passwörter dann landen. Auch das ist Datensicherheit. Und ansonsten ist zu hoffen, dass die jüngst eingesammelten Passwörter besser geschützt sind, als das hauseigene Backup.

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Montag, 16. April 2007

Im Gleichgewicht

Eine Kurve links, eine Kurve rechts, gerade, ein paar Kurvenfolgen, mehr oder weniger geschlängelt, ein Zwischenhalt auf halber Strecke für den Ankauf einiger Asiatika und dann irgendwann, im Dachauer Moos, nur noch die Gerade, bis irgendwann das hier auftaucht:



Schloss Schleissheim, eine weitere grandiose Fehlivestition des sog. "blauen Kurfürsten" Max Emmanuel, der sich im spanischen Erbfolgekrieg feige nach Holland davonmachte und Bayern den Ösis überliess. Wie andere bayerische Gewaltherrscher und Despoten hatte er eigentlich den Plan, ein höheres Amt anzustreben, aber am Ende landete er dann wieder in Bayern. Wo er das Geld des verwüsteten Landes in diesem grosskotzigen Bau verpulverte, dessen Ansprüche er nie einlöste.



Schleissheim ist Barock, noch vor dem Rokoko, und so ist hier zwar viel verschnörkelt, aber alles letztlich noch gerade und symmetrisch. Mitunter fast veraltet sind die diversen Deckengemälde, die eigentlich noch der Renaissance entspringen. Hätte hier wirklich emand längere Zeit residiert, hätte man das Pärchen bald übermalt.



Wir befinden uns zu Beginn des 18. Jahrhunderts, die Reformation und der 30jährige Krieg sind vorbei, und die Fürsten widmen sich wieder der Ausbeutung der durch Monopolreligion verblödeten Menschen und der Auswahl ihrer Bettgenossinnen. Draussen wird unter dem Kreuz geknechtet, drinnen hat sich die barbusige Dame für einen Satyr offensichtlich schon entschieden.



Es herrscht Überfluss, zumindest in gemalter Form. An die Schmach des Auftraggebers erinnert wenig, hier ist alles im Lot, die Brüste quellen und die Ranken laufen über, als hätte der Österreicher nicht jahrelang das Land ausgeplündert und den Grundstein dafür gelegt, dass sein Ansehen hierzulande weit unterhalb des Slowaken und Rumänen zu finden ist. Ex Austria nihil bene, dieser Spruch wurde 200 Jahre nach der Fertigstellung noch einmal bewiesen, und nur 5 Kilometer vom Überfluss entfernt sind an der Bundesstrasse die Wachtürme, Mauern und Stacheldrähte des Ortes, der Dachau noch lange mit einem wenig erquicklichen Ruf beschwert.



Dessen ungeachtet wimmeln nackte Putti durch die Szenerie, während der arrogante Pfau unter ihnen auch nur mit Wasser spuckt, während seinem Vorbild jemand, wie damals üblich, den Kragen umdreht und als Höhepunkt des Festmahls gebraten und ausgestopft serviert. Gerade sind hier alle Wege, die Symmetrie bestimmt den Platz, an dem man zu sein hat, da kommt man nicht aus im voraufklärerischen Barock, und so treibt es uns dann dorthin, wo Schluss ist mit Unterordnung, Tyrannei und einer Geschichte, deren schlechte Wurzeln auch durch die Ordnung des Schönen, durch die Pracht der Frauen und den Überfluss, den ihre Lippen verheissen, nicht verdeckt werden kommen. Kurz, "Qualität ist unsere einzige Werbung", verheisst die Schlosskonditorei.



Und was soll ich angesichts des Erdbeertörtchens, das mit seiner gerollten Bisquitfüllung optisch der etwas späteren Zeit der Aufklärung, von Diderot und Voltaire entspricht, schon sagen: Recht haben sie.

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Abendstern

Ich setzte mich raus, sah dem letzten Licht des Tages zu, zündete die Kerzen an und wartete, bis um den Abendstern herum die Galaxie erschien, erst ein paar schwache Lichter und dann über mir der ganze, weisse Planetenstaub. Das ist gross, sehr, sehr gross und unfassbar.



Manch anderer Punkt im hier unten ist dagegen klein, und unverständlich.

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Samstag, 14. April 2007

Akulturell

Oder Warum ich froh bin, nicht gefahren zu sein. Rückblickend: Ich habe jetzt einiges zur Re:Publica gelesen und auch gehört. Wie allgemein bekannt war, war ich als Redner eingeladen, habe erst zugesagt, dann - nach durchaus langem Überlegen und nicht wirklich Lob von Organisatorenseite - abgesagt. Nicht wegen Adical, nicht wegen Spreeblick, und auch nur partiell wegen des Blicks auf die Teilnehmerliste, bei dem sich viel von dem findet, was ich als käuflichen Abschaum bezeichnen würde.

Inzwischen weiss ich, dass es die richtige Entscheidung war. Ich habe instinktiv zugesagt, weil ich mit Johnny - den ich dazu beschwatzt hatte - im September 2005 am ZKM den Blogspass meines Lebens hatte. Hey, das war hochgradig kontrovers, da brannte die Luft im Saal, das hat man im ZKM nicht oft gesehen, und ich freue mich darauf, dort im September wieder aufzutreten. Nein, es hat vielen nicht gefallen. Es war damals auch nur Zufall, weil mein Mikro nicht ging und ich aus dem Stegreif loslegen musste, da sagte ich dann sachen, die nicht im Skript waren. Aber es war ganz sicher nicht langweilig, wir waren in den Augen der Informationselite die schrägen Typen von ganz unten, und wir haben den Laden übernommen und denen gezeigt, wie wir unser Ding machen, und manchmal höre ich, dass andere wegen diesem Tag immer noch das Kotzen bekommen, weil wir da waren.

Die Enttäuschung der Veranstaltung - und der Auslöser für meine Anmerkungen - war der Vortrag von Claus Leggewie, den ich als Autor im Bereich Abwehr gegen Rechtsradikalismus kannte. Ich hatte ziemlich hohe Erwartungen, und die wurden von Leggewie in den Boden gerammt. Was für ein abgehobenes Geseier, der Mann hat keine Ahnung von Blogs, will aber damit einen Elitendiskurs mit Einfluss und überhaupt Hierarchien, geht´s noch? Und keiner im Saal hatte die Eier, dem Mann zu sagen, dass er weder Peil noch das Können hat, das umzusetzen. Da stand dieser Typ also rum, bekrochen von ein paar feigen Schülern, und der Rest hielt die Schnauze. Wie gesagt: Gerade bei einem Leggewie hätte ich das Gegenteil erwartet. Ich war höllisch geladen dann begann ich zu sprechen, dann kam Johnny, und danach redete keiner mehr über Leggewie.

In Berlin wäre ich vorne gekommen, zum Thema "Etikette". Was immer ich gesagt hätte, ich hätte es gebrochen, wenn ich am Tag darauf einen Vetreter des Gossengewerbes der Werbung in Bezug auf Blogs hätte sagen hören, dass Werbung eine Kultur sei, die Kultur ermöglicht. Ich kenne diesen Kulturbegriff, er macht uns Historikern immer Probleme, wenn das zu besprechende Phänomen nicht wirklich nett ist. Ohne jede Frage hat die Kultur der italienischen Faschisten die Kultur des Futurismus in der Architektur ermöglicht. Wir reden auch von einer Kultur im Konzentrationslager, wenn wir über die Erfahrungsberichte der Überlebenden reden - wollen wir mal über die Kultur reden, die das ermöglicht hat? Und ist es nicht die Kultur der Werbung, die der Bildzeitung ihre Millionengewinne erlaubt?

Es gibt da zwei Möglichkeiten. Entweder die Kulturdefinition des Historikers, der durch den zeitlichen Abstand Kultur wertneutral auffasst. Dann ist es aber die Aufgabe des Historikers herauszuarbeiten, dass Kultur in ihrer ganzen Spannbreite und Widerprüchlichkeit dargestellt wird. Renaissance ist Brunelleschis Kuppel in Florenz und gleichzeitig der Mord an Savonarola in ihrem Schatten. Reformation ist Rebellion gegen eine korrupte Kirche genauso wie die Unterstützung der Fürsten bei den Massakern während der Bauernaufstände. Kurz: Kultur ist nichts als ein Begriff, der die Gesamtheit einer Epoche umschreibt. Oder aber: Man wertet "Kultur" als positiv. Das ist stets der gefährliche Weg, denn er zwingt dazu, zu beweisen, dass der Weg tatsächlich gut ist. Wovon die Reichsschrifttumskammer ebenso überzeugt war wie Stalin, als er jüdische, "kosmopolitische" Schriftsteller zur Hinrichtung bringen liess - alles weitere steht in seinen Linguistikbriefen. Es kann nicht schaden, die mal zu lesen, danach ist man beim Wort "Kultur" mehr als vorsichtig.

Schaut man sich die Geschichte der Werbung beginnend bei der ersten erhaltenen schriftlichen Aufzeichnung an, kennt man schnell deren Geschwister: Indokrination, Propaganda, Lüge. Nicht umsonst hat Werbung einen beschissenen Ruf und ihre Macher damit. Die Momente, in denen Brecht und Tucholsky sich für Auto- und Politikwerbung hergaben, sind die Tiefpunkte ihrer Karriere. Es gibt Kulturphänomene, die es nie schaffen werden, in ihrer Gesamtheit positiv zur jeweiligen Kultur beizutragenm, und neben Mord, Raub, Unterdrückung Andersdenkender und gezielter Verdummung ist die Werbung als deren Propagierung und Verteidigung stets mit dabei. Wir Historiker freuen uns natürlich immer, wenn wir Reste vom Laster finden, vom Phallus als Werbung der Bordelle in Pompei bishin zu den Hetzschriften der Lutheraner, das macht den Job spannender, auch wenn wir dergleichen in unserer Zeit, da wir die Folgen kennen, ablehnen würden.

Und dann kommt also so ein - tschuldigung für das harte Wort - Werber daher, redet Scheisse von "religiöser Ablehnung von Werbung" und unterstellt seinem Anliegen Kultur.

Und keiner geht auf die Bühne, haut ihm, um Villon zu zitieren, das Maul mit schweren Eisenhämmern ein und weist ihn darauf hin, dass Villons Kultur in unserer Zeit die Kultur der plastischen Chirurgie ermöglicht. Wobei Villon selbst im Puff mit der fetten Margot noch immer unfassbar hoch über dem kulturellen Niveau der Leute steht, die das Brot der Schergen der chinesischen Mörder fressen.

Ich mache mir keine Sorge wegen Adical, der Werber wird das gnadenlos in den Graben fahren. Ich mache mir keine Sorgen wegen den beteiligten Blogs; wenn es nicht klappt, müssen sie wieder umsonst schreiben, oder sie verticken sich an Jamba, egal, es gibt hunderttausende anderer Blogs. Ich mache mir keine Sorgen, dass Werbung hier draussen was bringen würde, denn wer so zynisch ist, die Büttel der chinesischen Mörder zu bewerben, und wer Leser hat, denen das am Arsch vorbeigeht - der wird sich auch nicht für eine Marke begeistern. Zyniker sind nun mal keine guten Käufer, das werden die Werbeschalter schon noch lernen.

Aber ich wüsste schon gern, warum von den Leuten da im Saal keiner widerspricht, wenn sowas über die Bühne geht. Da gibt es mehrere Erklärungen dafür, die ich alle gelten lasse, Desintersse, Höflichkeit, Unwissen, Abstumpfung gegenüber Werberphrasen und akultureller Personen oben und unten, kann alles sein. Man kann das auch Blogkultur nennen. Mit zeitlichem Abstand, als Historiker. Aber die Re:Publica ist jetzt gewesen, und auch wenn eine Anzeige wegen Körperverletzung mit einem stumpfen Gegenstand mal was anderes wäre als die übliche langweilige Abmahnung, reicht es mir, unter dem wunderbaren bayerischen Himmel die Nachrichten aus dem Affenkäfig zu lesen, die im Übrigen auch echte Perlen hervorbringen, um mich dann wieder meinem Villon zuzuwenden:

Herr, alle Tiefen, alle Höhen,
Erröten kenn ich, und erblinden.
Ich hab dem Tod ins Aug gesehen.
Mich selbst nur kann ich nicht ergründen.


Edit: Ansonsten hat sich die Re:Publica schon gelohnt - wegen eines solchen Beitrags.

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Bavarian Open

Der Winterspeck muss runter, sagt sich der Eingeborene. So geht es nicht weiter, aber es ist Bayern, da wo die Sonne idealerweise immer scheint, und weil sie das tut, geht der Bayer auch seinem Lieblingssport nach: Extreme Beergardening, und zu diesem Zweck gibt es mitten in der Stadt auch italienisch anmutende Plätze mit von der Öffentlichkeit unterhaltenen Kastanien, auf dass Schatten sei und ein angenehmes Rauschen, wenn der Wind etwas weht.



Kann sein, dass ich mich bald dazugeselle, zu diesen Kugeloptimierern. Denn ein weiteres körperliches Betätigungsfeld könnte sich bald als überflüssig erweisen. Schuld ist natürlich der Besuch, der auf dem Wochenmarkt unbedint Marmelade kaufen musste. Und wie es der teufel haben will, ging die letzte Kirsch-Hollundermarmelade gerade über den Tisch an eine ältere, gebräunte Dame mit Gepardentop und Ausschnitt, der ein klein wenig gross war. Die Verkäuferin vertröstete den Besuch auf Mittwoch, der aber fährt morgen wieder, und so trat die ältere Dame von der Marmelade zurück und nahm eine andere.

Während dieser reizenden Szene bayerischer Gadtfreundlichkeit entdeckte ich ein paar Gläser mit grünem Inhalt. Das ist bei meiner Marmeladenhändlerin etwas neues, also griff ich zu, und sofort war Öl an meinen Fingern. Bärlauch-Pesto mit Mandeln, Knoblauch, Öl und Pfeffer stand auf dem Etikett. Ich leckte - was man in Bayern tun darf - meine Finger ab, undn Hölle: Da hat jemand verstanden, dass man nicht sparen darf mit dem Gewürz. Die Geschichte geht nun so, dass die Händlerin aus einem kleinen Dorf kommt, wo es wiederum eine Frau gibt, die Bärlauch sammelt und dieses Pesto macht, aber da es sich nicht lohnt, deshalb auf den Wochenmarkt zu gehen, gibt sie es der Marmeladenfrau mit.

Während Sossenzubereitung ansonsten eine Geheimwissenschaft mit vielen Zutaten ist, geht das damit ganz einfach: Zwiebeln und zwei Blätter Gewürzlorbeer und Salbei in Butter ansdünsten, eine Tomate kleinschneiden und köcheln, Trüffeltortellini ins Wasser, 2 Minuten vor dem Ende das Pesto in den Sossentopf und 20 Gramm geraspelten Parmegiano Reggiano drüber, fertig:



Gut, wenn man jetzt die Speichertür zur oberen Wohnung aufmacht, riecht es, als würde dort ein offenes Fass mit eingelegtem Knoblauch stehen. Gut, es war wieder mal fast zu viel. Aber das ist die Gaumenfreude, die man isst und isst und isst, und wenn mehr davon da wäre, könnte man sich leicht bis zur inneren Verblutung durchessen. Weil es nicht schwer ist, weil es so gut zum Sommer passt, und weil das Pesto von einer Könnerin gemacht wurde, deren ganzen Haus so riechen muss, dass jeder in 100 Meter Umkreis immer Hiunger hat.

Ich und der Besuch, wir sind entsetzlich satt.

Kommen wir nun zur Torte.

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Bloggers in Residence

Genauso habe ich mir das vorgestellt. Genau so. Abzüglich meines Asthmaanfalls letzte Nacht, aber hey, die Barchetta grinst schon sehr italienisch Richtung Brenner. Und wenn ich da bin, lese ich Randomnotes, der hat, was andere beim Weg zu den Bannern der Handlanger der chinesischen Mörder vergessen haben.

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Freitag, 13. April 2007

Mille Miglioh

oder die Kraft der Überzeugung. Mittwoch, Frankfurt, ich so zu Holgi: Und, wie stehn die Dinge? Nächste Woche Mille Miglia?

Holgi so: Waaaas? Nächste Woche schon? Ich dachte, die ist im Mai? Oh nein, ich kann jetzt unmöglich, dabei habe ich mich so drauf gefreut.

Ich so: Schade. Ich schicke Dir jeden Tag einen Blogeintrag, aus Verona, Ferrara, Mantua, vielleicht sogar Venedig, ich bleibe noch ein wenig... (tätschle Holgi auf die Schulter, um ihm sein schweres Los zu erleichtern)

Donnerstag, ich so zu Frau Mama: Auch dieses Jahr freue ich mich wieder auf die Mille Miglia - wollt ihr nicht auch mitfahren? Es wäre doch nett.

Frau Mama so: Hm, nein, das geht gerade nicht. Haben die die Mille Miglia verlegt? Letztes Jahr warst du doch im Mai unten.

Ich so: Nein, nein, das war Ende April.

Freitag, ich so zu meinem Klassikerschrauber: Hm, also wenn das mit dem Auspuff bis Montag nicht klappt, dann...



könnte ich vielleicht für meine Reise den Daimler haben? So ein Double Six hätte natürlich auch was.

Mein Klassikerschrauber so: Also, den Daimler, klar, aber der Motor läuft unrund, ich garantiere dir, du bleibst liegen, ausserdem säuft er wie ein Loch. Nimm lieber den Quattro. (Sieht meinen anglophilen Blick) OK, ok, nehmen kannst du ihn, aber wenn er den Geist aufgibt, lass ihn liegen, das lohnt sich nicht mehr.

Ich so: Nein, ich wette, der will unbedingt zu seinen Freunden, dem XK120 und den D-Types auf der Mille Miglia.

Mein Klassikerschrauber so: Du bleibst einen ganzen Monat unten?

Ich so: Ne, nur jetzt die Woche der Mille Miglia, und dann noch eine Woche in Oberitalien zum rumfahren.

Mein Klassikerschrauber so: Äh, ich fahre da auch mit meinem SL300 runter, und ich schwöre dir: Es ist vom 17. bis 20. Mai. Nicht April.

Ich so: Oh.

Edit: Ich sehe gerade, dass Statler daheim bleiben muss. Nun, dann nehme ich eben die Krux auf mich und fahre einfach so runter. Ich denke, ich fahre diesmal über Meran und nenne es die "Statlers-Z4-rollt-mit-30-Sachen-zur-Uni-Gedächtnis-Tour-07"

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Gold

am späteren Nachmittag.



Allerdings ist nicht alles Gold, was glänzt, schon gar nicht bei der Werbung.

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Donnerstag, 12. April 2007

Werbertotalitarismus

oder es gibt einen unüberbrückbaren Widerspruch zwischen Professionalisierung und Sascha Lobo. An der Blogbar.

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Res privata

oder im Vorurlaub oder auch Üben für eine Woche Italien oder meine Tauben sind die angenehmere Gesellschaft oder hin und wieder sollte man auch ein Buch lesen oder will ich woanders sein - Nein.



Kleines Manko: Es ist hier oben schon wieder so warm, dass der Käse höchstens eine halbe Stunde draussen bleiben kann. Ach so, und der Tisch ist zu klein.

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