Dressed to kill
Mit ein bisschen Pech konnte man hier Radiomoderatoren und zweitklassige Tempo-Redakteure treffen. Das war zu der Zeit - Herr Praschl wird sich erinnern - als junge Männer in ihrer Freizeit bewusst Anzüge trugen. Wer sich Byblos und Comme de Garcon bei Holys nicht leisten konnte, musste mit seinem mickrigen 5000-Mark-Dispo hierher. Zu Annas.
Annas hatte mehrere Dependancen; zu ihrer Hochzeit unter anderem in der Leopoldstrasse, in der Herzogstrasse, beim Salvatorplatz und hier, gleich hinter dem Marienplatz. Die Auswahl war gut, die Preise moderat. Annas bot Kompromiss-Kleidung: Teuer genug, um am Tag zu wirken, aber auch billig genug, um auf einer Seehaus-Party getragen zu werden.
Dann kam Techno.
Auf der Basis von High Energy - so nannte man damals die Musik von Frankie goes to Hollywood - wurde eine neue Plastikmusik erfrickelt. Das ging eine Weile gut, es war ledersohlenkompatibel und lief im Parkcafe auf den Plattentellern von DJ Speedy. Aber so gegen 1992 wurde diese laute Musik immer mehr ein Massenphänomen, und die Kids hatten keine Lust mehr, sich von den türstehenden Grandls als der Provinzdreck auf dem Weg an die nächste Strassenbegrenzung behandeln zu lassen, der sie im Kern waren. Für dieses Volk eröffenete schlichtweg "Das Zelt", wo es keine Leute mehr gab, die den Türsteher kannten, sondern nur noch eine VIP-Lounge, bei der man zusätzlich zahlen musste.
Das Jungvolk wanderte ab, zog sich auch anders an, kam in Jeans rein und gab das Geld statt für Bogy´s lieber für Getränke aus, die nicht billiger, aber schlechter als im Parkcafe waren. Die Fashion Victims starben aus, Anzüge und Budapester wurden im Nachtleben uncool, es begann die Phase der Baseball-Käppis und Stüssi-T-Shirts, der Ziegenbärte und der, ja, es war so, Radlerhosen, die die teuren Catsuits von Dolce und Gabbana ersetzten. Sogar im BaBaLu, das sich als letzte Oase meines Umfelds halten konnte.
Für Annas wurde die Luft dünn. Die BWLer bekamen ihr Zeug billiger auch bei Konen, die verlässlich Gaultier 3 Jahre später kopierten. Es gab keinen männlichen Nachwuchs mehr. Wer es sich wirklich leisten konnte, ging und geht zu Harry´s, der damals mit Kiton und Kenzo eher einen steifen Ruf hatte. Annas ging pleite. Der zentrale Laden steht leer. Nur im Hof hängt noch die Leuchtreklame, für den Inbegriff einer Zeit, die die Grundlage für die New Economy bildete. Anything goes eben. War ein Irrtum.
Annas hatte mehrere Dependancen; zu ihrer Hochzeit unter anderem in der Leopoldstrasse, in der Herzogstrasse, beim Salvatorplatz und hier, gleich hinter dem Marienplatz. Die Auswahl war gut, die Preise moderat. Annas bot Kompromiss-Kleidung: Teuer genug, um am Tag zu wirken, aber auch billig genug, um auf einer Seehaus-Party getragen zu werden.
Dann kam Techno.
Auf der Basis von High Energy - so nannte man damals die Musik von Frankie goes to Hollywood - wurde eine neue Plastikmusik erfrickelt. Das ging eine Weile gut, es war ledersohlenkompatibel und lief im Parkcafe auf den Plattentellern von DJ Speedy. Aber so gegen 1992 wurde diese laute Musik immer mehr ein Massenphänomen, und die Kids hatten keine Lust mehr, sich von den türstehenden Grandls als der Provinzdreck auf dem Weg an die nächste Strassenbegrenzung behandeln zu lassen, der sie im Kern waren. Für dieses Volk eröffenete schlichtweg "Das Zelt", wo es keine Leute mehr gab, die den Türsteher kannten, sondern nur noch eine VIP-Lounge, bei der man zusätzlich zahlen musste.
Das Jungvolk wanderte ab, zog sich auch anders an, kam in Jeans rein und gab das Geld statt für Bogy´s lieber für Getränke aus, die nicht billiger, aber schlechter als im Parkcafe waren. Die Fashion Victims starben aus, Anzüge und Budapester wurden im Nachtleben uncool, es begann die Phase der Baseball-Käppis und Stüssi-T-Shirts, der Ziegenbärte und der, ja, es war so, Radlerhosen, die die teuren Catsuits von Dolce und Gabbana ersetzten. Sogar im BaBaLu, das sich als letzte Oase meines Umfelds halten konnte.
Für Annas wurde die Luft dünn. Die BWLer bekamen ihr Zeug billiger auch bei Konen, die verlässlich Gaultier 3 Jahre später kopierten. Es gab keinen männlichen Nachwuchs mehr. Wer es sich wirklich leisten konnte, ging und geht zu Harry´s, der damals mit Kiton und Kenzo eher einen steifen Ruf hatte. Annas ging pleite. Der zentrale Laden steht leer. Nur im Hof hängt noch die Leuchtreklame, für den Inbegriff einer Zeit, die die Grundlage für die New Economy bildete. Anything goes eben. War ein Irrtum.
donalphons, 01:58h
Freitag, 11. Juni 2004, 01:58, von donalphons |
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der_immobilienmakler,
Freitag, 11. Juni 2004, 04:52
Annas
Don, ich kann mich auch noch rege an die Zeit erinnern, als man in die angesagtesten Clubs noch mit Jogging-Anzug einlaufen konnte. In Nürnberg, war zum einen DAS BOOT und das MACH1, Die Resi und andere Schuppen. Die Hochzeit des RAVEs war, meines Erachtens, 1995-1998.
Annas gabs auch nicht Nürnberg. Sie hatten eine ca. Miete von 7.000 bis 10.000 Euronen im Monat. Schon schwer sowas zu erwirtschaften.... der Räumungsverkauf allerdings war super!
Annas gabs auch nicht Nürnberg. Sie hatten eine ca. Miete von 7.000 bis 10.000 Euronen im Monat. Schon schwer sowas zu erwirtschaften.... der Räumungsverkauf allerdings war super!
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enotty,
Samstag, 12. Juni 2004, 19:04
Hmmm
Angesagtest?
Das "Boot" gebe ich dir ja noch, aber sonst war das wohl eher das TRU$T/Prime Rose Club/200Yen etc.
Das "Boot" gebe ich dir ja noch, aber sonst war das wohl eher das TRU$T/Prime Rose Club/200Yen etc.
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goncourt,
Freitag, 11. Juni 2004, 18:52
Also, Techno kam eher von Kraftwerk her und Derek May ;-)
Aber ich verstehe, was Du meinst.
Aber ich verstehe, was Du meinst.
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