Vorbildlich

Irgendwann, mit dem Begriff der Gleitzeit, gingen die sogenannten geregelten Arbeitszeiten über Bord. Den Begriff kannte keiner mehr.



Bei der Gelegenheiten verschwand irgendwann auch die Stechuhr. Während jeder Bandarbeiter jede zusätzliche Viertel Stunde peinlich genau mit 25% Zuschlag und in der Spätschicht nochmal mit 25% Nachtzuschlag versah, war und das alles nicht so wichtig. Mal 10 Stunden, mal 6, manchmal auch 12, denn Projekte kennen keinen Feierabend, nur Deadlines und Echtzeit.

Stunde ist Stunde. Arbeit ist Arbeit. Dafür gab es Obst und Gummibärchen umsonst. Und es war schon somewhat geil, Nachts um eins noch aus dem Glasbeton-Büro auf die Stadt runterzuschauen. Den Puls zu fühlen, und das Brausen im beschleunigten Herz der Metropole, die sich im Digitalen über die Welt und darüber hinaus erstreckte. In NY war es immer erst 6 Stunden früher.

No rules. Scheiss auf die gewerkschaften. Die Welt gehört denen, die was leisten. Oder später denen, die leistungsfähiger waren, oder mit der HR gut konnten. Immerhin wurden dann die Büros schon gross und leer. Die Arbeit blieb bei weniger Leuten. Die fanden es cool, um 6 nach Hause zu kommen. 6 Uhr morgens natürlich.

Und das Essen haben sie bei der Tanke gegenüber gekauft. Sie waren vorbildliche Arbeitnehmer der eigenen Sache.

Sie haben die Nacht zum zusätzlichen Arbeitstag gemacht. Und diese Veränderung des gesellschaftlichen Bewusstseins und der sozialen Anforderung wird bleiben.

Mittwoch, 16. Juni 2004, 21:02, von donalphons | |comment

 
Leider ja
Und diese Veränderung des gesellschaftlichen Bewusstseins und der sozialen Anforderung wird bleiben.... in der Tat, das spüre ich in meinem Job täglich, auch wenn ich selbst mir solche Zumutungen vom Leib halten kann.

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Rate mal, warum ich Beiträge um 3 Uhr morgens verfasse, gleich nach Arbeitsschluss und mit einem frischen Falafel als spätes Frühstück des vorherigen Tages.

Gerade habe ich in anderer Sache ein Interview gegeben. Die Dame schnitzt daraus bis heute irgendwann .... einen Beitrag. So ist das.

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Was ich auch spüre sind die Konsequenzen der Globalisierung. In Ami-Land ist es gerade mal Mittag. Wenn die Kollegen nachmittags was fertig machen, das ich am nächsten Tag brauche, dann bedeutet dies Nachtschicht bis 2 und wenn es hart kommt den Flieger um 7.

Es gibt ja solche Geschichten, dass Software rund um die Uhr programmiert wird. Wenn die einen Schicht machen, wird es weitergegeben an Coder, die gerade gefrühstückt haben.

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@che
Ich verstehe es nicht. Irgendwann ist man doch von der Arbeit isoliert oder die Arbeit isoliert den Menschen.

Wenn ein Kunde einen Besichtigungstermin um 18:00 Uhr wünscht, vergiss ihn ! Wer wirklich etwas sucht, der kann sich auch Vormittag mal frei machen.

Arbeit von nine to five mit einer Stunde Pause ! That´s it !

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Yeah ... um 4 aus dem Büro kriechen
In dieser wunderbaren Munich Area. Ab zum nächsten Taxistand. Autofahren ist nicht mehr: da kommen nur noch Unfälle raus.

Und was fragt mich der Taxifahrer: Ob ich aus dem Puff nebenan komme.

Ich kotze.

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Na, ja: der Taxifahrer hat sicher auch schon 12 Stunden auf dem Bock gesessen (und noch 4 vor sich) und wäre froh, am Ende 4 Euro/Stunde in der Tasche zu haben.

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Ich knie, Glückes Geschick zu preisen, tirili!
@ Don: Außer einem Redakteur-in-Setzer-Job, den ich vor Jahren hatte und wo ich Tag und Nacht durchgearbeitet habe, bis die Halluzinationen kamen, sind all die ZUmutungen immer an mir vorbeigegangen. Um 5 ist bei mir Schluss, und ich brauche meine 2 Stunden Fitnesstraining nach Feierabend, die rechtzeitig vor der Tagesschau vorbei sein müssen. Es klappt, selbst in der Druckvorstufe. Ich kann noch nicht einmal sagen, wieso es bei mir klappt und bei Anderen nicht.

@Immo: Ich kenne Arbeitgeber in der Immobilienbranche, die jemanden, der das sagt, was Du gerade meintest, sofort rausschmeißen würden. Sämtliche Sonntage durcharbeiten, das ganze Jahr durch, weil typische Bauinteressenten hauptsächlich Sonntags frei haben, und für Kundengespräche bis 0 Uhr zur Verfügung stehen, das ist da die Norm. Herzlichen Glückwunsch, dass wir uns beide bessere Arbeitszeiten leisten können.

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@ che
Ich weiss was Du meinst ! Baustellenberatung des Sonntags. Ist eben positiv wennste keine Musterhäuser zu Vermittlungszwecken hast :) Allein die Baugrundstücke sind langweilig. Musste bei meinem vorhergehenden Chef des öfteren Sonntags mal zur Baustelle. War gähnende Leere. Kein Kunde kam. Wer wirklich etwas kaufen oder bauen will, der nimmt sich auch unter der Woche frei bzw. findet die Zeit. Sonntägliche Beratung ist fürn Popo und verstösst zudem gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb.

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