Alles muss raus
Es ist nicht gerade die beste Zeit, krank zu werden und gleichzeitig die Deflation der Güter krisengeschüttelter Verbraucher zu betrachten. Oder kleiner Firmen, die ihre Betonmischer verschleudern. Oder die missliche Lage mancher Medienhäuser, deren Produkte als allererste, noch lange vor dem ersten Verkauf von überflüssigen Uhren, Möbeln und Booten bei Craigslist abbestellt werden. Was während der New Economy einen Teil der Medien die Existenz und einen anderen, selbst als Gründer involvierten Teil sehr viel Geld kostete, wird diesmal alle erwischen. Bsonders die grossen Player. Diejenigen, die dachten, man kann das Internet ruhig SPON und Myspace überlassen. Diejenigen, die schon jetzt nicht mehr per Kleinanzeige von den Notverkäufen profitieren.
Zeitungen sind mit dem Problem nicht wirklich allein. Es gab vor ein paar Wochen eine ziemlich perverse Nachricht aus Grossbritanniern: Dort ist die Anzahl der schnellen Internetverbindungen leicht rückläufig. Und wenn auch die Klickzahlen ansteigen, bringt es nicht zwingend mehr Werbegelder ins Netz. Blöderweise waren Banken und Autokonzerne die grossen Käufer von digitalen Werbeflächen. Dumm, ganz dumm gelaufen.
Legt man die Erfahrungen aus der New Economy zugrunde und passt sie der aktuellen, weitaus grösseren Krise an, darf man hier durchaus die Existenzfrage für die im Journalismus Tätigen aufwerfen. Damit einher geht das Problem der inneren Veränderungen der Medienstruktur, mit einer meiner Meinung nach nicht unwahrscheinlichen Zukunft, in der das Internet mehr oder weniger kostenlos alle niederen und dümmeren Belange, gerne auch mit vom Nutzer kostenlos generierten Inhalten, befriedigen wird. Irgendwo zwischen Download und Youporn, Nachrichtenkurzform und Schnelltrash, die Rundumversorgung für niedrige Ansprüche und Notverkäufe vom sexuellen Dienst bis zum Kinderwagen.
Und auf der anderen Seite die publizistische Antwort auf gated Communities: Herrschaftswissen, teuer und an Menschen orientiert, die zahlen, weil sie sich davon einen Profit erwarten. Einen Nutzen, der sich auch in noch besserer Abgrenzung äussern kann. Etwas, das "Innen" Abweichler auf Linie bringt, das einen antisozialen Mainstream hervorbringt, wie es von Cicero, Rich, Park Avenue, AD, Brandeins und Monocle mit wechselndem, meist aber begrenztem Erfolg schon etwas länger versucht wird. Weil sie noch nicht Teil dessen sind, was sie beliefern möchten, aber da werden sie schon noch lernen.
Man sollte mit Grippe ins Bett gehen und keine Mails von Kollegen lesen, keine Blogs anschauen, die inzwischen feige das Maul halten, wenn die Inhaltemafia bei ihnen wirbt, man sollte auch nicht zu sehr überlegen, was eigentlich das system noch zusammenhält und wem überhaupt noch etwas daran liegt, ausser den Spiessern vielleicht, die ihre Existenzberechtigung verlieren, wenn die da oben nicht mehr gegen die da unten abgeschirmt sein müssen, weil man zu weit auseinander ist und die da unten die da oben mit dem Geldtrash verwechselt wird, den Unterschichtenmedien als "oben" darstellen. Man sollte es vielleicht auch gar nicht zu erklären versuchen, man kann dabei nur verlieren; wenn schon diese Krise kaum einen dazu bringt, sich mit Bankenregulierung zu beschäftigen, warum sollten dann die Folgen von unumkehrbarer Umverteilung stören, die sich weder von den Lafontaines noch von Statistiken adäquat beschreiben lassen.
Zeitungen sind mit dem Problem nicht wirklich allein. Es gab vor ein paar Wochen eine ziemlich perverse Nachricht aus Grossbritanniern: Dort ist die Anzahl der schnellen Internetverbindungen leicht rückläufig. Und wenn auch die Klickzahlen ansteigen, bringt es nicht zwingend mehr Werbegelder ins Netz. Blöderweise waren Banken und Autokonzerne die grossen Käufer von digitalen Werbeflächen. Dumm, ganz dumm gelaufen.
Legt man die Erfahrungen aus der New Economy zugrunde und passt sie der aktuellen, weitaus grösseren Krise an, darf man hier durchaus die Existenzfrage für die im Journalismus Tätigen aufwerfen. Damit einher geht das Problem der inneren Veränderungen der Medienstruktur, mit einer meiner Meinung nach nicht unwahrscheinlichen Zukunft, in der das Internet mehr oder weniger kostenlos alle niederen und dümmeren Belange, gerne auch mit vom Nutzer kostenlos generierten Inhalten, befriedigen wird. Irgendwo zwischen Download und Youporn, Nachrichtenkurzform und Schnelltrash, die Rundumversorgung für niedrige Ansprüche und Notverkäufe vom sexuellen Dienst bis zum Kinderwagen.
Und auf der anderen Seite die publizistische Antwort auf gated Communities: Herrschaftswissen, teuer und an Menschen orientiert, die zahlen, weil sie sich davon einen Profit erwarten. Einen Nutzen, der sich auch in noch besserer Abgrenzung äussern kann. Etwas, das "Innen" Abweichler auf Linie bringt, das einen antisozialen Mainstream hervorbringt, wie es von Cicero, Rich, Park Avenue, AD, Brandeins und Monocle mit wechselndem, meist aber begrenztem Erfolg schon etwas länger versucht wird. Weil sie noch nicht Teil dessen sind, was sie beliefern möchten, aber da werden sie schon noch lernen.
Man sollte mit Grippe ins Bett gehen und keine Mails von Kollegen lesen, keine Blogs anschauen, die inzwischen feige das Maul halten, wenn die Inhaltemafia bei ihnen wirbt, man sollte auch nicht zu sehr überlegen, was eigentlich das system noch zusammenhält und wem überhaupt noch etwas daran liegt, ausser den Spiessern vielleicht, die ihre Existenzberechtigung verlieren, wenn die da oben nicht mehr gegen die da unten abgeschirmt sein müssen, weil man zu weit auseinander ist und die da unten die da oben mit dem Geldtrash verwechselt wird, den Unterschichtenmedien als "oben" darstellen. Man sollte es vielleicht auch gar nicht zu erklären versuchen, man kann dabei nur verlieren; wenn schon diese Krise kaum einen dazu bringt, sich mit Bankenregulierung zu beschäftigen, warum sollten dann die Folgen von unumkehrbarer Umverteilung stören, die sich weder von den Lafontaines noch von Statistiken adäquat beschreiben lassen.
donalphons, 01:45h
Dienstag, 26. August 2008, 01:45, von donalphons |
|comment
auch-einer,
Dienstag, 26. August 2008, 11:23
aber da sind wir doch schon, dass ich im internet für das, was mich interessiert, zahle.
für die befriedigung der niederen triebe entweder mit kreditkarte oder abzocke, letzteres kann teurer kommen.
für die befriedigung persönlicher neugier, also die tägliche presseschau, per werbung. wenn die in zukunft weniger wird, wird auch der qualitätsjournalismus im netz weniger. fängt doch schon an, erinnert sich noch jemand, wie übersichtlich früher die homepages der grösseren zeitungen gestaltet waren?
für die angebote der rundfunksender bezahle ich schon heute, der gez sei dank. für die angebote des bundes und der länder habe ich auch schon bezahlt. wer englisch kann, ist da im vorteil.
für geldwerte informationen zahle ich schon heute, das muss es mir wert sein.
für die befriedigung der niederen triebe entweder mit kreditkarte oder abzocke, letzteres kann teurer kommen.
für die befriedigung persönlicher neugier, also die tägliche presseschau, per werbung. wenn die in zukunft weniger wird, wird auch der qualitätsjournalismus im netz weniger. fängt doch schon an, erinnert sich noch jemand, wie übersichtlich früher die homepages der grösseren zeitungen gestaltet waren?
für die angebote der rundfunksender bezahle ich schon heute, der gez sei dank. für die angebote des bundes und der länder habe ich auch schon bezahlt. wer englisch kann, ist da im vorteil.
für geldwerte informationen zahle ich schon heute, das muss es mir wert sein.
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donalphons,
Dienstag, 26. August 2008, 13:38
Früher war die ganze Süddeutsche frei und online und ohne Klickstricherei. Früher...
Man muss vielleicht nur die Linie von dem Punkt ziehen, wo wir mal waren, bis dorthin, wo wir sind und dann ein paar Jahre weiterdenken. Ich befürchte, das Internet verkommt zu einem Rundumkanal a la Privatfernsehen, und bei den besseren Angeboten wird sich die Erkenntnis durchsetzen, dass man Geld durch Verknappung verdient. Ich suche nach Anlass zum Optimismus, finde aber nicht wirklich viel, was ihn begründen könnte. Andersrum ist es leider leichter.
Man muss vielleicht nur die Linie von dem Punkt ziehen, wo wir mal waren, bis dorthin, wo wir sind und dann ein paar Jahre weiterdenken. Ich befürchte, das Internet verkommt zu einem Rundumkanal a la Privatfernsehen, und bei den besseren Angeboten wird sich die Erkenntnis durchsetzen, dass man Geld durch Verknappung verdient. Ich suche nach Anlass zum Optimismus, finde aber nicht wirklich viel, was ihn begründen könnte. Andersrum ist es leider leichter.
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auch-einer,
Dienstag, 26. August 2008, 16:46
anlass zum optimismus kann die hausbibliothek bieten, deren wertschätzung in dem umfang steigt, wie die des internet abnimmt.
sonderbarer gedanke: die zeit, in der ein medium am intensivsten genutzt wird, leitmedium ist, nimmt stark ab.
(bücher waren von jean paul bis zu den manns etwa 200 jahre angesagt. zeitungen brauchten für den weg von scherl bis springer fünfundsiebzig jahre. das radio war in fünfzig jahren von der goebbelsschnauze zur klangtapete geworden.
das fernsehen war vielleicht dreissig jahre leitmedium bis es zum sedativum für die nicht ganz so gebildeten stände verkam. das internet brauchte dafür gerade noch gute zehn jahre).
sonderbarer gedanke: die zeit, in der ein medium am intensivsten genutzt wird, leitmedium ist, nimmt stark ab.
(bücher waren von jean paul bis zu den manns etwa 200 jahre angesagt. zeitungen brauchten für den weg von scherl bis springer fünfundsiebzig jahre. das radio war in fünfzig jahren von der goebbelsschnauze zur klangtapete geworden.
das fernsehen war vielleicht dreissig jahre leitmedium bis es zum sedativum für die nicht ganz so gebildeten stände verkam. das internet brauchte dafür gerade noch gute zehn jahre).
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