Problemluxus

Die Immobilienblase in den USA und England war nicht ausschliesslich schlecht. Es genügt, ein paar ältere Ausgaben meiner Lieblingszeitschrift "World of Interiors" durchzublättern, um in den Anzeigen den Wandel beim Einrichtungsniveau zu erkennen. Dominierten um 2001 noch glatte Flächen und gerade Linien; wurden damals Naturmaterialien ausgeschlossen und glänzende Metalle verbaut, so wandelte sich mit den anziehenden Haupreisen und der Verwendung von Häusern als Garantie für immer neue Kredite die Ansprüche. Spätestens seit der Dolce & Gabbana-Anzeigenserie von 2003, als Modelle auf Perserteppichen und unter Kronleuchtern zu sehen waren, gab es kein Halten mehr. Venezianische Leuchter, schwere Damaststoffe, Posamenten, Strass, pompöse Antiquitäten, Kronleuchter auch in Küche und Bad, antike Teppiche, edle Hölzer, und als sei das nicht genug, kamen Firmen wie Rolex und Patek trotz saftiger Preissteigerungen gar nicht mit dem produzieren nach. In Florida boomte das Bootsgeschäft, in Russland wurden Bugattis ausgeliefert, und Chinesen plünderten besinnungslos auch unverkäufliche Vorvorjahresbestände von Vuitton. Der Luxus hatte von 2003 bis anfang 2008, vom Ende der New Economy bis zur Kreditkrise, fünf extrem fette Jahre.



Und wenn man heute in den einschlägigen Angeboten der internationalen Wirtschaftspresse liest, findet man allerorten die Hoffnung, es möchte nicht vorbei sein. Man wünscht sich, dass zumindest dieser Sektor weiter wachsen möchte, wenn schon andernorts Hungerkrisen erspekuliert werden und Konsumenten sterben, weil die Medikamente zu teuer sind. Was noch vor wenigen Monaten als gieriger Abzocker mit Schwarzgeld in Liechtenstein galt, wird heute in Handelsblatt und FTD, Wallstreet Journal und Vanity Fair hofiert als Rettungsanker in einer katastrophalen Konjunktur, die solchen alles schluckenden Mietmäulern die Werbeerlöse zu nehmen droht. Irgendwo soll die Party weitergehen, der Champagner strömen und die Umverteilung von unten nach oben als Retter in der Not auftreten, denn wenn es sich jemand Konsum leisten kann, dann diejenigen, die von Inflation und Lohndrückerei profitieren.



Leider, leider, leider gehen solche Überlegungen von falschen Voraussetzungen aus. Werfen wir doch mal einen Blick auf die gängigen Archetypen derer, die sich bislang Luxus leisten konnten. Da hätten wir:

1. Der Verschwender, der es sich eigentlich noch nie leisten konnte. Das ist der Sportsfreund, der die Auto-Haus-Bargeld-sofort Angebote der Banken für ein gutes Geschäft hält, seit dem Berliner Prekariat sowieso immer am Dispolimit rumkrebst und davon ausgeht, dass es schon irgendwie weiter geht, also genehmigt er sich noch eine Flasche mit seiner neuen Kreditkarte. Negative Sparquote, keine dauerhaften Sicherheiten, trotzem irre Ansprüche und eine geile Karre: Vor uns sehen wir den Onkel aus Amrika, Joe Default, seinen spanischen Vetter Jose Privatinso und deren deutschen Schwippschwager Josef Vielhaber-Anderzahl. Dieser Teil des Luxuskonsums ist definitiv Geschichte, und da helfen auch keine in manchen US-Staaten üblichen Angebote mehr, Schulden unzuschichten oder die Privatpleite rauszuzögern.



2. Die Wohlhabenden mit Vermögen. Was immer das sein soll. Angesichts der realen Inflation, die in den meisten Ländern des Westend näher bei 10 als bei 5% liegen dürfte, und angesichts der Kursverluste von so ziemlich allem ausser dem Zeug wie Gold oder Rohstoffe, das gerade jetzt den Abschwung nachholt, verlieren diese Menschen enorme Summen. Nicht so schlimm wie damals beim Filmfonds, aber dennoch in einem alle einschliessenden Umfang, den auch Wohlhabende nicht einfach so wegstecken. Besonders übel ist die Geschichte, wenn die Altersvorsorge an die Börse gekoppelt ist. Solche Leute können etwas, das die erste Gruppe nicht kann: Rechnen. Und das A und O bei diesen Leuten ist der sichere Ruhestand. Ich kenne diese Schicht, und dort hat das Thema "Wo bringe ich mein Geld in Sicherheit" das Thema Konsum vollkommen in den Hintergrund gedrängt. Statt dessen liest man jetzt in Einruchtungsblättern sehr, sehr oft vom Stolz auf "Estate" und "Flea Market Bargain", was früher, vorsichtig gesagt, eher eine exotische Haltung war. Lebt also wohl, ihr feinen britischen Farbenmischer und Stoffweber, ihr Sattler und Marmorschneider nahe Verona.



3. Die reichen Russen, Chinesen und andere Ausbeuter aus Schwellenländern: Machten ihr Geld weniger mit den Reichen des Westens, als vielmehr mit den Hauptbetroffenen der Krise - den Mittel- und Unterschichten des Westens. Denjenigen, denen es jetzt wiklich nass reingeht. Diejenigen, die nun eben nicht mehr alle zwei Monate die Sonderangebote gewisser Kleidermärkte kaufen, sondern nur noch alle 6 Monate. Wenn es reicht. Denn die Kunden Asiens sind vor allem Menschen ohne grosse finanzielle Spielräume. Der Massenmarkt. Dessen Kunden es sich dreimal überlegen werden, ob sie jedes Jahr eine neue Glotze, eine neue Kamera oder 10 Paar superbillige chinesische Sportschuhe mit Chemiegestank brauchen. Wenn sie es nicht tun, denkt ihr Bankberater für sie. Schlecht für Schwellenländer. Schlecht für deren Börsen. Noch viel schlechter, als es ohnehin schon ist. Und die meisten ort wissen noch, was Armut bedeutet. ich glaube nicht, dass allzu viele den Rückfall für ein paar französische Täschchen riskieren werden.



4. Die Superreichen: Diejenigen, die gerade panisch ihr Geld von der UBS abziehen. Diejenigen, für die das Wort Steuernachzahlung in vielen Ländern kein Fremwort mehr ist. Diejenigen, die nachher trotzdem noch genug haben. Oder hätten. Denn auch bei denen stellt sich die Frage, ob sie in Zeiten wie diesen unbedingt noch ein 10. Auto brauchen, einen Fünftwohnsitz, eine Viertfreundin oder eine Drittyacht. Überhaupt scheint es mir so zu sein, als wäre das Bild dieser Leute geprägt durch RTL II, irgendwelche singenden Junkies bei MTV und den Leseranalysen, mit denen Vanity Fair hausieren geht. Vielleicht kenne ich die falschen Superreichen, aber da gibt es einen, der über die hohen Kosten für den Midijob seines Gärtners jammert. Ein anderer verbringt seinen Urlaub, indem er Bauer spielt und Kompott mitbringt. Ein weiterer erzählt jedem, wie billig seine Büroeinrichtung bei Ebay war. Einer von zwei mit bekannten Schwerreichen, die eine Ferrarisammlung ihr eigen nennen, musste mir seine Wohnung am Tegernsee notverkaufen - der andere ist ein nicht wirklich gesellschaftsfähiger Grossmetzger in einem Kaff in der Provinz und hat kein anderes Hobby. Luxus hat übrigens auch noch ein Haltbarkeitsproblem, das jeder sofort versteht, der einmal eine Rolex aus den 70ern in der Hand gehalten hat: In aller Regel ist er kein Wegwerfprodukt. Menschen können im Luxus vergleichsweise lange ohne weitere Ausgaben existieren. Eine Keepall altert faktisch nicht. Eine Lampe von Émile Gallé wird nicht unmodern. Aus Bakkaratgläsern kann man immer trinken. Mahagonimöbel sind praktisch unzerstörbar. Luxus ist teuer in der Anschaffung, kann aber im Betrieb sehr lange kostenneutral sein.



Bleiben also noch als letzte und 5. Gruppe Fashion Victims und diejenigen, die sich beruflich mit Luxus umgeben müssen. In meiner ganz wilden Zeit habe ich mal erlebt, wie ein bekannter Sportmoderator eines süddeutschen Staatssenders mit seinem Feund, der auch ab und zu moderiert, bei einem der besten Läden Münchens einkaufen war. Ich musste für mein Bybloshemd gar nicht wenig zahlen - die beiden TV-Persönlichkeiten dagegen bekamen eine hohe Rechnung allein für die Steuer und den Dank des Hauses, weil sie vorhatten, die Einkäufe in der Glotze vorzuführen. Ich nehme an, dass die Steueroptimierer tatsächlich bei der Stange bleiben. Die Betrüger des grauen Kapitalmarkts werden weiterhin Grafentitel brauchen, Luxusimmobilien und die passende Einrichtung. Es wird weiterhin einen globalen Markt für Luxus geben, wie auch für Autos und Toilettenpapier. Teenager werden Väter anquengeln und Berufssöhne ihr Grossmütter, man wird mehr in Rechnungen schreiben, als bezahlt wurde und Steuerberater wird man immer brauchen.

Aber ich glaube nicht, dass Luxus eine Rettung für die Wirtschaft oder auch nur einen Teilbereich sein wird. Mitunter ist das schade, denn auch Eier von freilaufenden Biohühnern kosten 120% mehr, als die billigste Mörderware. An Luxus hängt ohne Frage sehr viel Gutes, der echte Honig wie auch der Erhalt von Olivenhainen, alte Handwerkskunst und neue Begriffe von dem, was ein "gutes Leben" sein sollte. Luxus ist nicht im Mindesten nur eine Sache der Reichen; wir würden alle blöd aus der Wäsche schauen, wenn auch die Vermögenden extrem kostenorientiert ihren gesamten Konsum nach China verlagern würden. Ich habe keine Antwort auf die Frage, ob es gut oder schlecht ist, wenn jetzt vieles nicht mehr möglich ist; ich halt Steuerhinterziehung und Bestechung der Reichen für verwerflich, aber die Ausbeutung in Sweat Shops und durch 3-Euro-Friseusen, die am anderen Ende der Gesellschaft als legitim und preiswert verstanden wird, kann es eigentlich auch nicht sein. Was es in der Krise letztlich sein wird - ich weiss es nicht.

Ich kann hier nur sagen, dass keine der obigen Einrichtungsideen mehr als ein Ipod gekostet hat. Es ist mein Luxus, weil ich darin zufrieden bin und es mir bequem leisten kann, ohne ein Schwein zu sein, oder Werbung schalten zu müssen.

Mittwoch, 13. August 2008, 17:10, von donalphons | |comment

 
Vielleicht kenne ich die falschen Superreichen, aber da gibt es einen, der über die hohen Kosten für den Midijob seines Gärtners jammert

Wie widerlich.

Statt Rolex und Patek habe ich im ersten Moment prompt Rolex und Patex gelesen.

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Es gibt nur eine Art, reich zu werden: Viel einzunehmen und wenig auszugeben. Was ihn am meisten ärgert, ist das Umrechnen der Verwaltungsdauer für diesen Job auf seinen eigenen, theoretischen Lohn. Andererseits ist er wiederum zu geizig, das jemand anderes machen zu lassen. So sind sie halt. (Besagter Herr ist ungefähr eine viertel Milliarde schwer und lässt seine Frau die Schuhe kaufen)

Patek hat einen ganz netten Claim, "You never actually own a Patek Philippe. You merley look after it for the next generation." Das drückt ziemlich gut den Umgang mit Gütern aus, die einen sicher überdauern werden.

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(Irgendwann muss ich auch mal die Geschichte mit dem erst nobel aufgedrängten und dann wieder erzwungen zurückgeschickten Vollausstattung aufschreiben, mit dem der Chef einer Industrieverwaltung eine Bekannte malträtiert hat - und die ungeklärte Frage, was so einer dann damit anstellt.)

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Gab's da nicht auch schon einmal ein Dirndl, was dann zurückgeschickt werden sollte, aber durch glückliche Fügung nun eine andere Dame kleidet?

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Das war in den späten 90ern und hat was mit einer wenig geglückten Hochzeit und Trauzeugentum zu tun, und gewissen Gerüchten über dessen Beuteschema, denn die Ausstattung war, wie soll ich sagen, nicht mehr ganz so frisch, sprich, das Kleid war sicher nicht zum ersten Mal an einem Frauenkörper. *hüstel*

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"...die beiden TV-Persönlichkeiten dagegen bekamen eine hohe Rechnung allein für die Steuer und den Dank des Hauses, weil sie vorhatten, die Einkäufe in der Glotze vorzuführen."

Für die Steuer kann es nicht gewesen sein. Schon Carolin Reiber mußte vor Jahrzehnten erfahren, dass die Klamotten für den TV-Auftritt nicht nicht als Dienstkleidung absetzbar sind. Und bis heute ist das Finanzamt darin geblieben.

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Auf die Geschichte bin ich schon sehr gespannt. Landete das Kleid am Ende auch wieder bei einer Putzfrau?

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Also. Mal ganz grob gesprochen.

Nehmen wir mal an, Du hast nicht nur Deinen normalen Job, sondern auch eine kleine Firma, Geschäftszweck: Dich selbst an eine Medienfirma, Vortragssuchende, PR-Klitschen und andere verkaufen. Und diese Firma hat auf der einen Seite (hohe) Einnahmen und auf der anderen Seite (niedrige) Ausgaben. Aber je mehr berufliche bedingte Kosten man da unterbringt, desto geringer fällt der Gewinn aus. Ich würde nicht darauf wetten, dass es immer geht, aber ich hörte jüngst von jemandem, der meint, dass er darunter sehr, sehr viel machen kann, auch jenseits von Cayenne und Staubsauger. Ob es stimmt, weiss ich nicht, ich mache sowas nicht, ich bin auch kein Jurist oder Steuerberater.

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Man kann vermuten, dass der Herr danach andere, weniger renitente Damen darin sehen wollte. Die Spuren waren dennoch eher komischer Art. Ich müsste nochmal die beteiligte Dame fragen, vielleicht hat die später noch etwas erfahren.

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Man kann schon deswegen viel machen, weil Steuerprüfungen bei kleinen Firmen sehr seltene Ereignisse sind.

Aber mal ein Beispiel: Die Fernseh-Köpfe haben ja Produktionsfirmen. Dann sind die Klamotten eben Ausstattung für eine Video-Produktion. Aber das ist jetzt reine kreative Spekulation von mir.

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Treffend spekuliert.

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Ich spekuliere nachher auch ein wenig, aber legal.

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Aber nicht mit Aktien!

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1994 gab es eine Veranstaltung in Weimar (Ostdeutschland !) des volksheimstättenwerks (das aufgrund seiner sozialdemokrat. Prägung den Namen weiterhin führen darf), wo nebenbei etwas vorgestellt wurde, was bei Werbern seit 5, 6 Jahren wohl "Sanduhr-Effekt" heißt.

Nicht die Mittelschicht, der Mittelschichtskonsum schrumpft. Oben geht ... und unten. Mehr Patek und Feinkost Müller, 20Euro-Discount-Uhr und Adli ... und weniger M. Lakreux und Metzgerei Meier.

Ich glaube @mark7... berichtete aus Meerbusch von parkenden SUV´s vor Aldi.

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Ja, korrekt, Herold.
Ich bin aber nicht sicher, ob wir daraus die gleichen Schlüsse ziehen. Denn: Mindestens so interessant wie die X5er und die Touaregs vor dem Aldi ist deren auffälliges Fehlen auf dem großen Real-Parkplatz gut 1 km weiter auf Neusser Stadtgebiet.

Das heißt, man kann nicht sagen, dass sich der Konsum der Mittelschicht auf breiter Front dem Einkaufsgebaren der Unterschicht angleicht. Zudem ist nicht davon auszugehen, dass die Ententuchfrauen (Danke an Max Goldt für diesen Topos) bei Feinkost Albrecht ihren gesamten Lebensmittelbedarf decken. Da wird doch auch (wie bei unsereinem) hybrides Kaufverhalten praktiziert.

Von daher würde ich fast sagen: der Mittelschichtkonsum schrumpft nicht, denn Mittelschichtkonsum ist das, was die Mittelschicht konsumiert. Punkt. Und wenn ein Mittelschichtler sich beispielsweise einen assig großen Flachbildfernseher an die Wand dübelt, ist das auch ein Mittelschichtskauf, selbst wenns eigentlich ein Prollartikel ist. Ich meine, wer hat denn in den ersten Jahren Videorecorder gekauft, bis die Kisten auch im Bildungsbürgertum salonfähig wurden?

Wir müssen also unsere althergebrachten Indices und Maßstäbe neu justieren, wenn wir verstehen wollen, was da abläuft. Behauptungen, der Mittelschichtkonsum schrumpfe, halten meines Erachtens einer näheren Betrachtung nicht stand. Wir müssen nur genauer verstehen, was Mittelschichtkonsum hier und heute ausmacht.

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Ich beobachte das bei mir selber. Während mein Mittelschichtskonsum früher daraus bestand, auf dem Markt, in der Weinhandlung, in Feinkostläden und beim türkischen Gemüseladen um die Ecke einzukaufen, gewinnt neben Real und Karstadt Aldi immer größere Bedeutung, und sogar schon die Discounter darunter (Penny und Preiswert leben oder wie die heißen, kürzt sich PW ab), nähere mich also wieder dem Konsumverhalten meiner Studienzeit. Warum ist der Flachbildfernseher zwingend ein Prollartikel? In den ersten Jahren haben auch nicht die Malocher Videorekorder gekauft, sondern eher die Studies und das, was sich so als technische Avantgarde definierte, die Leute, die auch als erste Computer hatten (damals noch VC20 und C64).

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Stimmt,
die Ingenieure und so Leute gabs auch bei den early adopters von VCRs. Aber in der Masse waren das Leute mit Buchattrappen im Regal, die froh waren, nicht mehr das Risiko eingehen zu müssen, dem Nachbarn im Blue Movie Kino zu begegnen. Große LCD-TVs sind auch nicht per se Prollkram, aber auch da gilt: In Haushalten, in denen die Dinger prominent rumstehen, kann man gute Bücher oftmals mit der Laterne suchen. Gut, ist jetzt natürlich krass verallgemeinert.

Ansonsten fahren wir einkaufstechnisch auch das ganze Programm: Mal Indie-Biomarkt, mal Gemüsetürke am Eck, mal Edeka, ab und zu Aldi und Real. Der Wochenmarkt ist hier nicht so der Hit, das macht aber der Gemüsetürke durchaus wett. Bei dem kaufen übrigens auch die ganzen stark geschminkten Frauen in ihren fetten SUV-Boliden, die hier während ihrer Einkäufe auch gerne mal den Zebrastreifen zuparken. Die gleiche Klientel seh ich zum Teil auch beim Aldi wieder, aber kurioserweise nicht beim Biomarkt oder beim Real. Oder die schleichen sich da zu anderen Zeiten rein.

Warum ich den Real als so grausam emfinde, kann ich nicht genau sagen, aber ich geh da nur hin, wenn keine gangbare Alternative da ist - wenn etwa nach 20.00 Uhr noch was wichtiges fehlt. Den Wal-Mart am früheren Wohnort (der dann auch zum real-Markt wurde), habe ich auch gehasst wie die Pest...

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Hier auf dem Land stellt sich das Angebot an Lebensmitteln anders da. Bäuerliche Hofläden, ein Bäcker und ein Fleischer bilden die Basis.

An "Bio" und "nach 18.00" darf man keine Ansprüche stellen.

Wobei ich in der glücklichen Lage bin, beim Essen nicht aufs Geld achten zu müssen. Ähnlich wie Don würde ich aber meinen, dass eine qualitativ gute Auswahl - wenn man sie hat - und frisches Zubreiten am Ende nicht teurer kommt.

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Ich bin mir nicht sicher, ob man Schnäppchenjagd - was immer die Schnäppchen sein sollen - gleichsetzen kann mit Niedergang der Mittelschicht. Das ist halt ein ungesunder Trend zum Ramsch, der ja auch entprechend angeheizt wird, weniger eine echte Not.

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strappato, teurer im Vergleich wozu? Der Vergleich von Convenience-Food mit Selberkochen von Biogemüse hinkt ein wenig, wenn man weiß, dass man auch konventionelles Gemüse selber kochen kann.

Die 3-Euro-Frage hatten wir ja schon.

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Von Bio reden wir gar nicht. Das ist eine ähnlicher Sache wie beim "Mittelschichtskonsum". Wer was auf sich hält, will Bio haben, der Rest isst Fertigpizza. Weniger Platz für konventionelles Obst und Gemüse im Supermarkt und ein Verlust an Sorten, bei denen es keine Bioware gibt. Der "Bio-Wahn" hat es vom Prenzlauer Berg aber noch nicht in die ländliche Provinz geschafft.

Mit Hartz IV stelle ich mir das gesunde Essen auch schwer vor. Wobei mit geschicktem Einkaufen auch Selberkochen drin sein sollte.

Oft geht es mehr um den Wert, dem man der eigenen Ernährung zumisst. Wer auf das achtet, was auf den Teller kommt, gibt weniger für die innovativen Zusatzstoff- und Geschmacksstoffmischungen der Lebensmittelindustrie aus.

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Dann hatte ich Dich falsch verstanden, danke für die Erklärung, da bin ich voll bei Dir.

Ich bin auch in der glücklichen Lage, beim Lebensmittelkauf nicht jeden Cent zusammenhalten zu müssen, deswegen ist das folgende nur bloße Spekulation. Aber ich denke, dass man gerade bei sehr wenig Geld (Hartz 4 und so) mit Selberkochen noch eher auskommt als mit Fertiggerichten. Man muss dann aber wohl beim Einkauf der Grundzutaten ganz genau auf den Preis achten.

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Kosten des Gärtners: Nicht nur die echten Geldsäcke, auch die aus der zweiten Liga (bis 20 Mio) ziehen eine Wurzelbehandlung der Monatsabrechnung ihrer diensteverrichtenden Spezies vor. Wozu brauchen die eigentlich Geld ? Standardfrage in besseren Golfclubs.

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