Trostlos

Nicht einmal mit auf Augenhöhe vorbeitreibenden Wolken mag mir Fontane, selbst in Leder gebunden, zusagen. Fontane und ich, das geht nicht zusammen, weder in der Mark Brandenburg noch am See.



Dann doch lieber, dick eingepackt, im englischen Wetter erneut den Mönch von M. G. Lewis gelesen.

Dienstag, 28. Oktober 2008, 23:42, von donalphons | |comment

 
Eine der grössten Strafen, die ich mir je selbst habe zuteil werden lassen, war der Versuch, die Wanderungen durch die Mark zu lesen. Fürchterliches Geschwätz. In der Mitte des zweiten Buches habe ich aufgehört.

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Lass uns im Schneesturm das Stifser Joch rauffahren, danach sind Wanderungen in der Mark wieder ein Vergnügen. Bei mehr als minus 10 Grad!

Wobei ich beim Anlesen auch das Gefühl einer geistigen Erfrierung hatte.

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Mögen mich
Germanistikdozenten und Deutschlehrer steinigen, aber für mich bleibts dabei, dass Fontane ein fürchterlicher Langweiler ist.

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Seltsamerweise schätze ich ansonsten durchaus Gesellschaftsliteratur, aber Fontanes Figuren möchte ich schlagen, mit Jauche bekübeln und in den Dienstbotentrakt sperren, damit sie etwas sinnvolles tun.

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Es gab Literaturkundige,
die mir durchaus plausibel und nachvollziehbar darlegten, worin genau Fontanes Verdienste um die Literatur lagen, welche neuen Wege er mit Form und Inhalt beschritten hat. Und trotzdem konnte ich weder mit "Effi Briest" noch mit dem "Stechlin" viel anfangen, es ist einfach alles nur zäh und öde. Ich schaffe es nicht mal, so viel Erregung zu mobilisieren über die blassen Figuren, dass mich Verlangen nach Gewalttätigkeit ankäme. Es regiert die große Gleichgult.

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Solange ich hinterher nichts von Fontane über so eine Reise lesen muss, könnte das ja vielleicht noch auszuhalten sein.

Und ja, Mark. Fontane ist ein fürchterlicher Langweiler.

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Ich fand Fontane lange entsetzlich - wieder mal ein Schriftstelelr, der einen durch die Schulbesprechung von Effi Briest gründlich ausgetrieben wird. Lasst den Stechlin und die Effi erst einmal beiseite und lest die kleinen Novellen.

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Vielleicht sind es meine brandenburgischen Gene, aber ich hab auch nichts gegen Fontane. Außerhalb des Unterrichts ging das mit mir und Effi, mit den Irrungen und den Wirrungen und auch, was Theodor aus Schottland zu berichten wußte, stieß auf mein Interesse. (Aber der Mönch ist natürlich auch eine gute Wahl.)

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Es gibt einfach Literatur, die, sagen wir mal, zeitgebunden ist. Wilhelm Raabe ist auch so ein unlesbarer Fall. Fontane hat wie manch anderen mindere Talent - Gottfried Keller! - das Glück, von Deutschlehrern künstlich am Klassikerleben gehalten zu werden. Es geht nicht. Es geht einfach nicht.

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Mir geht's wie der Lady Andreaffm: - ich habe brandenburgische Gene (das Dorf K., in dem meine Vorfahren pasterten, gehörte wiewohl östlich der Oder zur Provinz Brandenburg), und Fontane beschreibt genau die Welt, aus der ich abstamme und aus der ich auch noch mündliche Überlieferung der inzwischen komplett ausgestorbenen Großelterngeneration kenne.

Außerdem hat er einem minderen Unsympathen in 'Vor dem Sturm' unseren Nachnamen gegeben, weil er in seiner Schulzeit mit irgendeinem Ur-urgroßonkel in dessen Zeit als Kandidat der Theologie (= Nachhilfelehrer!) wohl minder erfreuliche Erfahrungen hatte; das hat aber meine Sippschaft nicht davon abgehalten, Fontane mit großer Begeisterung zu lesen.

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wie wärs mit eugene sue, die geheimnisse von paris?

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Bei Novemberwetter geht eigentlich nur Flaubert, vorzugsweise während eines verlängerten Wochenendes in Brügge.

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Bedaure, aber Flaubert finde ich so angenehm wie Darmgrippe. Eher hätte ich an Maupassant gedacht.

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Wenn schon Brügge im November dann mit Rodenbachs "Bruges-La-Morte".

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Oder im Kino: In Bruges von Martin McDonagh, sehr amüsant.

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Nicht zu vergessen den Katalog "Memling und seine Zeit", Brügge in der frühen Renaissance.

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ich kann es ja nachvollziehen,
aber irgendwie muss hier noch die kontroverse rein!

also ich empfähle zum verständnis erst mal schwereres: bourdieu, die feinen unterschiede und dann, wenn es geschnackelt hat, wer mit was gemeint ist, pasolini, vita violenta.

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