Abgehende Journalisten

kann man betrachten, wenn es um Blogs und die "Untersuchung" des Software-Herstellers Perseus Development Corp. geht. Die hat sich über das Blogverhalten eher negativ geäussert - zu viele Kids, zu viele stillgelegte Seiten, zu wenig Inhalt, und so weiter. Alles natürlich Dinge, die den professionellen Journalisten runtergehen wie Öl. Letztes Beispiel dafür ist Telepolis von Heise.de, genauer, von einem gewissen Thomas Pany.

Statt selbst mal nachzuzählen, was es zum Beispiel in Deutschland gibt, beruft er sich also auf das Report-Dingens einer Firma, die eigentlich in einem ganz anderen Bereich zu Hause ist: Der eCRM-Software, auch bekannt unter automatischer, netzbasierter Kundenpflege und -betreuung. Das alleine sollte schon stutzig machen - eCRM versucht im Kern, die Kritik etwa an Produkten, für die Blogs bekannt sind, schon frühzeitig zu erkennen und zu besänftigen. Ein Schelm vielleicht, der da Böses denkt? Kann es sein, dass Perseus diese Ergebnisse selbst gut brauchen kann? Sollte man soclhe Ergebnisse dann nicht vielleicht mal kritisch durchleuchten, als angeblich unabhängiger Journalist?

Aber so weit kam der Autor Thomas Pany offensichtlich nicht. Er hat, da bin ich mir ziemlich sicher, die Studie nie gelesen. Sonst hätte sich nämlich nicht dieser Fehler in seinem Text ereignet, der eigentlich nur durch Abschreiben einer älteren Heise-Meldung erklärbar ist, die dabei auch schon neben den Fakten der Studie lag: "Der Software-Hersteller Perseus Development Corp. hat die Zahl der Weblogs in den USA auf 4,12 Millionen geschätzt."

Das ist falsch. Perseus hat etwas anderes gesagt: Auf acht von ihnen untersuchten Webloghostern schätzen sie die Zahl der Blogs auf 4,12 Millionen. Es ist also weder die Gesamtzahl noch auf Amerika begrenzt - Blogger.com und Lifejournal haben ja auch eine Menge User ausserhalb der USA.

Ich würde Herrn Pany dringend raten, erst mal das Recherchieren zu lernen, bevor er das nächste Mal einen Artikel über die Problematik des Bloggens verfasst. Sonst könnte man schnell behaupten, dass er auch nir einer von den Zeilenkrepierer ist, der sich seine Studien zurechterfindet. Und wenn man eine Studie schon zitiert, sollte man sie zumindest gelesen haben. Grundkurs Publizistik, Herr Pany.

von hier.

Sonntag, 20. Juni 2004, 02:58, von donalphons | |comment

 
Ach, telepolis. In einem Kommentar zu einem anderen Artikel wurde vor ein paar Wochen geäussert, dass telepolis ja eigentlich auch ein blog ist - Stories mit unterschiedlicher Qualität, zu wechselnden Themen und der Möglichlkeit Kommentare zu hinterlassen. Fand ich ganz treffend.

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Herr, verschone uns!
Mir graust es vor Journalisten, die sorgfältig recherchieren und ihr Handwerk gut verstehen. Was können die alles anrichten! Ich selbst habe, als ich diesem Gewerbe nachging, durch eine Seite im Spiegel ein hochprofitables kriminelles Netzwerk zerstört. Hätte es mehr recherchierendeJournalisten gegeben, wäre es nie zur NE-Blase gekommen. Was haben die nicht alles gedruckt und geglaubt! 3 Wochen vor der Insolvenz habe ich denen noch Jubelmeldungen untergeschoben. Das viele schöne Geld, das unsereins denInvestoren aus der Tasche gezogen hat, wäre ohne billige Abschreibjournalisten ("Jobmaschine Internet", "Online-Redakteure können sich ihren Arbeitgeber aussuchen" "Das Netz der Netze ist der Laufsteg der Kreativen, die ihre Leistungen anbieten und iherseits sich die Jobs aussuchen können", nur ein Redakteur vom Kulturmagazin Kassel sagte schon 1998: "Das ist eine Geldverbrennungsmaschine) noch immer in den Taschen. Nicht auszudenken, wo kämen wir hin!

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sagen wir es so:
Wenn Heise.de Antville ist, ist Telepolis qualitativ 20six.

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