Gute Antworten auf dumme Fragen

Ws gibt schon manchmal komische Anfragen. Zum Beispiel, ob ich über irgendwelche neuen Produkte und Dienstleistungen schreiben will, am besten positiv. Die Antwort ist Nein, ich will nicht so bescheuert dastehen wie Flickr-Yahoo-Werber oder Apple-Fans. Das ist die Antwort an guten Tagen. An schlechten Tagen drohe ich mit einer Abmahnung wegen Spam, an noch schlechteren nagle ich das Pack mit vollem Namen an den Tresen der Blogbar.

Fragen kommen auch zu den alten Dingen, über die ich schreibe. Etwa, wozu ich mehrere Service für 12 Personen habe. Gegenfrage: Wozu sollte man sie nicht haben? Eben. Oder: Warum hast du Spielunkundiger eine Laute? Ist doch kar: Weil ich bislang nur eine gefunden habe.

Bis heute morgen. Heute morgen war es irrwitzig kalt, extfrem unangenehm und nicht wirklich weise, sich allzu lange im Freien aufzuhalten. es sei denn, man ist mein Silberhändler und kann am Ende des Vormittags angeben, dass man 2000 Euro verdient hat. Für andere ist es eine Härteprüfung, heute kamen nur die Extremisten, die echten Jäger, die Süchtigen. Und obwohl sie meinen Silberhändler reich gemacht haben, war er nicht glücklich. Denn als er mir das Geld für die Silberschale abnahm, wollte er auch wissen, was ich für die Laute bezahlt hatte. 30 Euro bei einem Schwaben (sic!), sagte ich.



Äh, grunzte mein Silberhändler, und sagte, dass er sie vorher schon gesehen hatte, aber er hatte befürchtet, sie sein wegen der Schnitzereien und Perlmutteinlagen recht teuer, also habe er nicht gefragt. Was für ihn schlecht ist, denn er verkauft derartige Dinge in den USA für ein Christengeld und besorgt damit das Silber, das er hier für ein Heidengeld an Leute wie mich verkauft.

Manchmal ist es wie verhext. Meine erste Laute fand ich zufällig auf der Suche nach einem Spiegel, und wollte sie sofort haben. Das ist schon ein paar Jahre her, und seitdem sah ich genug Geigen, um ein Schock Musiklehrer in den Selbstmord zu treiben, und ausreichend Gitarren, um alle Sinticombos Berlins beim Ausführen der einzigen ehrlichen Arbeit Berlins auszurüsten. Mit den Trompeten und Hörnern der letzten Jahre hätte man das Wild im Wald über Klippen jagen können. Alles ist da, man muss nicht gross suchen, es ist oft nicht in besonderer Qualität, aber in Mengen vorhanden. Die kleine Cousinen der Mandolinen sind häufig, aber Lauten? Seitdem kreuzte kein intaktes, bezahlbares Exemplar mehr meinen Weg. Bis zu jenem Schwaben, der sein Exemplar nicht mehr einpacken wollte, und es für 30 Euro an mich abtrat. Wegen eines kleinen Stückes, das am Schallloch fehlte - und sich später im Korpus wiederfand.



In Zukunft wird man mich also fragen müssen, warum ich zwei Lauten brauche, wenn ich nicht spielen kann. Und die Antwort wird sein:

Weil ich kann.

So einfach. Und so schön. Warum frägt eigentlich keiner all die A-Blogger, die jedes Jahr öffentlich ihr Mobiltelephonspielzeug austauschen und das Alte wegschmeissen, warum sie das mit ein paar hundert Euro teuren Plastikklumpen tun?

Sonntag, 23. Dezember 2007, 23:07, von donalphons | |comment

 
ihre lauten sind keine lauten. die gab's in der renaissance- und barockzeit. doppelchörig was die besaitung anbelangt.
ihre hier gezeigten stammen aus der wandervogelzeit sind gitarren mit birnenförmigen korpus.

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Ich sage es ja nur sehr ungern, ne Qautsch, ich möchte darauf verweisen, dass man heute solche Instrumente im allgemeinen Sprachgebrauch als Laute bezeichnet. Feinere Debatten, etwa die Frage, wann man im Mittelalter eigentlich die Laute von der Oud trennen kann und ob man das damals alles überhaupt so eng sah, können wir auch gerne führen.

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Gitarrenlaute, im Volksmund Zupfgeige genannt.

Ist ja wohl klar, dass man für 30 Euro kein Barockinstrument bekommt.

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Also werden wir demnächst via podcast (?) Lautenporn vom ZupfgeigenDon kriegen ?

Das kann er auf die alten Tage durchaus noch lernen !

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Ist ja wohl klar, dass man für 30 Euro kein Barockinstrument bekommt.

Warum sollen in einer Welt, in der manche 36 Euro für einen Fleischbrocken ausgeben und Telefone innerhealb eines Jahres 700 Euro ihres 750-EuroWertes verlieren, nicht irgendwann mal auch ab und zu alte Instrumente zu mehr als günstigen Preisen auf den Markt kommen? Noch dazu, wenn Enkel nichts davon verstehen. Die Zeit der Suche ist noch nicht vorbei.

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Möglich ist alles, aber dass das keine Originallaute aus Barockzeiten ist, wusstest du doch wohl.

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Klar. Aber ich habe das auch an keiner Stelle gesagt. Das ändert nichts am Umstand, dass man Zupfgeige, Bastardlaute und was es sonst noch an Bezeichnungen gibt, allgemeinverständlich als "Laute" bezeichnet.

Wo bleibt jetzt noch der Wortmüll von Franz Brandtwein?

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Drum hab ich ja kommentiert. Der erste Kommentar klang nämlich etwas von oben herab.

Und natürlich kann man es Laute nennen. Geigen sind auch nicht alle von Stradivari

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Und nun zum Thema Apple vs. Thinkpad ;-)

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Ich sag nur iPhone...

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Hast du eigentlich mal "Barockkonzert" von Alejo Carpentier gelesen?

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Er hat iephova gesagt!

Nein, ein weiteres Schäuflein auf der Last meiner Desideratenliste.

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Oh dann stell es obenan, lohnt sich, und ist auch gar nicht lang.

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wenn mein kommentar von "oben herab" geklungen hat ... entschuldigung.

allgemeinverständlich als "laute" bezeichnet stimmt, leider!
aber die Laute hat mit der "laute" abgesehen von der birnenform nix gemein. aber ich bin sicher das sie es wissen herr donalphons

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Hauptsache laut.

Entscheidend finde ich, dass man ein schönes Instrument - schön im Sinne vom Ansehen - für weit weniger als eine Apple-Mouse bekommt. Das Instrument wird noch Jahrzehnte seinen Besitzer und Gäste erfreuen - und nicht im Elektronik-Schrott Container landen und als Sondermüll nach Afrika verschifft werden.

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doch nur korrekt, dass sich der bücherfreund zu seinem zupfgeigenhansel *) auch die dazu passende zupfgeige anschafft.

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*) Der Zupfgeigenhansel .
Unter Mitwirkung vieler Wandervögel Hrsg.: Breuer, Hans
Leipzig, Hofmeister Musikverlag, 1912.

das bekannte liederbuch der jugendbewegung (ja, auch wenn das heute eher kurzhosig anmutet, seinerzeit waren die auch gegen die alten) gibts im antiquariat günstig.

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Ich muss mal im Familienalbum suchen, da gibt es so Bilder von wenig bekleideten Jungs vor Berglandschaft. Allerdings fanden das die Alten auch nicht so schlecht. Zumindest ist das zu vermuten, schliesslich gehörte denen die Kamera.

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Darf ich offen sein? Ich finden den Besitz von zwei Wasauchimmermusikinstrumten, auf denen man nicht spielen kann, genauso bescheuert wie den Besitz von drei Handys, wo man doch immer nur eins auf einmal benutzen kann ;--))

Ansonsten: Wer sich das Jahr über die Bude mit Gadgets zuhaut, der soll mal schön das Maul halten über einen, der mehrere Service und Bestecke hat; das hat ja wenigstens Wert und Stil und Kultur und so weiter - da geb ich dir uneingeschränkt Recht.
Andererseits hab ich schon immer so ein Verständnisproblem gegenüber Menschen, die das Jäger&Sammler-Stadium der Evolution nicht überwunden haben und sich das Haus mit Kram zumüllen. Ich hab's nicht so mit Materie...

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Schau: Das Problem ist, dass man mit solchen Fragen sofort die gesamte europäische Hochkultur zur Disposition stellt, die eh schon von Billyregal und Fastfood bedroht ist. Wenn man nur nach dem geht, was man braucht, nur mit Notwendigkeit argumentiert, endet man mit Kantinenfrass vom Plastiktablett und Pappbecher - und das alles made in China. Der Luxus, der Überfluss, das Unnotwendige ziehen unsere Kultur in eine andere Richtung. Stuck, Glassteine an Kronleuchtern, Lauten, verschnörkeltes Silber, das man über zwei Wochen wechseln kann, ohne es zweimal zu benutzen: Das alles muss nicht sein, es geht auch ohne. Und warum man es braucht? Nun, es ist schön, es gefallt, das ist alles. Alles, was unsere Kultur vom Nichts trennt, in das wir fallen, wenn uns scheinbar das Netz des Schlichten auffängt.

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Lauten sind Rudeltiere. Ähnlich wie Gitarren; die vermehren sich halt irgendwie, da kann man gar nix machen.

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Die hat mich angesprungen, es ging gar nicht anders, und um ihre Krallen dort aus meinem Fleisch zu ziehen, war es viel zu kalt. So war es. Genau so.

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Nein, das ist schon eine aussergewoehnliche Situation hier, unter normalen Bedingungen kommt es nicht vor, dass man zwei Schrottinstrumente gleich minderer Qualitaet sein eigen nennt - normalerweise faengt man mit einem eher nicht so hochwertigen Instrument an und wechselt dann nach einiger Zeit des Uebens und der stetigen Verbesserung der eigenen Faehigkeiten zu einem besseren Instrument - oder gibt eben auf. Insofern, ganz klar: eine aussergewoehnliche Situation.

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Ich überlege mir gerade, wie das im Trio mit Netbitch ihrer Fender klänge :-)

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Ah - das Gammelfleisch zeigt Wirkung, des Franzens Genöle war auch schon mal geistreicher weniger geistarm.

Mässig, nehme ich an. Zumal hier kein Verstärker ist. Und an meine Audiodata kommt nur ein CD-Spieler.

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... also mal unter uns - ich habe noch nie erlebt, dass jemand mit zwei Dekowandergitarren so derartig angegeben hat.

@che: kein Problem: Verstaerker habe ich hier, Stromgitarren auch ...

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Unter uns ist in einem Blog schwer zu machen. Frohes Wasauchimmerfest, und bitte: Vergifte Deine Frau nicht mit dem Aas und dem Genöle.

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Auch Frohes Fest - und pas de peur hier wird keiner vergiftet, sind alles bekennden Carnivoren hier ...

;-)

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Im internationalen Leistungsvergleich der Religionen liegen ja die Drusen vorn: Die feiern hintereinander Chanukka, Opferfest, Weihnachten und Newroz.

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Wer leise Lauten mag...
...ohne sie selbst zu Wohlklang bringen zu können, der möge andere spielen lassen. Zum Beispiel Robert Barto die Sonaten von Sylvius Leopold Weiss (1686-1750). Insgesamt sind 8 CDs erhältlich (erschienen bei Naxos), eine schöner als die andere. Laufen hier seit Heiligabend den ganzen Tag in Endlosschleife, immer und immer wieder. Famos und höchst virtuos!!

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