Der Pferdefuss

Ich kenne mich mit Immobilien aus, egal ob Vorkrieg oder Nachkrieg, und mit Vorkrieg meine ich durchaus auch "vor dem bayerischen Erbfolgekrieg". Einerseits habe ich mich im Studium intensiv mit Mittelalterarchitektur auseinander gesetzt, sogar ein Seminar in Bauaufnahme gemacht, andererseits arbeite ich jetzt seit 20 Jahren an der ewigen Geschichte der Instandhaltung einer - für die Zeit um 1600 - ausgesprochen grossen Immobilie. Und wäre das nicht genug, liegen hier viele Akten von Fonds, die makellose Renovierungen versprochen haben, und Gutachten, deren Photomaterial vom Rohrbruch über verfaulte Böden bis zum gemeinen Schwamm im Dach belegt, dass es mit den Versprechungen nicht weit her ist. Und natürlich entgehe auch ich nicht bösen Überraschungen - meine Berliner Wohnung etwa lag bei der ersten Betätigung des Lichtschalters sofort im Dunkeln, weil da jemand nach Aussage des Elektrikers ein paar Kabel zusammengebracht hat, deren Anordnung man sonst nur von Weidegattern und elektrischen Stühlen kennt. Und auch meine grundsolide Wohnung in München entging eines Tages nicht der nächtlichen Konfrontation mit dem elektrischen Aufschlaggerät: Unter meiner Badewanne floss Wasser durch die Decke der darunter Wohnenden, und statt den Fehler in der Dachgartenüberlastung durch Pflanzen zu suchen, die dort die Fliessen zertrümmert und dem Wasser den Zugang zu den Trennfugen des Bauwerks erlaubt hatten, verdächtigte man vergeblich meinen Sanitärbereich. Irgendwann muss man sich bei jeder Immobilie darauf einstellen, dass man Pferdefüsse findet.

Man sollte also meinen, ich sei inzwischen gewitzt, würde genau aufpassen und durch meine Erfahrung schlimme Folgen vermeiden können. Und nun das: Keine drei Monate nun habe ich die Wohnung am Tegernsee, und schon finde ich Pferdefüsse. Nicht einen oder zwei, sondern acht Pferdefüsse, und das einfach beim Gang zum Müll, gleich hinter meinem Parkplatz, die nach Aussagen der Nachbarn ebenfalls zu dieser Wohnanlage gehören.



Acht Pferdefüsse, und die Pferde hängen auch noch dran, auf der anlageneigenen Koppel. Vielleicht sind da auch noch mehr. Kein Schwimmbad, kein Gym, aber eine Koppel. Vielleicht fahre ich jetzt nach Tirol und bitte dort jemanden im Hans-Moser-Stil folgende Ansage für den Anrufbeantworter zu sprechen: "Grüss Gott, werte Herrschaften, wen, den Herrn Porcamadonna? Ah, verzeihn´S, da Herr Porcamadonna weilt hinten auf der Koppel ned woah, ja, also späta is er wieda do, wenn`s so ned währadn, mia zu sogn was Ihr Begehr is, nochad werde ich es ihm mitteilen, wenn er wieder zu erscheinen geruht."

Und wer das für übertrieben hält: Die Haushälterin der Mutter einer Mieterin empfängt mich desöfteren so ähnlich am Telefon, und Mama entschuldigt sich dann immer, wenn sie draussen bei Püppi und Maxi das Handy im Range Rover vergessen hat.

(Man müsste wirklich mal ein Buch über den real existierenden Reichtum in Deutschland schreiben)

Dienstag, 3. Juni 2008, 13:21, von donalphons | |comment

 
Biete mehr. Bei uns am Zaun können es gerne mal 60 und mehr Pferdefüsse sein - und noch mal 12 bei uns in der Scheune und weitere Dutzende gegenüber der Strasse in wechselnder Besetzung. Pferdeland Niedersachsen und 3 Pferdehöfe bzw. Züchter in unmittelbarer Nachbarschaft. Dieses Jahr waren es 18 Fohlen.

Hat auch was mit Reichtum zu tun. Die Reitpferde gehen auf der Auktion für sechstellige Beträge weg - Durchschnitt liegt bei 40.000 Euro. Aber die Ausländer zahlen zur Zeit besser.

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Pferde werden nach "Peak-Oil" sowieso wieder ordentlich an Wert gewinnen...

Investieren Sie in Pferdefüße :-)

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Achtung Berlin-Bashing

Für die urbanen Penner gibt es dann Esel.

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Die können froh sein, wenn sie Pferdeäpfel aufklauben dürfen.

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Ansonsten denke ich, dass die Fahrradindustrie einen grossen Aufschwung nehmen wird. Pferde sind halt etwas pflegeintensiv, und wenn man alles zusammenrechnet, ist ein Fahrrad erheblich billiger und sauberer.

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mein Fahrrad hat auch noch nie versucht mich zu beissen oder nach mir zu treten.

Wenn die Esel erstmal in die Stadt zurückkehren, wird das Straßenbild auch wieder etwas abwechslungsreicher. Da vorne der Typ der mit allen Mitteln versucht, seinen Esel wieder in Trab zu bekommen; da hinten der Spezi im SUV, der immer besorgt auf seine Tanknadel schaut. Das gibt schöne Fotos...

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"Ansonsten denke ich, dass die Fahrradindustrie einen grossen Aufschwung nehmen wird"

richtig - aber wenn alle Rad fahren, wie will man sich denn da abheben (Stichwort SUV) - also, für die Oberschicht mehr Pferde.

Kann man ja auch die bekannten Logos der Automarken einbrennen... Das BMW-Pferd, der Opel-Gaul, etc.

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Also, ich komme ja aus einer Familie, die früher Droschken und Pferde hatte. So um das Jahr 1905 wurden dann Motorräder für den Individualverkehr billiger, um 1922 dann die Autos. Und ich wage zu behaupten, dass noch viel passieren muss, bevor man wieder auf Pferde umsteigt. Kleine Elektroautos und Urlaub in der Region dürften die Antworten sein. Nach dem Motto, es lieber im Voralpenland krachen lassen, als billigst in Griechenland absteigen zu müssen, weil die Flugpreise wieder auf dem Niveau von 1930 sind.

So, ich fahre jetzt tanktouristiken an den Achensee. Zu irgendwas muss der Schurkenstaat Österreich ja gut sein, und noch kann man da ohne Hools hinfahren.

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Warum nicht per Autostopp nach Griechenland wie in der holden Studienzeit?

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die ab-ansage ist schon ziemlich valentinesk, das hat potential - nicht dass das buch dann ein kabarettprogramm wird...

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Das ist aber so. Manche begreifen überhaupt nicht, dass es mitunter komisch wirkt. Kein Realitätsverlust, sondern einfach eine andere Realität.

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Hat sich was mit Reichtum. Weißt du wie man zu einem kleinen Bauernhof kommt?

Nein? Das ist ganz einfach.

Du fängst mit einem großen Bauernhof an und machst ein paar Jahre was mit Pferden ...

Können die Eisen noch mal umgeschlagen werden?
Ich kann keine Alufolie annageln.

Tierarztrechnungen sind vierteljährlich zu bezahlen. Das Vergrößert den Schock, begrenzt ihn aber auf vier Vorfälle im Jahr.

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Den gleichen Witz kenne ich auch mit dem kleinen neuen Häuschen und dem alten, grossen Haus. Stimmt nur manchmal. Man hat mit Besitz immer was am Bein, aber in Sachen Tieren optiere ich dann doch eher für Katzen.

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Es gibt z.B. die Dating-Internet-Seite landflirt.de, wo vorzugsweise Frauen den Partner mit Resthof und Weide für ihre Pferde suchen. Gern auch einen, der die Tierarztrechnung bezahlt.

Vielleicht würden wir gelegentlich mit meinem Vollblutpferd und Wagen einen Ausflug unternehmen oder wir könnten für ein paar Wintertage in einen kleinen, ruhigen Skiort in der Schweiz fahren.

Meine Hobbies sind meine beiden Hunde, mein Pferd und meine Katzen

Ich liebe die Arbeit mit den Pferden,reite gerne und viel,

ein kleiner hof mit reitschule wird in den nächsten jahren angestrebt...

mit einem Mann, der vielleicht meine Liebe zu Pferden,Hunden und Natur teilt (ein ambitionierter Reiter wäre großartig!),

usw., usw.

Wenn selbst Discounter einmal im Jahr Reitartikel und -bekleidung im Angebot haben, dann stellt der Hof mit Platz fürs Pferd den Porsche glatt in den Schatten, wenn es um die Chancen beim weiblichen Geschlecht geht. Und bei den Benzinpreisen nimmt sich das auch nicht mehr soviel.

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... ich fuer meinen Teil muss beim Thema Pferd immer an die wunderbare kleine boucherie au cheval in Deauville denken.

Wahrscheinlich fliegen die PferdeFrauenAnzeigenAufgeberinnen nicht so auf das dortige Angebot und die damit verbundenen Implikationen - aber nach wochenlanger Fischesserei in der Normandie waren die dortigen Wuerste eine echter Lichtblick ...

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Warum bin ich jetzt nicht überrascht?

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.... mhhh, vielleicht weil Deauville auch so ein chichi, schicki-mikki Reichenghetto ist? ... Trouville sur Mer auf der andere Seite des Flusses ist viel netter ...

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Ich bezog mich eher auf den Reflex Tier -> Essen.

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... c'mon that's way to simple - eine volte muss schon sein ... ;-)

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... und welcher Reflex sich ausgewirkt hätte, wenn der Don über ein Getränk berichtet hätte, wäre ähnlich vorhersehbar gewesen.

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... das ist zu ungenau - die richtige Analogie waere ... ueber eine Frucht berichtet haette ... gewesen.

... wenn man sich nicht um alles selber kuemmert ...

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Pferdefüße anderer Art
gibt es im Norden Japans: takeuma

via
fuckedgaijin: Free Land For Hokkaido Settlers



Um den Wortwitz zu erklären:
takeuma heißt Stelzen und besteht aus den Zeichen für Bambus und Pferd

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