: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 26. August 2008

Alles muss raus

Es ist nicht gerade die beste Zeit, krank zu werden und gleichzeitig die Deflation der Güter krisengeschüttelter Verbraucher zu betrachten. Oder kleiner Firmen, die ihre Betonmischer verschleudern. Oder die missliche Lage mancher Medienhäuser, deren Produkte als allererste, noch lange vor dem ersten Verkauf von überflüssigen Uhren, Möbeln und Booten bei Craigslist abbestellt werden. Was während der New Economy einen Teil der Medien die Existenz und einen anderen, selbst als Gründer involvierten Teil sehr viel Geld kostete, wird diesmal alle erwischen. Bsonders die grossen Player. Diejenigen, die dachten, man kann das Internet ruhig SPON und Myspace überlassen. Diejenigen, die schon jetzt nicht mehr per Kleinanzeige von den Notverkäufen profitieren.



Zeitungen sind mit dem Problem nicht wirklich allein. Es gab vor ein paar Wochen eine ziemlich perverse Nachricht aus Grossbritanniern: Dort ist die Anzahl der schnellen Internetverbindungen leicht rückläufig. Und wenn auch die Klickzahlen ansteigen, bringt es nicht zwingend mehr Werbegelder ins Netz. Blöderweise waren Banken und Autokonzerne die grossen Käufer von digitalen Werbeflächen. Dumm, ganz dumm gelaufen.

Legt man die Erfahrungen aus der New Economy zugrunde und passt sie der aktuellen, weitaus grösseren Krise an, darf man hier durchaus die Existenzfrage für die im Journalismus Tätigen aufwerfen. Damit einher geht das Problem der inneren Veränderungen der Medienstruktur, mit einer meiner Meinung nach nicht unwahrscheinlichen Zukunft, in der das Internet mehr oder weniger kostenlos alle niederen und dümmeren Belange, gerne auch mit vom Nutzer kostenlos generierten Inhalten, befriedigen wird. Irgendwo zwischen Download und Youporn, Nachrichtenkurzform und Schnelltrash, die Rundumversorgung für niedrige Ansprüche und Notverkäufe vom sexuellen Dienst bis zum Kinderwagen.

Und auf der anderen Seite die publizistische Antwort auf gated Communities: Herrschaftswissen, teuer und an Menschen orientiert, die zahlen, weil sie sich davon einen Profit erwarten. Einen Nutzen, der sich auch in noch besserer Abgrenzung äussern kann. Etwas, das "Innen" Abweichler auf Linie bringt, das einen antisozialen Mainstream hervorbringt, wie es von Cicero, Rich, Park Avenue, AD, Brandeins und Monocle mit wechselndem, meist aber begrenztem Erfolg schon etwas länger versucht wird. Weil sie noch nicht Teil dessen sind, was sie beliefern möchten, aber da werden sie schon noch lernen.

Man sollte mit Grippe ins Bett gehen und keine Mails von Kollegen lesen, keine Blogs anschauen, die inzwischen feige das Maul halten, wenn die Inhaltemafia bei ihnen wirbt, man sollte auch nicht zu sehr überlegen, was eigentlich das system noch zusammenhält und wem überhaupt noch etwas daran liegt, ausser den Spiessern vielleicht, die ihre Existenzberechtigung verlieren, wenn die da oben nicht mehr gegen die da unten abgeschirmt sein müssen, weil man zu weit auseinander ist und die da unten die da oben mit dem Geldtrash verwechselt wird, den Unterschichtenmedien als "oben" darstellen. Man sollte es vielleicht auch gar nicht zu erklären versuchen, man kann dabei nur verlieren; wenn schon diese Krise kaum einen dazu bringt, sich mit Bankenregulierung zu beschäftigen, warum sollten dann die Folgen von unumkehrbarer Umverteilung stören, die sich weder von den Lafontaines noch von Statistiken adäquat beschreiben lassen.

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Empfehlung heute - Sicherer Boden

Ich bin inzwischen so weit, dass ich gar keinem mehr traue. Es sind ganz schlechte Zeiten für Vertrauen. Ich würde nichts kaufen, was man nicht anfassen und selbst überprüfen kann. Itha jedoch hat sich mal diverse börsennotierten Immobilienunternehmen und Wertpapiere angeschaut und die Besseren von den nicht Besseren - um das mal vorsichtig zu formulieren - getrennt. (Bei British Land jedoch wäre ich mehr als nur vorsichtig, egal welche Dividende die bieten. Allein schon wegen der Währungsrisiken des britischen Pfundes.)

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