Zu den Feuern

Langsam, ganz langsam fange ich an zu glauben, dass sich Engagement lohnt. Langfristig. Das ist bei uns natütlich umstritten; Engagement bedeutet, etwas an Zuständen zu ändern, von denen man klar profitiert. Und an einem Land, einer Region, die auf dem Papier gländend sasteht. Wozu das alles, die wissen schon, was sie tun und was gut und für manche sogar sehr gut ist.



Der Beginn meiner journalistischen Karriere, wenn man das so nennen möchte, ist mit der Frage zusammengefallen, wie in Bayern Bürgerbegehren und Entscheide stattfinden sollten. Es gab einen Entwurf von Mehr Demokratie in Bayern e.V., und einen von der CSU. Die CSU setzt alles daran, ihre Vorstellungen, versehen mit hohen Hürden für die Bürger, durchzudrücken. Man würde gar keine Regionalpolitik mehr machen können, und ganz unrecht war das nicht aufgefasst: Die CSU verlor. Und die irrsten Ideen spart man sich seitdem auf lokaler Ebene. Niemand verliert gern einen Bürgerentscheid.



Damals habe ich mich ziemlich reingehängf, und der Dank sah so aus, dass die CSU unter Gauweiler in München den Ausbau des Mittleren Rings erzwang. Damit noch mehr Autos in die ohnehin überfüllte Stadt kamen. Und der Münchner erwies sich mehrheitlich als der Maklertyp, der er oft ist: Auf den eigenen Vorteil bedacht, entkoppelt von den Problemen, die er verursacht, a Sau, wie man das in Bayern so schön formuliert. Und die CSU hatte ein Gefühl dafür, wie man diesen Menschenschlag führte. Es waren die 90er. Die New Economy sollte bald kommen, Laptop und Lederhose, Privatisierung von Unternehmen und Verschwendung der Einnahmen in der Munich Area. Nicht gerade eine gute Zeit für Engagement.



Stoiber gewann eine Wahl nach der anderen, München blieb rotgrünrosa, was immer das bedeuten mag, in der Stadt wählte man den Ude und im Land- und Bundestag die Schwarzen. Zusammen mit Baden-Württemberg schien Bayern verflucht, und dass die Hessen ein noch abscheulicheres Regime hatten, half auch nicht weiter. Wenn es gar nicht mehr anders ging, kam die CSU daher und änderte irgendwie ihre Menung, sei es bei den Tschechen, sei es bei den Gleichgeschlechtlichen, bei den Familienverhältnissen - dort sogar sehr, wenn sie noch nebenbeiverhältnisse hatten -, bei der Ökologie, beim Genfrass und letztlich auch bei der Atomkraft. Es war für alle ein weiter Weg, viel weiter als meine Abendrunde, wo bald die Wehrkirche, das Ziel, in der Ferne erscheint.



Und es passierte wenig. Auf der Oberfläche. Darunter erkläre ich mir den Vorgang so: Früher waren die Menschen der Meinung, die CSU kümmere sich schon um alles. Dann veränderte sich die Haltung, man müsste die CSU wählen, weil sie Bayern eine Sonderrolle sichert. das ist schon ein Unterschied, ob man jemanden wählt, weil er gut ist, oder alternativlos. Und dann hatte Stoiber nichts Besseres zu tun, als die G8 durczudrücken. Ich denke, das achtstufige Gymnasium, das ist für Stoiber das, was Wackersdorf für Strauss ist. Da haben sie es zu weit getrieben. Eltern hassen das G8. Es macht die Familien zu Leistungsgemeinschaften. Das ist nicht das, was sie wollten. Dann kam noch die Landesbank, und dann die Klatsche. Keine absolute Mehrheit mehr.



Es ist auf der Kippe. Das fühlen sie bei der CSU, aber sie können auch nicht aus ihrer Haut. Gestern stand ich da oben neben der Wehrkirche, es wurde etas kälter, und ich fragte mich, wie das wohl wird, wenn die CSU morgen verliert. Sie werden es wohl machen wie immer: Wenn es demokrarisch nicht geht, dann eben mit allen anderen Methoden. Selbst wenn es vor Ort die Partei zerreisst, wie in Freising geschehen. Sie können nicht anders. Da drüben im Südsüdosten, da muss das werden, was die Partei will. Seehofer, der in einem Kaff im Sumpf lebt, in dem sich die Bürger schon beschweren, wenn ein Mal im Jahr ein Triathlon durchkommt, will jetzt bayernweit über die Grossbelästigung zugunsten der globalisierten Grosskopferten abstimmen lassen. Dabei ist der Flughafen München nur noch bin hier interessant: Billigflieger sitzen in Augsburg, Nürnberg hat selbst einen Flughafen, und noch weiter nördlich dominiert Frankfurt. Aber sie haben es so beschlossen, und eine Niederlage darf nicht sein, da drüben im Süden.



Und dabei ist es so ein schönes Land. Bayern ist, auch hier fern der Alpen, sagenhaft schön, zumal das keiner kennt, diese Region zwischen Donau und Altmühl, man ist weitgehend allein mit Sich und der Natur und vielen kleinen Strassen, auf denen niemand fährt. Sie machen wieder eine Allmende, Streuobstwiesen und Hecken, sie geben sich Mühe, ohne dass deshalb ein Tourist käme. Sie rstaurieren die Baxernhhäuser und retten die Juraarchitektur. Und in der Zeit zünden sie die Sonnwendfeuer an, die in den Hügeln aufflackern.



Es war kein weiter Weg bis hierher, nur über die ersten Höhenzüge des Jura nach der Ebene. Soll die CSU machen, was sie will, die Menschen ignorieren oder die Schönheit des Lsndes vereinnahmen: Es wird ihr nichts nützen. Vor 15 Jahren hätte man im Erdinger Moos einfach losbetoniert, und die Stadt hätte gefeiert; heute müssen sie von schweigenden Mehrheiten sprechen, was eben so bleibt, wenn man verloren hat. Nicht mehr viel. In anderthalb Jahren wissen wir mehr. Es ist eine kleine Radtour hier hinaus zu den Feuern, aber ein sehr weiter Weg von den gasverseuchten Wäldern in Wackersdorf, über denen die Eisenkrähen knattern, bis zum Zwitschern der Vögel im Moos bei Attaching.

Ausserdem: Aus Gerofling, man glaube mir das, ist noch nie etwas Gescheites auf diese Welt gekommen.

Montag, 18. Juni 2012, 01:48, von donalphons | |comment

 
Nur zu den Bildern
Stimmt. Schönes Land. Einmalige Gegenden. Fabelhaft eingefangen mit dem Fotoapparat.
Nur diese Radlfahrer-Mystik (nach unten treten um weiter zu kommen) passt – auch optisch, ästhetisch, wie auch immer das heißen mag – nicht ins Bild, bzw. die Serie.
Geschmackssache, klar. Trotzdem. Schade um die zwei Dawn-Stills

PS Für den Bayern nicht kennenden Betrachter: Hier (wie auf den Fotos) ist
der Himmel tatsächlich Teil der Gegend

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Natürlich ist der Bürger heute aktiver als noch vor 15 Jahren, Stichwort Wutbürger. Nur engagiert dieser Wutbürger sich nicht für langzeitige Interessen des ganzen Staats, sondern nur für seine Eigeninteressen. Und selbst darauf bezogen denkt er sehr kurzfristig. Energiewende: wird, wenn Ende des Jahrzehnts die entscheidenden AKW ausgeschaltet werden und Wurbürger sowohl neue Leitungen als auch Speicherkraftwerke verhindern, zu Chaos führen. Eine seit Jahrzehnten undurchdachte Einwanderungspolitik beschert uns vermutlich ab Mitte dieses Jahrhunderts den Abschied vom kulturellen Leben in aufgeklärter Form, manch junge heutige Frau wird im Alter noch feststellen müssen, daß Emanzipation nur noch eine ferne Erinnerung ist.Brandenburg ist übrigens auch sehr schön, und die ethnische Mischung wird dort noch lange traditionell sein. Bezüglich Bayern bin ich mir da nicht so sicher.

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*blabla*

Ceterum censeo Carthaginem esse delendam

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Das große Karthago führte drei Kriege...

http://www.tunesien-reisebericht.de/karthago.html

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Dann kann das mit Griechenland nochmal ein Jahr lang weitergehen wie bisher.
Heisst das, man kurzfristig nochmal neu zu 6 Prozent oder so dort anlegen?

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Der Schäuble hat in Frankfurt die Fiskalunion innerhalb 24 Mon versprochen, da haben Sie noch gute 12 Mon Zeit, in denen (wahrscheinlich) nichts entscheidendes passiert.
Sollte die Bevölkerung tatsächlich rebellieren, dann wird das Militär putschen.
Der neue Kanzler (oder what ever else) ist aus den 2% per Geburt und steht für deutsche Verhältnisse weit weit rechts.
Der macht eher den Krieg gegen die Türkei (dann ist Ihr Geld noch weniger in Gefahr), als eine andere Politik.

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The Great Gate, es ist keine Mystik, sondern einfach eine schonende Art der Fortbewegung: Leise, ohne Abgase, ressourcensparend und obendrein kostengünstig. Und dort, wo die beiden Bilder gemacht wurden, kann man nicht anhlaten bzw. kommt man mit dem Auto gar nicht hin.

In Griechenland sind die üblichen Schurken am Drücker und werden wie alle anderen auf eine Fiskaluion drängen. Die Chancen, dass Griechenland austritt, sind kleiner geworden, aber die Chancen, dass Deutschland des Stecker zieht, sind klar grösser.

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in europa wurden seit 2008 die morphindosen gesteigert. 
nun gibts palladon subkutan bereits morgens, mittags und abends, ohne dass der anonyme Patient noch besonders darauf anspricht.

der preis fuer dumpfe gemuetlichkeit auf pump ist wohl sehr hoch.

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@the great gate: Sogar die FAZ Blogs haben neuerdings ein Radfahrer (resp. "moundtain bike") Blog.
...das ich mangels Interesse nicht lese.

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@jeeves:
Bisher verpassen Sie da auch nichts, das muss ich als jemand, der dem Thema durchaus was abgewinnen kann, leider ganz klar sagen.

Nun ist mir klar, dass meine Radberichte auf der dunklen Seite auch keine hohe Literatur sind und durchaus ein paar Abonnenten aus den Anfangstagen meines Blogs vergrault haben. Aber dafür sind paar Leser und Kommentatoren dazugestoßen, die damit was anfangen können. Aber was 'the great gate' mit "Radfahrermystik" beim Don meint, erschließt sich mir überhaupt nicht...

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Man könnte ganz tolle Blogs zum Thema "Mobilität" machen.

Bei der FAZ sehe ich dazu aber nichts, nur zu einer Veranstaltung mit ein paar Dutzend Teilnehmern. Spitze Zielgruppe nennt man das wohl.

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Wie tröstlich, Herr Mark, mir hat sich das nämlich auch nicht so recht erschlossen. Und so lange Sie so interessante Ziele wie diese Großskulptur, Windmühlen, Türme oder den Rhein ansteuern, folge ich virtuell auch gern Ihren Radtouren.

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"Radfahrermystik"
Bißchen vertan, vermute ich. Statt "Radfahrermystik" meint er sicher "Radfahrermythik".

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Mythik? ... nicht doch "Mythos"?

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wenn es schon um die faz-blogs geht möchte ich auf den neuesten salon skuril hinweisen. Ein Thema, dass mich auch umtreibt und der Beitrag ist gut durchdacht.

Bei der Gelegenheit habe ich mir mal die Blogstatistik angeschaut. Da fehlt noch ein Quotient. Fördert das Kopfrechnen.

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@ jeeves 16:25

Ach, Mythik hört sich doch besser und gegenwärtiger an als Mythos, da denke ich immer an Dinge, die schon lange tot sind.

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Horsti und die CSU Epigonen?
wie Sie über dorobaer schrieben und es hier zeigen: gekonnt ist gekonnt und liest sich gut. Auch stimme ich Ihnen gerne zu g8 und Stoiber und dem Gerolfinger Rüpel und Dobrindt noch mehr zu.
aber lassen Sie ein paar gute Haare an der CSU und auch am schwarzen Peter, der nur noch wenige hat.
Die Vorteile der CSU Regierung sind greifbar. Nur ein einziges Beispiel dass Verhältnis Wohnungseinbrüche München:Köln. Sie können sich und Ihr großes Haus gegen Randalierer und Säufer und wilde Biesler schützen. Gegen eine Einbrecherbande hilft nur Polizei und Justiz, die in etwa tun, was wir erwarten.

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e-csu
Schäüble, ein Wahlverwandter der Genannten, hat bereits pläne für eine E-Bike -Zulage in der Schublade, die den Pendlern zugutekommt, welche alsbald nicht mehr in den Genuß steuerbefreiten Flugbenzins auf der dritten Startbahn kommen ...
Reines Muskelradfahren hingegen wurde wegen zu großer Anarchiepotentiale als nicht zuschußfähig verworfen. (Beleg: D.A)

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Eurogeddon vertagt (leider).

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lieber hans, sie katastrophenterrorist... ;-)=)

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ge-rofl-ing trifft es ganz gut.

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Lufthoheit
nach meiner Theorie hat der Stoibär mit dem Raucherschutzgesetz, die mehrheitbildenden Stammtische entzweit,und damit Abweichler erst ermöglicht.
Ein Klassiker der Kategorie Astsitzsäger

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Der Volksentscheid zum Nichtraucherschutz war doch die erste große Niederlage vom Seehofer.
Der glaubte doch wirklich selber, die CSU habe wegen der Raucherregelung die Landtagswahl verloren!

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Bayern ist lustig

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Karl Valentin ist lustiger.

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lieber jeeves, ihren kommentar zum thalheimerschen sommernachtstraum habe ich gelesen. und wie es langweilt, immer dieselben tabubrüche zu sehen, seit soundso vielen jahrzehnten noch. dem stimme ich zu, sehr sogar. ein tabubruch wäre es, eine komödie als solche aufzuführen. so sehr man werner schwab und anderen zustimmen, so sehr man die aufführungen von nitsch bewundern oder mit abscheu, derer man sich zunächst einmal vergegenwärtigen muss, wahrnehmen kann, so sehr kann man sich fragen, ob man mit dieser form der (re)präsentation sein publikum tatsächlich erreicht.

nicht nur der ekel öffnet den geist, nein, das lachen noch viel mehr und noch verwundbarer.

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Ich lausche im Winde der Kunde,
die er von Ihm mir bringt.
Der trunkenen Nachtigall lausch ich,
die Seinen Namen singt.

Von dem an der Pforte des Herzens
das Bildnis ich gewahrt,
des Freundes Stimme lausch ich,
die auf dem Dach erklingt.

Mevlana Rumi

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Ich fand meinen Vater neulich so putzig, als mich meine Eltern in dieser süßen Kleinstadt südlich von München besucht haben. Da hatte er das Lokalblatt gelesen und sich mit ein paar Einheimischen unterhalten. Mein Vater ist seit Jahrzehnten bereits Mitglied in der CDU im hohen Norden.

Na, er hatte wohl so ein bisschen was gehört und meinte dann zu mir: die CSU regiert hier in dieser Stadt wohl etwas sehr selbstherrlich. Ich habe geschmunzelt und mir gedacht: ja, wo tut sie das nicht, wenn sie es kann :)

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Jeder nimmt sich den raum, den er geboten bekommt
Bayern hat Jahrzehnte von der dreisten und frechen Art der CSU (FJS : rechts von mir? da steht eine Betonwand) sehr gut gelebt.
Da müssen Sie den Herrenschaften schon ihren heimischen Auftritt gönnen, das gehört dazu, das muss man ertragen können.

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Wobei man sagen muss, "dreist und frech" ist jetzt nichts, was nur die CSU auszeichnet. Ja, die zieht oder zog solche Leute an, aber es gibt die in allen anderen Parteien auch, bis hin zu dne Piraten, worauf nicht zuletzt in diesem Blog auch immer wieder hingewiesen wird.

Ich meine sogar, es ist generell ein bestimmter Menschenschlag, unabhängig von Parteien oder Politik, der meint, damit weiter zu kommen. Es ist eine Form des schlechten Benehmens, eine zur Erfolgsmethode hochstilisierte Abart des Hasardeurtums, gepaart mit Egozentrik und - vermutlich - einigen mehr oder weniger milden, sprich: noch nicht akut klinisch behandlungsbedürftigen und noch tolerierten - Formen der Persönlichkeitsstörung.

Sie finden das bei einer gewissen Sorte von Vertrieblern, Investmentbankern, Anwälten, aber auch Journalisten oder Ärzten fällt einem da schnell ein. Jeder kennt solche Leute, jeder weiß, dass ihre Leistungen meist zweifelhaft aber schlecht überprüfbar sind, jeder erfährt von ihren vermeintlichen Erfolgen, ob man will oder nicht, und jeder kennt wen, der sich davon beeindrucken lässt und diese Leute fördert oder zumindest gewähren lässt, und manchmal ist man einfach nur müde und gehört selbst zu denen, die sie gewähren lassen.

Was es in Bayern für mich besonders schlimm macht, ist die Paarung mit dem für meine Ohren wirklich derben Dialekt. Fränkisch, Hessisch, usw. haben für mich noch Charme, aber bornierte Dummdreistigkeit gepaart mit dem rollenden R wie es hier gesprochen wird - schrecklich.

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