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Mittwoch, 22. Oktober 2008
Was treibt der Bayer in Island?
Eigentlich wollte ich mir heute die Pressekonferenz der BayernLB anschauen. Schliesslich bin ich Veteran der Insolvenz-Pressekonferenz der Kirchgruppe, bei der die BayernLB auch gschmackig mit dabei war; das wäre nach der New Economy jetzt die Folgeveranstaltung, das Kreditkrisen Special gewesen. Aber dann kam die Durchsage, dass sich die Veranstaltung verzögern würde, und wenn ichz ehrlich bin: Ich habe die Jungs dort dank gewisser Tätigkeiten in den letzten Monaten besser kennengelernt, als die ihre Bilanzen im Bereich Gewerbeimmobilien und deren Anschlussfinanzierung kennen.
Ich weiss ungefähr, was da noch kommt - ein dreistelliges Millionenpotenzial - und nachdem heute auch noch der ungarische Forint 6% zum Franken verloren hat, habe ich auch eine Ahnung, was da in Ungarn noch drohen könnte. Die dort verwickelte BayernLB-Tochter Hypo Alpe Adria bietet in Österreich Privatkunden gerade Konditionen an, die stark an isländische Banken erinnern. Übrigens war die BayernLB nicht die erste grosse, in Ungarn betroffene Bank, die um Staatshilfen bettelte, sondern die letzte: Die österreichischen, von der ungarischen Pest betroffenen Kollegen haben in ihrem Heimatland alle schon zugegriffen.
Was mich bei der ganzen Katastrophe mit Finanzbedarf von 6,4 Milliarden dann doch überrascht, sind die 1,5 Milliarden, die die BayernLB in isländischen Papieren hat. Die Hoffnung, davon die Hälfte wiederzusehen, halte ich für so wahrscheinlich wie, sagen wir mal, den Umstand, dass der Huber Erwin im nächsten Kabinett immer noch Finanzminister in Bayern und im Aufsichtsrat der BayernLB ist. In Island haben sich viele mit ein paar Millionen verzockt, auch Raiffeisenbanken waren dabei, aber die BayernLB muss schon von übelsten Grossmachtsträumen geplagt gewesen sein, wenn sie dort mitspielt und noch nicht mal überrissen hat, dass sie schleunigst raus muss. Es ist ja nicht so, dass die Schieflage der isländischen Banken nicht seit einem halben Jahr bekannt war.
Was bedeuten diese 6,4 Milliarden? Fangen wir mit dem Guten an:
- Bayern sichert sich einen Happen, bevor es andere tun und nichts mehr da ist, und damit geht das Geld wenigstens in eine staatliche Bank, und nicht zu privaten Halsabschneidern.
- Die Verteilung der Zuzahlung von Staat und Sparkassen, denen das BayernLB-Elend gehört, zeigt einen politischen Zeitenwehsel an: Die Sparkassen wollen nicht mehr für die Eskapaden mitzahlen, die Politiker in ihrem Grössenwahn (Bayern, die CSU und dann noch diese Welt da) anrichten.
- Kann sein, dass die BayernLB jetzt den ein oder anderen CSU-Freund, der sie viel kosten könnte, fallen lässt, und von ein paar Projekten mit hohem Risiko die Finger lässt, womit gewisse Leute ihre Parteispenden abschreiben können.
- Und die widerlichen Pofiteure von der FDP können am Koalitionstisch nicht mehr ihren üblichen Raubzug für ohre Wähler starten, sondern wirklich harte Politik mit harten und unerfreulichen Konsequenzen machen, mit der sie sich wieder aus dem Parlament auf den Misthaufen der Geschichte befördern werden.
- Der Rest der Republik kann sich über die dummen niederbayerischen Bauerndödel amüsieren.
Das Schlechte:
- Der Rest der Republik kann das ein paar Wochen tun, bis er begreift, dass niederbayerische Bauerndödel trotz schwerer Zunge "Revision des Länderfinanzausgleichs" schneller aussprechen kann, als eine Ossiblockpfeife als Ministerpräsident überhaupt "Solidaritätszuschlag" denken kann. Von "Arm aber sexy" Berliner Bankenpleitenverantwortlicher ganz zu schweigen.
- Natürlich ist das für mich eine Gaudi. Aber so teuer hätte es dann doch nicht werden müssen, ich kann auch über Millionen lachen.
- Ein paar abstossende Cretins aus der Eiterbeule des Neoliberalalismus, namentlich gewisse käufliche Schreiberlinge, die sich nie zu schade waren, gerade den bayerischen Schwarzen das stockfinstere Brunzloch zu bekriechen, werden nun behaupten, der Staat könne noch schlechter kontrollieren als private Banken.
- Eine Schwächung von Bayern tut dem ganzen Land ganz sicher nichtgut. Ein Deutschland wie ein durchgängig grosses Sachsen oder Ruhrgebiet kann niemand ernsthaft wollen.
- Die Verantwortlichen für die globale Expansion der eher schwach agierenden Landesbanker, hier namentlich das Gespenst aus Wolfratshausen Stoiber, müssen es nicht mehr ausbaden, und es wird vermutlich auch keine Aufarbeitung geben, wie schon bei Kirch, dem Transrapid, der ostdeutschen Wohnungen, der Verschleuderung der Staatsbetriebe und die Verpulverung der Erlöse von New Economy bis zur Biotechnologie.
Und wir sind noch lange nicht fertig. Man merke sich "Hypo Alpe Adria", die haben die besten Chancen, für Bayern das zu werden, was Ormond Quay für die SachsenLB wurde.
Ich weiss ungefähr, was da noch kommt - ein dreistelliges Millionenpotenzial - und nachdem heute auch noch der ungarische Forint 6% zum Franken verloren hat, habe ich auch eine Ahnung, was da in Ungarn noch drohen könnte. Die dort verwickelte BayernLB-Tochter Hypo Alpe Adria bietet in Österreich Privatkunden gerade Konditionen an, die stark an isländische Banken erinnern. Übrigens war die BayernLB nicht die erste grosse, in Ungarn betroffene Bank, die um Staatshilfen bettelte, sondern die letzte: Die österreichischen, von der ungarischen Pest betroffenen Kollegen haben in ihrem Heimatland alle schon zugegriffen.
Was mich bei der ganzen Katastrophe mit Finanzbedarf von 6,4 Milliarden dann doch überrascht, sind die 1,5 Milliarden, die die BayernLB in isländischen Papieren hat. Die Hoffnung, davon die Hälfte wiederzusehen, halte ich für so wahrscheinlich wie, sagen wir mal, den Umstand, dass der Huber Erwin im nächsten Kabinett immer noch Finanzminister in Bayern und im Aufsichtsrat der BayernLB ist. In Island haben sich viele mit ein paar Millionen verzockt, auch Raiffeisenbanken waren dabei, aber die BayernLB muss schon von übelsten Grossmachtsträumen geplagt gewesen sein, wenn sie dort mitspielt und noch nicht mal überrissen hat, dass sie schleunigst raus muss. Es ist ja nicht so, dass die Schieflage der isländischen Banken nicht seit einem halben Jahr bekannt war.
Was bedeuten diese 6,4 Milliarden? Fangen wir mit dem Guten an:
- Bayern sichert sich einen Happen, bevor es andere tun und nichts mehr da ist, und damit geht das Geld wenigstens in eine staatliche Bank, und nicht zu privaten Halsabschneidern.
- Die Verteilung der Zuzahlung von Staat und Sparkassen, denen das BayernLB-Elend gehört, zeigt einen politischen Zeitenwehsel an: Die Sparkassen wollen nicht mehr für die Eskapaden mitzahlen, die Politiker in ihrem Grössenwahn (Bayern, die CSU und dann noch diese Welt da) anrichten.
- Kann sein, dass die BayernLB jetzt den ein oder anderen CSU-Freund, der sie viel kosten könnte, fallen lässt, und von ein paar Projekten mit hohem Risiko die Finger lässt, womit gewisse Leute ihre Parteispenden abschreiben können.
- Und die widerlichen Pofiteure von der FDP können am Koalitionstisch nicht mehr ihren üblichen Raubzug für ohre Wähler starten, sondern wirklich harte Politik mit harten und unerfreulichen Konsequenzen machen, mit der sie sich wieder aus dem Parlament auf den Misthaufen der Geschichte befördern werden.
- Der Rest der Republik kann sich über die dummen niederbayerischen Bauerndödel amüsieren.
Das Schlechte:
- Der Rest der Republik kann das ein paar Wochen tun, bis er begreift, dass niederbayerische Bauerndödel trotz schwerer Zunge "Revision des Länderfinanzausgleichs" schneller aussprechen kann, als eine Ossiblockpfeife als Ministerpräsident überhaupt "Solidaritätszuschlag" denken kann. Von "Arm aber sexy" Berliner Bankenpleitenverantwortlicher ganz zu schweigen.
- Natürlich ist das für mich eine Gaudi. Aber so teuer hätte es dann doch nicht werden müssen, ich kann auch über Millionen lachen.
- Ein paar abstossende Cretins aus der Eiterbeule des Neoliberalalismus, namentlich gewisse käufliche Schreiberlinge, die sich nie zu schade waren, gerade den bayerischen Schwarzen das stockfinstere Brunzloch zu bekriechen, werden nun behaupten, der Staat könne noch schlechter kontrollieren als private Banken.
- Eine Schwächung von Bayern tut dem ganzen Land ganz sicher nichtgut. Ein Deutschland wie ein durchgängig grosses Sachsen oder Ruhrgebiet kann niemand ernsthaft wollen.
- Die Verantwortlichen für die globale Expansion der eher schwach agierenden Landesbanker, hier namentlich das Gespenst aus Wolfratshausen Stoiber, müssen es nicht mehr ausbaden, und es wird vermutlich auch keine Aufarbeitung geben, wie schon bei Kirch, dem Transrapid, der ostdeutschen Wohnungen, der Verschleuderung der Staatsbetriebe und die Verpulverung der Erlöse von New Economy bis zur Biotechnologie.
Und wir sind noch lange nicht fertig. Man merke sich "Hypo Alpe Adria", die haben die besten Chancen, für Bayern das zu werden, was Ormond Quay für die SachsenLB wurde.
donalphons, 01:38h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 21. Oktober 2008
La Cage au Kärnten
1998 war ich mit einem Freund beruflich im Münchner Nachtcafe und führte ein nichtssagendes Interview mit Guido Westerwelle. Mein Bekannter, Mitarbeiter einer schwulen Radiosendung hatte einerseits dieses untrügliche Gefühl, das Schwule zu besitzen glauben, und war andererseits höchst unerfreut, ausgerechnet den da zu erkennen. Mit dem untergründigen und verruchten Sonderstatus der Homosexualität ist es vorbei, wenn so jemand auch dabei sei, sagte er später, als wir im Morizz sassen, weil es für unsere nicht gleichlaufenden Interessen ein vernünftiger Kompromiss zu sein schien. Und er malte sich aus, wenn tatsächlich auch noch andere, von denen es nur Gerüchte gab, auch helfen würden, den Ruf der Homosexualität als irgendwie bessere, coolere und mit angenehmeren Leuten gefüllte Szene zu ruinieren.
Ein paar Wochen später wurde er dann trotz seines Erfolges aus seiner Sendung geputscht, und 10 Jahre später wird bekannt, dass Jörg Haider nicht nur mit mehr als 180 Sachen und 1,8 Promille sein verantwortungsloses Leben mit einem verantwortungslosen Tod beendet hat, sondern auch noch kurz davor ziemlich viel Wodka getrunken hat. Zusammen mit einem jungen Mann. In einer Schwulenbar. Was nichts heissen muss. Trotzdem kotzte mein Bekannter heute Abend ab, als ich ihm diesen Link schickte.
In Österreich werden gerade zwei Dinge dröhnend beschwiegen. Die Schnelligkeit, mit der die 5 grossen Banken das Rettungspaket der Regierung schluckten, ohne genauer auszuführen, wo sie eigentlich ihre Verluste gemacht haben, wenn die nicht in Subprimes spekuliert hatten - die Antwort wäre Osteuropa, die Subprimeregion Balkan. Und was nun eigentlich der "Feschicmus" war, die Männerclique rund um Haider, deren letzte Ausformung in Gestalt seines Generalsekretärs Petzner ziemlich ungeschickt reagiert hat. Man könnte jetzt sehr viele Fragen stellen, über führendes Personal von FPÖ und BZÖ, jenseits der komischen Geschäfte des Landes Kärnten in den letzten Jahren. Und wie der Spagat zwischen Altnazis, christlichen Extremisten, reaktionären Kleinbürgern, bigotten Bankerlrutschern und der Wodkaflasche in der Schwulenbar sowie dem, was da noch an Veröffentlichungen kommen dürfte, zu machen ist.
Vermutlich gar nicht, mit üblen Folgen für Österreichs Rechts- und Rechtsrektalextreme. Und das ist auch gut so.
Ein paar Wochen später wurde er dann trotz seines Erfolges aus seiner Sendung geputscht, und 10 Jahre später wird bekannt, dass Jörg Haider nicht nur mit mehr als 180 Sachen und 1,8 Promille sein verantwortungsloses Leben mit einem verantwortungslosen Tod beendet hat, sondern auch noch kurz davor ziemlich viel Wodka getrunken hat. Zusammen mit einem jungen Mann. In einer Schwulenbar. Was nichts heissen muss. Trotzdem kotzte mein Bekannter heute Abend ab, als ich ihm diesen Link schickte.
In Österreich werden gerade zwei Dinge dröhnend beschwiegen. Die Schnelligkeit, mit der die 5 grossen Banken das Rettungspaket der Regierung schluckten, ohne genauer auszuführen, wo sie eigentlich ihre Verluste gemacht haben, wenn die nicht in Subprimes spekuliert hatten - die Antwort wäre Osteuropa, die Subprimeregion Balkan. Und was nun eigentlich der "Feschicmus" war, die Männerclique rund um Haider, deren letzte Ausformung in Gestalt seines Generalsekretärs Petzner ziemlich ungeschickt reagiert hat. Man könnte jetzt sehr viele Fragen stellen, über führendes Personal von FPÖ und BZÖ, jenseits der komischen Geschäfte des Landes Kärnten in den letzten Jahren. Und wie der Spagat zwischen Altnazis, christlichen Extremisten, reaktionären Kleinbürgern, bigotten Bankerlrutschern und der Wodkaflasche in der Schwulenbar sowie dem, was da noch an Veröffentlichungen kommen dürfte, zu machen ist.
Vermutlich gar nicht, mit üblen Folgen für Österreichs Rechts- und Rechtsrektalextreme. Und das ist auch gut so.
donalphons, 01:15h
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Empfehlung heute - Emerging Market Abyss
Ich kann mich noch immer nicht an den negativen Beiklang von "Abyss" gewöhnen, denn ich habe beim Tauchen einen Mares Abyss Automaten, an dem mein Leben hängt, und da unten ist Abyss, oder Abbie, wie ich ihn nenne, nicht mein bester, sondern mein einziger Freund. Der Abyss hat eine Art Bypass über dem Ventil, und im Ergebnis muss man nur ganz leicht einatmen, damit der Luftstrom kommt. Der Abyss hat bei mir zumindest die Furcht reduziert, die bei anderen Automaten der hohe Atemwiderstand auslöst; diese Microangst, wenn man kräftig sagen muss, bis dann endlich Luft kommt. Der Automat ist da unten der einzige Freund, und ich mag Abyss.
Wie auch immer: Wer Interesse am Abgrund hat, in den die sogenannten "Emerging Markets" blicken, findet Untrost und Beihilfe bei der Deutschen Bank. Die hat nämlich ein durchklickbares Schaubild für Credit Default Swaps dieser Länder entwickelt. Das geht davon aus, dass die Preise für eine Kreditausfallversicherung für das jeweilige Land steigen, wenn es dem Land schlechter geht. Momentan geht da alles in Richtung eines "Oben", das der Abyss ist. Und damit kann man sehr lustige un theoretische Vergleiche zwischen Nationen machen -
wenn man gerade auf einer einamen Insel im Pazifik sitzt und die Eingeborenen alles beschaffen, was man zum Leben braucht, und danach eine Runde tauchen oder surfen geht. Man kann damit natürlich auch seinen Urlaub planen, wenn man Bürgerkriege vor dem Kaffehausfenster nicht so schätzt.
Wie auch immer: Wer Interesse am Abgrund hat, in den die sogenannten "Emerging Markets" blicken, findet Untrost und Beihilfe bei der Deutschen Bank. Die hat nämlich ein durchklickbares Schaubild für Credit Default Swaps dieser Länder entwickelt. Das geht davon aus, dass die Preise für eine Kreditausfallversicherung für das jeweilige Land steigen, wenn es dem Land schlechter geht. Momentan geht da alles in Richtung eines "Oben", das der Abyss ist. Und damit kann man sehr lustige un theoretische Vergleiche zwischen Nationen machen -
wenn man gerade auf einer einamen Insel im Pazifik sitzt und die Eingeborenen alles beschaffen, was man zum Leben braucht, und danach eine Runde tauchen oder surfen geht. Man kann damit natürlich auch seinen Urlaub planen, wenn man Bürgerkriege vor dem Kaffehausfenster nicht so schätzt.
donalphons, 14:46h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 20. Oktober 2008
Eine Freundin für den Skalp eines Feindes
"too many movie stars"
Elizabeth II über Grace Kelly
Ich hätte gern einen Sunbeam Talbot 90 MKIII. So einen wie den, in dem Grace Kelly Cary Grant in "Über den Dächern von Nizza" durch die Riviera chauffiert. Es muss nicht das hellblaue Cabrio sein, ein geschlossener Viertürer wie der, mit dem 1955 die Rally Monte Carlo gewonnen wurde, täte es auch. Ich hätte ihn gern zweifarbig, in perlmuttweiss und cremefarben, wie eine Linzer Schnitte, und ich hätte ihn, bestens restauriert, gerne aus einem Architektenhaushalt, in dem der Ehemann sich dachte, damit seiner Frau einen Gefallen zu tun, aber kurz darauf starb er, und dann stand der Wagen 20 Jahre lang in der Garage, denn die Frau hatte keine Lust auf die Plackerei. Der Sunbeam sammelte etwas Flugrost und Staub, und wartete auf bessere Tage. Irgendwann ruft die Architektenwitwe dann einen Gebrauchtwagenhändler und gibt ihm den Wagen einfach so mit, damit er weg und in der Garage mehr Platz für die Oleander ist, und ich treffe diesen Händler wiederum zufällig, weil ich gerade des Weges komme und er ihn an seinem Stand auslädt. 300 Euro habe ich dabei, die nimmt er, und ich fahre damit zufrieden nach Hause, und stelle mir schon vor, wie es nach ein wenig Putzen und Schrauben mit den Originalwerkzeugen am Tegernsee im kommenden Sommer sein wird, damit eine angenehme Bekannte zum Baden zu bringen.

Ich habe seit heute eine Ahnung, wie sich das anfühlt, denn tatsächlich wollte ich eigentlich daheim bleiben und Weintrauben ernten, aber dann musste ich doch kurz zu meinen Eltern, um eine Freundin abzuholen und an den Flughafen zu bringen, und auf dem Rückweg kam ich an einem Flohmarkt vorbei, der nichts bot, ausser einem british racinggrünen Dokumentenmäppchen aus feinem Leder für ein Handschuhfach, das nicht das meinige ist. Ganz hinten links jedoch, am wirklich letzten Stand, lehnte ein sehr klassisches Damenrennrad von Villiger aus einer Zeit, als es noch keine City Bikes aus Alu mit Zilliarden Gängen gab, in perlmuttweiss und cremefarben. Und einer Geschichte, die der oben dargestellten entspricht. 20 oder mehr Jahre in einer Garage im südlichen Münchner Speckgürtel, verstaubt, mit Flugrost, aber ansonten wie aus dem Geschäft. In diesem Fall: Dem gehobenen Fahrradfachhandel.

Denn es war eine Zeit, als man Rahmen noch von Hand aus Stahl europäischer Rohrzieher, Muffen und Silberlot einrichtete und baute, und nicht in Taiwan schweissen liess, eine Epoche, als der Übergang von Ausfallende zur Chromgabel wichtiger war, als ein Federweg. Es war eine Zeit, da noch nicht alle Komponenten aus Fernost kamen, und manche Firmen wie Villiger lieber technisch schlechtere Weinmann-Bremsen aus der Schweiz verbauten, als auf japanische Stopper zurückzugreifen. Bei DT-Speichen und Pletscher/ESGE-Gepäckträger sind die Schweizer dagegen heute noch die Marktührer, und warum das so ist, kann man auch an diesem Rad noch erfahren. Der Gummi für das Gepäck ist immer noch straff, die Räder mit - natürlich Schweizer - Maloyareifen - laufen makellos rund. Mavic-Felgen, Ofmega-Kurbeln, Lenker und Vorbau von der untergegangenen Firma Friko, wie auch Villiger selbst als Schweizer Produkt untergegangen ist, und als Billiglinie aus Deutschland nur noch den Namen mit den Schweizer Qualitätsrädern gemein hat.

Man könnte hier noch viel klagen über den Wandel der Zeiten, über die schreiend bunte Uniformität der jährlichen Produktionszyklen, das Verkommen des Rades zum Modeartikel, dessen Reparatur nicht lohnt, wenn es für bleischwer und voll gefedert für fette Deppen aus den Baumärkten rollt. Das Villiger hier dagegen wiegt nur 13 Kilo, und kostete weniger, als ich gemeinhin auf dem Wochenmarkt ausgebe. Ein wenig Putzen und Einstellen mit dem Werkzeug im Täschchen, in dem auch noch die Betriebsanleitung ist, ein wenig Fett in die Lager, vielleicht noch ein hübscher neuer Sattel, vielleicht nach alter Sitte die gefrästen Nuten in Kurbel und Sattelstütze cremefarben lackieren, und dann gibt es eine passende Schweizer Gefährtin für das französische Motobecane am See, das dann auch keinen Gepäckträger mehr braucht, denn dafür gibt es dann ja die angenehmen Bekannten auf dem Villiger, mit denen ich zum Baden radeln werde. Was im nächsten Sommer der grossen Depression schon eine Menge sein dürfte, aber wer weiss, wie billig dann das Benzin ist, und wer sich in England schleunigst von seinem Sunbeam Talbot 90 Mk III wird trennen müssen.
Elizabeth II über Grace Kelly
Ich hätte gern einen Sunbeam Talbot 90 MKIII. So einen wie den, in dem Grace Kelly Cary Grant in "Über den Dächern von Nizza" durch die Riviera chauffiert. Es muss nicht das hellblaue Cabrio sein, ein geschlossener Viertürer wie der, mit dem 1955 die Rally Monte Carlo gewonnen wurde, täte es auch. Ich hätte ihn gern zweifarbig, in perlmuttweiss und cremefarben, wie eine Linzer Schnitte, und ich hätte ihn, bestens restauriert, gerne aus einem Architektenhaushalt, in dem der Ehemann sich dachte, damit seiner Frau einen Gefallen zu tun, aber kurz darauf starb er, und dann stand der Wagen 20 Jahre lang in der Garage, denn die Frau hatte keine Lust auf die Plackerei. Der Sunbeam sammelte etwas Flugrost und Staub, und wartete auf bessere Tage. Irgendwann ruft die Architektenwitwe dann einen Gebrauchtwagenhändler und gibt ihm den Wagen einfach so mit, damit er weg und in der Garage mehr Platz für die Oleander ist, und ich treffe diesen Händler wiederum zufällig, weil ich gerade des Weges komme und er ihn an seinem Stand auslädt. 300 Euro habe ich dabei, die nimmt er, und ich fahre damit zufrieden nach Hause, und stelle mir schon vor, wie es nach ein wenig Putzen und Schrauben mit den Originalwerkzeugen am Tegernsee im kommenden Sommer sein wird, damit eine angenehme Bekannte zum Baden zu bringen.

Ich habe seit heute eine Ahnung, wie sich das anfühlt, denn tatsächlich wollte ich eigentlich daheim bleiben und Weintrauben ernten, aber dann musste ich doch kurz zu meinen Eltern, um eine Freundin abzuholen und an den Flughafen zu bringen, und auf dem Rückweg kam ich an einem Flohmarkt vorbei, der nichts bot, ausser einem british racinggrünen Dokumentenmäppchen aus feinem Leder für ein Handschuhfach, das nicht das meinige ist. Ganz hinten links jedoch, am wirklich letzten Stand, lehnte ein sehr klassisches Damenrennrad von Villiger aus einer Zeit, als es noch keine City Bikes aus Alu mit Zilliarden Gängen gab, in perlmuttweiss und cremefarben. Und einer Geschichte, die der oben dargestellten entspricht. 20 oder mehr Jahre in einer Garage im südlichen Münchner Speckgürtel, verstaubt, mit Flugrost, aber ansonten wie aus dem Geschäft. In diesem Fall: Dem gehobenen Fahrradfachhandel.

Denn es war eine Zeit, als man Rahmen noch von Hand aus Stahl europäischer Rohrzieher, Muffen und Silberlot einrichtete und baute, und nicht in Taiwan schweissen liess, eine Epoche, als der Übergang von Ausfallende zur Chromgabel wichtiger war, als ein Federweg. Es war eine Zeit, da noch nicht alle Komponenten aus Fernost kamen, und manche Firmen wie Villiger lieber technisch schlechtere Weinmann-Bremsen aus der Schweiz verbauten, als auf japanische Stopper zurückzugreifen. Bei DT-Speichen und Pletscher/ESGE-Gepäckträger sind die Schweizer dagegen heute noch die Marktührer, und warum das so ist, kann man auch an diesem Rad noch erfahren. Der Gummi für das Gepäck ist immer noch straff, die Räder mit - natürlich Schweizer - Maloyareifen - laufen makellos rund. Mavic-Felgen, Ofmega-Kurbeln, Lenker und Vorbau von der untergegangenen Firma Friko, wie auch Villiger selbst als Schweizer Produkt untergegangen ist, und als Billiglinie aus Deutschland nur noch den Namen mit den Schweizer Qualitätsrädern gemein hat.

Man könnte hier noch viel klagen über den Wandel der Zeiten, über die schreiend bunte Uniformität der jährlichen Produktionszyklen, das Verkommen des Rades zum Modeartikel, dessen Reparatur nicht lohnt, wenn es für bleischwer und voll gefedert für fette Deppen aus den Baumärkten rollt. Das Villiger hier dagegen wiegt nur 13 Kilo, und kostete weniger, als ich gemeinhin auf dem Wochenmarkt ausgebe. Ein wenig Putzen und Einstellen mit dem Werkzeug im Täschchen, in dem auch noch die Betriebsanleitung ist, ein wenig Fett in die Lager, vielleicht noch ein hübscher neuer Sattel, vielleicht nach alter Sitte die gefrästen Nuten in Kurbel und Sattelstütze cremefarben lackieren, und dann gibt es eine passende Schweizer Gefährtin für das französische Motobecane am See, das dann auch keinen Gepäckträger mehr braucht, denn dafür gibt es dann ja die angenehmen Bekannten auf dem Villiger, mit denen ich zum Baden radeln werde. Was im nächsten Sommer der grossen Depression schon eine Menge sein dürfte, aber wer weiss, wie billig dann das Benzin ist, und wer sich in England schleunigst von seinem Sunbeam Talbot 90 Mk III wird trennen müssen.
donalphons, 01:56h
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I fucking told you IV
Obwohl man mit Fug und Recht auch sagen könnte, dass aus Ungarn gerade ein Multimilliardenrisiko von Island-Dimensionen auf Österreich und Bayern zurauscht. [...] Und wäre ich neuer bayerischer Ministerpräsident, würde ich mir sehr gut überlegen, ob ich mit dem alten Finanzminister weiterwursteln würde, der die Carry Trades aus dem Aufsichtsrat der Bayern LB kennen dürfte. Wenn die werte Leserschaft aber eines Morgens in der Mainstreampresse verwunderte Kommentare über plötzlich hochverschuldete Banken des Alpenraumes und neue Steuern liest - sage bitte keiner, er wäre nicht gewarnt gewesen.
Ich habe gewarnt, wer es lesen konnte, hat es gewusst, und die Süddeutsche Zeitung bringt die Bestätigung. Grob gesagt ist die Bayern LB so tief in den Miesen, dass sie eine Kapitalerhöhung braucht. So drei bis fünf Milliarden Euro. Im Vergleich: 5 Milliarden brauchte das Land Ungarn als Schnellkredit von der Europäischen Zentralbank, um dem Staatsbankrott vorerst zu entgehen. Die eine Hälfte müsste der Staat aufbringen, die andere dagegen die Sparkassen Bayerns - genau diejenigen, die in den letzten Monaten seh viele Neukunden empfangen dürfen, weil man ihnen mehr traut, als Privatbanken. Die Süddeutsche schreibt übrigens nichts über das Osteuropageschäft der BayernLB, sondern verweist kurioserweise schon wieder auf die US-Subprime-Paiere, die schon längst abgeschrieben und und durch sind. Vermutlich reicht es bei den journalistischen Superkönnern mal wieder nur zum Plausch mit den Freunden in der Bürokratie in der Münchner Stadtsparkasse, aber demnächst gibt es hier sicher auch noch I fucking told you Teil V- - tja.
Hoffen wir mal, dass es kein I fucking told You Val Müstair Special geben muss. Bayern ist fucking beautiful, und ich will nicht, dass hier alles die Mangfall runtergeht, oder an die Lybier verscheuert wird:

Zwei Sachen noch: In meiner normalen Drogerie hat man die Preise für Kerzen drastisch erhöht, um satte 20%. Etwas beunruhigender finde ich allerdings Hinweise, dass einige Schweizer Bankfilialen in Grenznähe zu Deutschland wohl wirklich keine Konten für Deutsche ohne Schweizer Aufenthaltserlaubnis anbieten. Darunter mindestens eine, bei der das vor drei Wochen laut Auskunft noch kein Problem gewesen wäre. Ich will nichts verschreien, aber die 2,5 Milliarden, mit denen Bayern dabei wäre, spielen in einem 36-Milliarden-Haushalt eine ziemlich heftige Rolle - und das Gerede vom Sicherheitsschirm, der damit gespannt wird, ist genauso lächerlich wie bei der ersten Runde vor einem dreiviertel Jahr. In dem, was da aus Osteuropa noch alles kommen kann, sind 5 Milliarden ziemlich wenig.
Ich habe gewarnt, wer es lesen konnte, hat es gewusst, und die Süddeutsche Zeitung bringt die Bestätigung. Grob gesagt ist die Bayern LB so tief in den Miesen, dass sie eine Kapitalerhöhung braucht. So drei bis fünf Milliarden Euro. Im Vergleich: 5 Milliarden brauchte das Land Ungarn als Schnellkredit von der Europäischen Zentralbank, um dem Staatsbankrott vorerst zu entgehen. Die eine Hälfte müsste der Staat aufbringen, die andere dagegen die Sparkassen Bayerns - genau diejenigen, die in den letzten Monaten seh viele Neukunden empfangen dürfen, weil man ihnen mehr traut, als Privatbanken. Die Süddeutsche schreibt übrigens nichts über das Osteuropageschäft der BayernLB, sondern verweist kurioserweise schon wieder auf die US-Subprime-Paiere, die schon längst abgeschrieben und und durch sind. Vermutlich reicht es bei den journalistischen Superkönnern mal wieder nur zum Plausch mit den Freunden in der Bürokratie in der Münchner Stadtsparkasse, aber demnächst gibt es hier sicher auch noch I fucking told you Teil V- - tja.
Hoffen wir mal, dass es kein I fucking told You Val Müstair Special geben muss. Bayern ist fucking beautiful, und ich will nicht, dass hier alles die Mangfall runtergeht, oder an die Lybier verscheuert wird:

Zwei Sachen noch: In meiner normalen Drogerie hat man die Preise für Kerzen drastisch erhöht, um satte 20%. Etwas beunruhigender finde ich allerdings Hinweise, dass einige Schweizer Bankfilialen in Grenznähe zu Deutschland wohl wirklich keine Konten für Deutsche ohne Schweizer Aufenthaltserlaubnis anbieten. Darunter mindestens eine, bei der das vor drei Wochen laut Auskunft noch kein Problem gewesen wäre. Ich will nichts verschreien, aber die 2,5 Milliarden, mit denen Bayern dabei wäre, spielen in einem 36-Milliarden-Haushalt eine ziemlich heftige Rolle - und das Gerede vom Sicherheitsschirm, der damit gespannt wird, ist genauso lächerlich wie bei der ersten Runde vor einem dreiviertel Jahr. In dem, was da aus Osteuropa noch alles kommen kann, sind 5 Milliarden ziemlich wenig.
donalphons, 17:55h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 18. Oktober 2008
Empfehlung heute - Die Gierigen
Hier ist der Abschiedsbrief eines Hedgefondsmanagers, der durch Wetten auf den Zusammenbruch der Kreditwirtschaft genug verdient hat und sich zurückzieht, nicht ohne nochmal seine Meinung zu sagen:
"I was in this game for the money. The low hanging fruit, i.e. idiots whose parents paid for prep school, Yale, and then the Harvard MBA, was there for the taking. These people who were (often) truly not worthy of the education they received (or supposedly received) rose to the top of companies such as AIG, Bear Stearns and Lehman Brothers and all levels of our government. All of this behavior supporting the Aristocracy, only ended up making it easier for me to find people stupid enough to take the other side of my trades. God bless America."
Und hier ist ein Bericht im Guardian, der idealtypisch aufzeigt, wie richtig die obige Analyse ist. Es geht um die erfolgsabhängigen Sonderzahlungen an Wallsteet-Banker, die angesichts der Katastrophe und der angerichteten Billionenschäden eigentlich negativ sein müssten. Statt dessen werden auch in diesem Jahr bei Banken, die jederzeit gerne den Staat anzapfen, 70 Milliarden Dollar ausgeteilt.

Ich frage mich, wie man so etwas kommentieren soll, ohne zur Gründung einer terroristischen Vereinigung aufzurufen. Mit diesem trüben Ausblick in eine rezessionsgebeutelte Zukunft geht es zurück in die Provinz, denn das Holz ist da. Es wird ein langer, kalter Winter, und ein wenig Holzhacken tut mir gut.
"I was in this game for the money. The low hanging fruit, i.e. idiots whose parents paid for prep school, Yale, and then the Harvard MBA, was there for the taking. These people who were (often) truly not worthy of the education they received (or supposedly received) rose to the top of companies such as AIG, Bear Stearns and Lehman Brothers and all levels of our government. All of this behavior supporting the Aristocracy, only ended up making it easier for me to find people stupid enough to take the other side of my trades. God bless America."
Und hier ist ein Bericht im Guardian, der idealtypisch aufzeigt, wie richtig die obige Analyse ist. Es geht um die erfolgsabhängigen Sonderzahlungen an Wallsteet-Banker, die angesichts der Katastrophe und der angerichteten Billionenschäden eigentlich negativ sein müssten. Statt dessen werden auch in diesem Jahr bei Banken, die jederzeit gerne den Staat anzapfen, 70 Milliarden Dollar ausgeteilt.

Ich frage mich, wie man so etwas kommentieren soll, ohne zur Gründung einer terroristischen Vereinigung aufzurufen. Mit diesem trüben Ausblick in eine rezessionsgebeutelte Zukunft geht es zurück in die Provinz, denn das Holz ist da. Es wird ein langer, kalter Winter, und ein wenig Holzhacken tut mir gut.
donalphons, 01:43h
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Ausser der Reihe.
Man hört, dass ein Startup keine kleinen, bunten Figürchen mehr macht, weil es zu teuer ist. Ich denke, bald wird auch zoomer.de keine bunten Beiträgchen mehr machen, weil niemand den Trash haben will.

Mir ist da übrigens noch was Lustiges aufgefallen. Erinnert sich jemand an Adnation? Dieses Blogwerbedingens von Johnny Häusler und Sascha Laobo, das früher Adical hiess. Sascha Lobo ist gerade mit einem Buch namens "Asozial und Spass dabei" (glaub ich, oder so ähnlich) am Start, in einer Zeit, die jetzt nicht so arg toll zu Schlendrian passt. Wie auch immer: Das Buch wird beim Tagesspiegel online dick beworben. Aber nicht bei Adnation. Schon komisch, wenn die eigene Kampagne eines Blogvermarkters nicht bei der Blogvermarktungsagentur läuft. Sagt einiges darüber aus, wie Blogvermarktung gesehen wird. Ich sass heute unten am See und dachte mir: Da hat man manche Blognachbarn aber sauber verarscht.

Ich gehe nachher gleich wieder runter, bevor die gesamte Münchner Region einfällt. Ich würde zwei Links hinterlassen, über die man sich Gedanken machen kann. Einerseits über die systemischen Bankenprobleme in Irland, andererseits der Giftmüll der CDOs, die mit der Staatspleite von Island auf uns zukommen. Man kann nichts tun, aber es ist vielleicht ganz gut zu wissen, was da noch alles kommt.

Ich habe in den letzten Tagen auch festgestellt, dass es buchstäblich nichts über das Transferieren von kleinen Barschaften in die Schweiz und das Eröffnen dortiger Konten gibt. Das machen sehr viele Leute, es ist beliebt, und die Schweiz verdankt diesem Strom von Geld und Menschen einiges - aber keiner schreibt, wie es ist. Wie sich das anfühlt. Ich kam mir erst vor wie ein Depp, dass ich sowas im 21. Jahrhundert noch machen muss, auf dem Stilfser Joch hatte ich es längst vergessen, und rückblickend waren es einfach zwei wunderschöne Tage. Inzwischen weiss ich, warum man das tut. Gerne und gerne wieder. Ich nehme das Notebook mit und schreibe da unten eine längere Geschichte darüber. Die Zeiten sind schlecht, aber das heisst nicht, dass wir kein Vergnügen haben sollte. Es kostet mich nur etwas Zeit, aber was gäbe es schöneres als Zeit am Wasser vor den Bergen.
(Ich mein: Bunte Figürchen. Gossentexte. Isländische CDOs. Irländische Banken. Lobo. Blogwerbung. Eine grosse, sonnige Tour durch Österreich, Schweiz und Italien. Was passt nicht in diese Reihe?)

Mir ist da übrigens noch was Lustiges aufgefallen. Erinnert sich jemand an Adnation? Dieses Blogwerbedingens von Johnny Häusler und Sascha Laobo, das früher Adical hiess. Sascha Lobo ist gerade mit einem Buch namens "Asozial und Spass dabei" (glaub ich, oder so ähnlich) am Start, in einer Zeit, die jetzt nicht so arg toll zu Schlendrian passt. Wie auch immer: Das Buch wird beim Tagesspiegel online dick beworben. Aber nicht bei Adnation. Schon komisch, wenn die eigene Kampagne eines Blogvermarkters nicht bei der Blogvermarktungsagentur läuft. Sagt einiges darüber aus, wie Blogvermarktung gesehen wird. Ich sass heute unten am See und dachte mir: Da hat man manche Blognachbarn aber sauber verarscht.

Ich gehe nachher gleich wieder runter, bevor die gesamte Münchner Region einfällt. Ich würde zwei Links hinterlassen, über die man sich Gedanken machen kann. Einerseits über die systemischen Bankenprobleme in Irland, andererseits der Giftmüll der CDOs, die mit der Staatspleite von Island auf uns zukommen. Man kann nichts tun, aber es ist vielleicht ganz gut zu wissen, was da noch alles kommt.

Ich habe in den letzten Tagen auch festgestellt, dass es buchstäblich nichts über das Transferieren von kleinen Barschaften in die Schweiz und das Eröffnen dortiger Konten gibt. Das machen sehr viele Leute, es ist beliebt, und die Schweiz verdankt diesem Strom von Geld und Menschen einiges - aber keiner schreibt, wie es ist. Wie sich das anfühlt. Ich kam mir erst vor wie ein Depp, dass ich sowas im 21. Jahrhundert noch machen muss, auf dem Stilfser Joch hatte ich es längst vergessen, und rückblickend waren es einfach zwei wunderschöne Tage. Inzwischen weiss ich, warum man das tut. Gerne und gerne wieder. Ich nehme das Notebook mit und schreibe da unten eine längere Geschichte darüber. Die Zeiten sind schlecht, aber das heisst nicht, dass wir kein Vergnügen haben sollte. Es kostet mich nur etwas Zeit, aber was gäbe es schöneres als Zeit am Wasser vor den Bergen.
(Ich mein: Bunte Figürchen. Gossentexte. Isländische CDOs. Irländische Banken. Lobo. Blogwerbung. Eine grosse, sonnige Tour durch Österreich, Schweiz und Italien. Was passt nicht in diese Reihe?)
donalphons, 13:47h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 16. Oktober 2008
Nachrichten, die man in Deutschland nicht liest.
Ich habe mich hier ausgesprochen negativ über die Versuche der Iren geäussert, das marode Bankensystem der Insel mit unbezahlbaren Garantien und einer Art Schneeballsystem gegen den Euro abzusichern. Möglicherweise tendieren jetzt auch manche Iren zu dieser Sichtweise, denn die Folgen der irischen Bankenkrise kosten jetzt die Bürger einen ganzen Haufen Geld. Sofort. Denn Irland hebt angesichts der neuen Kosten die Steuern massiv an und spart gleichzeitig an den Ausgaben. Es ist noch nicht so schlimm wie Island, wo man inzwischen wieder die Netze als ökonomisches Rückgrat entdeckt, wohingegen Irland immerhin noch Schafe hätte, und vielleicht sogar lukrativen Tiersextourismus. Aber dennoch übel: 1 bis 2 Prozent mehr Einkommenssteuer, ein halbes Prozent mehr Mehrwertsteuer, 3% mehr Zinsertragssteuer, 10 Euro für jeden Irland verlassenden Flugreisenden (fast schon wie im Mittelalter), höhere Steuern auf Benzin, Alkohol und Zigaretten. Gleich bleiben nur Diesel, Bier und die niedrigen Steuern für die dort angesiedelten Banken. Das alles nehmen sie hin. They don´t make Irish as they used to.

Solche Nachrichten sind nichts für den Kontinantaleuropäer, der das nicht mögen würde - deshalb steht es ja auch nicht in den Zeitungen. Demnächst jedoch werden wir möglicherweise sehen können, wie Österreicher, Ungarn und - Bayern, ja, sowas wie ich - auf derartige Verwerfungen reagieren. Ja, richtig gelesen, auch manche Insel der Seligen bekommt Schlagseite. Das steht indirekt in Schweizer und amerikanischen Medien, bei der BAZ und Bloomberg, aber hierzulande könnte man fast den Verdacht bekommen, selbst erstklassige Medien würden die Öffentlichkeit gezielt anlügen. Hier in der ARD redet eine Mitarbeiterin der österreichischen Raiffeisenbank die aktuelle Krise in Ungarn mit den Worten "Wäre verheerend, jetzt auszusteigen" klein. Verheerend wäre es aber weniger für die Investoren, als vielmehr für das Institut, für das diese Frau spricht: Mit der Raiffeisen International sind die österreichischen Raiffeisenbanken führend im Kreditgeschäft Ungarns tätig, und das steht dank einer speziellen Strategie des Kreditwesens zusammen mit den beteiligten Banken am Abgrund - ein Abgrund, der gerade mit 5 Milliarden Euro von der EZB abgesichert werden muss.
Ungarn war bis vor kurzem einer der Emerging Markets, die nicht von ungefähr an die Subprimekrise in den USA oder die Bankenkrise in Island erinnern. Jedes Jahr stiegen die Hauspreise um 10 bis 20% an, und die Kreditfinanzierung für Häuser, Autos, Konsum, Industrieanlagen lockte eine Reihe bekannter österreichischer Institute und die Bayern LB an. Ganz vorne mit dabei waren die italienische Unicredit über die Bank Austria, die Erste Bank der österreichischen Sparkassen, die Volksbank, die schon erwähnte Raiffeisen International und gleich doppelt die Bayerische Landesbank mit Töchtern, der drittgrössten ungarischen Privatbank MKB und der Hypo Alpe Adria, die man noch 2007 dem Land Kärnten unter Haider abgekauft hatte - nach einem Haufen Skandalen übrigens.
Nun ist ein Kredit erst mal nichts schlimmes, aber in Ungarn haben sich Banken wie Hedgefonds oder eine isländische Bank benommen: Die meisten Kredite in Ungarn sind nämloch sogenannte Carry Trades: Die Banken nehmen Geld in niedrig verzinsten Schweizer Franken auf und gegen sie zu hohen Zinsen im Hochzinsland Ungarn weiter. Solange in Ungarn die Hauspreise nach oben gingen und der Schweizer Franken niedrig blieb, konnte man die Schulden locker begleichen, und die Banken hatten ausreichend Sicherheiten. 23,2 Milliarden Euro Privatkredite gibt es in Ungarn, davon rund 2/3 in Fremdwährung, dazu kommen nochmal - je nach Kurs - über 12 Milliarden Euro Firmenkredite in Fremdwährung, vor allem in Schweizer Franken. Es ist eine gigantische Blase in Berner Batzen, die sich im privaten Bereich von 2001 bis 2008 fast verzwanzigfacht hat, im ersten Halbjahr 2008 nochmal expandierte - und noch ziemlich viele Jahre Bestand haben dürfte.
Und jetzt platzt die Blase: Die Hauspreise in Ungarn fallen, die Wirtschaft kommt ins Stottern, der ungarische Forint stürzt ab, und der Schweizer Franken, in dem die Schulden getilgt werden müssen, steigt. Ungarn selbst kann auf dem freien Markt keine Staatsanleihen mehr platzieren, um damit den Niedergang aufzuhalten. Und Ungarns Kreditgeber und -nehmer haben damit nicht nur ein Subprimeproblem ihrer überteuerten Häuser an der Backe, sondern auch noch ein Währungsrisiko, das beim Staatsbankrott so ziemlich extrem gigantisch sein dürfte - wenn der Forint zum Franken 50% verliert, hat man schlagartig 100% mehr Schulden. Ganz schön scheisse, oder? Von den darin schon erfahrenen Isländern lernen heisst Angeln und Rationieren lernen.

Insofern ist es wirklich seltsam, dass man davon relativ viel in der Schweiz lesen kann: Denn die MKB und die Volksbank stoppen die Vergabe von Krediten in Franken, weil sie wohl nicht zu Unrecht den Ausfall der ungarischen Kredite fürchten. Denn wenn der Forint crasht, ist es für normale Ungarn unmöglich, die Schulden zu bezahlen, und die Sicherheiten der Häuser sind dann auch nicht mehr viel wert. Der ORF macht das gigantische Problem für den österreichischen Bankensektor netterweise nur an einer laschen 10%-Beteiligung der Volksbank an der bayerisch geführten MKB fest - im Bereich "Volksgruppen" (!). Obwohl man mit Fug und Recht auch sagen könnte, dass aus Ungarn gerade ein Multimilliardenrisiko von Island-Dimensionen auf Österreich und Bayern zurauscht.
Drei Dinge möchte ich dazu bemerken: Ich habe in dieser Krise, schlimmer noch als in der New Economy, jedes Vertrauen in die Medien verloren. Entweder sind sie zu dumm zu verstehen, was in der Wirtschaft wirklich los ist - dann gehören sie gefeuert. Oder sie decken das alles - dann gehören sie meines Erachtens für den Rest ihres Lebens mit Berufsverbot belegt. Und wäre ich neuer bayerischer Ministerpräsident, würde ich mir sehr gut überlegen, ob ich mit dem alten Finanzminister weiterwursteln würde, der die Carry Trades aus dem Aufsichtsrat der Bayern LB kennen dürfte. Wenn die werte Leserschaft aber eines Morgens in der Mainstreampresse verwunderte Kommentare über plötzlich hochverschuldete Banken des Alpenraumes und neue Steuern liest - sage bitte keiner, er wäre nicht gewarnt gewesen.

Solche Nachrichten sind nichts für den Kontinantaleuropäer, der das nicht mögen würde - deshalb steht es ja auch nicht in den Zeitungen. Demnächst jedoch werden wir möglicherweise sehen können, wie Österreicher, Ungarn und - Bayern, ja, sowas wie ich - auf derartige Verwerfungen reagieren. Ja, richtig gelesen, auch manche Insel der Seligen bekommt Schlagseite. Das steht indirekt in Schweizer und amerikanischen Medien, bei der BAZ und Bloomberg, aber hierzulande könnte man fast den Verdacht bekommen, selbst erstklassige Medien würden die Öffentlichkeit gezielt anlügen. Hier in der ARD redet eine Mitarbeiterin der österreichischen Raiffeisenbank die aktuelle Krise in Ungarn mit den Worten "Wäre verheerend, jetzt auszusteigen" klein. Verheerend wäre es aber weniger für die Investoren, als vielmehr für das Institut, für das diese Frau spricht: Mit der Raiffeisen International sind die österreichischen Raiffeisenbanken führend im Kreditgeschäft Ungarns tätig, und das steht dank einer speziellen Strategie des Kreditwesens zusammen mit den beteiligten Banken am Abgrund - ein Abgrund, der gerade mit 5 Milliarden Euro von der EZB abgesichert werden muss.
Ungarn war bis vor kurzem einer der Emerging Markets, die nicht von ungefähr an die Subprimekrise in den USA oder die Bankenkrise in Island erinnern. Jedes Jahr stiegen die Hauspreise um 10 bis 20% an, und die Kreditfinanzierung für Häuser, Autos, Konsum, Industrieanlagen lockte eine Reihe bekannter österreichischer Institute und die Bayern LB an. Ganz vorne mit dabei waren die italienische Unicredit über die Bank Austria, die Erste Bank der österreichischen Sparkassen, die Volksbank, die schon erwähnte Raiffeisen International und gleich doppelt die Bayerische Landesbank mit Töchtern, der drittgrössten ungarischen Privatbank MKB und der Hypo Alpe Adria, die man noch 2007 dem Land Kärnten unter Haider abgekauft hatte - nach einem Haufen Skandalen übrigens.
Nun ist ein Kredit erst mal nichts schlimmes, aber in Ungarn haben sich Banken wie Hedgefonds oder eine isländische Bank benommen: Die meisten Kredite in Ungarn sind nämloch sogenannte Carry Trades: Die Banken nehmen Geld in niedrig verzinsten Schweizer Franken auf und gegen sie zu hohen Zinsen im Hochzinsland Ungarn weiter. Solange in Ungarn die Hauspreise nach oben gingen und der Schweizer Franken niedrig blieb, konnte man die Schulden locker begleichen, und die Banken hatten ausreichend Sicherheiten. 23,2 Milliarden Euro Privatkredite gibt es in Ungarn, davon rund 2/3 in Fremdwährung, dazu kommen nochmal - je nach Kurs - über 12 Milliarden Euro Firmenkredite in Fremdwährung, vor allem in Schweizer Franken. Es ist eine gigantische Blase in Berner Batzen, die sich im privaten Bereich von 2001 bis 2008 fast verzwanzigfacht hat, im ersten Halbjahr 2008 nochmal expandierte - und noch ziemlich viele Jahre Bestand haben dürfte.
Und jetzt platzt die Blase: Die Hauspreise in Ungarn fallen, die Wirtschaft kommt ins Stottern, der ungarische Forint stürzt ab, und der Schweizer Franken, in dem die Schulden getilgt werden müssen, steigt. Ungarn selbst kann auf dem freien Markt keine Staatsanleihen mehr platzieren, um damit den Niedergang aufzuhalten. Und Ungarns Kreditgeber und -nehmer haben damit nicht nur ein Subprimeproblem ihrer überteuerten Häuser an der Backe, sondern auch noch ein Währungsrisiko, das beim Staatsbankrott so ziemlich extrem gigantisch sein dürfte - wenn der Forint zum Franken 50% verliert, hat man schlagartig 100% mehr Schulden. Ganz schön scheisse, oder? Von den darin schon erfahrenen Isländern lernen heisst Angeln und Rationieren lernen.

Insofern ist es wirklich seltsam, dass man davon relativ viel in der Schweiz lesen kann: Denn die MKB und die Volksbank stoppen die Vergabe von Krediten in Franken, weil sie wohl nicht zu Unrecht den Ausfall der ungarischen Kredite fürchten. Denn wenn der Forint crasht, ist es für normale Ungarn unmöglich, die Schulden zu bezahlen, und die Sicherheiten der Häuser sind dann auch nicht mehr viel wert. Der ORF macht das gigantische Problem für den österreichischen Bankensektor netterweise nur an einer laschen 10%-Beteiligung der Volksbank an der bayerisch geführten MKB fest - im Bereich "Volksgruppen" (!). Obwohl man mit Fug und Recht auch sagen könnte, dass aus Ungarn gerade ein Multimilliardenrisiko von Island-Dimensionen auf Österreich und Bayern zurauscht.
Drei Dinge möchte ich dazu bemerken: Ich habe in dieser Krise, schlimmer noch als in der New Economy, jedes Vertrauen in die Medien verloren. Entweder sind sie zu dumm zu verstehen, was in der Wirtschaft wirklich los ist - dann gehören sie gefeuert. Oder sie decken das alles - dann gehören sie meines Erachtens für den Rest ihres Lebens mit Berufsverbot belegt. Und wäre ich neuer bayerischer Ministerpräsident, würde ich mir sehr gut überlegen, ob ich mit dem alten Finanzminister weiterwursteln würde, der die Carry Trades aus dem Aufsichtsrat der Bayern LB kennen dürfte. Wenn die werte Leserschaft aber eines Morgens in der Mainstreampresse verwunderte Kommentare über plötzlich hochverschuldete Banken des Alpenraumes und neue Steuern liest - sage bitte keiner, er wäre nicht gewarnt gewesen.
donalphons, 16:22h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 16. Oktober 2008
Nicht überraschend.
Ich war am See, und das Wetter war wieder phantastisch. Es ist eine Unwandelbarkeit; man weiss, wie es sich anfühlt, und die Erwartung wird augenblicklich erfüllt.

Ich war dort bis zum Sonnenuntergang, arbeitete, ging Essen, dann nach Hause, und fand auch den Rest so vor, wie ich ihn erwartet hatte:
1. Amerikanische Beinahepleitiers sind genauso verantwortungslos, zynisch und widerlich wie deutsche Mehrfachpleitiers, und des einen Golfurlaub ist des anderen Medikamentenmissbrauch.
2. Haider war nicht nur mit mindestens 160 Sachen Richtung Betonpfeiler unterwegs, sondern mit 1,8 Promille auch blau wie eine braune Strandhaubitze.
3. Die Zentranbanken müssen mal wieder 250 Milliarden Dollar verleihen, weil sich die Banken trotz aller Zusagen noch immer nicht trauen.
4. Und erwartungsgemäss geht es an den wichtigen Börsen unicreditosono zwischen sechs und acht Prozent nach unten.
Andere haben was anderes erwartet. Es könnte mir ja egal sein, aber wenn man hautnah mitbekommt, wie gegen jedes Argument Leute einfach so den Gegenwert eines leicht gebeulten MG Midget durchorgeln, morgen dann gar angewachsen auf einen MG B und am Ende der Woche auch noch die Speichenräder, den restaurierten Motor und die Cabrioversion, weil sie cleverer als der Markt sein wollen, und dem falsch ausgerechneten KGV einer gewissen süddeutschen Zeitung glauben - das kann schon ärgern. Selbst, wenn es nicht mein Geld ist.

Ich war dort bis zum Sonnenuntergang, arbeitete, ging Essen, dann nach Hause, und fand auch den Rest so vor, wie ich ihn erwartet hatte:
1. Amerikanische Beinahepleitiers sind genauso verantwortungslos, zynisch und widerlich wie deutsche Mehrfachpleitiers, und des einen Golfurlaub ist des anderen Medikamentenmissbrauch.
2. Haider war nicht nur mit mindestens 160 Sachen Richtung Betonpfeiler unterwegs, sondern mit 1,8 Promille auch blau wie eine braune Strandhaubitze.
3. Die Zentranbanken müssen mal wieder 250 Milliarden Dollar verleihen, weil sich die Banken trotz aller Zusagen noch immer nicht trauen.
4. Und erwartungsgemäss geht es an den wichtigen Börsen unicreditosono zwischen sechs und acht Prozent nach unten.
Andere haben was anderes erwartet. Es könnte mir ja egal sein, aber wenn man hautnah mitbekommt, wie gegen jedes Argument Leute einfach so den Gegenwert eines leicht gebeulten MG Midget durchorgeln, morgen dann gar angewachsen auf einen MG B und am Ende der Woche auch noch die Speichenräder, den restaurierten Motor und die Cabrioversion, weil sie cleverer als der Markt sein wollen, und dem falsch ausgerechneten KGV einer gewissen süddeutschen Zeitung glauben - das kann schon ärgern. Selbst, wenn es nicht mein Geld ist.
donalphons, 00:35h
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Empfehlung heute - Zukunft, die ich meine.
In diesem Szenario fehlt mir noch der grosse Osteuropacrash, der letzte Woche in Ungarn begann, heute mit Währungsturbulenzen die Ukraine aufmischt und demnächst das Baltikum rasieren wird, mit schlimmen, vielleicht noch schlimmeren Folgen für Österreich und seine Banken, die das weitgehend finanziert haben. Nebenbei: Auch das Osteuropageschäft der italienischen Unicredit, das sie von Bank Austria und der HypoVereinsbank bekommen hat, ist aktuell sicher nicht die reine Freunde. Eher so eine Art Hypo Real Estate des Ostens. Trotzdem, ein nettes und optimistisches Szenario des Kommenden.
donalphons, 14:26h
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Fahren und Frühstücken in Zeiten der äh
wie heisst das Ding da nochmal? Das die strukturellen Analphabeten gerade an den Börsen gerade buchstabieren lernen... Rezession. Ach so. Die gibt es ja auch noch. Wobei man daran nicht glauben will, wenn man auf den Ahornboden fährt, oder andernorts im Voralpenland herumkurvt.

Am Ahornboden, einem Naturdenkmal in Tirol nordöstlich von Innsbruck, gibt es um die 2000 Parkplätze. Ich war an am Montag dort. Und alle Parkplätze waren dicht. Dort oben sind einige nicht billige Gasthöfe. Wir haben eine Stunde auf den Kuchen gewartet. Das meiste hatten uns die Rentner schon weggefressen, an einem Montag, Arbeitstag, wohlgemerkt. Rentner sind die postrezessionären Heuschrecken, die grosse Plage der Umverteilung nach den Hedge Fonds, sagte Susi, deren gut alimentierter Job ohne Verantwortung weniger bringt, als die Rente ihrer Eltern.
Man müsste die Krise irgendwo fühlen, aber tatsächlich ist meine einzige Verbindung bislang das Internet. Ich weiss, dass andernorts kurz gearbeitet wird und die Hauspreise fallen, es sieht wirklich schlimm aus, nur nicht dort, wo ich bin. Es gibt keine Krise.

Es wird alle anderen Zentren treffen, Rüsselsheim, Köln, München und Stuttgart, aber nicht das Kaff an der Donau. BMW ist zu proll, Mercedes zu Opa, Opel zu poplig, Ford zu billig, VW zu normal, und Porsche, ach so, Porsche, kennen Sie schon den neuen R8?
schrieb ich hier, als ich Ratschläge gab, wo man sich einkaufen soll angesichts der kommenden Krise. Nun, heute sind die neuen Absatzzahlen für PKW in Westeuropa da, und sie sind schrecklich. Opel minus 19%, BMW minus 15%, Ford minus 11%, Toyota minus 7%, Mercedes minus 6%, und auch sonst schaut es übel aus. Ausser Audi, von da, wo ich herkomme. Die gewinnen im zweistelligen Bereich und bauen die nächste Auslieferungszone. Keine Krise, nirgends.

Oh, bitte. Ich weiss natürlich, dass es ernst ist. Selbst die sichersten Anlagen bleiben nicht verschont. SAP macht über Weihnachten zwangsdicht. Iris hat tatsächlich einen Onkel, der nach 40 Jahren Zockertum geschworen hat, nie wieder Aktien zu kaufen. Aber um es zu wissen, muss ich das alles hier ausblenden. Denn hier dauert es lange, bis sich die Krise durchsozialisiert hat. Deutschland ist ohnehin kein Land der Aktionäre.
Andere sind natürlich weitaus früher dran. Aber ganz offen: Wenn sich die Wähler in diesem Debakel ausgerechnet der CDU zuwenden und die Linke fürchten, dann haben sie es auch nicht anders verdient. Wenn sie schon zu dumm und zu faul sind, um gegen ihre staatlich verordnete Beraubung zu demonstrieren, sollten sie wenigstens diejenigen in Umfragen unterstützen, die den Krimenellen Angst machen. Wer um die Brosamen des Kapitals bettelt, das ihm das Fressen klaut, muss sich nicht wundern, wenn er demnächst als Schlachtvieh auf dem nächsten Nothilfe-Festbankett der Banken landet. Ich bin dafür, dass man den Wählern von CDU, CSU und FDP eine knallherte, am Rande der Enteignung liegende Idiotensteuer aufbürdet, um den Schaden aufzuräumen.

Am Ahornboden, einem Naturdenkmal in Tirol nordöstlich von Innsbruck, gibt es um die 2000 Parkplätze. Ich war an am Montag dort. Und alle Parkplätze waren dicht. Dort oben sind einige nicht billige Gasthöfe. Wir haben eine Stunde auf den Kuchen gewartet. Das meiste hatten uns die Rentner schon weggefressen, an einem Montag, Arbeitstag, wohlgemerkt. Rentner sind die postrezessionären Heuschrecken, die grosse Plage der Umverteilung nach den Hedge Fonds, sagte Susi, deren gut alimentierter Job ohne Verantwortung weniger bringt, als die Rente ihrer Eltern.
Man müsste die Krise irgendwo fühlen, aber tatsächlich ist meine einzige Verbindung bislang das Internet. Ich weiss, dass andernorts kurz gearbeitet wird und die Hauspreise fallen, es sieht wirklich schlimm aus, nur nicht dort, wo ich bin. Es gibt keine Krise.

Es wird alle anderen Zentren treffen, Rüsselsheim, Köln, München und Stuttgart, aber nicht das Kaff an der Donau. BMW ist zu proll, Mercedes zu Opa, Opel zu poplig, Ford zu billig, VW zu normal, und Porsche, ach so, Porsche, kennen Sie schon den neuen R8?
schrieb ich hier, als ich Ratschläge gab, wo man sich einkaufen soll angesichts der kommenden Krise. Nun, heute sind die neuen Absatzzahlen für PKW in Westeuropa da, und sie sind schrecklich. Opel minus 19%, BMW minus 15%, Ford minus 11%, Toyota minus 7%, Mercedes minus 6%, und auch sonst schaut es übel aus. Ausser Audi, von da, wo ich herkomme. Die gewinnen im zweistelligen Bereich und bauen die nächste Auslieferungszone. Keine Krise, nirgends.

Oh, bitte. Ich weiss natürlich, dass es ernst ist. Selbst die sichersten Anlagen bleiben nicht verschont. SAP macht über Weihnachten zwangsdicht. Iris hat tatsächlich einen Onkel, der nach 40 Jahren Zockertum geschworen hat, nie wieder Aktien zu kaufen. Aber um es zu wissen, muss ich das alles hier ausblenden. Denn hier dauert es lange, bis sich die Krise durchsozialisiert hat. Deutschland ist ohnehin kein Land der Aktionäre.
Andere sind natürlich weitaus früher dran. Aber ganz offen: Wenn sich die Wähler in diesem Debakel ausgerechnet der CDU zuwenden und die Linke fürchten, dann haben sie es auch nicht anders verdient. Wenn sie schon zu dumm und zu faul sind, um gegen ihre staatlich verordnete Beraubung zu demonstrieren, sollten sie wenigstens diejenigen in Umfragen unterstützen, die den Krimenellen Angst machen. Wer um die Brosamen des Kapitals bettelt, das ihm das Fressen klaut, muss sich nicht wundern, wenn er demnächst als Schlachtvieh auf dem nächsten Nothilfe-Festbankett der Banken landet. Ich bin dafür, dass man den Wählern von CDU, CSU und FDP eine knallherte, am Rande der Enteignung liegende Idiotensteuer aufbürdet, um den Schaden aufzuräumen.
donalphons, 12:45h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 14. Oktober 2008
Empfehlung heute - Eingemerkelt
Weissgarnix erinnert das Kanzlerelend an eine kleine Anfrage, die man ihr und anderen oft um die Ohren hauen sollte, wenn sie jetzt als Problemlösungstante Milliarden des Staates verprasst.
donalphons, 16:42h
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Für wen man kaufen soll
Nicht nur der Weltmarkt, auch mein kleiner Immobilienmarkt rund um den Tegernsee verzeichnet einen Einbruch. Keinen Preiseinbruch, ganz im Gegenteil, sondern einen Angebotseinbruch. Anfangs des Jahres gab es noch 37 Angebote für private Wohnungsverkäufe am See, jetzt sind es noch vier. Und die sind alle schon etwas älter und entweder zu teuer oder zu schlecht gelegen. Man hört aus Berlin, dass es dort weniger bis gar nicht mehr toll ist. Folglich schauen sich auch meine Auftraggeber dort eher nach Insolvenzprojekten um, denn nach Luxusobjekten, die auf Münchner Niveau liegen. Wenn ich ihnen nicht abraten kann. Denn es ist ja so:
Man sollte sich nie eine Wohnung kaufen und dabei sich selbst sehen, wie man gerade ist. Genauso, wie man sich vermutlich nicht mehr wie zu Studienzeiten einrichten würde, ändern sich auch mit den Jahren die Ansprüche an Infrastruktur und Eigenschaften. Der klassische Berlinkäufer sieht das Tempo (das nirgendwo hinführt) und die Jugend (die verdammt kurz ist), denkt aber nicht an die mittelfristigen Folgen. In der Altersklasse 40+ ist es irrelevant, ob ein Technoschuppen bis um 8 Uhr morgens offen hat, und wer in diesem Alter immer noch billige Drogen an S-Bahn-Haltestellen kauft, gehört ohnehin nicht zur Klientel, die hier angesprochen ist. 35 bis 45, das ist die Zeit des Wandels, da geht vieles nicht mehr so leicht. Man wandelt sich zu einem Menschen, der täglich eine Tablette oder zumindest eine Faltenbehandlung braucht. Und eines schönen Morgens setzt man sich in seinen Roadster, fährt zur Kontoeröffmung in die Schweiz und fühlt sich lächerlich, weil das nur alte Säcke machen.
Man ist am nächsten in Meran, findet es schön, wirklich, erfreut sich an den Palmen im Hof und am reichhaltigen Angebot in der Tortentheke. Am Abend davor - man ist ja trotz allem an der Partymeile einquartiert - schleppte man sich eher angenervt durch die jugendlichen Trauben vor lauten Lokalen. Es würde schon noch gehen, aber es muss auch nicht sein. Mit etwas Abstand könnte man den Eindruck bekommen, dass man nicht mehr ganz jung ist, und wenn man die dieser Erkenntnis folgenden, halsbrecherischen Überholmanöver im Passeiertal überlebt hat - rasen wie ein Fahranfänger - , kann man sich überlegen, was das letztlich doch unaufhaltsame Alter bedeutet.

Dass man beispielsweise überlegt, wie man in 30 Jahren ist. Als ich 20 war, wollte ich mit 30 tot sein, insofern war das irrelevant, aber heute bin ich, nun, sagen wir mal, um mich vor zwei Jahrzehnten nicht zu beleidigen, anderer Menung. Ich denke, man sollte sich einen Balkon verschaffen, auf dem man sitzen kann. In einer eher warmen Gegend. Wo die Bettler am Boden sitzen. Es mag grausam klingen, aber ich würde Orte meiden, in denen die Bettler aufstehen. Das bedeutet, dass es nicht reicht, einfach nur dazusitzen und auf Gaben zu warten. Bettel-Unternehmer sind ein Zeichen dafür, dass es nicht mehr ausreicht. Sie sind ein Indikator für eine Gesellschaft ohne Milde, für ein fehlendes soziales Gleichgewicht im Ungleichen.
Ich würde an Orte denken, die saubere Wege haben, die im Winter auch gestreut werden. Mit 30 kann man aufpassen, aber mit 75 im Rollstuhl zu landen, weil sich niemand an den Eisplatten gestört hat, auf denen man sich den Oberschenkel bricht, ist dem Topos des älteren Herren mit älterem Roadster nicht zuträglich. Ich wünschte mir auch eine Region, in der man die Nachbarn kennt, wo man den Schlüssel einlagern kann, und die aufpassen, wenn man in Urlaub ist. Reisen ist sowas wie das Komasaufen der alten Herrschaften, man hat ja sonst nichts zu tun. Prinzipiell wird auch eine gute Versorgung mit Gaststätten wichtiger, als die Auswahl zwischen 10 Dönerbuden, deren 99cent-Kampfpreise dann auch nichts mehr bedeuten. Ein paar gute Ärzte in der Nähe sind übrigens auch nicht schlecht.

Es gibt ein paar Dinge, die mir früher zu viel waren. Zum Beispiel Parks mit überbordender Blumenschmuck an allen Ecken und Enden. Die sind aber das notwendige Gegenstück zu den zufriedenen Bettlern: Wer solche Blumenvasen voller Vertrauen das ganze Jahr aufstellen kann, hat keine grossen Probleme mit Vandalismus und anderen Formen alltäglicher Gewalt. Kein Mensch käme in Berlin auf die Idee, so etwas an die Oderberger Brücke zu stellen.
Man kann Mitte 40 und danach noch serhr viel Unsinn machen; davon leben Motorradhändler, Bordelle, Scheidungsanwälte, Whiskeyhersteller und Anlageberater. Man kann, wenn man sich unbedingt zum berufsjugenslichen Idioten machen will, auch in Städte fahren, die anders sind. Dort gibt es zum Glück genug andere berufsjugendliche Idioten, in denen man nicht mehr auffällt, wenn man schon nicht die Einsicht hat, der Jugend ihre Spielplätze und billigen Drogen und verranzten Clubs zu überlassen. Aber wenn es um den Kauf einer Immobilie zu Eigennutzung geht: Immer dort das Objekt kaufen, mit dem man in 40 Jahren auch noch was anfangen kann.
Und sei es nur, im warmen Meraner Winterlicht mit Blick auf die Palmen einen Anruf entgegenzunehmen, in dem berichtet wird vom Oberschenkelhalsbruch von Depp S. aus B. auf einer Eisplatte nach einem missglückten Partybesuch, den danach noch die Nachbarsgang gestiefelt und beraubt hat. Und dann über dem Park zu lächeln im Wissen, dass man den Torheiten der Jugend wenigstens nicht die Idiotie des Alters hat nachfolgen lassen.
Man sollte sich nie eine Wohnung kaufen und dabei sich selbst sehen, wie man gerade ist. Genauso, wie man sich vermutlich nicht mehr wie zu Studienzeiten einrichten würde, ändern sich auch mit den Jahren die Ansprüche an Infrastruktur und Eigenschaften. Der klassische Berlinkäufer sieht das Tempo (das nirgendwo hinführt) und die Jugend (die verdammt kurz ist), denkt aber nicht an die mittelfristigen Folgen. In der Altersklasse 40+ ist es irrelevant, ob ein Technoschuppen bis um 8 Uhr morgens offen hat, und wer in diesem Alter immer noch billige Drogen an S-Bahn-Haltestellen kauft, gehört ohnehin nicht zur Klientel, die hier angesprochen ist. 35 bis 45, das ist die Zeit des Wandels, da geht vieles nicht mehr so leicht. Man wandelt sich zu einem Menschen, der täglich eine Tablette oder zumindest eine Faltenbehandlung braucht. Und eines schönen Morgens setzt man sich in seinen Roadster, fährt zur Kontoeröffmung in die Schweiz und fühlt sich lächerlich, weil das nur alte Säcke machen.
Man ist am nächsten in Meran, findet es schön, wirklich, erfreut sich an den Palmen im Hof und am reichhaltigen Angebot in der Tortentheke. Am Abend davor - man ist ja trotz allem an der Partymeile einquartiert - schleppte man sich eher angenervt durch die jugendlichen Trauben vor lauten Lokalen. Es würde schon noch gehen, aber es muss auch nicht sein. Mit etwas Abstand könnte man den Eindruck bekommen, dass man nicht mehr ganz jung ist, und wenn man die dieser Erkenntnis folgenden, halsbrecherischen Überholmanöver im Passeiertal überlebt hat - rasen wie ein Fahranfänger - , kann man sich überlegen, was das letztlich doch unaufhaltsame Alter bedeutet.

Dass man beispielsweise überlegt, wie man in 30 Jahren ist. Als ich 20 war, wollte ich mit 30 tot sein, insofern war das irrelevant, aber heute bin ich, nun, sagen wir mal, um mich vor zwei Jahrzehnten nicht zu beleidigen, anderer Menung. Ich denke, man sollte sich einen Balkon verschaffen, auf dem man sitzen kann. In einer eher warmen Gegend. Wo die Bettler am Boden sitzen. Es mag grausam klingen, aber ich würde Orte meiden, in denen die Bettler aufstehen. Das bedeutet, dass es nicht reicht, einfach nur dazusitzen und auf Gaben zu warten. Bettel-Unternehmer sind ein Zeichen dafür, dass es nicht mehr ausreicht. Sie sind ein Indikator für eine Gesellschaft ohne Milde, für ein fehlendes soziales Gleichgewicht im Ungleichen.
Ich würde an Orte denken, die saubere Wege haben, die im Winter auch gestreut werden. Mit 30 kann man aufpassen, aber mit 75 im Rollstuhl zu landen, weil sich niemand an den Eisplatten gestört hat, auf denen man sich den Oberschenkel bricht, ist dem Topos des älteren Herren mit älterem Roadster nicht zuträglich. Ich wünschte mir auch eine Region, in der man die Nachbarn kennt, wo man den Schlüssel einlagern kann, und die aufpassen, wenn man in Urlaub ist. Reisen ist sowas wie das Komasaufen der alten Herrschaften, man hat ja sonst nichts zu tun. Prinzipiell wird auch eine gute Versorgung mit Gaststätten wichtiger, als die Auswahl zwischen 10 Dönerbuden, deren 99cent-Kampfpreise dann auch nichts mehr bedeuten. Ein paar gute Ärzte in der Nähe sind übrigens auch nicht schlecht.

Es gibt ein paar Dinge, die mir früher zu viel waren. Zum Beispiel Parks mit überbordender Blumenschmuck an allen Ecken und Enden. Die sind aber das notwendige Gegenstück zu den zufriedenen Bettlern: Wer solche Blumenvasen voller Vertrauen das ganze Jahr aufstellen kann, hat keine grossen Probleme mit Vandalismus und anderen Formen alltäglicher Gewalt. Kein Mensch käme in Berlin auf die Idee, so etwas an die Oderberger Brücke zu stellen.
Man kann Mitte 40 und danach noch serhr viel Unsinn machen; davon leben Motorradhändler, Bordelle, Scheidungsanwälte, Whiskeyhersteller und Anlageberater. Man kann, wenn man sich unbedingt zum berufsjugenslichen Idioten machen will, auch in Städte fahren, die anders sind. Dort gibt es zum Glück genug andere berufsjugendliche Idioten, in denen man nicht mehr auffällt, wenn man schon nicht die Einsicht hat, der Jugend ihre Spielplätze und billigen Drogen und verranzten Clubs zu überlassen. Aber wenn es um den Kauf einer Immobilie zu Eigennutzung geht: Immer dort das Objekt kaufen, mit dem man in 40 Jahren auch noch was anfangen kann.
Und sei es nur, im warmen Meraner Winterlicht mit Blick auf die Palmen einen Anruf entgegenzunehmen, in dem berichtet wird vom Oberschenkelhalsbruch von Depp S. aus B. auf einer Eisplatte nach einem missglückten Partybesuch, den danach noch die Nachbarsgang gestiefelt und beraubt hat. Und dann über dem Park zu lächeln im Wissen, dass man den Torheiten der Jugend wenigstens nicht die Idiotie des Alters hat nachfolgen lassen.
donalphons, 16:32h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 13. Oktober 2008
Bailout Europe
Ich bin ja nicht der grosse Freund des Daytradings, des Gaffens auf tägliche Aktiengewinne. Aber es ist vielleicht mal ganz spannend zu schauen, mit welchem irrwitzigen Bailout-Versprechen welches Land seinem Aktienindex auf die Sprünge geholfen hat. Wen das nicht interessiert: Hier ein hübsches Bild vom Umbrailpass, dem Grenzübergang von Südtirol (Italien, EU) in das Val Müstair (Schweiz).

Deutschland 470 Milliarden Euro, macht lockere 5700 Euro pro Staatsbürger, Dax +11,40, jedes Prozent kostet etwas über 41 Milliarden Euro.
Das ist viel, aber es gibt auch noch Österreich: Die stellen 100 Milliarden zur Verfügung. Pro Einwohner 12200 Euro. Wenn das der Haider noch erlebt hätte, Brüssel und die Zuwanderer wären schuld gewesen. Dafür ging der ATX aber auch 12,77% nach oben.
Unsere französischen Freunde investieren nur 360 Milliarden. Mit 5580 Euro kann sich der belastete Franzose damit noch ein paar Baguettes mehr als der Deutsche leisten. Dafür geht sein Index auch nur auf 11,18% hoch.
Besonders nett ist dann noch Italien. Berlusconi stellt a la Duce einen Blancoscheck aus; gezahlt wird, was nötig ist. Italien garantiert auf fünf Jahre für alle Bankverbindlichkeiten von heute bis Ende 2009, Banken dürfen nicht pleite gehen. Genauso könnte Italien auch dafür garantieren, dass Berlusconi ewig lebt. Damit ist der Steuerzahler bis zum Staatsbankrott dabei. Dafür sind 11,37% beim Mib 30 lächerlich.
Desineressierten möchte ich hier noch ein nettes Bild vom Grenzübergang auf dem Umbrail zeigen - wie man sieht, schon auf der Schweizer Seite:

Ach so, die Schweiz, richtig. Die Schweiz hat kein Rettungsprogramm, keinen Sonderkredit und keine Verstaatlichung beschlossen. Noch nicht mal eine bessere Einlagensicherung. Die Belastung eines Schweizers liegt damit bei 0 Franken. Der Schweizer SMI ging mit plus 11,4% aus dem Handel. Und das ist rund 1.830.000.000.000 (1,83 Billionen) Euro billiger als das, was man im restlichen Europa auf den Weg gebracht hat.
Nur falls sich jemand fragen sollte, warum die Schweiz der führende Bankenplatz des Kontinents ist. Profitieren von Paranoia seit 1929. Man muss das nicht mögen. Es ist halt so, und falls die UBS nicht über den Jordan geht, kenne ich einen Gewinner der Krise, und sehr viele Verlierer. In etwa so viele, wie es um die Schweiz herum Einwohner gibt.

Deutschland 470 Milliarden Euro, macht lockere 5700 Euro pro Staatsbürger, Dax +11,40, jedes Prozent kostet etwas über 41 Milliarden Euro.
Das ist viel, aber es gibt auch noch Österreich: Die stellen 100 Milliarden zur Verfügung. Pro Einwohner 12200 Euro. Wenn das der Haider noch erlebt hätte, Brüssel und die Zuwanderer wären schuld gewesen. Dafür ging der ATX aber auch 12,77% nach oben.
Unsere französischen Freunde investieren nur 360 Milliarden. Mit 5580 Euro kann sich der belastete Franzose damit noch ein paar Baguettes mehr als der Deutsche leisten. Dafür geht sein Index auch nur auf 11,18% hoch.
Besonders nett ist dann noch Italien. Berlusconi stellt a la Duce einen Blancoscheck aus; gezahlt wird, was nötig ist. Italien garantiert auf fünf Jahre für alle Bankverbindlichkeiten von heute bis Ende 2009, Banken dürfen nicht pleite gehen. Genauso könnte Italien auch dafür garantieren, dass Berlusconi ewig lebt. Damit ist der Steuerzahler bis zum Staatsbankrott dabei. Dafür sind 11,37% beim Mib 30 lächerlich.
Desineressierten möchte ich hier noch ein nettes Bild vom Grenzübergang auf dem Umbrail zeigen - wie man sieht, schon auf der Schweizer Seite:

Ach so, die Schweiz, richtig. Die Schweiz hat kein Rettungsprogramm, keinen Sonderkredit und keine Verstaatlichung beschlossen. Noch nicht mal eine bessere Einlagensicherung. Die Belastung eines Schweizers liegt damit bei 0 Franken. Der Schweizer SMI ging mit plus 11,4% aus dem Handel. Und das ist rund 1.830.000.000.000 (1,83 Billionen) Euro billiger als das, was man im restlichen Europa auf den Weg gebracht hat.
Nur falls sich jemand fragen sollte, warum die Schweiz der führende Bankenplatz des Kontinents ist. Profitieren von Paranoia seit 1929. Man muss das nicht mögen. Es ist halt so, und falls die UBS nicht über den Jordan geht, kenne ich einen Gewinner der Krise, und sehr viele Verlierer. In etwa so viele, wie es um die Schweiz herum Einwohner gibt.
donalphons, 23:12h
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Abend/Morgen
Die Gäste kamen, als die Münchner im Stau nach Norden steckten.

Heute geht es mit Iris und Susi auf den Ahornboden. Wir haben phantastisches Wetter. Hätte ich am Freitag nicht Nebel gesehen, ich könnte mir nicht vorstellen, dass es dergleichen hier gibt.

Netterweise haben sich die Verpflichtungen auch in Luft aufgelöst, Berlin war dann doch zu riskant - bis zum nächsten Meinungsumschwung. Warum können die Leute nicht einfach ihr Geld in einem langen, soliden Rutsch ohne Umschichten und Panik verlieren?

Heute geht es mit Iris und Susi auf den Ahornboden. Wir haben phantastisches Wetter. Hätte ich am Freitag nicht Nebel gesehen, ich könnte mir nicht vorstellen, dass es dergleichen hier gibt.

Netterweise haben sich die Verpflichtungen auch in Luft aufgelöst, Berlin war dann doch zu riskant - bis zum nächsten Meinungsumschwung. Warum können die Leute nicht einfach ihr Geld in einem langen, soliden Rutsch ohne Umschichten und Panik verlieren?
donalphons, 14:03h
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