: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 5. September 2011

FDP -

eine Partei wie ein Verkehrsunfall am Brückenpfeiler mit viel Alkohol und ohne Sicherheitsgurte.

Da lacht die Union im Strassengraben.

Edit: Nicht nur die FDP und die Union saufen ab, auch der Sommer erlebt seinen letzten Badetag in den Bergen, und ich stelle mit Erstaunen fest, dass ich nicht nur mit dem Rennrad nach Tegernsee fahren und den Berg wieder hochkeuchen kann. Ich kan dabei mit der Torte in der Hand und Sehnenproblem und Übergewicht auch andere Rennradfahrer überolen.















Vielleicht nicht unbedingt das, was man braucht, wenn man jung, schlank und supersportiv in weissen Radlkleidern auf einer modernsten Carbonflunder meint, auf der Uferstrasse schnell unterwegs zu sein.

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Gruss über die Berge

Butter, Sahne und Pfifferlinge aus Bayern.

Spinatknödel so gut wie ich es nicht kann aus Tirol.

Käsehäubchen und noch mehr Pecorino aus der Toskana.



Weil es viel Pecorino ist, sollte man sehr vorsichtig mit dem Salz sein.

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Sonntag, 4. September 2011

Samstag auf Schicht

Das hier ist das nächste Thema in der FAZ (Print), wenn erst mal das erste gekommen ist.



Dann geht es nämlich mit Kühen und ihrer Milch von Gmund nach Kreuth, wie heute auch schon. Und darüber hinaus.



Es geht heute um Rohstoffknappheit, Ölkrisen, Inflation, den nahen Osten, das nähere Österreich und die Frage, wo wir unseren letzten Tank verbrennen werden.



Und die Antwort ist einfach, denn wenn wir die Wahl zwischen Erfrieren und Auto Abstellen haben, wird uns einfallen, was für ein lausiger Tod die Kälte sein kann.



Wie so oft, kann man in der Vergangenheit aus den Fehlern der Gegenwart lernen, und darum wird sich die Geschichte drehen. Denn dort gibt es jede Menge Vergangenheit für heutige Nutzung.



Damit wird dann auch der letzte Tank für das Auto gerettet, und den brauche ich für den Weg zum Büro. Und das sollte nicht weit weg vom Ort des Interviews sein. Und nicht zu viel kosten.



Das ist es, mein Büro. Da hat zwar keine Heizung, aber wenigstens leicht fliessendes Wasser. Münchner dürfen mein Abwasser nutzen. Das nenne ich Luxus.



Natürlich sind auch ein paar Münchner da - noch hat das Oktoberfest nicht begonnen - aber sie stören nicht besonders mit ihrem roten Gummiboot



Denn der See ist gross und meine Liegewiese ist fast so frei wie die üppig dimensionierte Decke des Büros, in dem ich immer im Halbschatten etwas umherwandere.



In der knalligen Sonne nämlich ist es hier oben kaum auszuhalten. Und wenn es nicht so wäre, gäbe es noch jede Menge weiterer Büroplätze. Ohne Internet, aber mit Strand.



Und einem Wasser... ich bin ja immer wieder hingerissen von den Farben, die das klare Wasser hier annimmt. Von einem satten Dünkelgün der Wälder.



Bis zu einem knalligen Türkis der 50er-Jahre. Man kann darin sogar baden, wenn man will und Zeit hat. Es gibt nicht viele Septembertage, da man hier baden kann. Glück gehabt.



Aber ich gehe nur kurz hinein und mache mich dann an meine stressige, nervenzehrende Arbeit und verstehe schnell wieder, warum es in diesem Beruf so viele Alkoho-like-r gibt: Ich würde mich auch besaufen, wenn mir andere dauernd solche Bilder schicken würden.



Zum Glück ist es noch nicht so weit, ich bin standhaft und genügsam, solange ich Goldrand und eine Decke dabei habe, und eun wenig Sonne, bevor die Berge dem Tag den Garaus machen.



So muss ich wieder nach Hause. Ich fahre noch schnell zum Tanken - 1,36 für den Liter Super, ausserdem habe ich viel über Kachelöfen gelrrnt - summe quando quando quando, und fahre heim.



Ein arbeitsreicher Tag neigt sich dem Ende entgegen, 4000 Zeichen sind geschrieben und 5000 fehlen nach, 2 Stunden habe ich geplaudert, weil ich ja nie gelernt habe, Interviews zu führen, und den Rest mache ich dann morgen, wenn ich Zeit habe. Ja, diese Wochenden: Man kann sie in diesem Beruf wirklich vergessen.

Das Hirn braucht schliesslich Platz für weitere Wochenenden.

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Zurück

Sicher, es ist Kitsch aus den dreissiger Jahren, aber trotzdem war ich leicht in Versuchung, die lesende Nackte auf dem Berg zu kaufen. Fast. Buch. Frau. Nsckt. Sonne. Berge. Eigentlich hat das Bild alles, was ich mag. Fehlt nur eine Torte und ein Renaissancegebäude im Tal.



Dahinter in Schatten lauernd: Der Verkäufer. Es ist ja ein wenig, wie soll ich sagen, doppelmoralisch, mit solchen nackten Frauen Geschäfte zu machen und sich dahinter im Schatten zu verkriechen. Aber in Zeiten, da Medienjournalisten plötzlich über Sender wegen eines Abstimmungsmodus herziehen, und ausgerechnet ihren Blogkumpel, der zur gezielten Manipulation der Ergebnisse der Konkurrenz aufgerufen hat, wegen des Missbrauchs derselben freisprechen, sollte man grosszügig sein. Der Mann will nur Schatten. Andere wollten die Vorherrschaft in der Bloggerei, und ich bin um wirklich jeden Beitrag froh, der geholfen hat, die Blogwerber scheitern zu lassen.



Nachden ich nicht bigott bin und gemeinhin so handle, wie ich rede, habe ich mich dann auch lieber nach Tischdecken umgeschaut, von denen man nach meinen Worten ja nie genug haben kann. Besonders nicht von den alten Tischdecken, die man schon hat, aber mehr ist immer gut. Der Flohmarkt in Gmund ist zwar nicht gut, aber für sowas dann wieder doch ganz famos.



Dann geht es über die Brücke zum Dorfladen.

Das sind dann übrigens die Momente, da ich bei einer Freundin anrufen will, die denkt, ich würde nicht ahnen, wie privilegiert ich bin. Ich würde sie gern anrufen und sagen: Doch, mir ist das schon bewusst, sehr oft jedenfalls und im Moment ganz sicher. Es gibt viele Brücken. Die meisten führen über ein Hindernis hinweg. Die hier geht über das Paradies. Doch, ich weiss. Wirklich. Und das würde ich jetzt gern mit Dir... Aber ich habe kein Telefon dabei, wie immer, wenn ich hier bin. Also weiter zum Dorfladen, wo die FAZ ausverkauft ist. Ärgerlich, da ist, glaube ich, heute der Beitrag über den Dorfladen drin.



Es ist ein wengal blöd heiute, weil ich eigentlich gar nicht hier sein sollte. Natürlich habe ich alles mögliche mitgenommen zum Waschen, Pjyama, Badehose und Handtücher, und jetzt wird es eng, oder zu eng: Das muss schnell nachgekauft werden. Pjyamakauf habe ich immer gehasst, ich fand die Dinger nie schön, aber in Gmund gibt es ein Wäschegeschäft, die jede Saison einen haben, der englisch daherkommt und mir gefällt. Diesmal mit dunkelrotem Karo. Kaum kann ich der Versuchung widerstehen, ihn anzuziehen und mich damit an die neue Tischdecke zu setzen. Man soll ja keinen neidisch machen.

Doch. Es geht mir schon gut hier.

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Samstag, 3. September 2011

Betreuung schlecht gelaunter Katzen inclusive

Stör mich nicht.



Lass mich schlafen.



Wir gehen da nicht raus.



Und wenn wir dann das Nassfutter wegen der falschen Geschmacksrichtung verweigert haben, und die eine der anderen die Knuspertaschen weggenommen hat, überlegen wir uns das nochmal in Ruhe bis zu dem Zeitpunkt, da wir nicht mehr raus dürfen, und dann versuchen wir, durch das Fenster abzuhauen.

Solange kannst Du ja schon mal darüber schreiben, dass Du Manipulationen beim TV Lab von ZDFneo nicht magst, auch wenn das angeblich alle machen und kein Zweifel darin bestehen kann, dass der ein oder andere Typ sich bald wieder was einfallen lässt, um seinen zur Manipulation anstiftenden Blogwerbekumpel entsprechend zu rächen.

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Freitag, 2. September 2011

Er war ein Glückskind

Sie wohnten nicht im Westviertel, sondern zwischen der Altstadt und dem Viertel, in dem man besser nicht wohnt: Im früher 20. Jahrhundert war das das erste Villenviertel gleich beim mondänen Bahnhof, der später andere Viertel nach sich ziehen sollte, und die Villen in einen Dämmerschlaf versetzte. Und der Sohn war ein Glückskind.

Er und sein späterer Partner waren von jener Art glücklicher Jugendlicher, die schon in der Schule aus den gängigen Rastern herausgefallen sind: Nicht Aufreisser, aber etwas selbstverliebt und reizend, nicht streberhaft, aber mühelos beim Durcheilen der Klassen, und so ungewöhnlich, dass sie als sehr interessant galten. Und er, wie gesagt, war ein Glückskind. Alles flog ihm zu, die Wertschätzung seiner Eltern, der schulische Erfolg, und irgendwann gewann er auch einen teuren Rechner beim Preisausschreiben eines Kunkfoodherstellers. Das war in einer Zeit, als der normale Schüler vielleicht einen C64 und einen TI-35 hatte. Es war immer eine Gaudi mit ihm.

Und so ging es eigentlich immer weiter: Er studierte an einem Ort und wechselte, weil es dort zu langweilig war, an einen anderen Ort, hatte dort mehr Gaudi, tat sich dann mit seinem Kollegen zusammen und entwickelte eine Art Bühnenshow. Es waren die 90er Jahre, die neuen Medien (Privat-TV, Privat-Radio) galten als die Zukunft und brauchten frische Gesichter und respektlose Ideen. Und dort versuchten sie ihr Glück jenseits des Studiums, und hatten Erfolg. Sie waren auf ihre Art Stilikonen.

Es folgte das volle Münchner Programm: Adabei, Promi, Dauereingeladene, Filmfest, lange Nacht der Medien, Bayerischer Filmpreis, Produktionsfirma, Franchisingfirma, Fernsehrollen, Kinofilm, noch einer, noch einer, noch einer, Werbung, Teil der ganz lustigen Blase, Auftritte in der ganzen Republik. Das Übliche, wenn man so will. Die typische Geschichte der Gewinner des Medienwandels, die man sich gerne anschaut und etwas vergisst, auf welchem Subniveau ihre Kollegen mittlerweile daherkommen, die es nicht geschafft haben.

Aber jede Rolle ist irgendwann ausgereizt, und so war nun die Zeit gekommen, da andere Wohltaten zufliegen sollten. Mitte 30 schon ein Star, da sollte noch etwas gehen, nachdem alles andere schon gegangen ist, Fotomodellfrau, Kinder, Anwesen nördlich von München und, natürlich, finanzieller Erfolg. Jetzt wäre der Moment zum Durchstarten in neue Bereiche gewesen. Das Alte hinter sich lassen und das Neue beginnen.

Irgendwie kam aber nichts Richtiges mehr.

Sicher, weiterhin wurde er überall eingeladen und gesehen, das typische Münchner Promidasein, Bunte, Bild, AZ, aber der Übergang von einer lockeren Existenz zu einer etwas ernsthafteren Darbietungskunst war nicht so einfach. Dabei sein, das ist wie beim Computerspiel, heisst nicht zwingend mitspielen. Man sah ihn, man hörte von ihm, den Computerspielen blieb er treu, die Auftritte blieben irgendwie krass, vermutlich mangels Alternatitiven, aber eben: Nichts Konkretes. Konkret in dem Sinne, dass es mit der Ausnahmekarriere steil weitergehen würde.

Die oben gennannten Medien berichten jetzt wieder gross über ihn. Scheidung, Überschuldung, Privatinsolvenz, sie sagen auch: Zu grosser Lebensstil angesichts nicht mehr so gut laufender Geschäfte. Das Promidasein ist nicht gerade eine Garantie für einen ruhigen Lebensweg. Sein Entdecker - ein Comedytexter - schreibt jetzt übrigens ein wenig gelesenes Blog beim Süddeutschen Magazin.

Was ich damit sagen will: Ich weiss schon, warum ich in den Stützen über das ganz normale Westviertel schreibe, über die durchschnittlich Vermögenden, und nicht über die exzeptionellen Vollgasfreunde. Die sind nicht typisch. Und auch nicht immer etwas, worüber man gerne schreibt.

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Freitarsch

Mit der Veröffentlichung eines Leaks ohne Rücksicht auf Verluste, das keines gewesen wäre, wenn der Fraitag es nicht gezielt in Verbindung mit Openleaks zu einem gemacht hätte, um Wikileaks zu beschädigen, kann ich hier diesem Freitag von dieser Stelle aus nur wünschen, dass, wenn er schon krepiert, seinem Geldgeber wenigstens saubere Verluste mitgibt. Methoden übler als die BILD. Nachträglich möchte ich den CCC zum Rausschmiss von Domscheid-Berg beglückwünschen.

Was für ein abstossendes, widerwärtiges Gesocks.

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Donnerstag, 1. September 2011

Schöner scheitern

Auch jedem Ende wohnt ein Zauber inne.



(Wenn es das Ende der Beziehung anderer Leute ist,und man damit nicht viel zu tun hat)

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Die Erlebnis-Schutzeinlage

Ich denke, wenn jemand seinen früher mal extrem teuren Rahmen von Klein dringend loswerden will, und ihn dann nach "Stress" verspätet im Karton eines teuren Laufstalls mit "Erlebnis-Schutzeinlage" verschickt



kann man schon sagen, dass das "Leben schenken" an ein Kind auch viel mit "Leben hergeben" bei den Eltern zu tun hat.

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Mittwoch, 31. August 2011

Lang genug

Es ist immer das gleiche: Nach zwei Wochen Tegernsee stellt sich so ein "Das könnte jetzt immer so weiter gehen"-Gefühl ein. Das ist sehr wohlig auf der einen Seite und sehr trügerisch auf der anderen: Natürlich kann es nicht immer so weiter gehen. Zu viel Tegernsee nimmt das Interesse am Rest der Welt, speist sich dieses Gefühl doch aus einer speziellen Einstellung, die man in etwa so umschreiben kann: Krepiert ihr mal anderswo, hier spielt das keine Rolle. Man hört auf, diese Welt allzu ernst zu nehmen. Mir ist schon klar, dass die Saufassis in den grossen Städten ein enormes Problem in den Transportmitteln darstellen: Aber was es nicht gubt, muss hier nicht beseitigt werden. Problementkoppelt, so würde ich das umschreiben.



Oder sagen wir es anders: Der normale Bewohner hier hat andere Probleme. Die erwachsen oft aus dem Alter, das hier sicher schöner ist als anderswo, aber der Verfall kommt so oder so. Es ist eine schönere Kulisse für ein altes Problem, aber man meint, sich vor allem um sich selbst kümmern zu dürfen, wenn das schon so sein muss. Ich denke ohnehin, dass das Glück der Menschen eher eine Sache der Hormone ist, denn die Sache des Geldes: Auch hier bringen sich manche um. Auch hier gibt es psychiatrische Leistungen und Märkte. Auch hier meint man, Unglück empfinden zu können. Die Nöte verschieben sich vom Alltäglichen zum Aussergewöhnlichen, das ist alles.



Insel der begrenzt Seligen, so könnte man das umschreiben. Tote auf längerem Luxusurlaub. Nach all der Zeit und der Gewöhnung - der Unterschied zwischen Westviertel und Tegernsee ist nicht so gross - kommt mir vieles immer noch reichlich unwirklich vor. Ich kann und sollte das aus beruflichen Gründen nicht ausblenden, aber auf der anderen Seite fühle ich schon das Verlangen, hier einzusinken in den warmen Teig und den süssen Saft dieser sehr speziellen, sehr kleinen und höchst angenehmen Welt, wo die Abwechslung allenfalls andere, ähnlich hübsche Orte sind. Allein, es ist nich zu früh, und profane Dinge stehen auch noch an. Zum Beispiel hat das Unwetter daheim doch ein Problem verursacht. Nichts Schlimmes, aber genug, um Ade zu sagen zum See, zu den Bergen und dem, was der Boden hier an bäuerlicher Kost hergibt.



Ich habe hier tatsächlich so etwas wie eine bildüberwältigte Schreibblockade, es gibt nicht so arg viel zu erzählen und was es zu erzählen gibt, ist irrelevant, zu privat oder so, dass ich mir wirklich einen Ruck geben muss, das alles geschlossen zusammenzuschreiben. Der Tag selbst ist zerhackt, dass es jedem Facebook-Junkie zur Ehre gereichen würde, nur ist man am Ende braun und dick und froh und hatte schönes Geschirr. Es gäbe hier grosse Geschichten, aber irgendwie bin ich dafür zu faul, und eine dieser Geschichten, die ich für ein Desiderat halte - eines von der Sorte, bei der man hofft, ein anderer möge es besorgen - wird jetzt auch anderweitig übernommen, selbst wenn der Boandlkramer hier seinen eigenen Reiz hat. Aber irgendwie ist mir das alles hier gerade zu schön und zu lebendig. Übrigens, in fünf Minuten bin ich an zwei Friedhöfen. Ich habe aber kein Interesse daran. Ich müsst mich schon zwingen. Und es reicht, wenn ich mich zum dritten Knösel zwing.



Aber all das het jetzt sein vorläufiges Ende. Ich reihe mich ein in den Stau gen Norden, aber es ist nicht zu weit, und ich kann bald wieder umdrehen.

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Stilecht

wäre es, wenn Westerwelle nicht nur zurücktreten, sondern gleich auch nach Algerien ausreisen würde.

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Dienstag, 30. August 2011

Wenn der Vater mit dem Sohne ohne die Mutter

Das Schöne an dieser Region ist, dass man zwar durchaus mal Schnee im August haben kann. Aber dafür gibt es dann auch Tage, an denen die Sonne diesen Schnee wieder wegbrennt, während sie anderswo erst gar nicht zum Vorschein kommt. Und wenn ich mich recht erinnere, gab es hier eigentlich noch jeden Hochsommer so einen kurzen Wintereinbruch mit anschliessendem Neusommer.



Ich finde es auch ganz angenehm, am Strand zu sitzen,. vor mich hin zu rösten und in der Ferne das funkelnde Weiss zu sehen. Manche essen im Sommer Eis, ich schaue mir gerne Schneeflächen an. Und wenn ich nicht gerade Probleme mit einer Sehne hätte, wäre ich da auch hochgerannt. Geht gerade leider nicht. Was geht, ist an den See gehen und dort liegen bleiben. Immerhin, es hätte auch schlimmer kommen können. Mit Sehnen soll man nicht spassen. Und mit dem Schicksal auch nicht, wenn es vorbei kommt.



Es gibt Leute, auch in meiner Bucht, die wohlgefällig solchen Schicksalen nachschauen. Nachdem sich gerade in meinem Umfeld wieder ein Scheidungsdrama abspielt (wie es eigentlich dauernd die letzten sieben Jahre Scheidungsdramen gibt, aus denen alle Schulschönheiten bis auf drei mit dem grossen "Wieder zu haben"-Schild hervorgegangen sind), blicke ich dagegen etwas skeptisch. Zumal hier am See mit hohem Freizeitwert schon gewisse Geschehnisse ins Auge fallen, selbst wenn sie nicht so offenkundig wie Kinderwägen sind: Die Väter und Mütter mit Kindern ohne Mütter und Väter. Das kommt mitunter ganz adrett daher, auf Mountainbikes und mit Helm, Freizeit, Sport, Abenteuer, und vor allem: Nicht selten.



Es ist der Sommer der Bücher, denn drei Frauen, deren Schreiben ich sehr schätze, haben Sachbücher verwirklicht: Das erste behandelt die Frage der Vorteile der Kinderlosigkeit, das Dtitte das Recht, sich die Diätterror zu widersetzen, was ich ja auch als Commandante Crasso di Panza di Lago di Bonzo erfolgreich tue, hier mal mein heutiges, mittleres Abendessen:



Und das Mittlere stammt von einer Journalistin, die sich kritisch mit der Patchworkfamilie auseinander setzt. Das liegt hier gerade vor. Da fällt einem schon auf, wie viele Teilfamilien hier in der Ferienzeit rumlaufen. Gerade, weil es auch viel Kontrast gibt. Es sind ja auch Einheimische hier, die gerade ein Haus gebaut oder gekauft haben, und ganz anders auftreten. Geschlossen. Vereint. Mit Trachtenjanker auch für die Tochter. Aber diese erkennbaren Tagestouristen, die in Halbfamilienstärke kommen - man sieht sie oft. Man wird den Verdacht nicht los. Man ahnt.



Man sieht manchmal auch die Blicke. Der MTB-Papa oben kam der Spaziermama unten entgegen und blickte so. Ich kann das schlecht beschreiben ausser "Ich will nie in die Lage kommen so blicken zu müssen". Und ich dachte so bei mir, dass Patchwork natürlich ein Elend ist, das Elend, das einem bei allen anderen Elenden eben so bleibt. Aber vielleicht auch eine Chance, wenn die Familientrümmer schon in der Ferienzeit alle an den See kommen: Das sind ja nicht die Ärmsten und Schlechtesten. Sehr sicher aber auch die Suchenden und irgndwo Unzufriedenen. Vielleicht könnte man ja im Internet so eine Registierungsstelle... so wie früher eine Kurzeitung, die ja ohnehin mein Ideal der Medienproduktion ist. Also, so eine Art Liste im Netz von anwesenden Halbfamilien, Aufenthaltsort, Vermögensreste, Schuldenstand, offene Rechnungen mit dem alten Partner, Interessen, Hausstandreste... und dann einen Algoridmus oder wie das heisst, der die besten Paare zusammenführt und sagt: Trefft Euch doch mal am Strand und probiert ungezwungen, wie es geht.



Das könnte viel Folgeelend vermeiden, und würde sich bei der Nähe der Scheidungsmetropole München - und vor allem angesichts der dortigen Geschiedenenqualität - eventuell lohnen. Sicher, das alles ist ein Graus, aber wenn man schon mit dem Elend der Menschen Geld verdient, dann doch so, dass sie mehr davon als einen teuren Scheidungsanwalt haben. Und um den Nachschub muss man sich keine Sorgen machen, so wie verrückt die jungen Frauen heute auf pompöse Hochzeiten sind.

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Der Kulturwandel beginnt im Kleinen

Als Archäologe schaut man ein wenig genauer hin, wenn etwas zu verschwinden droht: Weiss man doch, dass mit der veränderten Sachkultur oft auch ein Mentalitätswechsel einhergeht. Das muss bei vielen Aspekten der Gegenwart nicht mehr stimmern - der technische Übergang vom Röhren-TV zum Flachbildschirm ist ein enormer Sprung, aber keine inhaltliche Veränderung der darin lebenden Verblödung - aber in anderen Bereichen kann man durchaus den Niedergang ganzer Mentalitäten an Dingen festmachen. So beispielsweise am veränderten Sortiment eines Ladens in Sterzing, der jetzt statt handgemachter Tischdecken Handtaschen und Gürtel anbietet. Sowas passt natürlich prima in die FAZ:

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Montag, 29. August 2011

Liebe Tante Gertrude

ich hoffe, Onkel Alois hat sich wieder einigermassen von der fetten Ente erholt. Das war wirklich etwas viel, und bei uns in den Bächen sind sie schon sehr fett.



Liebe Ann-Catherine

tja, so ist das eben, aber denk Dir nichts, das dauert keine drei Monate, und ein anderer Prinz wird kommen. Ob das hier für Friederike das richtige wäre? Ich glaube, sie bekommt hier einen Kulturschock, nach den ersten 5 Jahren fast nur Metropole. Aber wir können das gerne ausprobieren. Jederzeit, ab Oktober oder November. Übrigens hat sich Georg auch gerade scheiden lassen, den solltest Du unbedingt mal treffen. Der ist total nett!



Liebe FAZ,

ich bin sowas von ausgebrannt, ich brauche

1. eine Gehaltserhöhung

2. einen längeren Urlaub

3. eine Schreibkraft für mein Büro. Ist gerade eine hübsche Praktikantin zu haben? Kost und Logis sind frei!



Lieber, verehrter Herr Sauswewind,

danke für das Angebot, wenn Sie mir preislich noch etwas entgegenkommen, nehme ich das kleine Böötchen vielleicht doch. Sicher, die Restaurierung hat sie 25.000 Euro gekostet, aber sehen wir den Tatsachen ins Auge: Mahagoniyachten von 30 Fuss Länge sind out, und bei Baujahr 1936 sagen hier alle "Autobahn" und nennen sie hinter meinem Rücken "HMS Himmler". Sie wissen doch, wie die Leute sind. 1500 fände ich in Ordnung.



Lieber Theo,

was, Dein Augenlicht, das Julchen ist durchgebrannt? Wie denn das? Ich bin schockiert! Und ich war so froh, dass sie in Dir den Mann gefunden hat, der ihr all das geben konnte, was ich nie hätte bieten können. Sicherheit. Eheversprechen. Einen A4 Kombi für Einkäufe, und dann dieses schnuckelige Haus gleich neben dem Haus Deiner lieben Eltern... ich begreife das einfach nicht. Bei mir hat sie sich nicht gemeldet, und ich habe auch keine Ahnung, wieso sie einen Flug nach München gebucht hat. Also, bei mir ist sie ganz sicher nicht. Wenn sie sich aber melden sollte, gebe ich Dir sofort Bescheid. So-fort!



Ja, hallo? Ach so, ja, der Termin, oh Gott wie konnte ich den nur... Da kann man jetzt nichts machen. Ich kann hier gerade unmöglich weg, der Sturm, der hat hier alles durcheinandergebracht, Sie ahnen nicht, wie das hier unter den Bäumen aussieht, höllisch. Also wirklich, vielleicht in drei Wochen. Ja, bis dann, da passt es!

Nein, Julchem, nein, natürlich mache ich das nicht, das war nur eine Ausrede, dann sind wir längst in Italien, Du und ich.



Liebe FAZ,

jetzt habe ich doch nochmal eine Frage: Kann ich bei Euch statt des Dienstwagens auch eine Dienstyacht anmelden? Die Praktikantin brauche ich übrigens nicht mehr, ich habe mir selbst eine Helferin beschafft, die ist auch kaum teurer!



Liebe Mieter,

könntet ihr bitte die Mülltonnen raustun? Mein Auto springt schon wieder nicht an.



Sehr geehrter Herr Prof. Ulmenhau,

danke für Ihren freundlichen Leserbrief. Ich finde ja auch, dass ich gesellschaftszersetzend schreibe, aber ich sage auch: Auf die richtige Gesellschaftszersetzung kommt es an. Man kann es wie eine Dürrekatastrophe machen, oder wie ein Vandalenüberfall, oder wie der fette Wurm im Apfel. Was treiben Sie eigentlich so in der Schweiz, wenn ich fragen darf? Auf dem Weg nach Singapur?



Liebe Mutter,

jeden Tag Sport, bei der Hitze kann man ohnehin nicht viel essen, und die Einsamkeit hier geht mir langsam auch auf die Nerven. Dünn werde ich hier, und gelangweilt! Komme bald! Nur diesmal muss ich die Mülltonne raustun, das ist am Dienstag. Das ist so eine neue Regelung hier in der kargen Bergwelt.


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