... newer stories
Montag, 8. März 2010
Kurzfristig gesucht: Wetterwechsel
Leichter Morgennebel unter dem Blau des Himmels

Ein Herz für den Schnee und die Kälte und das Licht

Der Wind bläst den Puderzucker von den Bäumen

Heute, am Montag, ist die Hütte geschlossen

Aber der Blick ist weit und lichtdurchwirkt

Nur im Norden hängen Grauschleier in den Niederungen

Der rote Teufel ist im Tiefschnee wie ein Ferrari auf dem Saumpfad

Weiter unten fliegt er durch die Pulverschwaden und das Licht

Vom Schnee befreit, wird das Baguette mit Scamorza überzogen

Am Nachmittag setzen sich die Wolken im Tal fest

Was machen wir, wenn Rodeln nicht mehr geht, fragte morgens mawu

Drei Zentimeter Neuschnee in einer Stunde waren des Berges Antwort

Das bremst den Rodel, aber kaum den Spass bei der Abfahrt

Vielleicht wird es morgen wieder schön und sonnig.

Ein heisses Bad, eine Kanne Tee und eine Orgie in Trüffel

Es sind eisige, fette, anstrengende und phantastische Tage
donalphons, 11:49h
... link (35 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 7. März 2010
Fern grauer Städte Mauern
Ihr müsst jetzt sehr stark sein.
Ich war letzte Woche in Frankfurt noch vor dem sog. Kälteeinbruch, und ich weiss, wie sich das am Morgen der Polarluft in der Stadt anfühlte. Es war eisig kalt, ich fröstelte, ich schniefte, es war sonnig, ich hatte einen sehr schönen Abend hinter mir, und trotzdem war es, als hätte man mir Blei an die Füsse gehängt und Kleber in die Gelenke gespritzt. Man hält das eine Weile aus, aber auf Dauer, nach hundert Schritt, will man zurück in die Wohnung. Tu nicht so, schnauzt man sich an, es sind nur ein paar Meter und 2 Grad unter Null. Und dennoch, man wünscht sich den Frühling.

Hier am Tegernsee sind es üppige minus 6 Grad und 30 Zentimeter Neuschnee. Es ist wirklich kalt. Es ist wieder tiefster Winter. Juchee! Es ist wieder Winter! Winter, das ist kalt, sehr kalt, aber angenehm kalt, man muss sich nur bewegen, und in die Landschaft schauen.

Keine finsteren Gassen und keine arroganten Türme, durch die der Wind heult, die Kälte kitzelt in der Nase, aber sie ist rein, pur, ohne Abgase und Lärm, und alles erstrahlt in jenem frischen Weiss, das sich hier 30 Zentimeter dick auf den Zauberwald gelegt hat.

Später dann auch in Blau in den Schatten und Rosa im Abendlicht. Zu spät bin ich angekommen, zu spät losmarschiert, es reicht nicht mehr für den Gipfel, denn der neue Rodel ist viel zu schwer, um leichtfüssig hinauf zu eilen. Aber warum schnell sein, wenn die Schönheit den Wanderer in jedem Augenblick umfängt.

Dann geht es wieder hinab ins abendliche Tal, hinein in das Licht, das über dem satten, kalten und pulvrigen Weiss liegt, das auffliegt und alles bedeckt und, und, im Gesicht erst geschmolzen und dann durch den eisigen Fahrtwind frierend, in der Haut piekst, bis einen der nächste Sonnenstrahl ergreift.

In den Städten mögen sie maulen und keifen und in ihrer Twitter-Timeline ihre Follower beröcheln, aber hier oben, allein am Berg im Licht auf dem Weiss, da kann man sich kaum Schöneres vorstellen als den Bergwinter, diese eisige Göttin aus dem Zauberwald und ihren Millionen kleinen Eiskristallfeen, die durch die Luft flirren. In der Stadt ist der Winter wie Sterben, auch wenn man vegetiert. Hier am Berg kann einen das Wetter umbringen, aber man lebt. Und wie.

Aber das versteht keiner, der immer nur über Bildschirm und Handy gebeugt anderen erzählt, dass er etwas tut, das nur mit etwas gutem Willen wie Leben aussieht.
Ich war letzte Woche in Frankfurt noch vor dem sog. Kälteeinbruch, und ich weiss, wie sich das am Morgen der Polarluft in der Stadt anfühlte. Es war eisig kalt, ich fröstelte, ich schniefte, es war sonnig, ich hatte einen sehr schönen Abend hinter mir, und trotzdem war es, als hätte man mir Blei an die Füsse gehängt und Kleber in die Gelenke gespritzt. Man hält das eine Weile aus, aber auf Dauer, nach hundert Schritt, will man zurück in die Wohnung. Tu nicht so, schnauzt man sich an, es sind nur ein paar Meter und 2 Grad unter Null. Und dennoch, man wünscht sich den Frühling.

Hier am Tegernsee sind es üppige minus 6 Grad und 30 Zentimeter Neuschnee. Es ist wirklich kalt. Es ist wieder tiefster Winter. Juchee! Es ist wieder Winter! Winter, das ist kalt, sehr kalt, aber angenehm kalt, man muss sich nur bewegen, und in die Landschaft schauen.

Keine finsteren Gassen und keine arroganten Türme, durch die der Wind heult, die Kälte kitzelt in der Nase, aber sie ist rein, pur, ohne Abgase und Lärm, und alles erstrahlt in jenem frischen Weiss, das sich hier 30 Zentimeter dick auf den Zauberwald gelegt hat.

Später dann auch in Blau in den Schatten und Rosa im Abendlicht. Zu spät bin ich angekommen, zu spät losmarschiert, es reicht nicht mehr für den Gipfel, denn der neue Rodel ist viel zu schwer, um leichtfüssig hinauf zu eilen. Aber warum schnell sein, wenn die Schönheit den Wanderer in jedem Augenblick umfängt.

Dann geht es wieder hinab ins abendliche Tal, hinein in das Licht, das über dem satten, kalten und pulvrigen Weiss liegt, das auffliegt und alles bedeckt und, und, im Gesicht erst geschmolzen und dann durch den eisigen Fahrtwind frierend, in der Haut piekst, bis einen der nächste Sonnenstrahl ergreift.

In den Städten mögen sie maulen und keifen und in ihrer Twitter-Timeline ihre Follower beröcheln, aber hier oben, allein am Berg im Licht auf dem Weiss, da kann man sich kaum Schöneres vorstellen als den Bergwinter, diese eisige Göttin aus dem Zauberwald und ihren Millionen kleinen Eiskristallfeen, die durch die Luft flirren. In der Stadt ist der Winter wie Sterben, auch wenn man vegetiert. Hier am Berg kann einen das Wetter umbringen, aber man lebt. Und wie.

Aber das versteht keiner, der immer nur über Bildschirm und Handy gebeugt anderen erzählt, dass er etwas tut, das nur mit etwas gutem Willen wie Leben aussieht.
donalphons, 20:37h
... link (21 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 6. März 2010
Wir nannten es theShit
Diese dumme Messe in einer dummen Stadt in einer Gegend, in der Gott bei der Schöpfung die Ideen ausgingen, dieser Jahrmarkt der hässlichen Maschinenmenschen ohne jeden Grund für Eitelkeiten, da ungepflegt, schlecht riechend und billige Schuhe tragend. Wie bekifft muss man eigentlich sein, um in sowas die Zukunft des Netzes, der Wirtschaft, der Arbeit zu sehen, warum haut man die Bitkom-Kriecher um Einfluss und Lobbyarbeit nicht einfach aufs Maul...
Ich hatte übrigens sehr feine Tage nicht in Hannover, ich war Bücher kaufen und am Abend zu feinen Gesprächen aus und auf der Heimreise der Tortenjunge, das Äquivalent zum Schokoladenmädchen, als ich in Pommersfelden hielt -

und heute hatte ich Kuchen, ein Sofa und etwas Zeit, um zumindest ein paar dieser Leute in der FAZ zu erklären, wo sie sind, wo sie bleiben und wo sie nie ankommen werden, wenn sie nicht endlich anfangen, sich als das Mietpersonal zu benehmen, das sie sind.
Ich hatte übrigens sehr feine Tage nicht in Hannover, ich war Bücher kaufen und am Abend zu feinen Gesprächen aus und auf der Heimreise der Tortenjunge, das Äquivalent zum Schokoladenmädchen, als ich in Pommersfelden hielt -

und heute hatte ich Kuchen, ein Sofa und etwas Zeit, um zumindest ein paar dieser Leute in der FAZ zu erklären, wo sie sind, wo sie bleiben und wo sie nie ankommen werden, wenn sie nicht endlich anfangen, sich als das Mietpersonal zu benehmen, das sie sind.
donalphons, 23:43h
... link (15 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 6. März 2010
Die echten Leidenschaften von unten nach oben
Oh, Alabasterbearbeitung nach antiken Vorbildern aus Volterra, das ist voll mit Tischzierat des Barock! Das muss ich haben. Und dieses Buch über Witgenstein als Architekt, da war doch dieser Beitrag in der World of Interiors. Gut, Pietra Dura, das ist natürlich nur ein Randbereich, aber wer weiss, wann ich das brauchen werde? Es gibt so wenige Monografien zu diesem Thema. Mal schnell zur Kasse tragen. Was ist denn da hinter Glas? Der Kölner Richelieu-Katalog? Den wollte ich ja schon immer haben!
Nochmal in die Kruschkiste schauen... ahhh, Unterwasserarchäologie in Ägypten, immer nur her damit, und Zurbaran - ich liebe spanisches Barock! Ja, auch den schweren Zurbaran. Das Buch über die Schreibmöbel, das ist einfach zu prächtig, und Malerei des Risorgimento, davon weiss ich so gut wie gar nichts, aber das sollte sich ändern. Oh, da ist ja noch ein Buch über kulinarische Antiquitäten, wie nett, das muss ich haben... hoffentlich geht das alles in den Kofferraum, mit dem Gepäck.

Nochmal in die Kruschkiste schauen... ahhh, Unterwasserarchäologie in Ägypten, immer nur her damit, und Zurbaran - ich liebe spanisches Barock! Ja, auch den schweren Zurbaran. Das Buch über die Schreibmöbel, das ist einfach zu prächtig, und Malerei des Risorgimento, davon weiss ich so gut wie gar nichts, aber das sollte sich ändern. Oh, da ist ja noch ein Buch über kulinarische Antiquitäten, wie nett, das muss ich haben... hoffentlich geht das alles in den Kofferraum, mit dem Gepäck.
donalphons, 00:39h
... link (3 Kommentare) ... comment
Wo sind eigentlich
jetzt all die Rechtspopulisten, die nach Fällen von Kindesmissbrauch härtere Strafen fordern, wo sind die Familienministerinnen, die eine schärfere Überwachung von kirchlichen Einrichtungen fordern, wo sind denn die Leute hinverschwunden, die alle sexuelle Verwahrlosung in den 68ern begründet sehen, wo sind eigentlich all die Konservativen, die sonst immer schnelle Antworten bishin zur Sterilisierung und Wegsperrung von Tätern haben -
wenn die Täter diesmal von der katholischen Kirche stammen und von ihr gedeckt wurden? Und: Ist das Internet wirklich so ein grossen Problem bei der Kinderpornographie, wenn man es mit dem vergleicht, was jetzt ans Tageslich kommt?
wenn die Täter diesmal von der katholischen Kirche stammen und von ihr gedeckt wurden? Und: Ist das Internet wirklich so ein grossen Problem bei der Kinderpornographie, wenn man es mit dem vergleicht, was jetzt ans Tageslich kommt?
donalphons, 21:58h
... link (34 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 4. März 2010
Das grosse Elend von Frankfurt.
Mein innerer Kompass kommt mit 2 Himmelsrichtungen aus: 1 Süden 0,7 West und 0,3 Ost, macht zusammen 2. Alles andere schlägt mir aufs Gemüt, wenn es sich von meiner Heimat wegbewegt, die Barchetta startet nur widerwillig, ich finde die Schlüssel nicht und ausserdem ist es dann sowieso schon oft viel zu spät, und selbst graue Tage am See sind dann wirklich nicht zu verachten.

Es könnte ja weitaus schlimmer sein, ich könnte in dieser entsetzlich wunderbar erhaltenen 60er-Jahre-Stadtsimulation namens Frankfurt sein, diesem Moloch mit dem Schlechtesten, was die deutsche Architektur hervorbrachte und mit Ecken, gegen die das Hotel Überfahrt wie ein Gebäude wirkt. Mich machen Städte ohne echtes Zentrum, ohne historischen Stadtkern krank, und bei Frankfurt habe ich immer den Eindruck, in einer dieser scheusslichen Miniatureisenbahnen gefangen zu sein, die man in den 70er Jahren noch gern mit Blocks, Wohnmaschinen und Glasbetonbauten ausstattete. Immerhin gibt es trotzdem hier auch Museen, in die man flüchten kann. Und selbst, wenn in den Museen die Ausstellung elend überzogener Ramsch gezeigt wird, bei dem allein der Name ziehen soll, gibt es daneben immer noch einen Buchladen, der auch modern Antiquarisches aus dem Sektor Kunstbuch führt und keine Wünsche offen lässt. Doch, man kann sich auch in Frankfurt einen schönen Tag machen, mit ein paar Euro und etwas Jagdinstinkt, und auch heute

Nichts da. Der Buchladen mit seinen meterhohen Regalwänden, der wirklich, wirklich tolle Buchladen, wie München ihn haben müsste und natürlich nicht hat, ist weg. Aus. Vorbei. Kommt auch nicht wieder. Später gibt es hier vielleicht mal Kataloge, aber keine Meter mit all den Dingen mehr, die man einfach haben musste. es war ein Buchladen, bei dem man am liebsten Mit dem LKW hingefahren wäre, um ihn auszurauben. Der LKW ist nun gekommen, aber niemand hat deshalb seinen Spass.
Was für ein Elend.

Es könnte ja weitaus schlimmer sein, ich könnte in dieser entsetzlich wunderbar erhaltenen 60er-Jahre-Stadtsimulation namens Frankfurt sein, diesem Moloch mit dem Schlechtesten, was die deutsche Architektur hervorbrachte und mit Ecken, gegen die das Hotel Überfahrt wie ein Gebäude wirkt. Mich machen Städte ohne echtes Zentrum, ohne historischen Stadtkern krank, und bei Frankfurt habe ich immer den Eindruck, in einer dieser scheusslichen Miniatureisenbahnen gefangen zu sein, die man in den 70er Jahren noch gern mit Blocks, Wohnmaschinen und Glasbetonbauten ausstattete. Immerhin gibt es trotzdem hier auch Museen, in die man flüchten kann. Und selbst, wenn in den Museen die Ausstellung elend überzogener Ramsch gezeigt wird, bei dem allein der Name ziehen soll, gibt es daneben immer noch einen Buchladen, der auch modern Antiquarisches aus dem Sektor Kunstbuch führt und keine Wünsche offen lässt. Doch, man kann sich auch in Frankfurt einen schönen Tag machen, mit ein paar Euro und etwas Jagdinstinkt, und auch heute

Nichts da. Der Buchladen mit seinen meterhohen Regalwänden, der wirklich, wirklich tolle Buchladen, wie München ihn haben müsste und natürlich nicht hat, ist weg. Aus. Vorbei. Kommt auch nicht wieder. Später gibt es hier vielleicht mal Kataloge, aber keine Meter mit all den Dingen mehr, die man einfach haben musste. es war ein Buchladen, bei dem man am liebsten Mit dem LKW hingefahren wäre, um ihn auszurauben. Der LKW ist nun gekommen, aber niemand hat deshalb seinen Spass.
Was für ein Elend.
donalphons, 20:45h
... link (32 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 3. März 2010
20.000
Die neuen Herren und die alten Westviertel heisst der Beitrag in der FAZ, mit dem das erste dortige Blog auf über 20.000 Kommentare kommen wird.
Das ist nicht wenig. (Und ich sage nie mehr, dass Profibloggen nichts werden kann)
Das ist nicht wenig. (Und ich sage nie mehr, dass Profibloggen nichts werden kann)
donalphons, 15:06h
... link (13 Kommentare) ... comment
Die rote Ungleichheit auf der Rodelstrecke
Rodeln ist ein vergleichsweise egalitärer Sport: Das Sportgerät selbst ist sehr billig und robust, der Umgang damit ist schnell zu erlernen, die Berge muss man selbst ersteigen, und auf der Abfahrt ist die Schwerkraft und der Luftwiderstand ebenso für alle gleich. Im Kern geht es, selbst wenn man es ernsthaft und mit einem Sinn für Wettbewerb betreibt, also eher um fahrerisches Können, Muskelkraft, Ausdauer, Kurvengeschwindigkeit und den Mut, erst im letzten Moment zu bremsen. Wenn man sich einen ordentlichen, niedrigen und flexiblen Rodel der Klasse über 150 Euro kauft, hat man in etwa Waffengleichheit, und der bessere Mann gewinnt. Es gibt ein paar Unterschiede; mein alter Jested, mit dem ich in diesem Winter oft unterwegs war, ist eher spurstabil und braucht Zeit etwas, um im Flachen anzugleiten, dafür wird der Naviser von Kathrein, der willigum die Kurven fetzt, ab einem bestimmten Moment kaum mehr noch schneller. Es sind keine grossen Unterschiede; auf der Neureuth überhole ich eigentlich mit jedem Rodel alles, was sich vor mir befindet.
Das könnte sich jetzt ändern:

Es wird im Internet viel geredet über Supersportrodel: Dass sie sehr schwer sind (20 Kilo), dass sie enorm teuer sind (man zahlt doppelt so viel wie für einen richtig guten Rennrodel), und dass sie eigentlich verboten gehören, wenn sie statt Stahlschienen sogenannte Belagschienen haben. Tatsächlich werden diese Rodel bei vielen Rennen ausgeschlossen, weil sie als unfair gegenüber jenen gelten, die das übliche Material fahren. Beklagt wird zudem, dass sich die höheren Kosten nicht wirklich lohnen, und so gibt es wirklich nur sehr wenige Leute, die ein derartiges Geschoss ihr Eigen nennen. Ich gehöre nun dazu, mit allen Schikanen: Extragewichte als Schienen über den Kufen, die den Schwerpunkt auf den Boden nageln, stark gewinkelte Belagschienen mit scharfen Kanten, extrem tiefe Sitzposition und eine Optik, die an Rennkatamarane erinnert. Es ist nicht das neueste Modell; in meiner typischen Tradition habe ich es gebraucht von einem Rennfahrer erstanden, der sich diese Geräte bei Gasser massschneidern liess. Ich bin kein Freund der aktuellen Modelle mit zu viel Metall und Plastik und Werbeaufdrucken; ich wollte etwas, das nicht falsch aussieht, wenn man es sich im Sepia klassischer Bergphotographie vorstellt - nicht das moderne, bunte Technikmonster, sondern ein Gerät, dem man noch seine Herkunft vom klassischen Rodel ansieht.

All der wenig freundlichen Gerüchte im Internet zum Trotz werden derartige Rodel unter Rennfahrern als unverzichtbar angesehen, es gibt also eine Diskrepanz zwischen dem Gerede und der gelebten Realität, und ich finde, es ist keine schlechte Idee, die Sache mal an einem wirklich schlechten Tag auf einer schlechten Strecke den Wallberg hinunter auszuprobieren - dort gibt es Sulz, Matsch, präparierte Streckenabschnitte, Eis, Gras und sogar Teer im Wechsel. Dazu noch einige sehr enge Kurven und als Krönung Rippen und Buckel, auf denen man abhebt. Wenn man schnell genug unterwegs ist.
Normalerweise mache ich bei der Abfahrt ein paar Bilder. Das ist etwas riskant und doof auf dem Jested, aber wenn der Gasser erst mal Fahrt aufnimmt, ist es selbstmörderisch. Du lieber Himmel. Ich war diesen Winter ein paar mal auf Eis enorm schnell unterwegs, aber nie, kein einziges Mal so schnell wie auf der an sich eher schlechten Wallbergstrecke. Zu schnell für mehr als ein Bild:

Denn das Gerät gleitet auf jedem Untergrund enorm schnell an. Selbst wenn sich die Kufen tief in den Untergrund graben: Es ist überall schnell. Besonders schnell ist es in den Kurven, da liegt es so gerade, als wäre es einbetoniert. Ich wusste bis gestern nicht, was in Kurven möglich ist - mit jedem anderen Rodel hätte es mich aufgestellt, die Innenkufe wäre abgehoben, und es hätte mich massiv derbröselt - der Gasser klebt am Boden, schneidet ins Eis und rauscht einfach mit etwas Gewichtsverlagerung durch, solange die Kurve nicht zu eng ist. Wenn sie dann wirklich zu eng ist, sollte man vorher gut bremsen, und nicht auf den Luftwiderstand vertrauen. Aufrichten bringt so gut wie nichts. Es ist dabei nicht schwerer zu fahren, als ein normaler Rodel, nur eben erheblich schneller unter allen Bedingungen. Wie ein Sportwagen hat es deshalb auch grössere Reserven in den Kurven und auf Buckeln; es steht besser auf unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten und zwingt einen, nicht dauernd den Fahrstil anzupassen, wenn etwa eine Kurve stark vereist ist. Dafür hat man alle Hände voll damit zu tun, die Geschwindigkeit und das eigene Entsetzen zu kontrollieren. Es geht enorm viel, was früher nicht möglich war, solange man sich damit abfindet, dass der Körper nur ein paar Zentimeter über dem Boden schwebt - oder auch nicht, wenn man abhebt und dann bei der Landung auf dem Schnee aufsetzt. Das Gerät ist perfekt für die mitunter sehr eisigen Bedingungen auf der Neureuth, aber viel zu schnell, als dass man es dort in den unübersichtlichen Kurven wirklich ausfahren könnte. Aber gerade bei den flacheren, geraden Gleitstücken wird das sicher ein spassiger nächster Winter, wenn mal wieder ein älterer Herr auf einem normalen Rennrodel einen zur Wettfahrt herausfordert.
Bleibt die Frage: Lohnt es sich? Nein, eigentlich nicht. Man muss ja nicht rasen. Der Berg ist so schön! Aber vielleicht denke ich im nächsten Winter anders, wenn das Entsetzen über mich selbst der Lust gewichen ist.
Das könnte sich jetzt ändern:

Es wird im Internet viel geredet über Supersportrodel: Dass sie sehr schwer sind (20 Kilo), dass sie enorm teuer sind (man zahlt doppelt so viel wie für einen richtig guten Rennrodel), und dass sie eigentlich verboten gehören, wenn sie statt Stahlschienen sogenannte Belagschienen haben. Tatsächlich werden diese Rodel bei vielen Rennen ausgeschlossen, weil sie als unfair gegenüber jenen gelten, die das übliche Material fahren. Beklagt wird zudem, dass sich die höheren Kosten nicht wirklich lohnen, und so gibt es wirklich nur sehr wenige Leute, die ein derartiges Geschoss ihr Eigen nennen. Ich gehöre nun dazu, mit allen Schikanen: Extragewichte als Schienen über den Kufen, die den Schwerpunkt auf den Boden nageln, stark gewinkelte Belagschienen mit scharfen Kanten, extrem tiefe Sitzposition und eine Optik, die an Rennkatamarane erinnert. Es ist nicht das neueste Modell; in meiner typischen Tradition habe ich es gebraucht von einem Rennfahrer erstanden, der sich diese Geräte bei Gasser massschneidern liess. Ich bin kein Freund der aktuellen Modelle mit zu viel Metall und Plastik und Werbeaufdrucken; ich wollte etwas, das nicht falsch aussieht, wenn man es sich im Sepia klassischer Bergphotographie vorstellt - nicht das moderne, bunte Technikmonster, sondern ein Gerät, dem man noch seine Herkunft vom klassischen Rodel ansieht.

All der wenig freundlichen Gerüchte im Internet zum Trotz werden derartige Rodel unter Rennfahrern als unverzichtbar angesehen, es gibt also eine Diskrepanz zwischen dem Gerede und der gelebten Realität, und ich finde, es ist keine schlechte Idee, die Sache mal an einem wirklich schlechten Tag auf einer schlechten Strecke den Wallberg hinunter auszuprobieren - dort gibt es Sulz, Matsch, präparierte Streckenabschnitte, Eis, Gras und sogar Teer im Wechsel. Dazu noch einige sehr enge Kurven und als Krönung Rippen und Buckel, auf denen man abhebt. Wenn man schnell genug unterwegs ist.
Normalerweise mache ich bei der Abfahrt ein paar Bilder. Das ist etwas riskant und doof auf dem Jested, aber wenn der Gasser erst mal Fahrt aufnimmt, ist es selbstmörderisch. Du lieber Himmel. Ich war diesen Winter ein paar mal auf Eis enorm schnell unterwegs, aber nie, kein einziges Mal so schnell wie auf der an sich eher schlechten Wallbergstrecke. Zu schnell für mehr als ein Bild:

Denn das Gerät gleitet auf jedem Untergrund enorm schnell an. Selbst wenn sich die Kufen tief in den Untergrund graben: Es ist überall schnell. Besonders schnell ist es in den Kurven, da liegt es so gerade, als wäre es einbetoniert. Ich wusste bis gestern nicht, was in Kurven möglich ist - mit jedem anderen Rodel hätte es mich aufgestellt, die Innenkufe wäre abgehoben, und es hätte mich massiv derbröselt - der Gasser klebt am Boden, schneidet ins Eis und rauscht einfach mit etwas Gewichtsverlagerung durch, solange die Kurve nicht zu eng ist. Wenn sie dann wirklich zu eng ist, sollte man vorher gut bremsen, und nicht auf den Luftwiderstand vertrauen. Aufrichten bringt so gut wie nichts. Es ist dabei nicht schwerer zu fahren, als ein normaler Rodel, nur eben erheblich schneller unter allen Bedingungen. Wie ein Sportwagen hat es deshalb auch grössere Reserven in den Kurven und auf Buckeln; es steht besser auf unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten und zwingt einen, nicht dauernd den Fahrstil anzupassen, wenn etwa eine Kurve stark vereist ist. Dafür hat man alle Hände voll damit zu tun, die Geschwindigkeit und das eigene Entsetzen zu kontrollieren. Es geht enorm viel, was früher nicht möglich war, solange man sich damit abfindet, dass der Körper nur ein paar Zentimeter über dem Boden schwebt - oder auch nicht, wenn man abhebt und dann bei der Landung auf dem Schnee aufsetzt. Das Gerät ist perfekt für die mitunter sehr eisigen Bedingungen auf der Neureuth, aber viel zu schnell, als dass man es dort in den unübersichtlichen Kurven wirklich ausfahren könnte. Aber gerade bei den flacheren, geraden Gleitstücken wird das sicher ein spassiger nächster Winter, wenn mal wieder ein älterer Herr auf einem normalen Rennrodel einen zur Wettfahrt herausfordert.
Bleibt die Frage: Lohnt es sich? Nein, eigentlich nicht. Man muss ja nicht rasen. Der Berg ist so schön! Aber vielleicht denke ich im nächsten Winter anders, wenn das Entsetzen über mich selbst der Lust gewichen ist.
donalphons, 14:12h
... link (21 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 2. März 2010
Ein Tag in den Bergen
Am späten Vormittag am Tegernsee.

In den Blaubergen, Richtung Achenpass.

Der Achensee mit Blick auf Pertisau.

Oberhalb von Innsbruck, Richtung Ellbögen ist die Pflicht erfüllt, der Gasser Supersportrodel hat seinen Platz auf dem Gepäckträger gefunden. Nachdem um mich herum aufgerüstet wird, und ich ein paar Mal auf der sehr eisigen Neureuth ins Rutschen kam, habe ich mir dieses alten Rennwagen unter den Rodeln beschafft, mit Belagschienen und sehr niedrigem Gestell, von einem, der das Rennenfahren aufgegeben hat.
Jetzt aber gibt es nur noch ein Ziel. Italien, Südtirol, Sterzing, wo unten Frühling und oben noch Winter ist.

Nach dem Apfelstrudel - einen ganzen Apfelstrudel natürlich, einen bei Prenn und einen bei Haeusler, beschliesse ich, den geschlossenen Jaufenpass für eröffnet zu erklären.

Dort oben ist noch Winter und meterhoch Schnee, und so richtig geräumt ist der Pass auch nicht. Ich war schon mal schneller. Aber es ist jedesmal wieder überwältigend.

Grossbild
Man könnte nun weiter nach Meran, aber - später, bald, nicht heute, noch nicht heute. Heute geht es zurück über Kurven und Serpentinen nach Österreich.

Davor jedoch gilt es, den Bekannten am Ende der nächsten, sicher landschaftlich nicht so reizvollen Reise noch etwas mitzubringen.
Weiter nach Österreich, nach Pfons zu Gasser, wo der Rodel gebaut wurde, und nach Igls zur Bobbahn. Es sieht verlockend aus, besonders in der Nacht, man würde sich fast die Eisrinne hinunter stürzen wollen - aber eigentlich reichen mir die schmalen bayerischen Waldwege.

Und durch die Nacht geht es zurück am Achensee entlang, dann nach Bayern nach Hause.
Es war ein schöner Tag.

In den Blaubergen, Richtung Achenpass.

Der Achensee mit Blick auf Pertisau.

Oberhalb von Innsbruck, Richtung Ellbögen ist die Pflicht erfüllt, der Gasser Supersportrodel hat seinen Platz auf dem Gepäckträger gefunden. Nachdem um mich herum aufgerüstet wird, und ich ein paar Mal auf der sehr eisigen Neureuth ins Rutschen kam, habe ich mir dieses alten Rennwagen unter den Rodeln beschafft, mit Belagschienen und sehr niedrigem Gestell, von einem, der das Rennenfahren aufgegeben hat.

Jetzt aber gibt es nur noch ein Ziel. Italien, Südtirol, Sterzing, wo unten Frühling und oben noch Winter ist.

Nach dem Apfelstrudel - einen ganzen Apfelstrudel natürlich, einen bei Prenn und einen bei Haeusler, beschliesse ich, den geschlossenen Jaufenpass für eröffnet zu erklären.

Dort oben ist noch Winter und meterhoch Schnee, und so richtig geräumt ist der Pass auch nicht. Ich war schon mal schneller. Aber es ist jedesmal wieder überwältigend.

Grossbild
Man könnte nun weiter nach Meran, aber - später, bald, nicht heute, noch nicht heute. Heute geht es zurück über Kurven und Serpentinen nach Österreich.

Davor jedoch gilt es, den Bekannten am Ende der nächsten, sicher landschaftlich nicht so reizvollen Reise noch etwas mitzubringen.

Weiter nach Österreich, nach Pfons zu Gasser, wo der Rodel gebaut wurde, und nach Igls zur Bobbahn. Es sieht verlockend aus, besonders in der Nacht, man würde sich fast die Eisrinne hinunter stürzen wollen - aber eigentlich reichen mir die schmalen bayerischen Waldwege.

Und durch die Nacht geht es zurück am Achensee entlang, dann nach Bayern nach Hause.

Es war ein schöner Tag.
donalphons, 14:02h
... link (8 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 2. März 2010
An der Grenze
Natürlich ist der Brenner der Punkt, an dem der Alpenhauptkamm überwunden wird, aber in meinen Augen ist die echte Grenze zwischen alpiner und mediterraner Region drr Jaufenpass. Und wenn man ihn wieder ohne allzu grosse Mühe erreichen kann, gewissermassen ein Loch durch Schnee und Eis piekst, und oben auf 2100 Meter allein steht - dann beginnt auch der Frühling.

Der Umstand, dass mich eine Rodelangelegenheit hierher gebracht hat, widerspricht natürlich dem Wunsch nach lauwarmer Luft über den Palmen in Meran, 1800 Meter weiter unten. Aber selbst hier oben merkt man an der Kraft der Sonne: Der Winter neigt sich dem Ende zu, die Berge verlieren auch hier oben ihre Eispanzer, die Rodel kommen in den Keller und die Räder werden aufgepumpt. Und während am Tegernsee in den Höhen noch der Winter regiert -

spitzt am Ufer der erste Bärlauch aus dem Boden. Morgen jedoch geht es noch einmal auf den Berg, das neue Gerät ausprobieren. Ausnahmsweise mit der Gondel auf den Wallberg, aber so ist das immer am Ende der Saison. Dort oben geht noch was, während unten die ersten Millionärsrentner auf den Bänken sitzen und sich freuen, den Winter auch diesmal überlebt zu haben.

Der Umstand, dass mich eine Rodelangelegenheit hierher gebracht hat, widerspricht natürlich dem Wunsch nach lauwarmer Luft über den Palmen in Meran, 1800 Meter weiter unten. Aber selbst hier oben merkt man an der Kraft der Sonne: Der Winter neigt sich dem Ende zu, die Berge verlieren auch hier oben ihre Eispanzer, die Rodel kommen in den Keller und die Räder werden aufgepumpt. Und während am Tegernsee in den Höhen noch der Winter regiert -

spitzt am Ufer der erste Bärlauch aus dem Boden. Morgen jedoch geht es noch einmal auf den Berg, das neue Gerät ausprobieren. Ausnahmsweise mit der Gondel auf den Wallberg, aber so ist das immer am Ende der Saison. Dort oben geht noch was, während unten die ersten Millionärsrentner auf den Bänken sitzen und sich freuen, den Winter auch diesmal überlebt zu haben.
donalphons, 00:50h
... link (10 Kommentare) ... comment
Die Anlösung der Problemeltern der grossen Liebe
Dass man nicht unbedingt dem Durchschnitt entspricht, bemerkt man, wenn man für einen Teller mit freuden mehr ausgibt, als andere für einen ganzen Karton Becher mit dummen, aufgedruckten Sprüchen zu zahlen bereit wären. Und die Teller dann auch nicht benutzt, in jenem Sinne, da es der normale Mensch tut.

Aber auch, wenn jede Kuchengabel diese feinen Gebilde des 18. Jahrhunderts sofort schädigen würde - es gibt auch noch andere Verwendungszwecke für Famille Rose. Im 18. Jahrhundert sagten die Fürsten: Sehr her, ich kann. Heute kann man damit zu späteren, absolutistischen Schwiegereltern sagen: Sehr her, ich mache Euch keine Schande. Und all das ohne die entwürdigende Fragerei, die sonst unvermeidlicher Begleiter der zwischenfamiliären Absprachen ist. Steht so geschrieben der FAZ, wo sicher viele dieses Problem aus eigener Erfahrung kennen.

Aber auch, wenn jede Kuchengabel diese feinen Gebilde des 18. Jahrhunderts sofort schädigen würde - es gibt auch noch andere Verwendungszwecke für Famille Rose. Im 18. Jahrhundert sagten die Fürsten: Sehr her, ich kann. Heute kann man damit zu späteren, absolutistischen Schwiegereltern sagen: Sehr her, ich mache Euch keine Schande. Und all das ohne die entwürdigende Fragerei, die sonst unvermeidlicher Begleiter der zwischenfamiliären Absprachen ist. Steht so geschrieben der FAZ, wo sicher viele dieses Problem aus eigener Erfahrung kennen.
donalphons, 11:00h
... link (4 Kommentare) ... comment
... older stories